Nibali Giro-Gesamtsieger, Nizzolo zurückgestuft

Arndt gewinnt die Schlussetappe am Grünen Tisch

Von Daniel Brickwedde

Foto zu dem Text "Arndt gewinnt die Schlussetappe am Grünen Tisch"
Nikias Arndt (Giant-Alpecin) hat die Schlussetappe des 99. Giro d´Italia gewonnen, da Giacomo Nizzolo (Trek-Segafredo, re.) der Sieg aberkannt wurde. | Foto: Cor Vos

29.05.2016  |  (rsn) - In Turin wurde am Sonntag der Schlusspunkt des 99. Giro d’Italia gesetzt. Drei Wochen nach dem Start im niederländischen Apeldoorn war die norditalienische Metropole Schauplatz der letzten Etappe der Rundfahrt. Und es ging nochmals turbulent zu!

Nach 163 Kilometern zwischen Cuneo und Turin trug sich überraschend Nikias Arndt (Giant-Alpecin) als letzter Fahrer in die Siegerliste des diesjährigen Giro ein. Dabei hatte Giacomo Nizzolo (Trek-Segafredo) den Sprint einer reduzierten Spitzengruppe gewonnen. Doch der Italiener wurde wegen unfairer Fahrweise im Schlusssprint zurückversetzt. In der Gesamtwertung gab es wie erwartet keine Veränderungen mehr - Vincenzo Nibali (Astana) feierte seinen zweiten Sieg nach 2013.

Die Zeit der knappen Niederlagen schien vorbei für Nizzolo. Neunmal musste der Italiener sich bislang mit dem zweiten Platz bei einer Giro-Etappe begnügen, in Turin schien er diese Bann gebrochen zu haben. Der Italiener überquerte als Erster den Zielstrich, bekam den Sieg hinterher aber wieder abgesprochen.

Der Grund: Im Schlusssprint fuhr Nizzolo kurz vor der Ziellinie eine Welle und drückte seinen Landsmann Sacha Modolo (Lampre-Merida) dabei in Richtung Bande. "Ich glaube nicht, dass es ein unkorrektes Verhalten war", verteidigte sich der vermeintliche Etappengewinner zunächst. Sein Kontrahent sah das naturgemäß anders. "Wenn ich nicht gebremst hätte, wäre ich in der Bande gelandet", so Modolo.

Die Rennjury überprüfte die Szene, schloss sich Modolos Argumentation an und setzte Nizzolo schließlich auf den letzten Platz der ersten Gruppe zurück. Wieder also kein Sieg für den 27-Jährigen - den bekam stattdessen Nikias Arndt zugesprochen.

Es war der größte Erfolg in der Karriere des 24-Jährigen und der siebte deutsche Tageserfolg bei dieser Italien-Rundfahrt. "Es ist ein schönes Gefühl, den Etappensieg zu bekommen. Es war ein harter Sprint, mit zwei hektischen Kurven und jeder war nervös. Am Ende war es die Entscheidung der Jury", so Arndt. Platz zwei ging an Matteo Trentin (Etixx-QuickStep), Modolo wurde Dritter. Rick Zabel (BMC) belegte Rang sieben.

Was bei der Tour de France seinen festen Ausklang auf dem Champs-Élysées in Paris findet, wird beim Giro d’Italia flexibel gehandhabt. Nach Mailand im Vorjahr wurde diesmal Turin Gastgeber des großen Giro-Finals. An der traditionellen Ausrichtung der Etappe änderte sich jedoch nichts: flach und den Sprintern vorbehalten.

Im Vorfeld gab es aber nur noch ein Frage zu beantworten: Wer gewinnt die prestigeträchtige Schlussetappe? Die anderen Entscheidungen waren vor der letzten Etappe bereits gefallen: Der Gesamtsieg und das Rosa-Trikot gehörte  Nibali, die Wertung des besten Jungprofis ging an Bob Jungels (Etixx-Quick-Step), das Bergtrikot sicherte sich Mikel Nieve (Sky) und die Sprintwertung war  Nizzolo kaum noch zu nehmen.

Das Finale wurde über acht Runden mit 7,5 Kilometern Länge durch Turin ausgetragen. Ein Kurs, technisch anspruchsvoll, mit zahlreichen engen Kurven und durch schlechtes Wetter beeinträchtigt - was die Organisatoren schließlich veranlasste, die Etappe zeitlich nicht zu werten.

Das war eine prompte Reaktion auf einen Sturz auf der viertletzten Runde, der das Feld zerteilte. Dabei waren 30 Kilometer vor dem Ziel unter anderem der Gesamtzweite Esteban Chaves (Orica GreenEdge) und der -siebte Rigoberto Uran (Cannondale) zu Fall gekommen.

Vorne wurde dennoch Vollgas gefahren. Nach dem Vorbild von Iljo Keisse (Etixx-QuickStep), der im vergangenen Jahr den Sprintern auf der Schlussetappe ein Schnippchen schlug und die Etappe als Ausreißer gewann, versuchten auch in diesem Jahr etliche Profis ihr Heil in der Flucht.

Den aussichtsreichsten Versuch unternahmen die Niederländer Jos Van Emden und Maarten Tjallingii (LottoNL-Jumbo). Im Stil von Paarzeitfahrern setzen sich beide nach 95 Kilometern aus dem Feld ab, konnten jedoch nie mehr als eine Minute an Vorsprung herausfahren. Letztendlich wurde Van Emden als Letzter des Duos sechs Kilometer vor dem Zielstrich gestellt.

Die erste Gruppe der wenigen verbliebenen Sprinter im Rennen war zu diesem Zeitpunkt auf rund 30 Fahrer reduziert. Eine letzte Attacke von Sean De Bie (Lotto Soudal) zwei Kilometer vor dem Ziel konnte schließlich auf der Zielgeraden vereitelt werden und der Weg war im Anschluss frei zum Sieg für Nizzolo - wenn auch nur vermeintlich.

Kurz darauf überquerte Nibali jubelnd und umringt von zwei Teamkollegen in einer zweiten Gruppe den Zielstrich in Turin. Seinen zweiten Gesamtsieg nach 2013 bei der Italien-Rundfahrt holte er sich mit einem Vorsprung von 52 Sekunden auf Esteban Chaves (Orica-GreenEdge) und 1:17 Minuten vor Alejandro Valverde (Movistar).

Weiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößern

Mehr Informationen zu diesem Thema

01.06.2016Der 99. Giro d´Italia von A bis Z

(rsn) - Der 99. Giro d´Italia endete in einem spannenden Finale mit dem zweiten Erfolg von Vincenzo Nibali (Astana) nach 2013. Das ist fast allen bekannt. Doch es gibt auch viele wichtige und unwicht

30.05.2016Majka: Es fehlte der gewisse "Boom"

(rsn) – Zum angestrebten Podiumsplatz hat es für Rafał Majka bei der 99. Italien-Rundfahrt letztendlich nicht gereicht. Der Pole kann zwar mit seiner Leistung in den letzten drei Wochen und au

30.05.2016Nibali hat ein großes Kapitel im Giro-Geschichtsbuch sicher

(rsn) – Mit einem unglaublichen Comeback hat sich Vincenzo Nibali doch noch den Gesamtsieg und ein großes Kapitel im Geschichtsbuch des Giro d´Italia gesichert. Um die Bedeutung der Ereignisse des

30.05.2016Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 21. Etappe

(rsn) - Zum Auftakt des 99. Giro d´Italia in Apeldoorn waren am Freitag 198 Fahrer mit von der Partie. Längst nicht alle haben am 29. Mai das Ziel in Turin erreicht. Sturzverletzungen, Erkrankungen,

30.05.2016Kluge geht in Turin leer aus, freut sich aber für Arndt

(rsn) – Nach seinem Coup von Cassano d‘Adda ging Roger Kluge auf der letzten Giro-Etappe zwar leer aus. Dafür konnte sich der IAM-Profi, der nach 163 Kilometern von Cuneo nach Turin Rang 42 beleg

29.05.2016Vegni: "Nibali hat uns ein großartiges Finale beschert"

(rsn) – Nach dem Ende des 99. Giro d’Italia stand Renndirektor Mauro Vegni radsport-news.com zu einem Interview zur Verfügung. Dabei sprach der Italiener über die Siegesserie der deutschen Sprin

29.05.2016Arndt zeigt Mitgefühl für "Verlierer" Nizzolo

(rsn) - Plötzlich Etappensieger beim Giro d’Italia, ohne als Erster über den Zielstrich gefahren zu sein - ein ungewohntes wie seltsames Gefühl für Nikias Arndt (Giant-Alpecin). Entsprechend ver

29.05.2016Nibali erinnert die Italiener an den großen Coppi

Turin (dpa) - Die italienischen Radsport-Fans fühlten sich an den großen Fausto Coppi erinnert. Mit unbändigem Willen riss Vincenzo Nibali - wie der Campione im Jahr 1953 - mit einem sagenha

29.05.2016Jungels mit gezieltem Bergtraining zum Höhenflug

(rsn) – Zum Abschluss des 99. Giro d`Italia musste sich Matteo Trentin (Etixx-Quick-Step) in Turin hinter Nikias Arndt (Giant-Alpecin) zwar mit Rang zwei zufrieden geben. Der Italiener konnte sich z

29.05.2016Highlight-Video der 21. Giro-Etappe

(rsn) – Für Vincenzo Nibali (Astana) entwickelte sich die 21. und letzte Etappe des 99. Giro d’Italia zum Schaulaufen. Während der Italiener am Sonntag sein Rosa Trikot sicher ins Ziel brachte,

29.05.2016Nibali feiert Gesamtsieg, Arndt gewinnt Finale in Turin

(rsn) – Vincenzo Nibali (Astana) hat zum zweiten Mal nach 2013 den Giro d’Italia gewonnen. Die abschließende 21. Etappe, die am Sonntag über 163 Kilometer von Cuneo nach Turin führte, entwickel

29.05.2016Pinerolo-Epos, Bergsprints und Grande Finale in Turin

(rsn) - Der Giro d´Italia ist von jeher nicht dafür bekannt, eine Sprinter-Rundfahrt zu sein - und auch in diesem Jahr finden sich nicht mehr als sechs Etappen im Programm, auf denen sich die Männe

Weitere Radsportnachrichten

31.05.2025Garate:“ Carapaz in der besten Form, seit er bei uns ist“

(rsn) – Auch wenn sein Angriff auf das Rosa Trikot im Finale der 19. Giro-Etappe wirkungslos verpuffte, zeigte sich Richard Carapaz (EF Education – EasyPost) im Ziel in Champoluc nicht unzufrieden

31.05.2025Am legendären Colle delle Finestre fällt die Entscheidung

(rsn / ProCycling) – Die Zutatenliste für eine finale Etappe im Hochgebirge ist eigentlich nicht sehr komplex. Beim Giro d´Italia braucht es einen monumentalen Anstieg, eine Bergankunft und ideale

31.05.2025Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über die w

30.05.2025Brenner nach Sturz auf 19. Giro-Etappe im Krankenhaus

(rsn) – Für Marco Brenner war das Debüt beim Giro d’Italia auf der 19. Etappe beendet. Wie sein Team Tudor am Abend mitteilte, stürzte der Deutsche Meister in der Abfahrt vom Col Saint-Pantalé

30.05.2025Jetzt steht Del Toro nur noch der Colle Delle Finestre im Weg

(rsn) - Angst in der Abteilung führt oft dazu, dass die Rolle des Chefs besonders dominant ist. Was fürs Büropersonal gilt, galt an diesem drittletzten Giro-Tag auch für ausdauernde Männer auf Re

30.05.2025Bei Tudor wiedervereint: “TwoStor“ beeindruckt beim Giro

(rsn) – Als der Schweizer Zweitdivisionär Tudor letztes Jahr beim Giro d’Italia sein Grand-Tour-Debüt gab, konnte Michael Storer bereits mit dem zehnten Gesamtrang überzeugen. Während er damal

30.05.2025Yates: “Der Plan war ganz anders als das, was wir gemacht haben“

(rsn) – Auf der mit fast 5.000 Höhenmeter gespickten 19. Giro-Etappe stürmte Nicolas Prodhomme (Decathlon – AG2R La Mondiale) zum größten Erfolg seiner bisherigen Karriere. Der 28-jährige Fra

30.05.2025Im Überblick: Alle Gelben Karten beim 108. Giro d´Italia

(rsn) – Die UCI-Jury greift beim Giro d´Italia von Beginn an hart durch: Schon ab der 1. Etappe in Tirana wurden Strafen und vor allem auch Gelbe Karten verteilt. Gerade die in diesem Jahr neu eing

30.05.2025Brennan fängt Langellotti ab und hält Van Gils auf Distanz

(rsn) – Nachdem er sich zum Auftakt überraschend dem norwegischen Kontinental-Fahrer Storm Ingebrigtsen (Coop - Repsol) hatte geschlagen geben müssen, hat sich Matthew Brennan (Visma – Lease a B

30.05.2025Highlight-Video der 19. Etappe des Giro d´Italia

(rsn) – Nachdem er bei der Tour of the Alps im April seinen ersten Profisieg feiern konnte, hat Nicolas Prodhomme (Decathlon – AG2R La Mondiale) beim 108. Giro d’Italia nachgelegt. Der 28-jähri

30.05.2025Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 19. Etappe

(rsn) - 184 Profis aus 23 Teams sind am 9. Mai im albanischen Durres zum 108. Giro d‘Italia (2.UWT) angetreten, darunter zehn Deutsche, zwei Luxemburger sowie je ein Österreicher und Schweizer.

30.05.2025Prodhomme wagt und gewinnt, Del Toro baut Giro-Führung aus

(rsn) – Nicolas Prodhomme (Decathlon – AG2R La Mondiale) hat auf der 19. Etappe des 108. Giro d’Italia den bisher größten Erfolg seiner Karriere gefeiert. Der 28-jährige Franzose, der erst im

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d`Italia (2.UWT, ITA)
  • Radrennen Männer

  • Oberösterreich Rundfahrt (2.2, AUT)
  • Course de la Paix Grand Prix (2.Ncup, CZE)
  • Tour of Estonia (2.1, EST)
  • Fleche du Sud (2.2, LUX)
  • Alpes Isere Tour (2.2, FRA)
  • Tour of Norway (2.Pro, NOR)
  • Boucles de la Mayenne - (2.Pro, FRA)