Schweres Finale in Bern nichts für reine Sprinter?

Degenkolb hofft auf "Bock der Anderen, sich die Fresse zu polieren"

Von Felix Mattis aus Culoz

Foto zu dem Text "Degenkolb hofft auf
John Degenkolb (Giant-Alpecin) in Culoz. | Foto: Cor Vos

18.07.2016  |  (rsn) - Die Schlusswoche der Tour hat es in sich. Bis zum großen Finale auf den Champs-Élysées stehen noch vier Hochgebirgsetappen auf dem Programm - zwei davon mit Bergankunft, eine als Bergzeitfahren. Die Sprinter schauen den kommenden Tagen daher wenig vorfreudig entgegen. Trotzdem wittern die unter ihnen, die ansteigende Finals mögen, zum Wochenbeginn noch eine Chance: Die 16. Etappe von Morains-en-Montagne durchs Jura in die Schweiz und an Neuchatel vorbei nach Bern ist zwar hügelig, aber nicht übermäßig schwer. Das Peloton könnte geschlossen in Bern ankommen.

"Ich hoffe, dass eine etwaige Spitzengruppe am Ende wieder eingeholt wird", sagte John Degenkolb (Giant-Alpecin) radsport-news.com nach der schweren 15. Etappe über den Grand Colombier im Zielort Culoz, den er Seite an Seite mit Kumpel Marcel Kittel (Etixx-Quick-Step) als 181. 29:10 Minuten nach Tagessieger Jarlinson Pantano (IAM) erreicht hatte.

Einen echten Massensprint darf man in Bern allerdings wohl nicht erwarten, denn das Etappenfinale ist technisch wie topografisch anspruchsvoll. Gut zwei Kilometer vor dem Ziel wird es auf Kopfsteinpflaster sehr kurvig, bevor die Aare überquert wird und hin zur Flamme Rouge eine 600 Meter lange Steigung bei 6,5 Prozent wartet. Der Schlusskilometer führt dann schnurstracks geradeaus und verliert drei Höhenmeter.

"Morgen ist mit Sicherheit kein Sprint", sagte deshalb André Greipel (Lotto-Soudal) in Culoz. "Zumindest kein reiner Sprint für uns Sprinter." Der Deutsche Meister überstand die rund 4.000 Höhenmeter umfassende Kletterpartie vom Sonntag wie Degenkolb und Kittel im Gruppetto ohne größere Schwierigkeiten. "Mit Sicherheit war das nicht das, was uns Spaß macht. Aber nach dem ersten Berg sind wir wieder ans Feld rangekommen und konnten nach etwa 100 Kilometern das Gruppetto formen. Ich war nicht in Problemen", erklärte er.

Und auch Degenkolb war, abgesehen von den großen Anstrengungen, zufrieden mit dem Tag. "Es ging vom Start weg schnell los, und wenn die Gruppen gehen, sehe ich davon natürlich nichts. Das höre ich alles nur im Radio", so der 27-Jährige. Doch als die rund 30-köpfige Spitzengruppe stand, die letztlich den Tagessieg unter sich ausmachen sollte, kehrte im Feld Ruhe ein, so dass die Sprinter bis zum Fuß des Grand Colombier dabei bleiben konnten. "Dort habe ich noch geholfen, Warren mit vorne rein zu bringen, und dann sind wir alle nur noch unser Tempo gefahren", so Degenkolb.

Auf dem Weg nach Bern wird sein Team nun hart für ihn arbeiten müssen, um die wahrscheinlich erneut recht große Ausreißergruppe in Reichweite zu behalten. Doch auch wenn sich Greipel und Co. keine Chancen ausrechnen, dürfte Giant-Alpecin Teams mit ähnlichen Interessen finden.

Peter Sagan (Tinkoff) würde ein Sprint um den Tagessieg in Bern sicher gut schmecken, um seinen Vorsprung in der Punktewertung frühzeitig in richtung Uneinholbarkeit auszubauen. Und auch Michael Matthews (Orica-BikeExchange), Greg Van Avermaet (BMC), Edvald Boasson Hagen (Dimension Data) oder Alexander Kristoff (Katusha) bietet Bern eine Chance auf den Tagessieg. Außerdem wird Lokal-Matador Fabian Cancellara (Trek-Segafredo) auf diese Etappe brennen, und auch sein Schweizer Landsmann Michael Albasini (Orica-BikeExchange) liegt das Finale von Bern.

"Es hängt nicht alles von uns ab", meinte deshalb Degenkolb. "Natürlich müssen wir unseren Beitrag leisten, aber sicher liegt es auch viel an der Taktik der Anderen und wie viel Bock sie noch darauf haben, sich vorne die Fresse zu polieren."

Mehr Informationen zu diesem Thema

14.07.2020Video-Rückblick: Froome joggt 2016 den Ventoux hinauf

(rsn) – Heute vor vier Jahren erlaubten staunende Zuschauer am Mont Ventoux das Finale eines denkwürdigen Tour-Tages. Nach einem Sturz im Schlussanstieg der 12. Etappe rannte Chris Froome am Franz

27.07.2016Nibali hatte bei der Tour schon Rio im Blick

(rsn) – Vincenzo Nibali hat verärgert auf die Kritik an seinen Leistungen bei der am Sonntag zu Ende gegangenen Tour de France reagiert. Der Italiener und sein Astana-Team waren ohne Etappensieg ge

26.07.2016Erneuter Tour-Ausstieg der ARD darf kein Thema sein

(rsn) - Drei Wochen Tour de France. Ein paar Tage "als Fan" selbst dabei. Den großen Rest aber am Bildschirm. Bis zum grandiosen Schlussakkord auf den Champs Elysees, gesetzt im "Sprint des Jahres" v

26.07.2016Quintana will weiter für seinen Gelben Traum kämpfen

(rsn) – Kolumbien muss weiter auf seinen ersten Tour-de-France-Sieger warten. Auch im dritten Anlauf hat es Nairo Quintana nicht geschafft – doch noch nie war der Movistar-Kapitän weiter vom Gelb

26.07.2016Künftig ein britisches Duell um das Gelbe Trikot?

(rsn) – Wie sein berühmter Landsmann Bradley Wiggins wird auch Adam Yates in die Geschichtsbücher des Radsports eingehen. War der mittlerweile 36-jährige Stundenweltrekordler vor vier Jahren der

26.07.2016Kittel kam bei der Tour in keinen "richtigen Flow"

(rsn) – Bei André Greipel (Lotto Soudal) lief am Sonntag auf den Champs-Élysées alles nach Wunsch. Wie bereits 2104 gewann der Deutsche Meister die prestigeträchtige Abschlussetappe der 103. Tou

26.07.2016Hektische Sprints und Cavendish machten Greipel das Leben schwer

(rsn) – Nach drei teils frustrierenden Wochen schien für André Greipel (Lotto Soudal) doch noch die Sonne. Am Sonntagabend holte sich der Deutsche Meister in Paris auf den Champs-Élysées den so

25.07.2016Bardet zum dritten Mal in Folge in Paris auf dem Tour-Podium

(rsn) – Romain Bardet hat den heimischen Fans die Tour de France gerettet. Der 25 Jahre alte Kapitän der Ag2R-Equipe legte auf den letzten drei Tagen ein Finale sondergleichen hin, sicherte sich au

25.07.2016Kittel: Erst durch Defekte gestoppt, dann im Finale kraftlos

(rsn) – Zum großen Finale der 103. Tour de France wollten Marcel Kittel und sein Etixx-Quick-Step-Team nochmals zuschlagen. Der Erfurter, der bereits 2013 und 2014 jeweils den Schlussakkord auf den

25.07.2016Jogging-Einlage in Gelb und ein machtloser Herausforderer

(rsn) - Nach drei Wochen Tour de France fallen die Bilanzen der 22 teilnehmenden Mannschaften ganz unterschiedlich aus. Radsport News listet die Erfolge und Misserfolge auf. Wir präsentieren die Team

25.07.2016Dominator in Grün und Schweizer Coup durch einen Kolumbianer

(rsn) - Nach drei Wochen Tour de France fallen die Bilanzen der 22 teilnehmenden Mannschaften ganz unterschiedlich aus. Radsport News listet die Erfolge und Misserfolge auf. Wir präsentieren die Team

25.07.2016Kollision mit dem Teufelslappen und ein fataler Entschluss

(rsn) - Nach drei Wochen Tour de France fallen die Bilanzen der 22 teilnehmenden Mannschaften ganz unterschiedlich aus. Radsport News listet die Erfolge und Misserfolge auf. Wir präsentieren die Team

Weitere Radsportnachrichten

11.09.2025Almeida: “Das Leben basiert auf ‘Was-Wäre-Wenns‘“

(rsn) – Im verkürzten Zeitfahren der Vuelta a Espana hat sich Filippo Ganna (Ineos Grenadiers) seinen zweiten internationalen Sieg dieser Saison gesichert. Auf der 18. Etappe war er nach 12,2 Kilom

11.09.2025Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 18. Etappe

(rsn) - 184 Profis aus 23 Teams sind am 23. August in Turin in Norditalien zur 80. Vuelta a Espana (2.UWT) angetreten. 3151 Kilometer ist die Spanien-Rundfahrt in diesem Jahr lang, nicht weniger als

11.09.2025Ganna gewinnt Zeitfahren, Almeida macht Zeit auf Vingegaard gut

(rsn) – Top-Favorit Filippo Ganna (Ineos Grenadiers) hat das Einzelzeitfahren der 80. Vuelta a Espana gewonnen. Der zweimalige Weltmeister aus Italien benötigte für den auf 12,2 Kilometer verkürz

11.09.2025Bredewold springt für gestürzte Kopecky in die Bresche

(rsn) – Nach ihrem Auftaktsieg bei der Tour de l´Ardèche (2.1) hat Weltmeisterin Lotte Kopecky (SD Worx – Protime) nach einem Sturz auf der 3. Etappe die Rundfahrt vorzeitig verlassen müssen. D

11.09.2025Del Toro clever und stark: Mexikaner gewinnt Coppa Sabatini

(rsn) – Isaac Del Toro (UAE – Emirates – XRG) hat bei den italienischen Herbstklassikern weiterhin alles unter Kontrolle. Der 21-jährige Mexikaner sicherte sich in der Toskana auch die 73. Copp

11.09.2025Coquard bleibt bei Cofidis, Juul-Jensen verlängert mit Jayco

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

11.09.2025Nach Giro-Sturz: Brenner wollte Karriere beenden

(rsn) – Auch wenn er beim Giro della Toscana nicht ins Ziel kam, so ist die Tatsache, dass Marco Brenner (Tudor) erstmals nach seinem Sturz auf der 19. Etappe des Giro d’Italia wieder ein Radrenne

11.09.2025Gall hofft für die letzten Vuelta-Tage auf bessere Beine

(rsn) – Felix Gall (Decathlon – AG2R La Mondiale) gehört zu denjenigen Fahrern, die über die Verkürzung des heutigen Einzelzeitfahrens der Vuelta a Espana nicht traurig sein dürften. Auf den j

11.09.2025Pogacar äußert Verständnis für Ayusos vorzeitigen Abschied

(rsn) – Tadej Pogacar hat Verständnis für den vorzeitigen Abschied von Juan Ayuso UAE – Emirates – XRG, will sich aber offensichtlich nicht in den Disput zwischen dem Spanier und dem Team einm

11.09.2025Startzeiten des Einzelzeitfahrens der Vuelta a Espana 2025

(rsn) – Oscar Riesebeek (Alpecin – Deceuninck) wird um 14:45 Uhr in Valladolid das Einzelzeitfahren der 80. Vuelta a Espana eröffnen. Aus Sicherheitsbedenken wegen auch für die 18. Etappe zu erw

10.09.2025Zeitfahren aus Sicherheitsgründen von 27,2 auf 12,2 km gekürzt

(rsn) – In Valladolid steht das einzige Einzelzeitfahren dieser Vuelta auf dem Programm. Der eigentlich 27,2 Kilometer lange, flache Parcours wurde am Vorabend der Etappe auf 12,2 Kilometer gekürzt

10.09.2025Vingegaard: “Diese Tage muss man eben überstehen“

(rsn) – Kaum etwas gewonnen hat Jonas Vingegaard (Visma – Lease a Bike) auf der 17. Etappe der Vuelta a Espana. Im schweren Schlussanstieg konnte der Däne keinen Unterschied machen. Immerhin: Se

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • La Vuelta Ciclista a Espana (2.UWT, ESP)
  • Radrennen Männer

  • Turul Romaniei (2.2, ROU)