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24.04.2014 | (rsn) - Auf radsport-news.com beleuchtet Herbert Watterott in dieser Saison die lange Geschichte der fünf Radsportmonumente Mailand-San Remo, Flandern-Rundfahrt, Paris-Roubaix, Lüttich-Bastogne-Lüttich und Lombardei-Rundfahrt (Il Lombardia) und schildert die spannendesten und außergewöhnlichsten Episoden dieser größten Klassiker des internationalen Radsport-Kalenders.
Lüttich-Bastogne-Lüttich / Teil 2Â
1951 Ardennen-Wochenende als Schweizer Spezialität
Nachdem 1936 mit dem Flèche Wallonne, dem Wallonischen Pfeil, ein weiteres belgisches Eintagesrennen gegründet und im Kalender einige Tage vor „LBL“ ausgetragen wird, spricht man vom Ardennen-Wochenende. Zu Beginn der 1950er-Jahre befindet sich der Schweizer Ferdi Kübler auf dem Höhepunkt seiner Karriere. 1950 gewinnt der Mann mit der großen Nase die Tour de France, und ein Jahr später wird er Straßen-Weltmeister in Lugano. 1951 und 1952 bringt Kübler, den sie auch den „Adler von Adliswil“ nennen, das Kunststück fertig, in beiden Jahren sowohl den Flèche Wallonne, als auch Lüttich-Bastogne-Lüttich zu gewinnen. Das ist in der Geschichte beider Rennen noch keinem anderen Profi bis heute gelungen.
Ferdi Kübler wird am 24.Juli in diesem Jahr 94 Jahre alt und ist damit der Älteste von noch 25 lebenden Tour de France- Sieger.
1957 - Zwei Sieger nach Wetter-Martyrium
In diesem Jahr fordert der Rennkalender den Profis alles ab. Samstags wird der Wallonische Pfeil bei sonnigem Wetter ausgetragen. Aber nur 24 Stunden später erwartet die 107 Starter bei Lüttich-Bastogne-Lüttich die Hölle. Eiskalter Regen, sechs Zentimeter Neuschnee. In Houffalize wird eine zusätzliche Verpflegungsstation eingerichtet und die verbliebenen Fahrer mit warmen Getränken versorgt. Nicht mehr dabei der Vorjahressieger Alfred De Bruyne, der nach seiner Profilaufbahn erfolgreicher und geschätzter belgischer Radsport-Fernsehkommentator wird.
Zum Regen und der Kälte gesellen sich bis Lüttich noch Hagel und Wind. Hinter dem Ort Cierreux geht eine Bahnschranke vor den Fahrern herunter. Zwei Italiener und ein Franzosen klettern drüber. In Italien und Frankreich nimmt man so etwas nicht so genau. Aber in Belgien ist das verpönt. Der Belgier Germain Derycke kommt ins Grübeln, zweifelt und wartet einige Momente. Aber dann entschließt er sich, den drei Ausreißern, mit einem Sprung über die Bahnschranke zu folgen. Derycke erreicht am Ende das Ziel als Erster. Fast drei Minuten später gewinnt der Belgier Frans Schoubben den Spurt um Platz zwei und legt Protest ein wegen der „Bahnschrankenaktion“, durch die sein Landsmann Germain Derycke zum Sieg kam. Erst Protest abgelehnt, dann angenommen. Am grünen Tisch fällt die Jury ein salomonisches Urteil - die beiden Belgier Germain Derycke und Frans Schoubben werden auf Platz eins gesetzt.
Bei diesem Rennen war auch eine deutsche Nationalmannschaft am Start und erreichte durch den kleinen Matthias Löder aus Köln den 14.Platz. Bravo.
1966 – Rundfahrtsieger als Klassiker-Spezialist
Der fünfmalige Tour de France-Sieger und Zeitfahrspezialist Jacques Anquetil aus Frankreich hat bisher nur bei seinem Sieg bei Gent-Wevelgem in einem Eintagesrennen geglänzt. Der kühle Rechner aus der Normandie entscheidet sich diesem Jahr in Lüttich an den Start zu gehen. Er will es den aufkommenden Gegnern Raymond Poulidor und Felice Gimondi zeigen. Bei großer Hitze zeigt er sein ganzes Können, greift an der Mont-Theux-Steigung unwiderstehlich an und fährt seinen größten Erfolg in einem klassischen Rennen heraus.
1969 - 1975 – Der „Kannibale“ wird neuer Rekordmann
Innerhalb von nur sechs Jahren lässt einer neuer Stern am Radsporthimmel durch seine Leistungen und Siege viele alte Meister vergessen. Eddy Merckx ist Wallone und stammt aus der Umgebung der Hauptstadt Brüssel. Durch fünf Siege in sechs Jahren klettert er an die Spitze der Rekordliste und steht bis heute auf Platz eins.
Man könnte Bücher schreiben über die unzähligen Erfolge von Merckx. Bei Lüttich-Bastogne-Lüttich gewinnt er erstmals 1969 durch eine Demonstration fahrerischer Klasse. 1971 siegt Merckx trotz einer eklatanten Schwäche 25 Kilometer vor dem Ziel. Alle Berichterstatter schreiben bereits ihre Artikel, denn Merckx hat fünf Minuten Vorsprung. Aber plötzlich erleidet Eddy die erste Schwächeperiode seiner Laufbahn, sein Landsmann Georges Pintens kann noch aufschließen, wird aber auf der Zementpiste des Radstadions von Lüttich-Rocourt nach fast sieben Stunden um Zentimeter von Eddy Merckx geschlagen.
1972 erreicht Merckx das neue Ziel Verviers mit zwei Munten und vierzig Sekunden Vorsprung vor dem Niederländer Wim Schepers und trägt sich zum dritten Mal in die Siegerliste ein. 1973 versucht Merckx mit einem langgezogenen Spurt, den er 600 Meter vor dem Ziel beginnt, seine Widersacher zu distanzieren. Frans Verbeeck reißt die Arme hoch und fühlt sich als Sieger. Aber die Zielfotographie bestätigt den Sieg von Merckx um Millimeter und damit den vierten Erfolg in diesem Rennen.
Schließlich hat 1975 sein letzter Begleiter Bernard Thevenet aus Frankreich im 300 Meter-Spurt keine Chance und die Legende Eddy Merckx, im Regenbogentrikot des Straßen-Weltmeisters, erklettert zum fünften Mal die höchste Stufe des Siegerpodiums. Ein Rekord für die Ewigkeit. Zumindest bis heute, 39 Jahre später, bleibt Eddy unangefochten die Nummer eins.
Fast hätte er ein sechstes Mal gewonnen. Aber 1970 wird er von den Brüdern Eric und Roger De Vlaeminck in einem Tummel kurz vor Lüttich in eine taktische Falle gelockt, die beiden Querfeldeinspezialisten spielen mit ihm Katz und Maus, zermürben ihn durch ständig abwechselnde Vorstöße. Am Ende bleibt für Merckx nur der dritte Platz.
1976 und 1978 – Die Siege bleiben in der Familie
Nach den fünf Siegen durch Eddy Merckx gewinnt zweimal sein Schwager Joseph Bruyère aus Lüttich. Es wird sein Lieblingsrennen, denn schon als Kind genießt der baumlange Belgier die Anfeuerungsrufe der Fans in seiner Heimatregion. Die beiden Siege bei Lüttich-Bastogne-Lüttich sind seine größten Erfolge. Ansonsten war er ein treuer Helfer von Merckx und stellte sich vorbildlich in den Dienst seines Kapitäns.
1979 – Dietrich Thurau in der Manier eines großen Champions
Der Frankfurter wird 1977 Dritter, 1978 Zweiter, und nun will er endlich seinen Lieblings-Klassiker gewinnen. Bei diesem Rennen folgen in der zweiten Streckenhälfte die gefürchteten Rampen in den Ardennen dicht nacheinander. Die Anstiege sind nur länger und steiler als in Thuraus Trainingsgebiet, dem Taunus.
Es regnet in Strömen und die erste Attacke des Belgiers Walter Planckaert über 80 Kilometer bringt ihm keinen Erfolg. Michel Pollentier, der kleine Belgier mit dem schütteren Haar und dem schaukelnden Fahrstil, sowie Dietrich Thurau, der „Blonde Engel“ wie er von den Franzosen genannt wird, schließen an der Haute Levée-Steigung auf, und es kommt zu einem Zusammenschluss von 44 Fahrern. Thurau fühlt sich stark, hat gut trainiert und 60 Kilometer vor dem Ziel greift „Didi“ erneut an, fährt mit der Präzision eines Schweizer Uhrwerks. Eine Augenweide ist dieser Modellathlet auf der Rennmaschine.
Am Mont Theux-Anstieg beträgt der Vorsprung eine Minute und vierzig Sekunden, an der Redoute kommen Bernard Hinault aus Frankreich und Michel Pollentier bis auf 50 Sekunden heran. Auf dem Gipfel der letzten Steigung an der Côte des Forges haben die Gegner ihren Rückstand bis auf fünfzehn Sekunden verkürzt.
Aber nun spielt Thurau seine ganzen Qualitäten als Roller und exzellenter Abfahrer aus. 60 Kilometer vor dem Ziel mobilisiert er noch einmal alle Kräfte, und aus fünfzehn werden 55 Sekunden. Im Stile eines Meisters triumphiert er als Solosieger auf dem Boulevard de la Sauvenière, vor dem Sieger von 1977, Bernard Hinault aus der Bretagne.
Thuraus erster Kommentar nach dem Sieg: „Ich weiß nur noch, dass ich auf den letzten Kilometern gedacht habe, ich müsste sterben, so kaputt war ich.“ Damit gewinnt 49 Jahre nach Hermann Buse ein zweiter Deutscher den Ardennen-Klassiker Lüttich-Bastogne-Lüttich. Für Thurau ist es einer der wertvollsten seiner 94 Siege in 14 Jahren als Profi.
Teil 3 folgt.
Herbert Watterott ist einer der bekanntesten deutschen Radsportjournalisten. Der Rheinländer berichtete unter anderem von 1965 an 41 Mal für die ARD von der Frankreich-Rundfahrt und war für viele in Deutschland die „Stimme der Tour“. Seine Beschreibungen der einzelnen Etappen im TV hatten Kultstatus. Seit 2006 ist der mittlerweile 72-Jährige im Ruhestand, dem Radsport bleibt Watterott aber bis heute eng verbunden.
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