Weltmeister gewinnt 11. Tour-Etappe vor dem Briten

Sagan & Froome fliegen auf der Windkante der Konkurrenz davon

Foto zu dem Text "Sagan & Froome fliegen auf der Windkante der Konkurrenz davon"
Peter Sagan (Tinkoff) und Chris Froome (Sky) düpierten auf der 11. Tour-Etappe die Konkurrenten. | Foto: Cor Vos

13.07.2016  |  (rsn) – Chris Froome (Sky) hat mit einer weiteren überraschenden Aktion seine Konkurrenten im Kampf um den Gesamtsieg der Tour de France einen zweiten Schlag versetzt. Der Titelverteidiger folgte rund elf Kilometer vor dem Ziel der 11. Etappe einer Attacke von Peter Sagan (Tinkoff), mit der sich der Weltmeister bei starkem Seitenwind gemeinsam mit seinem Teamkollegen Maciej Bodnar von der Spitze des Feldes  löste. Froome roch den Braten, sprang gemeinsam mit seinem Helfer Geraint Thomas an Sagans Hinterrad und kam nach 162,5 Kilometer von Carcassonne nach Montpellier sechs Sekunden vor dem jagenden Feld ins Ziel.

Der 31-jährige Brite war im Sprint gegen den Slowaken zwar chancenlos, kassierte für den zweiten Platz aber weitere sechs Bonussekunden und baute damit den Vorsprung gegenüber seinen nächsten Verfolgern um jeweils zwölf Sekunden aus. Sein Landsmann Adam Yates (Rica-Bike-Exchange) liegt nun 28 Sekunden hinter Froome, der Ire Daniel Martin (Etixx-Quick-Step) hat 31 Sekunden Rückstand /+0:19). Nairo Quintana (Movistar) liegt als Vierter 35 Sekunden hinter dem Titelverteidiger. Verlierer des turbulenten Tages waren der bisherige Gesamtfünfte Joaquim Rodriguez (Katusha) und der Neunte Louis Meintjes (Lampre-Merida), die aus den Top Ten herausfielen.

"Als ich sah, wie Sagan zehn Kilometer vor dem Ziel angriff, dachte ich mir, da muss ich hinterher. Letztlich war das genau richtig. Es war nicht einfach, ich war natürlich auch am Anschlag“, sagte ein zufriedener Froome zu Eurosport. "Ich hoffe, dass ich nicht zu viel Kraft vor der Etappe zum Mont Ventoux verloren habe. Aber das heute war eine schöne Überraschung für mich und es war schon super, ein bisschen Zeit rauszuholen.“

Mann des Tages war allerdings Sagan, der im Finale clever eine Tempoverschärfung des Schweizers Fabian Cancellara (Trek-Segafredo) zu einer Konterattacke genutzt hatte. Das Tinkoff-Sky-Quartett fuhr sich auf das Feld, in dem zu spät die Verfolgung organisiert wurde, einen Vorsprung von bis zu 25 Sekunden heraus. Thomas und Bodnar stellten sich dabei ganz in den Dienst ihrer Kapitäne die, dann den Sieg unter sich ausmachten – mit dem besseren Ende für Sagan.

"Ich hoffe, dass ihr alle Spaß habt an meiner Fahrweise. Mir macht es nicht immer Spaß, es ist oft ganz schön hart. Aber heute war wirklich ein guter Tag. Ich bin sehr zufrieden“, strahlte der 26-Jährige nach seinem zweiten Etappensieg bei dieser Tour, mit dem er seine Führung in der Punktewertung gegenüber Mark Cavendish (Dimension Data) auf stolze 90 Punkte ausbaute.

Dabei wollte Sagan eigentlich seinem Teamkollegen Bodnar den Vortritt lassen. “Er hat eine unglaubliche Arbeit verrichtet. Aber dann ist Chris angetreten, und da musste ich hinterher. Schließlich wollten wir heute gewinnen. Heute waren wir die Stärksten, auch dank Chris Froome, der mit uns zusammengearbeitet hat“, lobte Sagan den Träger des Gelben Trikots.

Eine bittere Niederlage mussten in Montpellier neben Froomes Konkurrenten auch die Sprinter einstecken. Marcel Kittel (Etixx-Quick-Step) und André Greipel (Lotto Soudal) schickten ebenso wie Kristoff zwar ihre Helfer nach vorn, um doch noch den Massensprint zu erzwingen. Es half aber alles nichts. Nicht mehr dabei war im Finale der dreimalige Etappensieger Mark Cavendish (Dimension Data), der 7,5 Kilometer vor dem Ziel durch einen Plattfuß gestoppt wurde..

“Es war ein echt krasser Tag. Wir sind auf der Windkante richtig schnell gefahren. Es war wahnsinnig viel Nervosität im Feld und am Ende hat es richtig viel Körner gekostet. Wir haben uns als Mannschaft nicht gefunden“, sagte der enttäuschte Kittel im Ziel.

Dagegen lief für das Sky-Team alles nach Wunsch. Gleich nach dem Start schickte Froome zwei seiner Helfer in die Offensive und läutete damit eine spektakuläre Etappe ein. Allerdings bildeten dann der Französische Meister Arthur Vichot (FDJ) und der Australier Leigh Howard (IAM) die kleine Ausreißergruppe des Tages, die das Feld nach wenigen Kilometern ziehen ließ. Mehr als das Duo machte den Verfolgern der starke Wind zu schaffen, der mit Spitzen bis zu 70 km/h aus nordwestlicher Richtung blies. Vor allem in der Anfangsphase des Rennens kam es auch deshalb immer wieder zu Stürzen, die größtenteils glimpflich ausgingen. Ausnahme war der Belgier Jürgen Van den Broeck (Katusha), der mit Schulterbruch ausschied.

Vichot und Howard bekamen einen maximalen Vorsprung von knapp fünf Minuten zugestanden. Danach übernahmen Lotto Soudal und Tinkoff das Kommando – und es waren Sagans Helfer, die mit einer Tempoverschärfung auf der Windkante das Feld ein erstes Mal teilten. Leidtragende waren Vichot und Howard, die bereits 60 Kilometer vor dem Ziel wieder eingefangen waren. Zuvor hatte sich der Franzose zumindest die beiden Bergwertungen des Tages gesichert. Danach fiel das Tempo zwischenzeitlich in sich zusammen, so dass die abgehängten Fahrer wieder aufschließen konnten, bis 75 Kilometer vor dem Ziel eine weitere Attacke von Trek-Segafredo das Feld in gleich fünf Staffeln zerlegte.

Auch Sky beteiligte sich immer wieder an den Tempoverschärfungen, denen zeitweise Thibaut Pinot (FDJ), Tony Martin (Etixx-Quick-Step) und Emanuel Buchmann (Bora-Argon18) zum Opfer fielen. Für weiteres Chaos sorgte ein Sturz, bei dem unter anderem Rafal Majka (Tinkoff) zu Boden ging.

Nachdem sich 49 Kilometer bevor dem Ziel Kittel den Zwischensprint vor Sagan gesichert hatte, wurde das horrende Tempo wieder etwas reduziert, so dass das große zweite Feld rund 35 Kilometer vor dem Ziel doch noch den Anschluss schaffte. Wer aber nun gedacht hatte, dass es Sagan auf den Massensprint ankommen lassen würde, sah sich getäuscht. Elf Kilometer vor dem Ziel durchkreuzte er mit seinem Antritt alle Pläne der anderen Sprintermannschaften – und bot Froome die günstige Gelegenheit, die sich der nicht entgehen ließ.

Weiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößern

Mehr Informationen zu diesem Thema

14.07.2020Video-Rückblick: Froome joggt 2016 den Ventoux hinauf

(rsn) – Heute vor vier Jahren erlaubten staunende Zuschauer am Mont Ventoux das Finale eines denkwürdigen Tour-Tages. Nach einem Sturz im Schlussanstieg der 12. Etappe rannte Chris Froome am Franz

27.07.2016Nibali hatte bei der Tour schon Rio im Blick

(rsn) – Vincenzo Nibali hat verärgert auf die Kritik an seinen Leistungen bei der am Sonntag zu Ende gegangenen Tour de France reagiert. Der Italiener und sein Astana-Team waren ohne Etappensieg ge

26.07.2016Erneuter Tour-Ausstieg der ARD darf kein Thema sein

(rsn) - Drei Wochen Tour de France. Ein paar Tage "als Fan" selbst dabei. Den großen Rest aber am Bildschirm. Bis zum grandiosen Schlussakkord auf den Champs Elysees, gesetzt im "Sprint des Jahres" v

26.07.2016Quintana will weiter für seinen Gelben Traum kämpfen

(rsn) – Kolumbien muss weiter auf seinen ersten Tour-de-France-Sieger warten. Auch im dritten Anlauf hat es Nairo Quintana nicht geschafft – doch noch nie war der Movistar-Kapitän weiter vom Gelb

26.07.2016Künftig ein britisches Duell um das Gelbe Trikot?

(rsn) – Wie sein berühmter Landsmann Bradley Wiggins wird auch Adam Yates in die Geschichtsbücher des Radsports eingehen. War der mittlerweile 36-jährige Stundenweltrekordler vor vier Jahren der

26.07.2016Kittel kam bei der Tour in keinen "richtigen Flow"

(rsn) – Bei André Greipel (Lotto Soudal) lief am Sonntag auf den Champs-Élysées alles nach Wunsch. Wie bereits 2104 gewann der Deutsche Meister die prestigeträchtige Abschlussetappe der 103. Tou

26.07.2016Hektische Sprints und Cavendish machten Greipel das Leben schwer

(rsn) – Nach drei teils frustrierenden Wochen schien für André Greipel (Lotto Soudal) doch noch die Sonne. Am Sonntagabend holte sich der Deutsche Meister in Paris auf den Champs-Élysées den so

25.07.2016Bardet zum dritten Mal in Folge in Paris auf dem Tour-Podium

(rsn) – Romain Bardet hat den heimischen Fans die Tour de France gerettet. Der 25 Jahre alte Kapitän der Ag2R-Equipe legte auf den letzten drei Tagen ein Finale sondergleichen hin, sicherte sich au

25.07.2016Kittel: Erst durch Defekte gestoppt, dann im Finale kraftlos

(rsn) – Zum großen Finale der 103. Tour de France wollten Marcel Kittel und sein Etixx-Quick-Step-Team nochmals zuschlagen. Der Erfurter, der bereits 2013 und 2014 jeweils den Schlussakkord auf den

25.07.2016Jogging-Einlage in Gelb und ein machtloser Herausforderer

(rsn) - Nach drei Wochen Tour de France fallen die Bilanzen der 22 teilnehmenden Mannschaften ganz unterschiedlich aus. Radsport News listet die Erfolge und Misserfolge auf. Wir präsentieren die Team

25.07.2016Dominator in Grün und Schweizer Coup durch einen Kolumbianer

(rsn) - Nach drei Wochen Tour de France fallen die Bilanzen der 22 teilnehmenden Mannschaften ganz unterschiedlich aus. Radsport News listet die Erfolge und Misserfolge auf. Wir präsentieren die Team

25.07.2016Kollision mit dem Teufelslappen und ein fataler Entschluss

(rsn) - Nach drei Wochen Tour de France fallen die Bilanzen der 22 teilnehmenden Mannschaften ganz unterschiedlich aus. Radsport News listet die Erfolge und Misserfolge auf. Wir präsentieren die Team

Weitere Radsportnachrichten

29.01.2025Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum RSN-Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über d

28.01.2025Van Aert scheitert mit Berufung

(rsn) – Das belgische Höchstgericht bestätigte in dieser Woche das Urteil des Arbeitsgerichtsprozesses zwischen Wout van Aert und seinem vormaligen Team Sniper Cycling. 2018 fuhr der Belgier für

28.01.2025Della Casa kündigt seine Wiederwahl als UEC-Präsident an

(rsn) - 2025 endet die erste Amtszeit von Enrico della Casa als Präsident des Europäischen Radsportverbandes UEC und der Italiener schickt sich an seinen Posten für eine weitere Periode zu halten.

28.01.2025Zurück zur Planbarkeit, zurück zur Dominanz?

(rsn) - Wenn Teammanager Richard Plugge Macht über eine Zeitmaschine hätte, dann würde er sicher gern im Rennverlauf der Baskenlandrundfahrt und bei Quer durch Flandern im letzten Jahr herummanipul

28.01.2025Vos verpasst Titelkämpfe in Lievin

(rsn) - Eine Wadenverletzung, welche sich die Niederländerin Marianne Vos (Visma - Lease a Bike) beim Weltcup am Samstag in Maasmechelen erlitt, bedeutet ihr Aus für die Weltmeisterschaften am komme

28.01.2025Merlier souverän im Sprint auf erster AlUla-Etappe

(rsn) – Die 1. Etappe der 5. AlUla Tour in Saudi-Arabien geht an Tim Merlier (Soudal – Quick-Step). Der Belgier setzte sich im Massensprint vor dem Kolumbianer Juan-Sebastian Molano (UAE Team Emi

28.01.2025Mit vielen jungen Talenten und PFP mehr Blick in die Berge

(rsn) - Die zunehmende Orientierung der großen Teams in der Women´s WorldTour in Richtung Tour de France ist auch bei Visma - Lease a Bike erkennbar. Die niederländische Mannschaft hat mit Pauline

28.01.2025Jakobsen oder van Uden: Picnic-Sprinter schon in AlUla unter Druck

(rsn) – Für viele Radprofis ist die AlUla Tour (2.1) in Saudi-Arabien dieser Tage schlicht der Einstieg in eine lange Saison. Beim niederländischen Team Picnic – PostNL aber scheint die fünftä

28.01.2025Intermarché verlängert als Hauptsponsor bis Ende 2028

(rsn) – Die Supermarktkette Intermarché hat ihren Vertrag als Titelsponsor beim belgischen WorldTour-Rennstall Intermarché – Wanty um drei Jahre verlängert und wird folglich nun bis Ende 2028 N

28.01.2025Pidcocks Q36.5-Debüt, steile Rampen und ein Sprinter-Festival

(rsn) – Die AlUla Tour (2.1) im Nordwesten Saudi-Arabiens wird auch bei ihrer fünften Austragung in dieser Woche (28.1. - 1.2.) sowohl zu einem Festival für Top-Sprinter als auch zu einem ersten K

28.01.2025Evenepoel wohl Opfer von Kreditkarten-Diebstahl durch Postbote

(rsn) – Remco Evenepoel und die belgische Post – das ist momentan eine schwierige Beziehung. Nach seinem schweren Trainingsunfall im Dezember, als er mit der sich öffnenden Tür eines Postautos k

28.01.2025Groenewegen setzt auf kleinere Rennen in der Tour-Vorbereitung

(rsn) – Dylan Groenewegen (Jayco – AlUla) startet in dieser Woche bei der AlUla Tour (2.1) in seine Saison 2025 und hatten in deren Rahmen gegenüber wielerflits.nl auch sein Rennprogramm für die

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • AlUla Tour (2.1, 000)
  • Trofeo Calvia (1.1, ESP)