70. Paris-Nizza: Niederländer gewinnt Königsetappe

Westra bringt Wiggins´ Gelbes Trikot in Gefahr

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Lieuwe Westra (Vacansoleil-DCM) gewinnt die 5. Etappe bei Paris-Nizza. | Foto: ROTH

08.03.2012  |  (rsn) – Mit einer souveränen Vorstellung hat Bradley Wiggins (Sky) auf der 5. Etappe von Paris-Nizza sein Gelbes Trikot verteidigt. Der 31 Jahre alte Brite belegte über 178,5 Kilometer von Onet-le-Château zur Bergankunft in Mende den dritten Platz hinter dem Niederländer Lieuwe Westra (Vacansoleil-DCM) und dem Spanier Alejandro Valverde (Movistar). Auf dem letzten Kilometer geriet Wiggins Spitzenposition aber doch noch in Gefahr.

Der 29 Jahre alte Westra, gestern bereits Etappendritter, sicherte sich seinen ersten Saisonsieg mit einem entschlossenen Antritt auf dem letzten Kilometer des durchschnittlich zehn Prozent steilen Schlussanstiegs und verbesserte sich im Gesamtklassement auf Rang zwei, nur sechs Sekunden hinter Wiggins, der mustergültig von seinem starken Team unterstützt worden war.

Zeitgleich mit Valverde und Wiggins kamen der US-Amerikaner Levi Leipheimer (Omega Pharma-QuickStep) als Vierter und der der Slowene Simon Spilak (Katusha) ins Ziel. Der 38-Jährige Leipheimer wahrte so seine Chance auf den Gesamtsieg, wurde aber von Westra bei jetzt zehn Sekunden Rückstand auf den dritten Platz verdrängt. Neuer Gesamtvierter ist Valverde (+0:18), der im Schlussanstieg überraschenderweise nicht attackierte. Spilak verbesserte sich auf Rang fünf, hat allerdings schon 37 Sekunden Rückstand auf Wiggins.

Mit je 16 Sekunden Rückstand belegten der Italiener Damiano Cunego (Lampre-ISD) und der Franzose Arnold Jeanneson (FDJ-BigMat) am "Montée Jalabert" die Plätze sechs und sieben, gefolgt vom Polen Sylvester Szmyd (Liuigas-Cannondale/+0:24) und dem Kolumbianer Rigoberto Uran (Sky/+0:24). Zehnter wurde der Franzose Thomas Voeckler (Europcar/+0:30).

„Ich habe mich in der letzten Stunde gut gefühlt und mein Ziel war, im Schlussanstieg keine Zeit zu verlieren. Aber dann attackierte Wiggins einen Kilometer vor dem Ziel ohne wegzukommen, so dass ich mich dazu entschloss, selber anzugreifen. Ich habe 100 Meter auf die Gruppe rausgefahren und sie haben mich nicht gekriegt. Unglaublich“, konnte Westra sein Glück kaum fassen. „Dieser Sieg ist fantastisch. Jetzt muss ich versuchen, bis Sonntag keine Zeit zu verlieren und dann schauen wir, was im Zeitfahren passiert.”

„Wir haben heute wieder das Rennen vom Start weg kontrolliert und die Jungs sind fantastisch gefahren“, bilanzierte Wiggins zufrieden die Etappe. „Im Finale haben Rigo und besonders Richie einen tollen Job gemacht. Es war wie ein Zeitfahren am Berg und ich denke, dass jeder im roten Bereich war. Am Ende konnte nur rein Fahrer attackieren, also war es ein perfekter Tag.”

„Ich denke, ich habe ein gutes Rennen gezeigt und hatte mal wieder ein tolles Team um mich herum“, sagte Leipheimer. „Schade nur, dass ich im Ziel keine Zeitbonifikation bekommen habe. Bradley hat mich überrascht und sich Platz drei hinter Valverde gesichert. Trotzdem war es eine gute Etappe für mich. Ich bin immer noch im Kampf um den Gesamtsieg dabei.“

Mehrere der Favoriten kamen mit Verspätung ins Ziel und müssen wohl ihre Hoffnungen auf das Gelbe Trikot begraben - so etwa der Belgier Maxime Maxime Monfort (RadioShack-Nissan) und der junge US-Amerikaner Tejay Van Garderen (BMC), die mit je 30 Sekunden Rückstand auf den Plätzen elf und zwölf landeten, der Kroate Robert Kiserlovski (Astana/18./+0:48) sowie der Franzose Sylvain Chavanel (Omega Pharma-Quick Step/29./+1:04).

Die Deutschen spielten im Finale keine Rolle: Als Bester belegte Andreas Klöden (Radioshack-Nissan) mit 1:04 Minuten Rückstand Rang 30, weitere sieben Sekunden dahinter folgte sein Teamkollege Jens Voigt auf Position 31. Titelverteidiger Tony Martin (Omega Pharma-QuickStep) fiel ebenfalls zurück und landete mit 2:45 Minuten Rückstand auf Rang 63.

Bis in den vorletzten Anstieg des Tages hinein wurde die mit sechs Bergwertungen gespickte Etappe von einer vierköpfigen Ausreißergruppe dominiert, die sich schon nach zwei Kilometern abgesetzt hatte. Der Australier Simon Clarke (GreenEdge), der Belgier Frederik Veuchelen (Vacansoleil-DCM), der Japaner Yukiya Arashiro (Europcar) und der Franzose David Le Lay (Saur-Sojasun) bekamen vom Feld fast sieben Minuten an Vorsprung zugestanden, bevor die Teams der Favoriten Ernst machten.

Der 33 Jahre alte Veuchelen sicherte sich unterwegs etwas überraschend sämtliche Bergwertungen und fuhr dadurch den Spanier Luis Angel Mate (Cofidis) aus dem Bergtrikot. Der Routinier, der im vorletzten Anstieg rund acht Kilometer vor dem Ziel mit einer letzten Kraftanstrengung als Erster an der Côte de Chabrit (2. Kat.) nochmals sieben Punkte einsammelte, kommt auf nunmehr 36 Zähler und hat einen Vorsprung von jeweils 16 Punkten auf Mate und Lelay.

Nachdem Veuchelen im Einstieg des nur drei Kilometer langen, aber bis zu 18 Prozent steilen Schlussanstiegs nach Mende gestellt worden war, übernahmen Wiggins’ Helfer die Kontrolle. Zunächst spannte sich der Australier Richie Porte vor das Feld, danach löste ihn Uran ab. Sky hielt das Tempo so hoch, dass erst auf dem letzten Kilometer Jeannesson einen Angriff wagte, den aber Wiggins persönlich vereitelte.

Als im flacheren, letzten Abschnitt kaum noch jemand mit einer Attacke rechnete, überraschte Westra die Konkurrenten mit seinem Antritt. Der Allrounder konnte schon früh jubeln und verspielte dadurch aber die eine oder andere Sekunde, die ihm am Ende im Kampf um den Gesamtsieg fehlen könnte.

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