RSN-Frauen-Rangliste, Platz 3: Trixi Worrack

Trotz Schlüsselbeinbruchs doppelte Deutsche Meisterin

Von Felix Mattis

Foto zu dem Text "Trotz Schlüsselbeinbruchs doppelte Deutsche Meisterin "
Trixi Worrack gewann in Wangen im Allgäu die Deutschen Straßen-Meisterschaften 2013. | Foto: ROTH

31.12.2013  |  (rsn) - Eigentlich hätte die Saison 2013 für Trixi Worrack gar nicht besser beginnen können. Im Januar wurde sie erstmals Deutsche Meisterin im Cross, und auch auf der Straße fuhr sie in den ersten drei Monaten des Jahres richtig gute Ergebnisse ein. Sie wurde Gesamtfünfte bei der Katar-Rundfahrt, Zweite beim prestigeträchtigen Classica Citta di Padova in Italien und Zwölfte bei der Flandern-Rundfahrt. „Die Saison hatte ganz gut angefangen. Ich war zufrieden mit meiner Form“, blickte sie gegenüber radsport-news.com nun zurück.

Dann aber stürzte Worrack bei der Energiewacht Tour und zog sich einen Schlüsselbeinbruch zu. „Im ersten Moment habe ich nur gehofft, dass ich schnell wieder auf dem Rad sitzen kann. Aber das hat sich dann richtig lange hingezogen, weil es ein komplizierter Bruch war und ich eine ‚tolle‘ Konstruktion in der Schulter hatte. Das musste erst einmal verheilen.“ Vier Wochen saß die 32-Jährige nicht auf dem Rad bevor sie langsam wieder auf der Rolle zu trainieren begann. Fast auf den Tag zwei Monate nach ihrem Unfall startete Worrack dann im Baskenland bei Arango-Arango und der Baskenland-Rundfahrt ihr Comeback, um sich auf die Deutschen Meisterschaften vorzubereiten.

Dass die Form durch die Zwangspause nicht verloren gegangen war, konnte man in Wangen schließlich sehr gut sehen. Worrack wurde Zweite im Einzelzeitfahren und holte im Straßenrennen sogar den Titel. „Der zweite Platz im Zeitfahren war motivierend, da ich keine Vorbereitung dafür gemacht hatte. Durch das Metall in der Schulter war es sehr schwierig, auf dem Zeitfahrlenker zu liegen und ich war über jede Minute froh, in der ich das nicht tun musste“, berichtete Worrack.

Der Motivationsschub, für den dieser unter widrigen Umständen erkämpften zweiten Platz sorgte, trieb Worrack offenbar auch im Straßenrennen an. Denn im Finale setzte sie sich gegen die besten deutschen Straßenfahrerinnen durch und holte den zweiten deutschen Meistertitel ihrer Karriere. „Das war wirklich etwas Besonderes, wenn ich an die zwei Monate vorher zurückdenke“, sagte sie jetzt. „Ich hatte schließlich immer im Hinterkopf, ob ich zur WM nochmal fit werde.“

Doch auch wenn sie in Wangen abräumte, so waren die Nachwirkungen des Schlüsselbeinbruchs im Juli noch immer nicht endgültig überwunden. Worrack bestritt den Giro d’Italia und sammelte weitere wichtige Rennkilometer, um die zwei verpassten Monate aufzuholen. Auf den Start bei der letzten Etappe, dem Einzelzeitfahren in Cremona, verzichtete sie dann allerdings. „Ich hatte nach den sieben Etappen sowieso schon Schmerzen in der Schulter. Dann noch auf dem Zeitfahrlenker zu liegen, das hätte nichts gebracht.“

Zehn Tage später biss sich Worrack in Gera bei der Thüringen Rundfahrt auch durch den 21 Kilometer langen Kampf gegen die Uhr, und in den Wochen danach wurde das Zeitfahrrad wieder mehr und mehr zum guten Freund. Schließlich gewann die Deutsche mit ihrem Team Specialized-lululemon Ende August und Anfang September beim Weltcup im schwedischen Vargarda, bei der Lotto-Belisol-Tour in Belgien und bei der Boels Ladies Tour in der Niederlande drei Zeitfahren in Folge, so dass die Weltmeisterinnen von 2012 auch für die Titelkämpfe Ende September in Florenz wieder zu den Top-Favoritinnen wurden.

Und das Team von Manager Ronny Lauke entsprach den Erwartungen. Mit deutlichen 1:11 Minute Vorsprung auf Rabobank-Liv Giant verteidigten Worrack. Lisa Brennauer & Co. sie ihren Titel. „Weil man zusammen auf dem Podest steht, macht das Siegen in Teamzeitfahren noch mehr Spaß als sonst“, erklärte sie, was die Gruppenprüfung ihr persönlich bedeutet.

Durch den Abgang von Einzelzeitfahr-Weltmeisterin Ellen Van Dijk zu Boels-Dolmans könnte die Vormachtstellung von Worrack und ihren Kolleginnen 2014 aber in Gefahr geraten. An einen Wechsel verschwendete die Deutsche trotzdem keinen Gedanken - zu gut ist die Stimmung im Team.

„Ich hatte einen Zweijahresvertrag, hätte aber auch nicht wechseln wollen. Ellen ist eine super Zeitfahrerin. Aber ich hoffe, dass wir die Lücke mit den neuen Fahrerinnen schließen können und im Teamzeitfahren weiterhin vorne mit dabei sein werden", kommentierte sie den Weggang der Zeitfahrweltmeisterin aus den Niederlanden.

Die Erfolge mit dem Team halfen sicher dabei, sich auf dem Zeitfahrrad nach dem Schlüsselbeinbruch wieder wohler zu fühlen. Doch bei der WM schien von den Schmerzen ohnehin nichts mehr zu spüren zu sein, denn auch im Einzelzeitfahren trumpfte Worrack groß auf und wurde Fünfte - mit nur drei Sekunden Rückstand auf die Bronzemedaille.

So nah war sie noch nie an einer Zeitfahrmedaille bei Welt-Titelkämpfen, und deshalb kullerten danach erstmal die Tränen der Enttäuschung. „Drei Sekunden - das ist schon richtig ärgerlich“, sagte sie nun drei Monate später. „Doch mit etwas Abstand ist das auch eine gute Platzierung - und wenn ich den Verlauf meiner Saison sehe...“

An ihrem 32. Geburtstag hätte Worrack nach dem fünften Platz im Zeitfahren sicher auch auf der Straße gerne ein Top-Resultat erzielt. Doch auf dem schweren Rundkurs von Florenz gingen ihr wie Claudia Häusler am Ende die Kräfte aus. Während der Schlussrunde attackierte Worrack zwar noch einmal, doch das war nicht mehr als ein letztes Aufbäumen. „Ich wollte das Rennen nochmal beschleunigen, anstatt irgendwann abzufallen und gar nichts probiert zu haben“, sagte sie radsport-news.com in Florenz. Als die Italienerinnen und Niederländerinnen anschließend aber noch einen drauf setzten, konnte die Deutsche nicht mehr folgen und landete schließlich auf dem 20. Platz.

Konkrete Ziele für die Straßensaison 2014 hat Worrack zwar noch keine, doch am 12. Januar will sie bereits eine Top-Leistung abrufen. Dann nämlich stehen im bayrischen Döhlau die Deutschen Cross-Meisterschaften an. Und die gebürtige Cottbuserin hat dort einen Titel zu verteidigen, der „schon eine kleine Überraschung“ war, wie sie sagte. „Das war erst meine zweite Cross-Saison, und hauptsächlich fahre ich die Rennen, um über den Winter mal etwas Abwechslung in das Training zu bringen.“

Entsprechend zurückhaltend geht sie auch die Titelverteidigung an. „Sicher möchte ich versuchen, da wieder ganz vorne mitzumischen. Es kommt aber auf die Strecke an“, erklärte sie. „Bei zu technischen Kursen bin ich als Straßenfahrerin im Nachteil.“

Mehr Informationen zu diesem Thema

02.01.2014Zeitfahr-Ass auf dem Weg in die Weltspitze

(rsn) - Lisa Brennauer (Specialized-lululemon) war in der vergangenen Saison so stark wie nie zuvor und hat sich folgerichtig den Sieg in der radsport-news.com-Jahresrangliste mit großem Vorsprung

01.01.2014USA-Abenteuer brachte den Erfolg zurück

(rsn) - Claudia Häusler (Tibco) war nie weg vom Fenster. Die 28-Jährige fuhr auch in den vergangenen beiden Jahren starke Ergebnisse ein und zeigte gerade bei den schweren Rundfahrten mit nennensw

30.12.2013Künftig auch bei der Flandern-Rundfahrt vorne landen

(rsn) - In einem kleinen Land wie Luxemburg den Meistertitel zu erringen, muss nicht automatisch bedeuten, auch weltweit zu den Top-Fahrerinnen zu gehören. Doch bei Christine Majerus (Sengers Ladie

30.12.2013Mehr als nur eine gute Zeitfahrerin

(rsn) - Erst seit fünf Jahren sitzt Martina Ritter sportlich auf dem Rad, doch die Österreicherin feierte bereits beeindruckende Erfolge. In der vergangenen Saison wurde sie erstmals österreichis

29.12.2013Rebellin mit dem Weißen Kreuz auf der Brust

(rsn) - Wenn eine junge Schweizerin Lara Gut zum Vorbild hat, dann ist das auf den ersten Blick nichts Besonderes. Immerhin sieht die Skirennläuferin nicht nur gut aus, sondern sie zeigt auch große

29.12.2013Auf der Jagd nach dem Podestplatz

(rsn) - Daniela Gaß (Squadra Scappatella) bleibt gar nichts anderes übrig, als weiterzufahren. Die 33-Jährige hat zwar noch keinen Vertrag unterschrieben, will dem Frauen-Peloton aber auch 2014 e

28.12.2013Bundesliga-Gesamtsiegerin hofft auf Anrufe vom BDR

(rsn) - Der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) belohnte Esther Fennel (Koga Ladies) am Ende der Saison 2013 mit einer Nominierung für die Straßen-Weltmeisterschaften in Florenz. Eine große Ehre, gera

28.12.2013Für die Abschiedstour zurück zu den Wurzeln

(rsn) - Schon nachdem sie im Sommer 2012 bereits zum dritten Mal die Teilnahme an den Olympischen Spielen knapp verpasst hatte beschäftigte sich Andrea Graus (Bigla) mit dem Gedanken ans Aufhören.

27.12.2013Erfolg durch Ausgeglichenheit

(rsn) - Deutsche Radprofis und das Team Argos-Shimano, das war eine Erfolgsgeschichte im Jahr 2013. Zumindest könnte man das meinen, wenn man Marcel Kittel und John Degenkolb, aber auch Elke Gebhar

27.12.2013Aus Minimal-Programm viel gemacht

(rsn) - Hanka Kupfernagel hat schon alles gewonnen, sie muss sich nicht mehr an Ergebnissen messen lassen. Die 39-Jährige geht ihrem Sport deshalb weiter nach, weil er ihr Spaß macht - und es sche

26.12.2013Falsche Teamwahl sorgte für ein Jahr zum Vergessen

(rsn) - Die Saison 2013 war für Charlotte Becker (Wiggle-Honda) eine zum Vergessen. Obwohl sich die 30-Jährige extra eine Bahn-Pause verschrieben hatte, um auf der Straße noch einmal voll durchzust

26.12.2013Späteinsteigerin schaffte es mit Improvisationskunst zur WM

(rsn) - In einem Alter, in dem die meisten Sportler ihre Karriere beenden oder bereits beendet haben, startet Jutta Stienen erst richtig durch. Die Schweizerin ist im August 41 Jahre alt geworden, h

Weitere Radsportnachrichten

23.04.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Mo

23.04.2024Pogacar: “Ich kann noch etwas besser werden“

(rsn) – Nach seinem überragenden Auftritt bei Lüttich-Bastogne-Lüttich, wo er sich mit einem 35-Kilometer-Solo zum zweiten Mal nach 2021 den Sieg sicherte, verbringt Tadej Pogacar (UAE Team Emira

23.04.2024Del Toro verlängert bei UAE Emirates vorzeitig bis Ende 2029

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Profiradsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder RÃ

23.04.2024Zijlaard fliegt am schnellsten um die 13 Kurven von Payerne

(rsn) – Maikel Zijlaard (Tudor) hat seinem Ruf als Spezialist für sehr kurze Prologe alle Ehre gemacht und in Payerne das 2,3 Kilometer lange Auftaktzeitfahren der 77. Tour de Romandie gewonnen.

23.04.2024Berlin nach Kraftakt in der Gruppe, Dorn verteidigt Weiß

(rsn) - Während Rembe Sauerland bei der Tour of Türkiye (2.Pro) erstmals die Gruppe des Tages verpasste, konnte das Team Bike Aid auch auf der 3. Etappe einen Fahrer in der hart umkämpften Fluchtg

23.04.2024Highlight-Video der 3. Etappe der Türkei-Rundfahrt

(rsn) – Für Bora – hansgrohe will es bei der 59. Türkei-Rundfahrt einfach nicht laufen. Auch auf der 3. Etappe über 147 Kilometer zwischen Fethiye und Marmaris ging das Raublinger Team leer aus

23.04.2024Zu früh gefreut: Van Poppel zurückgesetzt, Lonardi Etappensieger

(rsn) – Nachdem es an den ersten beiden Tagen der 59. Türkei-Rundfahrt (2.Pro) nicht nach Wunsch gelaufen war, schien bei Bora – hansgrohe auf der 3. Etappe der Knoten geplatzt. Danny van Poppel

23.04.2024Tour de Romandie im Rückblick: Die letzten zehn Jahre

(rsn) - Die sechstägige Tour de Romandie (2.UWT) hält traditionell für jeden Fahrertypen etwas bereit. Ob Kletterer oder Zeitfahrspezialisten, Sprinter oder Klassikerjäger - sie alle bekommen ihr

23.04.2024Tour de France Femmes ohne Vorjahreszweite Kopecky

(rsn) – Die Vorjahreszweite Lotte Kopecky (SD Worx-Protime) wird auf die am 12. August in Rotterdam beginnende 3. Tour de France Femmes verzichten. Stattdessen wird sich die Weltmeistern auf die Oly

23.04.2024Kletterspektakel mit gehörigem Zeitfahr-Einschlag

(rsn) – Die Tour de Romandie war einst die letzte große und wichtige Vorbereitungs-Rundfahrt für den Giro d´Italia. Giro-Favoriten entschieden sich damals zwischen der Schweizer Rundfahrt und dem

23.04.2024Startliste zum Prolog der 77. Tour de Romandie

(rsn) – Der Schweizer Nationalfahrer Luca Jenni eröffnet um 14.50 Uhr den Prolog zur 77. Tour de Romandie (2.WWT). Der nur 2,3 Kilometer lange Parcours von Payerne ist zwar bretteben, dürfte mit s

22.04.2024Highlight-Video der 2. Etappe der Türkei-Rundfahrt

(rsn) – Max Kanter (Astana Qazaqstan) hat nach der 2. Etappe der 59. Türkei-Rundfahrt (2.Pro) seinen ersten Profisieg bejubeln können. Der 26-jährige Deutsche setzte sich über 190 Kilometer von

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Tour de Romandie (2.UWT, SUI)