Cross-WM: Zwei Mal Top Ten, zwei Mal DNF

Licht und Schatten für die deutsche Elite in Tabor

Von Felix Mattis

Foto zu dem Text "Licht und Schatten für die deutsche Elite in Tabor"
Marcel Meisen (Corendon-Kwadro) fuhr in Tabor auf Rang acht. | Foto: Cor Vos

01.02.2015  |  (rsn) – Mit ihren Plätzen acht und neun haben Marcel Meisen (Corendon-Kwadro) und Philipp Walsleben (BKCP-Powerplus) für ein gutes Mannschaftsresultat der deutschen Crosser bei der WM in Tabor gesorgt. Doch im Lager des Bundes Deutscher Radfahrer gab es an diesem Sonntag-Nachmittag nicht nur Grund zum Jubeln – genau genommen war das Eliterennen eine Achterbahnfahrt der Gefühle für die deutschen Fans.

Zunächst glänzte Sascha Weber (CCT p/b Champion System) mit einem Bilderbuch-Start, der ihn auf den sechsten Platz nach vorne katapultierte. Walsleben dagegen berichtete nach dem Rennen von einer völlig verkorksten Anfangsphase: „Beim Start ist mein Hinterrad beim ersten Tritt durchgedreht“, sagte er radsport-news.com. Und nach einer halben Runde sah es sogar richtig düster aus, als Weber seine Position in der Spitzengruppe einbüßte, weil sich seine Kette verklemmte, und kurz darauf Walsleben auf Höhe des Depots gleich zwei Mal vom Rad musste.

„Da gab es diesen Vorfall mit einem polnischen Fahrer, über den ich gestürzt bin“, deutete der Weltcup-Gesamtvierte später an. Dieser polnische Fahrer stand anschließend auf und wollte zurück zum Depot laufen, was an dieser Stelle der Strecke erlaubt war. „Leider hat er dabei den Rückspiegel vergessen“, nahm Walsleben mit Humor, dass der Wendeversuch des Polen dafür sorgte, dass der ehemalige Deutsche Meister erneut vom Rad musste und kopfschüttelnd weitere Sekunden verlor.

„Danach war es mental erst einmal schwierig. Aber es wurde besser, weil ich dann ständig Leute eingeholt habe“, so Walsleben, der auf seiner Aufholjagd bald auch an einem laufenden Weber vorbeirauschte. Der Saarländer nämlich wurde nach seinem Kettenklemmer aus der ersten Runde im zweiten Umlauf von einem defekten Schaltwerk gestoppt und riss sich selbiges eine Runde später bei einem Sturz auch von seinem Zweitrad ab.

„Ich hatte einen Super-Tag, habe mich schon beim Warmfahren auf der Rolle richtig geil gefühlt. Die Strecke lag mir und ich bin am Start gut weggekommen“, fasste Weber das Rennen im Gespräch mit radsport-news.com zusammen. „Aber durch diese Vorfälle war ich nach drei Runden 48. und von drei Rädern waren zwei kaputt. Da war die Moral weg.“ Weber fuhr noch kurz weiter, stieg dann aber gefrustet aus. Noch schlimmer erwischte es Deutschland-Cup-Sieger Ole Quast (Stölting), der sich bei einem Sturz die Schulter auskugelte und deshalb das Rennen ebenfalls aufgeben musste.

Während ihre Teamkollegen die Segel strichen, lief es für Walsleben und Meisen in der zweiten Rennhälfte aber immer besser – wobei der Deutsche Meister von Beginn an zufrieden sein konnte. „Dafür, dass ich aus der dritten Reihe kam, bin ich gut weggekommen und habe mich um Platz 13 festgesetzt. Aber ich hatte die ganze Zeit die Gruppe vor mir im Blick, und von denen konnte ich mir am Ende noch einige schnappen“, so seine Kurz-Zusammenfassung der Geschehnisse.

Meisen wusste, dass in der Gruppe vor ihm unter anderem Cross-Superstar Sven Nys saß. „Und ich weiß ja, dass Fahrer, die eigentlich um eine Medaille fahren wollen, dann aber weiter hinten sind, schneller die Moral verlieren“, erklärte der 26-Jährige später. Deshalb habe er den belgischen Altmeister sofort überholt und den Druck weiter erhöht, um ihn psychisch zu knacken. „Ich weiß nicht, ob das gelungen ist, aber auf jeden Fall habe ich ihn und die ganze Gruppe recht schnell distanzieren können. So kam ich in die Top Ten.“

Etwas später holte Meisen auch Walsleben ein, der zur Rennmitte bereits aus seiner misslichen Lage heraus wieder weit nach vorne gefahren war, und beide bogen gemeinsam in die Schlussrunde ein: Walsleben am Hinterrad von Meisen. „Mir war egal, ob er Neunter und ich Zehnter werde oder andersherum. Ich bin einfach Vollgas gefahren, damit die anderen von hinten nicht mehr zu uns kommen“, so Meisen, der sich am Ende vor seinem Freund, wie er Walsleben nennt, behaupten konnte.

Für Meisen bedeutete Platz acht die souveräne Erfüllung des Tagesziels: „Ich hatte auf die Top Ten gehofft, da ist der achte Platz super“, fand er. Walsleben hingegen blieb hinter seinen hohen Ambitionen zurück. Mit dem WM-Podium hatte der 27-Jährige während der Saison immer wieder geliebäugelt. Zwei Tage vor dem Rennen gab er aber zu, dass das auf Grund einer gerade erst überwundenen, sehr hartnäckigen Erkältung ein sehr hoch gestecktes Ziel sei. „Mit den Beinen bin ich zufrieden“, sagte er schließlich und deutete damit an, dass ihn der neunte Platz zwar nicht glücklich stimmte, das Ergebnis unter den gegebenen Umständen aber in Ordnung ginge.

Und ein paar Stunden nach dem Rennen konnte Walsleben seinem verkorksten Januar sogar schon wieder etwas Gutes abgewinnen. „Ich hatte nach der DM zwei ruhige Wochen und bin körperlich deshalb nicht leer“, sagte er über die Erkältungspause. Für die verbleibenden drei Wochenenden und voraussichtlich fünf Rennen in diesem Cross-Winter sei er daher jetzt guter Dinge. „Vielleicht kann ich ja noch was Schönes zaubern“, gab er sich schon wieder kämpferisch. „Meine Bettstunden vom Trainingslager in Spanien werden sich jetzt hoffentlich bezahlt machen.“

Und auch Meisen hofft, die gute Spätform noch einmal nutzen zu können. „Vor zwei Jahren bin ich nach der WM noch sehr gute Rennen gefahren“, so der Deutsche Meister, der damals in Louisville mit Rang 16 sein bis heute bestes WM-Resultat eingefahren hatte und nun noch ein paar Top-Ten-Platzierungen anvisiert.

Für Quast und Weber hingegen ist die Cross-Saison voraussichtlich vorbei. Doch der Blick geht bereits voller Vorfreude in die Zukunft: „Der nächste Winter wird kommen“, so Weber. „Heute freue ich mich, dass die anderen beiden auf acht und neun gefahren sind und wir als Team gezeigt haben, dass wir drei Mann haben, die in Zukunft in die Top Ten fahren können. Das ist geil!“

Weiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößern

Mehr Informationen zu diesem Thema

01.02.2015Van der Poel wird zum jüngsten Cross-Weltmeister aller Zeiten

(rsn) - 19 Jahre nach seinem Vater Adrie hat sich Mathieu Van der Poel (BKCP-Powerplus) zum Cross-Weltmeister gekrönt – und zwar zum jüngsten aller Zeiten. Der vor nicht einmal zwei Wochen 20 Jahr

01.02.2015Vanthourenhout holt sich mit perfektem Rennen Gold

(rsn) – Nicht Top-Favorit Laurens Sweeck (Corendon-Kwadro), sondern dessen Herausforderer Michael Vanthourenhout (Sunweb-Napoleon Games) hat Belgien die erste Gold-Medaille bei den Cross-Weltmeister

01.02.2015Walsleben hofft nach Krankheit auf eine Medaille

(rsn) – Das Eliterennen der Männer ist bei den Cross-Weltmeisterschaften im tschechischen Tabor jenes, bei dem sich der Bund Deutscher Radfahrer BDR die meisten Chancen auf eine Top-Platzierung aus

01.02.2015Vollzieht sich bereits in Tabor der Generationswechsel?

(rsn) – Ohne Titelverteidiger Zdenek Stybar (Etixx – Quick-Step) kämpft die Cross-Elite am heutigen Sonntag um die Krone. Ausgerechnet seine Heim-WM in Tabor, wo er vor fünf Jahren seinen ersten

31.01.2015Ferrand-Prevot bezwingt Cant knapp und ist Doppel-Weltmeisterin

(rsn) - 126 Tage nach dem Regenbogentrikot der Straßen-Weltmeisterin hat auch das der Cross-Weltmeisterin innerhalb des Rabobank-Liv-Teams die Schultern gewechselt: Pauline Ferrand-Prevot ist nach ih

31.01.2015Andreassen kommt, sieht und schnappt Iserbyt den WM-Titel weg

(rsn) – Simon Andreassen ist im tschechischen Tabor zum ersten dänischen Junioren-Weltmeister im Radcross geworden. Der 17-Jährige setzte sich auf gefrorenem Boden früh von der Konkurrenz ab und

31.01.2015Wer nimmt Vos das Regenbogentrikot ab?

(rsn) – Jahr für Jahr ist es dasselbe Szenario: Die Cross-Weltmeisterschaften der Frauen stehen an, und die Top-Favoritin heißt Marianne Vos. Kein Wunder, denn die Niederländerin hat den Titel zu

31.01.2015Lambracht und Heckmann: Internes Duell bei der Cross-WM

(rsn) – Eine Spitzenplatzierung dürfte für die deutschen Frauen bei den Cross-Weltmeisterschaften im tschechischen Tabor am Samstag nicht drin sein. Und trotzdem gehen die neue Deutsche Meisterin

28.01.2015Kupfernagel kann nicht starten, Walsleben will eine Medaille

(rsn) – Ohne Hanka Kupfernagel wird das Aufgebot des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR) am Wochenende bei der Cross-WM im tschechischen Tabor antreten. Die viermalige Weltmeisterin leidet noch immer

28.01.2015Österreich mit vierköpfigem Aufgebot nach Tabor

(rsn) – Ein vierköpfiges Aufgebot schickt der Österreichische Radsportverband ÖRV am Wochenende nach Tabor in Tschchien, wo am 31. Januar und 1. Februar die Cross-Weltmeisterschaften ausgetragen

27.01.2015Trotz Dopingverdacht - Meeusen und Sweeck dürfen zur Cross-WM

(rsn) – Der Belgische Verband hat nun doch Tom Meeusen und Laurens Sweeck in das Aufgebot für die Cross-WM im tschechischen Tabor berufen. Damit folgte der Verband einem Urteil des belgischen Sport

19.01.2015Dopingverdacht: Cross-WM ohne Meeusen, Wellens und Sweeck

(rsn) – Drei der aktuell besten belgischen Cross-Fahrer stehen unter Dopingverdacht und werden deshalb nicht bei den Cross-Weltmeisterschaften starten können, die am letzten Januar-Wochenende in Ta

Weitere Radsportnachrichten

05.07.2025Denk: “Das ist kein Weltuntergang“

(rsn) – Jasper Philipsen (Alpecin – Deceuninck) hat die 1. Etappe der 112. Tour de France über 184,9 Kilometer rund um Lille gewonnen und das Gelbe Trikot übernommen. Der Belgier ließ im Sprint

05.07.2025“Fantastische Team-Performance“: Philippsen sprintet ins Gelbe

(rsn) – Jasper Philipsen (Alpecin – Deceuninck) hat den Auftakt zur 112. Tour de France gewonnen und sich das erste Gelbe Trikot gesichert. Im Sprint einer rund 30-köpfigen Spitzengruppe war der

05.07.2025Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 1. Etappe

(rsn) - 184 Profis aus 23 Teams sind am 5. Juli im nordfranzzösischen Lille zur 112. Tour de France (2.UWT) angetreten, darunter zehn Deutsche, drei Österreicher und fünf Schweizer. Hier listen

05.07.2025Ganna und Bissegger müssen am ersten Tag die Tour aufgeben

(rsn) – Ineos Grenadiers hat schon zum Auftakt der 112. Tour de France einen bitteren Verlust zu beklagen. Nachdem er schon nach 50 Kilometern gestürzt war, musste Filippo Ganna knapp 70 Kilometer

05.07.2025Astana: Vertrag mit Hauptsponsor XDS verlängert

(rsn) – Der chinesische Karbon-Hersteller XDS, seit dieser Saison Hauptsponsor des Astana-Teams, hat seine Partnerschaft mit dem kasachischen Rennstall um weitere drei Jahre verlängert. Das teilte

05.07.2025Zimmermann: “Im Seitenwind nicht ins Hintertreffen geraten“

(rsn) – Voller Vorfreude und im Trikot des Deutschen Meisters trat Georg Zimmermann (Intermarché – Wanty) am Samstagmittag in Lille zum Grand Départ an. "Es fühlt sich sehr gut an und gefällt

05.07.2025Schiffer feiert bei der Sibiu Tour seinen ersten Profisieg

(rsn) – Anton Schiffer (Bike Aid) hat auf der 3. Etappe der Sibiu Tour (2.1) seinen ersten Profisieg gefeiert. Einen Tag nach der Enttäuschung am Balea Lâc, als er um Platz vier sprintend stürzte

05.07.2025Ackermann selbstbewusst: “Platz 2 oder 3 wären irrelevant“

(rsn) – Nachdem er im vergangenen Jahr endlich sein Debüt bei der Tour de France geben durfte und mit starken Auftritten auch an windigen Tagen, sieben Top-10-Platzierungen und drei dritten Plätze

05.07.2025Zum Auftakt im Norden stehen die Zeichen auf Sprint Royal

(rsn / ProCycling) – Im Norden Frankreichs beginnt die Tour de France 2025. Knapp 185 Kilometer absolviert das Peloton in einer langen Schleife rund um Lille, das nach 1960 und 1995 bereits zum drit

05.07.2025Bauhaus will im ´Freestyle´ an die richtigen Hinterräder

(rsn) – Fünf Top-5-Platzierungen hat Phil Bauhaus (Bahrain Victorious) bei seinen zwei Tour-de-France-Teilnahmen bislang ersprintet – drei 2023, zwei 2024. Im dritten Anlauf sollen noch ein paar

05.07.2025Lipowitz will die Tour genießen und Roglic “bestmöglich unterstützen“

(rsn) – Spätestens nach seinem dritten Platz beim Critérium du Dauphiné (2.UWT) sind die Erwartungen an Florian Lipowitz nochmals gestiegen. Die Tour-Generalprobe hatte sein Team Red Bull – Bor

05.07.2025Im Schatten der Tour kämpfen Longo Borghini, Reusser & Co. um Rosa

(rsn) – Nur einem Tag nach dem Grand Départ der Tour de France der Männer starten die Frauen ihren Giro d’Italia. Ob bezüglich der medialen Aufmerksamkeit als “Konkurrenzprodukt“ zur Tour w

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Tour de France (2.UWT, FRA)
  • Radrennen Männer

  • Course de Solidarnosc (2.2, POL)
  • Sibiu Tour (2.1, ROU)
  • Grand Prix Kahramanmaras (1.2, TUR)