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12.07.2016 | (rsn) - In den vergangenen Jahren fand die Polen-Rundfahrt im August statt. Da aber 2016 zu dieser Zeit die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro ausgetragen werden, musste das einzige polnische WorldTour-Rennen auf Anfang Juli ausweichen. Somit kollidierte die Tour de Pologne zeitlich mit der Frankreich-Rundfahrt.
Die Terminüberschneidung hat jedoch auch ihre guten Seiten. Am Start in Warschau wird zwar der Pole Rafał Majka (Tinkoff), der 2014 die Rundfahrt gewann, fehlen, dafür aber wird aber Landsmann Michał Kwiatkowski dabei sein. Der Straßenweltmeister von 2014 wird mit seinen Teamkollegen von Sky versuchen, die 73. Auflage des Etappenrennens für sich zu entscheiden.
Außer Kwiakowski wurde zuletzt auch die Teilnahme seiner Teamkollegen Michał Gołaś und Tschechen Leo König (beide Sky), Jean-Christophe Peraud (Ag2r), Alexandre Geniez (FDJ), Dayer Quintana, Andrey Amador (beide Movistar), Diego Ulissi, Przemysław Niemiec (beide Lampre-Merida) undRigoberto Uran (Cannondale) bestätigt.
Ob sich unter diesen Namen auch der spätere Sieger befindet, ist schwer zu sagen, weil die Polen-Rundfahrt immer für eine Überraschung gut ist. Vermeintliche Favoriten haben es hier immer schwer. Als Peter Sagan (2011), Pieter Weening (2013), sogar Majka oder Ion Izagirre (2015) sich über den Gesamterfolg freuen konnte, hatte niemand sie vor dem Rennen auf dem Zettel. Man muss schon auf das Jahr 2009 zurückblicken - als Alessandro Ballan allen davonfuhr - wenn man einen echten Favoritensieg auflisten will.
Nicht zufällig werden die hoch gehandelten Hochkaräter ihrer Favoritenrolle oft nicht gerecht. Das ist der Streckenführung geschuldet, die weder für die Sprinter noch für die Kletterer maßgeschneidert ist. Im Grunde ist die Polen-Rundfahrt für solche Fahrer bestimmt, die gut über mittelschwere Berge kommen und, wenn es darauf ankommt, auf der Zielgeraden den Turbo zünden können. Auf dem letzten Abschnitt in Krakau, in einem Zeitfahren, muss man "nur" den Vorsprung verteidigen, denn man im Tatra-Hochgebirge herausgefahren hatte.
Das Rennszenario wird wohl auch diesmal wieder wie folgt aussehen: Zum Auftakt in der polnischen Hauptstadt (138 Km) wird auf dem Theaterplatz in der Warschauer Innenstadt ein Sprinter gewinnen, der auch die Führung im Gesamtklassement übernehmen wird. Die Profis werden mit einer Art Straßenkriterium (acht je fast 14 Kilometer lange Runden) konfrontiert. Auch auf der 2. Etappe werden sich die Sprintermannschaften zu Wort melden. Auf dem Weg nach Kattowitz (128 Km) wird das Peloton durch Oberschlesien tingeln. Die letzten 1000 Meter, die entlang der bekannten Sport- und Eventhalle Spodek führen, sind wegen den hohen Endgeschwindigkeiten, die von den Fahrern erzielt werden, ausgesprochen gefährlich. Im Ziel werden über 80 Km/h in der Spitze erwartet.
Fragen könnte man sich, wieso der Tross der Polen-Rundfahrt einen langen Transfer von Warschau nach Oberschlesien in Angriff nehmen muss. Die Antwort ist einfach: Der Rennveranstalter Czesław Lang unterschrieb langjährige Verträge mit einigen schlesischen Städten – und auch mit Krakau –, die eine Start- oder Zielzusage erhielten. Jedes Jahr wird dem Rennen ein Motto, ein Schlagwort vorangestellt – in diesem entschloss man sich für "Auf den Spuren der Geschichte“. Deswegen verzichtete man auch auf einen Auslandstrip, obwohl man von offizieller Seite lange Zeit Gerüchte um einen eventuellen Kroatien-Besuch geschürt hatte. Stattdessen entschied sich Lang für Radzymin, wo 1920 eine der größten Schlachten im polnisch-russischen Krieg stattfand.
Die 3. Etappe von Zawiercie nach Nowy Sącz ist mit 240 Kilometern auch die längste. In der Schlussphase werden die Fahrer drei Bergwertungen, darunter eine der 1. Kategorie in Wysokie (618 Höhenmeter) bewältigen müssen. Höchstwahrscheinlich werden sich einige Rennfahrer darum bemühen, als Ausreißer einen Coup zu landen, so wie im letzten Jahr Maciej Bodnar. Die Gesamtwertung wird der dritte Abschnitt allerdings eher nicht auf den Kopf stellen.
Dasselbe gilt für die 4. Etappe nach Rzeszów. Trotz fünf Anstiegen werden schon wieder die Sprinter zum Zuge kommen, da die letzte Bergwertung (2. Kat.) sich 30 Kilometer vor der Ziellinie befindet und die Veranstalter zum Schluss wieder drei Runden (a la 6 Km) eingeplant haben. So richtig spannend kann es erst auf der 5. Etappe nach Zakopane über 225 Km werden. Insgesamt sieben Anstiege der 1. Kategorie, darunter drei Mal Butorowy Wierch (4,2 Km, max. 18,4%), zwei Mal Głodówka (8 Km, max. 8,6%) und zwei Mal Ząb (4 Km, max. 11,4%), sind zu erklimmen. Am Fuße der Skisprungschanze Wielka Krokiew wird dann der Tagessieger gekürt.
Nach dem ersten Bergtest rund um Zakopane wird sich auf der 6. Etappe die Spreu vom Weizen trennen. Die Schleife bei Bukowina Tatrz. ist allen Teilnehmern der Rundfahrt allzu gut bekannt, in diesem Jahr wurde die Runde allerdings ein wenig modifiziert. Neu im Programm ist der 11 Kilometer lange Anstieg hinauf zu Wierch Rusiński. Die Anzahl aller Kletterpartien erhöhte sich dadurch auf 15 (!).
Das Streckenprofil ähnelt einem Kamm. Ein ständiges Auf-und-Ab wartet auf das Feld. Nach den jeweils fünf Anstiegen zu Ząb und zu Gliczarów Górny (5,5 Km, max. 21,5%), nach einer rasend schnellen und risikoreichen Abfahrt, werden die Fahrer auf den letzten fünf Kilometern einmalmehr aus dem Sattel steigen, weil das Finale in Bukowina ebenfalls bergauf führt.
Die Schlussetappe in Krakau, ein 25-Kilometer langes Zeitfahren, wird dann für den Gesamtführenden nach der Bukowina-Etappe zur Zerreiß- und Nervenprobe. Izagirre (2015) und Majka (2014) hielten dem Druck stand, 2013 wurde Christophe Riblon noch aus dem Gelben Trikot gefahren.
Das Lang-Team verteilte 2016 sieben WildCards. Zu den beiden polnischen Pro-Conti-Mannschaften CCC Sprandi und VERVA Activejet gesellen sich das US-Team Novo Nordisk, Bardiani-CSF (Italien), ONE ProCyling (Großbritannien), Gazprom-Rusvelo (Russland) und das polnische Nationalteam.
Die Etappen:
1.Etappe: Radzymin – Warschau (138 Km)
2.Etappe: Tarnowskie Góry – Kattowitz (128 Km)
3.Etappe: Zawiercie – Nowy Sącz (240 Km)
4.Etappe: Nowy Sącz – Rzeszów (218 Km)
5.Etappe: Wieliczka – Zakopane (225 Km)
6.Etappe: Bukowina Resort – Bukowina Tatrzańska (194 Km)
7.Etappe: Krakau (25 Km, Zeitfahren)
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