Vorschau 51. Amstel Gold Race

Hetzjagd über 34 Anstiege

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Michal Kwiatkowski (Etixx-Quick Step) gewann 2015 im Regenbogentrikot das 50. Amstel Gold Race. | Foto: Cor Vos

15.04.2016  |  (rsn) – Was für die Belgier die Flandern-Rundfahrt, ist für deren nördliche Nachbarn das Amstel Gold Race. Bei seiner am Sonntag anstehenden 51. Auflage wird das diesmal über 248 Kilometer führende Eintagesrennen von Maastricht nach Berg en Terblijt die niederländischen Fans wieder zu Hunderttausenden an die Strecke locken. Am Start stehen 25 Mannschaften, alle 18 aus der WorldTour sowie sieben Zweitdivisionäre.

Die Strecke: Von Maastricht aus werden die Fahrer auf vier unterschiedlich lange Runden durch die Region Limburg geschickt, wo nicht weniger als 34 Anstiege mit einer Länge von 600 Metern bis 1,3 Kilometern warten. Das ständige Auf und Ab macht das Amstel Gold Race zu einem der schwersten Eintagesrennen überhaupt, zumal es keine „Einrollphase“ gibt. Vielmehr steht mit dem 1.300 Meter langen Slingerberg der erste Anstieg schon nach knapp sieben Kilometern an.

Die erste von vier Cauberg-Überquerungen wartet dann nach 51 Kilometern am Ende der ersten Runde auf die Fahrer, des Weiteren zum Abschluss der Runden zwei und drei. Auf der 18,5 Kilometer langen Schlussrunde folgen dann noch der Geulhemmerberg, der insgesamt dreimal befahren wird, der Bemelerberg (zweimal) und ein letztes Mal der 900 Meter lange und 7,5 Prozent steile Cauberg.

Nachdem zur Saison 2013 das Ziel von der Spitze des Caubergs allerdings um knapp zwei Kilometer „nach hinten“, nämlich nach Berg en Terblijt, verschoben worden ist, bieten sich Verfolgern die Möglichkeit, auf den letzten Metern mögliche Ausreißer noch einzufangen. So geschehen etwa im vergangenen Jahr, als sich der damalige Titelverteidiger Philippe Gilbert bei seiner Attacke am Cauberg nicht genügend Vorsprung herausfahren und stattdessen Michal Kwiatkowski im Sprint einer immerhin 17 Fahrer starken Gruppe als erster Pole das Amstel Gold Race gewinnen konnte.

Die Favoriten: Der 25 Jahre alte Kwiatkowski, der mittlerweile für das Team Sky fährt, hat gute Chancen auf eine erfolgreiche Titelverteidigung und wäre der dritte Fahrer nach Jan Raas – der von 1977 bis 1980 das Rennen insgesamt viermal in Folge gewann – und Philippe Gilbert (2010/11), dem dieses Kunststück gelänge.

Der mittlerweile 33 Jahre alte Gilbert (BMC) käme mit einem vierten Sieg auf Tuchfühlung mit Rekordhalter Raas, der 1982 noch ein fünftes Mal triumphiert hatte. Doch der Belgier startet mit dem Handicap eines gebrochenen Mittelfingers – Ergebnis einer handgreiflichen Auseinandersetzung mit einem Autofahrer bei einer Trainingsausfahrt, die noch ein gerichtliches Nachspiel haben könnte.

Mit einer Doppelspitze tritt Orica-GreenEdge an. Ob es eine kluge Maßnahme war, sowohl Simon Gerrans als auch Michal Matthews zu nominieren, wird das Rennen zeigen. Die beiden Australier sind in jedem Fall heiße Sieg-Kandidaten, wobei der 25 Jahre alte Matthews dem zehn Jahre älteren Gerrans den Rang abzulaufen scheint. Gerrans kommt aber immerhin auf drei dritte Plätze beim Amstel Gold Race, Matthews wurde im vergangenen Jahr Dritter.

Zu beachten sind außerdem der tschechische Pfeil von Brabant-Sieger Petr Vakoc, die Franzosen Julian Alaphilippe (beide Etixx-Quick-Step), Tony Gallopin (Lotto Soudal), der Portugiese Rui Costa (Lampre-Merida) sowie der Norweger Edvald Boasson Hagen (Dimension Data), der sich auf fast jedem Terrain wohl fühlt und am Sonntag Fünfter bei Paris-Roubaix wurde.

Die größte spanische Hoffnung hat einen Einsatz in der Heimat dem Amstel Gold Race vorgezogen. Der Vorjahreszweite Alejandro Valverde (Movistar) startet am Wochenende bei der Vuelta Castilla y Leon und konzentriert sich auf die Titelverteidigungen beim Fléche Wallonne und bei Lüttich-Bastogne-Lüttich. In Abwesenheit Valverdes spricht nicht viel für den ersten Amstel Gold-Sieg eines Spaniers. Beste Chancen auf ein Spitzenergebnis haben wohl Teamkollege Daniel Moreno und Katusha-Kapitän Joaquim Rodriguez.

Neben Gilbert und Kwiatkowski sind noch vier weitere frühere Sieger am Start. Der Tscheche Roman Kreuziger (Tinkoff) landete vor drei Jahren, als sich das Ziel erstmals in Berg en Terblijt befand, einen Ausreißercoup und wird auch diesmal sein Glück mit einer frühzeitigen Attacke versuchen. Der mittlerweile 44 Jahre alte Davide Rebellin jubelte im Jahr 2004 – und gewann in der folgenden Woche dann auch noch den Fléche Wallonne und Lüttich-Bastogne-Lüttich.

Der Italiener zählt zwar immer noch zu den weltbesten Fahrern auf einem Terrain wie dem des Amstel Gold Race, ein zweiter Triumph zum Ardennen-Auftakt wäre aber eine faustdicke Überraschung. Gleiches ließe sich von einem zweiten Sieg seines Landsmanns Enrico Gasparotto sagen, der 2014 im Astana-Trikot die Konkurrenten hinter sich ließ und mittlerweile für den belgischen Zweitdivisionär Wanty-Groupe Gobert unterwegs ist. Mit Platz zwei beim Pfeil von Brabant zeigte der Italiener am Mittwoch aber, dass mit ihm zu rechnen sein wird

Der Luxemburger Fränk Schleck schließlich gewann vor genau zehn Jahren das Amstel Gold Race. Es war der größte Erfolg des Trek-Profis, der am heutigen Freitag 36 Jahre alt wird. Schlecks letzte Top-Ten-Platzierung liegt mittlerweile auch schon sechs Jahre zurück: 2010 wurde er Siebter.

Seit 2001, als Erik Dekker jubelte, warten die Niederländer beim einzigen heimischen Rennen der ersten Division auf einen Sieg. Daran dürfte sich auch am Sonntag nicht viel ändern, denn Fahrer wie Robert Gesink (LottoNL-Jumbo), Bauke Mollema (Trek-Segafredo), Tom Jelte Slagter (Cannondale) oder Lars Boom (Astana) treten nur als Außenseiter an. Ein besseres Ergebnis als 2015 sollte aber schon möglich sein, denn damals landete kein Niederländer unter den besten 20. Ähnliches gilt für die Deutschen, deren aussichtsreichste Vertreter Paul Martens (LottoNL-Jumbo) und Simon Geschke (Giant-Alpecin) sind.

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