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08.06.2012 | (rsn) – Bis zum sechsten Tag des 64. Critérium du Dauphiné mussten sich die heimischen Fans gedulden, ehe sie den ersten Tagessieg eines Franzosen bejubeln konnten. Die ebenso turbulente wie spannende 5. Etappe über 186,5 Kilometer von Saint-Trivier-sur-Moignans nach Rumilly gewann der erst 23 Jahre alte Arthur Vichot (FDJ-BigMat), der sich nach einer späten Attacke sechs Kilometer vor dem Ziel als Solist mit 23 Sekunden Vorsprung auf die ersten Verfolger durchsetzen konnte. Platz zwei ging an den Spanier Egoi Martinez (Euskaltel), Dritter wurde der Kasache Dimitri Fofonov (Astana).
„Das ist mein erster Sieg in einem WorldTour-Rennen, und dann noch bei der Dauphiné, einem mythischen Rennen in Frankreich. Das ist ein magischer Moment“, strahlte Vichot im Ziel. „Ich wusste zwar, dass ich der schnellste Sprinter in der Gruppe war, aber die Zusammenarbeit lief nicht so gut. Ich habe mich dann an meinen Teamkollegen und Freund Anthony Roux erinnert, der vor drei Jahren bei der Vuelta eine Etappe als Solist gewonnen hatte, und habe mich dann entschieden, es auf die gleiche Weise zu probieren.“
Bradley Wiggins (Sky) hatte letztlich zwar keine Mühe, sein Gelbes Trikot zu verteidigen, musste aber in der Abfahrt vom 1.501 Meter hohen Grand Colombier (HC) einen Angriff von Tour-Sieger Cadel Evans (BMC) und dem Italiener Vincenzo Nibali (Liquigas-Cannondale) parieren, die sich zusammen mit einigen ihrer Helfern einen zwischenzeitlichen Vorsprung von rund einer Minute auf den Titelverteidiger herausgefahren hatten.
Der 32 Jahre alte Britische Meister konnte aber wieder einmal auf sein starkes Team vertrauen und schloss kurz vor der letzten Bergwertung des Tages 45 Kilometer vor dem Ziel die Lücke höchstpersönlich wieder. Die Favoritengruppe rollte schließlich geschlossen ins Ziel, so dass sich auf den ersten drei Plätzen des Gesamtklassements keine Änderungen ergaben.
„Wir haben heute getan, was getan werden musste und das Gelbe Trikot einen weiteren Tag verteidigt“, erklärte der wie immer sehr abgeklärt wirkende Wiggins nach der Etappe. „Cadel und drei seiner Helfer waren in der Gruppe dabei und wir haben da einen kleinen Fehler gemacht”, gab der Gewinner des gestrigen Zeitfahrens eine Unachtsamkeit seiner Mannschaft am Colombier ein. „Aber dann hat das Team einen fantastischen Job gezeigt und die Lücke wieder geschlossen. Als ich die Grupe vor mir sah, habe ich mich gut gefühlt und konnte den Job selber erledigen, auch um Druck von den Jungs zu nehmen."
„Manchmal muss man die Gelegenheit nutzen, wenn man sie bekommt. Am Ende waren wir schon erfolgreich, weil ich mich in der Gesamtwertung um einen Rang verbessert habe. Vielleicht komme ich dadurch am Ende noch auf das Podium", kommentierte Evans seine frühe Attacke.
. Hinter Wiggins bleibt Zeitfahrweltmeister Tony Martin (Omega Pharma-QuickStep) mit 38 Sekunden Rückstand auf Platz zwei der Gesamtwertung. Auf Platz drei folgt Wiggins' australischer Teamkollege Michael Rogers (+1:20) vor Tour-Sieger Cadel Evans (BMC/+1:44)), der einen Platz im Gesamtklassement gut machte.
Aus den Top Ten der Gesamtwertung fielen dagegen der Franzose Sylvain Chavanel (Omega Pharma-QuickStep / bisher 4.), der Schotte David Millar (Garmin-Barracuda / 8.) und der Ukrainer Andrej Grivko (Astana / 10.) heraus.
Bei der Fahrt über drei kategorisierte Berge dauertes es gut 60 Kilometer, bis sich die Gruppe des Tages bildete, zunächst bestehend aus Vichot, Martinez, Fofonov, den Franzosen Remi Di Gregorio (Cofidis), Maxime Médérel, Fabrice Jeandesbosz (beide Saur Sojasun) und Kevin Reza (Europcar), den Spaniern Alberto Losada (Katusha) und Daniel Navarro (Saxo Bank) sowie dem Kolumbianer José Sarmiento (Liquigas-Cannondale).
Bis zu sechs Minuten an Vorsprung wurde für die Ausreißer gemessen, bevor im 17,4 Kilometer langen und 7,2 Kilometer steilen Anstieg hinauf zum Grand Colombier (1.501 m /HC) Konter aus dem Feld gefahren wurden, die jedoch sämtlich ergebnislos blieben. Der junge Sarmiento sicherte sich als Erster am Gipfel 20 Punkte und damit das Bergtrikot – später gewann er auch noch die letzte Bergwertung des Tages.
Spannend wurde es in der Abfahrt vom Grand Colombier, als sich Evans für die bittere Niederlage im Zeitfahren gegen Wiggins revanchieren wollte und in die Offensive ging. An seiner Seite waren seine Teamkollegen Michael Schär, Tejay van Garderen und George Hincapie. Dazu kamen Nibali und dessen Helfer Dominik Nerz, der Andrej Kashechkin (Astana), Vincenzo Nibali (Liquigas), der Italiener Davide Malacarne und der Franzose Christophe Kern (beide Europcar).
Die insgesamt elfköpfige Gruppe brachte das Gelbe Trikot in Zugzwang, aber nicht aus dem Tritt. Mit einer Energieleistung brachte Sky seinen Kapitän zunächst in Sichtweite der Evans-Gruppe, bevor Wiggins dann mit einem demonstrativen Solo kurz vor dem Gipfel des Col de Richmond (3. Kat.) 45 Kilometer vor dem Ziel die Lücke wieder schloss.
Nach einer Konterattacke von Kashechkin bildete sich kurz darauf eine neue Verfolgergruppe um den Spanier Luis Leon Sanchez (Rabobank), die bis auf rund 50 Sekunden an die zu diesem Zeitpunkt nur noch acht Fahrer starke Spitze herankam. Die Ausreißer behaupteten aber ihre Führung – auch weil in der Sanchez-Gruppe niemand so recht Tempoarbeit leisten wollte.
Neun Kilometer vor dem Ziel versuchte es Navarro als erster von der Spitze weg mit einer Attacke, wurde aber wieder gestellt. Mehr Erfolg hatte schließlich Vichot, der es auf den letzten 6.000 Metern als Solist versuchte. Mit 26 sekunden Vorsprung sicherte sich der junge Franzose nicht nur seinen ersten Saisonsieg, sondern auch den bisher größten Erfolg in seiner noch jungen Karriere.
59 Sekunden hinter Vichot führte dessen Landsmann Tony Gallopin (RadioShack-Nissan) als Tageszwölfter vor Nerz die gut 40 Fahrer starke Favoritengruppe um Wiggins, Martin und Evans über die Ziellinie. Wieder nicht bei den Besten dabei war der Luxemburger Andy Schleck (RadioShack-Nissan), der mit 14 Minuten Rückstand in einer abgeschlagenen Gruppe ins Ziel kam. Paul Martens (Rabobank), der zwischenzeitlich auf Rang sechs der Gesamtwertung lag, bekam sogar fast 17 Minuten aufgebrummt.
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