Movistar der große Verlierer der 14. Giro-Etappe

Kruijswijk und Chaves fahren die Favoriten in Grund und Boden

Von Daniel Brickwedde

Foto zu dem Text "Kruijswijk und Chaves fahren die Favoriten in Grund und Boden"
Esteban Chaves (Orica-GreenEdge, re.) gewinnt vor Steven Kruijswijk (LottoNL-Jumbo) und Georg Preidler (Giant-Alpecin) die 14. Giro-Etappe. | Foto: Cor Vos

21.05.2016  |  (rsn) - Kein Vincenzo Nibali (Astana), kein Alejandro Valverde (Movistar) und auch kein Andrey Amador (Movistar) - Steven Kruijswijk (LottoNL) durfte nach der schweren 14. Etappe des Giro d’Italia im Rosa-Trikot auf der Siegerehrung strahlen. Nach 210 Kilometern zwischen Alpago und Corvara beendete der Niederländer eine packende Etappe hinter Tagessieger Esteban Chaves (Orica-GreenEdge) als Zweiter und übernahm die Gesamtführung von Andrey Amador. Der Costa Ricaner und sein Teamkollege Alejandro Valverde gehörten im Ziel zu den großen Verlierern der Etappe.

Sechs Anstiege, darunter zwei der Ersten und zwei der zweiten Kategorie und ein schweres Finale mit dem Passo Gau (2.236 Meter) und dem Passo Varparola (2.200) gegen Rennende – eine würdige Kulisse für die Königsetappe durch die Dolomiten. Ein Tag, an dem der Giro nicht gewonnen, aber verloren werden kann. Und von den Favoriten bestand überraschend Steven Kruijswijk die Reifeprüfung am besten. In den vergangenen Tagen hatte der 28-Jährige immer wieder seine gute Form angedeutet, nach der 14. Etappe steht er jedoch plötzlich in Pole Position um den Gesamtsieg.

"Ich wusste, dass Chaves vorne sehr schnell im Sprint ist. Ich hatte aber im Kopf, mehr Zeit auf meine Gegener in der Gesamtwertung gutzumachen. Ich habe mich schon die ganzen Tage gut gefühlt. Ich wusste nach der ersten Bergetappe gestern, dass diese Art der Etappe mir gut liegen könnte. Heute hatte ich viel Kraft, deshalb habe ich attackiert", so Kruijswijk zu seinem Coup gegenüber Eurosport.

Am Passo Varparola konterte er zunächst eine Attacke von Vincenzo Nibali parieren, um dann 24 Kilometer vor dem Ziel den Italienischen Meister selbst mit einer Tempoverschärfung stehen zu lassen. Einzig Esteban Chaves konnte ihm folgen – Namen wie Alejandro Valverde oder Andrey Amador spielten da schon längst keine Rolle mehr. „Jeder ist heute am Limit gefahren. Kruisjwijk startete die Attacke und ich versuchte zu folgen - es war ein steiler Anstieg. Als wir sahen, dass Nibali zurückfällt, haben wir zusammengearbeitet“, beschrieb Chaves die Situation.

Der Kolumbianer und Kruijswijk harmonierten gut, bauten ihren Vorsprung auf Nibali schnell aus und konnten auf der Abfahrt zum Tagesziel zunächst Georg Preidler (Giant-Alpecin) und zwei Kilometer vor dem Ziel ebenfalls Darwin Atapuma (BMC) als letzten Ausreißer einer ursprünglich 35 Fahrer großen Spitzengruppe einfangen. Der Kolumbianer avancierte zur tragischen Figur der Etappe, fuhr die letzten 25 Kilometer als Solist und wähnte sich bereits als Etappensieger, doch sein aufopferungsvoller Kampf blieb am Ende unbelohnt: Im Vierer-Schlusssprint war er schließlich am Ende seiner Kräfte.

Beinahe wäre stattdessen Preidler der ganz große Coup gelungen. Der Österreicher eröffnete auf der ansteigenden Zielgeraden den Sprint, musste jedoch ebenfalls der Etappe Tribut zollen und wurde auf den letzten Metern noch von Kruijswijk und Chaves übersprintet. Die Sensation war nahe, der Frust groß – Preidler schlug noch vor dem Zielstrich wütend auf seinen Lenker.

Mit 37 Sekunden Rückstand im Tagesziel hielt Nibali den Schaden im Vergleich zu den anderen Favoriten noch in Grenzen. Der Italiener kämpfte auf der 14 Kilometer langen Abfahrt einen einsamen Kampf, konnte die Lücke allerdings nicht mehr schließen. Mit 41 Sekunden Rückstand auf Kruijswijk als neuer Gesamtzweiter ist für Nibali allerdings noch nichts verloren. "Ich habe unter dem Rhythmuswechsel etwas gelitten. Ich musste sie ziehen lassen, damit ich nicht überdrehe. Ich kam etwas näher an sie ran, konnte sie aber nicht zurückholen", beschrieb der Italiener seine Verfolgung.

Wesentlich ernüchternder fällt die Bestandsaufnahme bei Movistar aus. Seinen ersten Tag im Rosa-Trikot hätte sich Andrey Amador sicher angenehmer vorgestellt, doch bereits 42 Kilometer vor dem Ziel verlor er am Passo Gau das erste Mal den Anschluss. In der Abfahrt kämpfte sich der Costa Ricaner wieder zurück, um am Passo Varparola erneut zurückzufallen. Überraschend zu diesem Zeitpunkt an seiner Seite: Alejandro Valverde. Der Spanier konnte den Attacken der Konkurrenz nichts entgegensetzen und erreichte schließlich drei Minuten hinter dem Tagessieger das Ziel. In der Gesamtwertung liegt Valverde mit 3:06 Minuten Rückstand auf Platz vier vor Amador (+3:16); neuer Dritter ist Chaves (+1:32).

Eine kleine Vorentscheidung gab es in der Bergwertung: Damiano Cunego (Nippo Fantini) punktete erneut fleißig für das Blaue Trikot und liegt mit 134 Punkten mittlerweile 62 Punkten vor dem Zweiten dieser Wertung, Stefan Denifl (IAM).

Spannender fällt der Blick auf die Gesamtwertung und auf das Restprogramm der Rundfahrt aus: Die 15. Etappe wartet am Sonntag mit dem schweren Bergzeitfahren zur Seiser Alm auf. Die erste Bewährungsprobe für Steven Kruiswijk im Rosa-Trikot und die Chance für die Konkurrenz zurückzuschlagen.

Weiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößern

Mehr Informationen zu diesem Thema

01.06.2016Der 99. Giro d´Italia von A bis Z

(rsn) - Der 99. Giro d´Italia endete in einem spannenden Finale mit dem zweiten Erfolg von Vincenzo Nibali (Astana) nach 2013. Das ist fast allen bekannt. Doch es gibt auch viele wichtige und unwicht

30.05.2016Majka: Es fehlte der gewisse "Boom"

(rsn) – Zum angestrebten Podiumsplatz hat es für Rafał Majka bei der 99. Italien-Rundfahrt letztendlich nicht gereicht. Der Pole kann zwar mit seiner Leistung in den letzten drei Wochen und au

30.05.2016Nibali hat ein großes Kapitel im Giro-Geschichtsbuch sicher

(rsn) – Mit einem unglaublichen Comeback hat sich Vincenzo Nibali doch noch den Gesamtsieg und ein großes Kapitel im Geschichtsbuch des Giro d´Italia gesichert. Um die Bedeutung der Ereignisse des

30.05.2016Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 21. Etappe

(rsn) - Zum Auftakt des 99. Giro d´Italia in Apeldoorn waren am Freitag 198 Fahrer mit von der Partie. Längst nicht alle haben am 29. Mai das Ziel in Turin erreicht. Sturzverletzungen, Erkrankungen,

30.05.2016Kluge geht in Turin leer aus, freut sich aber für Arndt

(rsn) – Nach seinem Coup von Cassano d‘Adda ging Roger Kluge auf der letzten Giro-Etappe zwar leer aus. Dafür konnte sich der IAM-Profi, der nach 163 Kilometern von Cuneo nach Turin Rang 42 beleg

29.05.2016Vegni: "Nibali hat uns ein großartiges Finale beschert"

(rsn) – Nach dem Ende des 99. Giro d’Italia stand Renndirektor Mauro Vegni radsport-news.com zu einem Interview zur Verfügung. Dabei sprach der Italiener über die Siegesserie der deutschen Sprin

29.05.2016Arndt zeigt Mitgefühl für "Verlierer" Nizzolo

(rsn) - Plötzlich Etappensieger beim Giro d’Italia, ohne als Erster über den Zielstrich gefahren zu sein - ein ungewohntes wie seltsames Gefühl für Nikias Arndt (Giant-Alpecin). Entsprechend ver

29.05.2016Nibali erinnert die Italiener an den großen Coppi

Turin (dpa) - Die italienischen Radsport-Fans fühlten sich an den großen Fausto Coppi erinnert. Mit unbändigem Willen riss Vincenzo Nibali - wie der Campione im Jahr 1953 - mit einem sagenha

29.05.2016Jungels mit gezieltem Bergtraining zum Höhenflug

(rsn) – Zum Abschluss des 99. Giro d`Italia musste sich Matteo Trentin (Etixx-Quick-Step) in Turin hinter Nikias Arndt (Giant-Alpecin) zwar mit Rang zwei zufrieden geben. Der Italiener konnte sich z

29.05.2016Highlight-Video der 21. Giro-Etappe

(rsn) – Für Vincenzo Nibali (Astana) entwickelte sich die 21. und letzte Etappe des 99. Giro d’Italia zum Schaulaufen. Während der Italiener am Sonntag sein Rosa Trikot sicher ins Ziel brachte,

29.05.2016Arndt gewinnt die Schlussetappe am Grünen Tisch

(rsn) - In Turin wurde am Sonntag der Schlusspunkt des 99. Giro d’Italia gesetzt. Drei Wochen nach dem Start im niederländischen Apeldoorn war die norditalienische Metropole Schauplatz der letzten

29.05.2016Nibali feiert Gesamtsieg, Arndt gewinnt Finale in Turin

(rsn) – Vincenzo Nibali (Astana) hat zum zweiten Mal nach 2013 den Giro d’Italia gewonnen. Die abschließende 21. Etappe, die am Sonntag über 163 Kilometer von Cuneo nach Turin führte, entwickel

Weitere Radsportnachrichten

06.09.2025Dujardin schlägt in Baltimore Abrahamsen und Mayrhofer

(rsn) – Sandy Dujardin (TotalEnergies) mag die Ferne. Nachdem der Franzose 2022 bei der Tour of Rwanda (2.1) 2022 seinen ersten Profisieg gefeiert hatte, musste er 3,5 Jahre warten, bevor er seine

06.09.2025Frühe Fluchten in Galizien

(rsn) - Trotz der Strapazen der beiden schweren Vortage gönnt die 15. Etappe der Vuelta den Fahrern keinen Moment zum Durchatmen. Die 167,8 Kilometer von Vegaedo nach Monforte de Lemos starten mit de

06.09.2025Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über die wic

06.09.2025Red Bull tritt aus dem Schatten heraus

(rsn) - Red Bull – Bora – hansgrohe hat sich eine gute Bühne gesucht, um sich aus dem Darstellungsbereich der Nebenrollen weiter nach vorn zu bewegen und zu echten Protagonisten dieser Vuelta a E

06.09.2025Pidcock: “Ich werde besser und besser an diesen langen Anstiegen“

(rsn) – Wer will nochmal? Wer hat noch nicht? Bei UAE - Emirates – XRG darf bei dieser Vuelta a Espana jeder mal gewinnen. Auf der 14. Etappe war Marc Soler an der Reihe. Er behauptete sich als Au

06.09.2025Highlight-Video der 14. Etappe der Vuelta a Espana

(rsn) – Marc Soler (UAE – Emirates – XRG) hat auf der 14. Etappe der Vuelta a Espana seinen insgesamt vierten Tageserfolg bei seiner Heimatrundfahrt gefeiert. Der Ausreißer fuhr an den Lagos de

06.09.2025Immer wieder UAE: Soler macht Nummer 7 klar

(rsn - Marc Soler (UAE – Emirates – XRG) hat im Solo die 14. Etappe der Vuelta a Espana 2025 gewonnen. Aus einer 24-köpfigen Ausreißergruppe erwies sich der Spanier bei der Bergankunft als der d

06.09.2025Knees: “Da kommen noch sehr gute Chancen“

(rsn) - Zumindest einen Etappensieg hat Ineos Grenadiers schon auf dem Konto bei der diesjährigen, bis jetzt sehr von Visma - Lease a Bike und UAE - Emirates - XRG dominierten Vuelta a Espana. Die be

06.09.2025Evenepoel wartet wegen Wind auf den Sprint und gewinnt

(rsn) - Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step) hat die 5. Etappe der Tour of Britain (2.Pro) gewonnen. Nach 133 von Pontypool hinauf zum The Tumble war er im Sprint der Favoritengruppe schneller als

06.09.2025Bäckstedt wiederholt Vorjahreserfolg

(rsn) – Zoe Bäckstedt (Canyon – SRAM – zondacrypto) hat wie letzte Saison das Zeitfahren der Simac Ladies Tour (2.WWT) gewonnen. Nach 10,2 Kilometern von Doetinchem nach Westendorp feierte die

06.09.2025Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 14. Etappe

(rsn) - 184 Profis aus 23 Teams sind am 23. August in Turin in Norditalien zur 80. Vuelta a Espana (2.UWT) angetreten. 3151 Kilometer ist die Spanien-Rundfahrt in diesem Jahr lang, nicht weniger als

06.09.2025Red Bull ist zufrieden mit dem “Luxusproblem Doppelspitze“

(rsn) – Nach den ersten 13 Renntagen der Vuelta a Espana kann man bei Red Bull – Bora – hansgrohe guten Mutes aufs das Abschneiden der Doppelspitze zurückblicken. Jai Hindley steht nach dem Ang

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • La Vuelta Ciclista a Espana (2.UWT, ESP)
  • Radrennen Männer

  • Tour of South Bohemia (2.2, SVK)
  • Giro della Regione Friuli (2.2, ITA)
  • Tour of Istanbul (2.1, TUR)
  • GP Industria & Artigianato (1.Pro, ITA)
  • Lloyds Bank Tour of Britain (2.Pro, GBR)
  • Radrennen Frauen

  • RiderMan Straßenrennen 2 (BLF, GER)