Die Giro-Strecke: 10.-15. Etappe

Langer Weg zur Königsetappe in den Dolomiten

Foto zu dem Text "Langer Weg zur Königsetappe in den Dolomiten"
Die Trophäe des Giro d´Italia - wer wird sie diesmal in Händen halten? | Foto: Cor Vos

22.05.2016  |  (rsn) - Der Giro d'Italia ist von jeher nicht dafür bekannt, eine Sprinter-Rundfahrt zu sein - und auch in diesem Jahr finden sich nicht mehr als sechs Etappen im Programm, auf denen sich die Männer mit den dicken Oberschenkeln Siegchancen ausrechnen dürften. Dem stehen fünf Bergankünfte sowie drei Zeitfahren entgegen - wobei zwei davon sehr schwer sind. radsport-news.com stellt Ihnen die 21 Etappen der Italien-Rundfahrt vor dem Start am Freitagabend in Apeldoorn in drei Teilen vor - einen für jede Rennwoche.

10. Etappe, Dienstag 17. Mai: Campi Bisenzio - Sestola (219 km)
Ruhetag Nummer zwei liegt hinter den Fahrern, und diesmal gab es keine großen Transfers - so wie ein Ruhetag wirklich sein sollte. Dafür stellt sich am Tag danach eine knallharte Etappe in den Weg. Abgesehen von den ersten 22 Kilometern ist es heute nie richtig flach. Auf dem Programm stehen bei Kilometer 37,5 und 75,8 der Passo della Collina sowie die Bergwertung von Pietracolora (beides 3. Kat.), bevor es gut 100 Kilometer ständig kurz rauf und runter geht, bis bei Kilometer 203 die erste Bergwertung der 1. Kategorie bei diesem Giro in Pian del Falco wartet. Die letzten vier dieser 16 Kilometer langen Steigung sind im Schnitt 8,9 Prozent steil - die perfekte Abschussrampe, um in die acht Kilometer lange Abfahrt nach Fanano hinein zu attackieren, an deren Ende sofort der 7,5 Kilometer lange und im Schnitt fünf Prozent steile, recht gleichmäßige Schlussanstieg nach Sestola beginnt. Prognose: Die starken Abfahrer werden am Pian del Falco attackieren und den schwächeren "Downhillern" weh zu tun versuchen. Die Schlusssteigung selbst eignet sich nicht mehr für große Attacken, aber ist gut genug, um einen etwaigen Vorsprung auszubauen.

11. Etappe, Mittwoch 18. Mai: Modena - Asolo (227 km)
Die Berge liegen erstmal hinter den Fahrern und von Modena geht es gen Nordosten nach Asolo - und zwar ziemlich direkt ohne große Schlenker. 205 Kilometer lang ist dieses Teilstück, so gut wie topfeben mit zwei Zwischensprints bei Kilometer 145 in Grisignano di Zocco und bei Kilometer 167 in Villa del Conte, doch dann haben die Giro-Veranstalter ein gemeines Finale gebaut, um den Sprintern doch noch ins Herz zu stechen. Eine drei Kilometer lange und im Schnitt mehr als neun Prozent steile Rampe führt hinauf zur Forcella Mostaccin, wo bei Kilometer 207,7 ein Bergpreis der 4. Kategorie wartet - inklusive einer kurzen 16-%-Rampe rund 500 Meter vor der Wertung. Das Schlimme für die Sprinter: Am Fuß der Steigung haben sie Asolo eigentlich schon erreicht und könnten nach links zum Ziel abbiegen anstatt nach rechts auf die schwere 24-Kilometer-Schlussschleife, die nach der Bergwertung auch wellig bleibt und von fünf bis 3,5 Kilometer vor dem Ziel noch einmal sechs Prozent steil bergan führt. Erst der Schlusskilometer in Asolo ist dann flach und führt geradeaus zum Ziel. Prognose: "Wenn diese verdammte Schlussrunde nicht wäre", dürften sich heute die Top-Sprinter denken, die sich durch die Abruzzen und die Toskana gekämpft haben. Heute hätte nochmals ihr Tag werden können, so aber scheint ein Massensprint mit allen Top-Leuten unrealistisch. Entweder ein Solist setzt sich an der letzten Rampe ab, oder es kommt zum Sprint eines dezimierten Feldes.

12. Etappe, Donnerstag 19. Mai: Noale - Bibione (182 km)
Während sie sich gestern noch ärgern mussten, sind heute die Sprinter wieder an der Reihe - ohne Wenn und Aber. Das 182 Kilometer lange Teilstück von Noale nach Bibione klettert nie höher als bis auf 38 Höhenmeter und endet direkt am Meer nur zwei Meter über selbigem. Topografische Schwierigkeiten gibt es auf dem Weg vorbei an den Zwischensprints in Ormelle (km 95) und Portogruaro (km 131) nicht, aber in Bibione warten noch zwei acht Kilometer lange Schlussrunden, die an ein Kriterium erinnern: 14 90-Grad-Kurven beinhalten sie jeweils - die letzte erst rund 300 Meter vor dem Zielstrich. Prognose: Manchmal fragt man sich, ob die Italiener einfach etwas gegen echte Massensprints auf ideal geeigneten, breiten, langen Zielgeraden haben. Der Rundkurs in Bibione wird einigen ein Dorn im Auge sein, was aber nichts daran ändert, dass sich hier die Männer mit den dicken Schenkeln messen - und niemand sonst!

13. Etappe, Freitag 20. Mai: Palmanova - Cividale Del Friuli (170 km)
Hallo Alpen! Heute vermisst das Peloton die Region Friaul mit einem Kurs, der kreuz und quer durchs Gebirge geht. Schon nach 28 Kilometern ist der Zielort Cividale Del Friuli erreicht, doch dann geht es erst richtig los: Es folgt der Montemaggiore (1. Kat., 8,3 km, 9%) mit einer 15-%-Rampe kurz vor dem Bergpreis bei Kilometer 57,5, sowie nach einer steilen Abfahrt inklusive Zwischenanstieg zum Passo San Martino (keine Bergwertung) eine acht Kilometer lange Steigung von Clodig nach Crai. Die ersten vier Kilometer davon sind im Schnitt 9,7 Prozent steil, aber danach wird es deutlich flacher. Bei Kilometer 80,9 ist der Bergpreis in Crai (2. Kat.) erreicht und es kehrt erstmal Ruhe ein: Auf eine langgezogene Abfahrt folgt ein rund 30 Kilometer langes Flachstück, zu dessen Hälfte es erneut durch Cividale Del Friuli geht, um nach der Nordost-Runde nun eine Nordwest-Runde zu drehen - erneut mit einem Berg der 1. und einem Berg der 2. Kategorie - der Cima Porzus (1. Kat., 7,8 km, 8,9 %) bei Kilometer 138,5 und dem Anstieg von Valle (2. Kat., 5 km, 8,5 %), der bei Kilometer 156 bewältigt ist. Es folgt eine sechs Kilometer lange Abfahrt und ein sieben Kilometer langes Flachstück zum Ziel.Prognose: Es ist denkbar, dass an den dicht aufeinander folgenden Anstiegen im Finale der Kampf um Rosa entfacht, doch den Tagessieg dürften wohl Ausreißer unter sich ausmachen, die es auch aufs Bergtrikot abgesehen haben.

14. Etappe, Samstag 21. Mai: Alpago/Farra - Corvara (210 km)
Es ist erst der 14. Renntag, aber für Giro-Romantiker und Dolomiten-Liebhaber kann es keine andere Königsetappe dieser Rundfahrt geben: Wir erreichen das Hochgebirge mit einem Teilstück, dessen Profil aussieht wie ein schlecht gepflegtes Haifischgebiss. Die ersten 30 Kilometer sind gemäßigt, doch dann steigt die Straße immer steiler an, bis bei Kilometer 94,7 der Passo Pordoi erreicht ist - 2.239 Meter über dem Meer und nach bereits fast 2.000 Höhenmetern Kletterpartie. Anschließend geht es ständig auf und ab: Es folgen in kürzester Folge das Sellajoch (2. Kat.) bei Kilometer 107, das Grödnerjoch (3. Kat.) bei Kilometer 118 und der Passo Campolongo (2. Kat.) bei Kilometer 133, bis bei Kilometer 159 der Anstieg zum Passo Giau (1. Kat.) beginnt. Von dessen Gipfel geht es zehn Kilometer lang bergab nach Pocol an den Fuß des Passo Valparola (2. Kat.), der bei Kilometer 191 überquert wird. Eine weitere Abfahrt später ist Corvara erreicht, wo die letzten fünf Kilometer noch ganz leicht ansteigend zum Ziel von Alta Badia führen. Prognose: Den Kletterern dürfte beim Blick auf diese Etappe genauso das Wasser im Mund zusammenlaufen wie den Dolomiten-Fans. Heute wird mindestens ein großer Mitfavorit auf den Giro-Sieg viel Zeit verlieren, und das Teilstück hat das Zeug für Heldentaten im Kampf um Rosa. Doch es ist auch einer der wichtigsten Tage im Kampf ums Bergtrikot, weshalb die lange Anfahrt zum Pordoi bereits hart umkämpft sein wird. Leid tun können einem dabei vor allem die Sprinter, die heute einen harten Gegner haben: das Zeitlimit.

 

15. Etappe, Sonntag 22. Mai: Kastelruth - Seiser Alm (10,8 km / Bergzeitfahren)
Die zweite Giro-Woche schließt genau wie die erste mit einem Einzelzeitfahren. Doch während der Kampf gegen die Uhr im Chianti vergangenen Sonntag noch zumindest ansatzweise den Zeitfahrspezialisten lag, so braucht es heute schon einen Kletterer, um die schnellste Zeit zu fahren: Von Kastelruth zur Seiser Alm werden auf 10,8 Kilometern knapp 800 Höhenmeter bewältigt. Die einzige offizielle Zwischenzeit wird übrigens bereits nach 4,4 Kilometern genommen und dürfte wenig aussagekräftig sein, denn die richtig schweren Passagen kommen erst danach - etwa eine 11-Prozent-Rampe nach 7,5 Kilometern. Insgesamt steigt die Straße hinauf zur "Alpe di Siusi", wie die Seiser Alm auf italienisch heißt, recht gleichmäßig an, meist im Bereich von etwas über acht Prozent. Prognose: Die Zeitfahrräder bleiben heute im Material-Truck, denn damit kann man, abgesehen von den ersten 1,5 Kilometern, nun wirklich nichts anfangen. Heute wird Klassement gemacht, und es würde nicht wundern, wenn der Sieger dieses Zeitfahrens am Ende auch in Rosa nach Turin rollt.

Mehr Informationen zu diesem Thema

01.06.2016Der 99. Giro d´Italia von A bis Z

(rsn) - Der 99. Giro d´Italia endete in einem spannenden Finale mit dem zweiten Erfolg von Vincenzo Nibali (Astana) nach 2013. Das ist fast allen bekannt. Doch es gibt auch viele wichtige und unwicht

30.05.2016Majka: Es fehlte der gewisse "Boom"

(rsn) – Zum angestrebten Podiumsplatz hat es für Rafał Majka bei der 99. Italien-Rundfahrt letztendlich nicht gereicht. Der Pole kann zwar mit seiner Leistung in den letzten drei Wochen und au

30.05.2016Nibali hat ein großes Kapitel im Giro-Geschichtsbuch sicher

(rsn) – Mit einem unglaublichen Comeback hat sich Vincenzo Nibali doch noch den Gesamtsieg und ein großes Kapitel im Geschichtsbuch des Giro d´Italia gesichert. Um die Bedeutung der Ereignisse des

30.05.2016Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 21. Etappe

(rsn) - Zum Auftakt des 99. Giro d´Italia in Apeldoorn waren am Freitag 198 Fahrer mit von der Partie. Längst nicht alle haben am 29. Mai das Ziel in Turin erreicht. Sturzverletzungen, Erkrankungen,

30.05.2016Kluge geht in Turin leer aus, freut sich aber für Arndt

(rsn) – Nach seinem Coup von Cassano d‘Adda ging Roger Kluge auf der letzten Giro-Etappe zwar leer aus. Dafür konnte sich der IAM-Profi, der nach 163 Kilometern von Cuneo nach Turin Rang 42 beleg

29.05.2016Vegni: "Nibali hat uns ein großartiges Finale beschert"

(rsn) – Nach dem Ende des 99. Giro d’Italia stand Renndirektor Mauro Vegni radsport-news.com zu einem Interview zur Verfügung. Dabei sprach der Italiener über die Siegesserie der deutschen Sprin

29.05.2016Arndt zeigt Mitgefühl für "Verlierer" Nizzolo

(rsn) - Plötzlich Etappensieger beim Giro d’Italia, ohne als Erster über den Zielstrich gefahren zu sein - ein ungewohntes wie seltsames Gefühl für Nikias Arndt (Giant-Alpecin). Entsprechend ver

29.05.2016Nibali erinnert die Italiener an den großen Coppi

Turin (dpa) - Die italienischen Radsport-Fans fühlten sich an den großen Fausto Coppi erinnert. Mit unbändigem Willen riss Vincenzo Nibali - wie der Campione im Jahr 1953 - mit einem sagenha

29.05.2016Jungels mit gezieltem Bergtraining zum Höhenflug

(rsn) – Zum Abschluss des 99. Giro d`Italia musste sich Matteo Trentin (Etixx-Quick-Step) in Turin hinter Nikias Arndt (Giant-Alpecin) zwar mit Rang zwei zufrieden geben. Der Italiener konnte sich z

29.05.2016Highlight-Video der 21. Giro-Etappe

(rsn) – Für Vincenzo Nibali (Astana) entwickelte sich die 21. und letzte Etappe des 99. Giro d’Italia zum Schaulaufen. Während der Italiener am Sonntag sein Rosa Trikot sicher ins Ziel brachte,

29.05.2016Arndt gewinnt die Schlussetappe am Grünen Tisch

(rsn) - In Turin wurde am Sonntag der Schlusspunkt des 99. Giro d’Italia gesetzt. Drei Wochen nach dem Start im niederländischen Apeldoorn war die norditalienische Metropole Schauplatz der letzten

29.05.2016Nibali feiert Gesamtsieg, Arndt gewinnt Finale in Turin

(rsn) – Vincenzo Nibali (Astana) hat zum zweiten Mal nach 2013 den Giro d’Italia gewonnen. Die abschließende 21. Etappe, die am Sonntag über 163 Kilometer von Cuneo nach Turin führte, entwickel

Weitere Radsportnachrichten

25.12.2024Kräftezehrendes Jahr mit zwei Grand Tours

(rsn) – Die Ambitionen von Felix Gall (Decathlon – AG2R La Mondiale) waren vor dem Jahr 2024 berechtigter Weise groß. Denn der Österreicher konnte auf eine erfolgreichste Saison zurückblicken,

25.12.2024Alles offen nach einer erfolgreichen Saison

(rsn) - Das Resümee ihrer ersten vollständigen Profi-Saison dürfte durchweg positiv für die Schweizerin Elena Hartmann vom Team Roland ausgefallen sein. Erst vor zwei Jahren gelang der inzwischen

25.12.2024Traum erfüllt und doch unzufrieden

(rsn) – Es gibt durchaus einfachere Aufgaben als die Saison 2024 von Pascal Ackermann zu bewerten. Auch er selbst ist da ein wenig zwiegespalten. Schließlich hat er es mit dreißigeinhalb Jahren en

25.12.2024Meistertitel das Highlight im insgesamt bislang besten Jahr

(rsn) - Die abgelaufene Saison wird Franziska Koch vom Team dsm-firmenich - PostNL wohl noch länger in Erinnerung bleiben - war es doch mit Abstand ihre erfolgreichste, seit sie im Jahr 2019 beim Tea

25.12.2024Auch Colombo und vier Kollegen verlassen Q36.5

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

25.12.2024Im Überblick: Die Transfers der Männer-Profiteams für 2025

(rsn) – Nachdem zahlreiche Transfergerüchte seit Monaten in der Radsportwelt zirkulieren, dürfen die Profimannschaften seit dem 1. August ihre Zu- und Abgänge offiziell bekanntgeben. Radsport

25.12.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste der Frauen 2024

(rsn) - Wie bei den Männern so blicken wir traditionell am Jahresende auch auf die Saison der Frauen zurück und stellen die besten 15 Fahrerinnen unserer Jahresrangliste vor. Wir haben alle UCI-Ren

25.12.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste der Männer 2024

(rsn) - Auch diesmal starten wir am 1. November mit unserer Jahresrangliste. Wir haben alle UCI-Rennen der vergangenen zwölf Monate (1. November 2023 bis 31. Oktober 2024) ausgewertet - nach unserem

24.12.2024Der größte Sieg war jener über Long-Covid

(rsn) – Es war eine Saison voller Höhen und Tiefen für Marlen Reusser (SD Worx – Protime), wobei vor allem in der zweiten Saisonhälfte die Tiefe übernahm – und zwar komplett. Denn die Schwe

24.12.2024Top-Sprinter mit starkem Sinn für Realismus

(rsn) - Mit zwei Siegen und insgesamt 21 Top-Ten-Resultaten bei UCI-Rennen zeigte Phil Bauhaus (Bahrain Victorious) auch 2024, dass er zu den schnellsten Männern im Feld zählt. Mit seiner Saison w

24.12.2024Mit 36 Jahren noch immer einer der Besten

(rsn) – Seit vielen Jahren gehört Riccardo Zoidl (Felt – Felbermayr) zu den absolut besten Fahrern Österreichs. 2013 erlebte er seinen absoluten Durchbruch, wo er sich mit zahlreichen Rundfahrts

24.12.2024Hamilton bricht sich das Schlüsselbein bei Trainings-Crash

(rsn) – Chris Hamilton, Tim Naberman und Oscar Onley sind am letzten Tag des Dezember-Trainingslagers des Teams dsm-firmenich – PostNL, das ab Januar Picnic – PostNL heißen wird, gestürzt. Wä

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine