Weltmeister ruft das Peloton zur Ordnung

Sagan: "Sie fahren, als hätten sie kein Hirn"

Von Joachim Logisch aus Cherbourg

Foto zu dem Text "Sagan:
Peter Sagan (Tinkoff) hielt seinen Kollegen nach seinem Etappensieg in Cherbourg eine Standpauke. | Foto: Cor Vos

03.07.2016  |  (rsn) - Die Tour hatte immer einen Anführer, der auf die Einhaltung der Regeln wachte. In den 90er war das der fünfmalige Sieger Miquel Indurain (Spanien), danach über zehn Jahre Lance Armstrong (USA). Doch seit dem unrühmlichen Doping-Abgang des Texaners herrscht Anarchie.

Wird Peter Sagan (Tinkoff) der neue Patron der Tour de France?

In einer bespiellosen Rede wusch der Slowake seinen Kollegen den Kopf, nachdem er die 2. Etappe der 103. Tour de France von Saint-Lo nach Cherbourg gewonnen und zum ersten Mal in seiner Karriere das Gelbe Trikot übernommen hatte. Sagan: „Sie fahren, als hätten sie kein Hirn!“

Auf der Sieger-Pressekonferenz philosophierte der Weltmeister zunächst: "Man braucht Glück und eine Menge mehr, um zu siegen. Wenn man Pech hat, wird es schwer zu gewinnen. Ich versuche, mein Bestes zu geben. Ich möchte nur Rad fahren und Spaß haben. Dafür bin ich bereit, Opfer zu bringen."

Doch nicht um den Preis seiner Gesundheit. Deshalb lederte Sagan los: "Derzeit ist es sehr schwer, das Radfahren zu genießen. Als ich meine Karriere vor vier Jahren begann, war die Tour ein anderes Rennen. Jetzt fährt jeder, als ob ihm sein Leben nichts wert wäre. Das war schon letztes Jahr so und ist es auch in diesem Jahr wieder. Es ist eine Entscheidung der Profis, wie sie fahren. Aber so kann niemand wissen, ob er am nächsten Tag das Rennen noch fortsetzen kann. Heute habe ich Gelb, morgen muss ich vielleicht die Heimreise antreten. Das ist die Tour de France.“

Sagan hält sich selbst nicht für stark genug, die Verhältnisse zu ändern. "Ich bin kein wichtiger Fahrer im Feld“, meinte er, um dann fortzufahren: "Ich weiß nicht, was passiert ist, aber sie fahren, als hätten sie kein Hirn. Es gibt so viele dumme Stürze!“ Der Slowake vermisst die Vernunft im Peloton. "Früher gab es Respekt. Wenn einer was Dummes tat, flog eine Flasche oder er bekam eine Luftpumpe ab. Das ist verloren gegangen.“

Sagan versucht, das Feld wieder zur Ordnung zu rufen. Nur Luftpumpen gibt es heute keine mehr am Rad. Vielleicht reicht auch Vernunft?

 

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