Hommage an 25 Jahre Deutsche Einheit

36. Bayern-Rundfahrt: Ein Parcours, der allen gefällt

Von Matthias Seng aus Nürnberg

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Die Karte der 36. Bayern-Rundfahrt | Foto: Bayern-Rundfahrt

05.12.2014  |  (rsn) – Eine Bergankunft wie in diesem Jahr fehlt zwar im Programm der Bayern-Rundfahrt 2015. Doch die 36. Austragung des einzigen deutschen Mehretappenrennens, das im kommenden Jahr von der Oberpfalz nach Franken durch den nördlichen Teil des Freistaats führt, weist gleich drei Etappen mit Klassikerdistanzen auf. Insgesamt 830 Kilometer vom Start in Regensburg am 13. Main bis nach Nürnberg, wo das Rennen am 17. Mai wieder zu Ende gehen wird, müssen die Fahrer bewältigen.

Dazu hat sich das Organisationsteam um Rundfahrtleiter Ewald Strohmeier noch etwas Besonderes einfallen lassen. In Erinnerung an 25 Jahre Deutsche Einheit macht das Peloton auf der 3. Etappe einen kurzen Schlenker durch Thüringen. Dazu werden rund 100 Kilometer entlang des ehemaligen „Eisernen Vorhangs“ führen. Neu ins Programm aufgenommen wurde die Sonderwertung für den kämpferischsten Fahrer, der künftig mit einer orangefarbenen Nummer ausgezeichnet wird.

Als Etappenorte stellten die Organisatoren am Freitag bei der Streckenpräsentation in Nürnberg im Gebäude des Hauptsponsors – den Bayerischen Volks- und Raiffeisenbanken - neben Regensburg und Nürnberg noch Waldsassen, Selb, Ebern und Haßfurt vor, wo am vorletzten Tag das traditionelle Einzelzeitfahren ausgetragen wird, das wieder die Entscheidung im Kampf um den Gesamtsieg bringen dürfte.

„Wir haben diesmal keine Bergankunft im Programm, aber auch so wird die Bayern-Rundfahrt schwer genug sein. Auf allen Etappen gibt es ein Auf und Ab, und auch die ansteigenden Zielankünfte werden den Sprintern das Leben schwer machen“, kommentierte Strohmeier das Profil.

Diese Aussichten dürften André Greipel (Lotto-Soudal) nicht schrecken. Der Deutsche Meister, der erstmals seit 2009 wieder seinen Start anpeilt, zählt zu denjenigen Sprintern, die auch auf anspruchsvollem Profil gut zurecht kommen. „Der Parcours gefällt mir. Da werde ich sicher meine Chancen haben“, sagte Greipel, der den langen Weg von Köln nach Nürnberg auf sich genommen hatte, um bei der Präsentation dabei zu sein – ebenso übrigens wie Ralph Denk, Teamchef des deutschen Zweitdivisionärs Bora-Argon 18 (bisher NetApp-Endura).

Der Raublinger war in Begleitung seines neuen Kapitäns Dominik Nerz gekommen und bekannte, dass die Bayern-Rundfahrt für ihn „höchste Priorität“ habe. „Ich habe zwei Wünsche für das neue Jahr“, sagte Denk auf eine entsprechende Frage des Moderators Marcel Meinert. „Ich will mit meinem Team die Bayern-Rundfahrt gewinnen und im Sommer wieder zur Tour de France.“ Neuzugang Nerz, der vom BMC-Team in die Heimat zurückkehrte und bei der Tour auf Gesamtwertung fahren will, soll beim Heimspiel den Wunsch seines Teamchefs erfüllen. „ Das ist eine klare Ansage von Ralph“, fügte der 25-Jährge trocken an.

Die Aufgabe dürfte nicht ganz einfach sein, denn Kletterspezialist Nerz hätte sich sicherlich gerne eine echte Bergetappe gewünscht. „Leider ist keine Bergankunft dabei“, bedauerte der in der Schweiz lebende Wangener, der aber auch so seine Chancen wahrnehmen will und mit Blick auf das durchaus nicht brettebene Profil des Zeitfahrens in Haßfurt meinte: „Das kommt mir durchaus entgegen“, betonte Nerz.

In kurzen Einspielern gaben weitere deutsche Stars wie Tony Martin (Etixx-Quick Step), Marcel Kittel und John Degenkolb (beider Giant-Alpecin) ihre Einschätzung zur Strecke ab. Sicher ist übrigens, dass zumindest das Team der beiden deutschen Top-Sprinter in Regensburg am Start stehen wird. „Giant-Alpecin wird dabei sein“, bestätigte Rundfahrtchef Strohmeier gegenüber radsport-news.com.

Dabei habe die Tatsache, dass der Rennstall bereits 2015 mit einer deutschen Lizenz ausgestatte sein wird, keine Rolle gespielt. „Die Zusage haben wir schon länger“, so Strohmeier, der auch Greipels Team nach Bayern locken zu können glaubt. „Wir verhandeln und ich bin optimistisch, dass Lotto dabei sein wird“, fügte er an.

In seine und Greipels Karten könnte dabei der Rennkalender spielen. Da die Bayern-Rundfahrt 2015 aufgrund des G-7-Gipfels im kommenden Jahr um zwei Wochen vorverlegt werden muss, kollidiert der Termin nicht mehr mit dem der Belgien-Rundfahrt, dem Heimspiel des Lotto-Teams. Greipel jedenfalls würde gerne für seinen insgesamt erst zweiten Start bei der Bayern-Rundfahrt planen, da er danach auch noch seinem Rennstall in Belgien zur Verfügung stehen würde. Die Entscheidung wird zwischen diesen beiden Rennen und dem Giro d’Italia fallen, wobei Greipel gegenüber radsport-news betonte: „Natürlich wäre ich sehr gerne mal wieder in Bayern dabei.“

Erstmals seit 2012 möchte auch John Degenkolb wieder bei Deutschlands einzigen Etappenrennen mit um Siege sprinten. „Ich werde alles tun, um dabei zu sein“, so der Frankfurter, der dann von seinem Teamkollegen Kittel unterstützt werden könnte. „Die Rundfahrt wird 2015 ein hartes Ding und kommt vom Profil her einem Fahrer wie John natürlich sehr entgegen“, sagte der Erfurter, der wohl Chancen auf einen Etappensieg in Nürnberg hätte, wogegen die ersten drei Abschnitte zu schwer für ihn sein dürften.

Am letzten Tag in Nürnberg – das übrigens langfristig das Finale der Bayern-Rundfahrt ausrichten soll, wie Strohmeier zu radsport-news.com sagte - möchte Bora-Teamchef Denk mehrfachen Anlass zum Jubel haben. Nerz oder aber sein tschechischer Teamkollege Jan Barta könnten in der fränkischen Metropole ganz oben auf dem Treppchen stehen. Dazu könnte Sam Bennett wie im vergangenen Jahr zuschlagen. Der 24 Jahre alte Ire gewann 2014 die abschließende 5. Etappe und möchte nur zu gerne seinen Coup bei der kommenden Auflage wiederholen.

Sollte Martin starten, dürfte allerdings dem dreimaligen Zeitfahrweltmeister die Favoritenrolle zufallen. Denn auf den ersten anspruchsvollen Etappen -, die nach Angaben des stellvertretenden Rundfahrtleiters Tilman Rieger 3.100 bzw. 2.700 Höhenmeter aufweisen - wird der 29-Jährige mit den Besten mithalten können, um dann in seiner Spezialdisziplin zuschlagen zu können. „Die Strecke könnte mir sehr gut liegen. Jeder Tag ist sehr anspruchsvoll und das Zeitfahren ist perfekt für mich“, meinte Martin.

Nerz gegen Martin? Dieses mögliche Duell dürfte tatsächlich für viel Spannung sorgen. Und sollte sich einer der beiden durchsetzen, könnten die deutschen Fans nach langer Zeit wieder einmal den Sieg eines heimischen Fahrers bejubeln. Das Kunststück gelang als bisher letztem Deutschen Linus Gerdemann, der 2009 vor dem Belgier Maxime Monfort die Bayern-Rundfahrt gewann.


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