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05.01.2012 | (rsn) – Auch Sportdirektor Jens Heppner hofft, dass sein NetApp-Team zum kommenden Giro d’Italia eingeladen wird. Im Interview mit Radsport News erklärt der 47 Jahre alte Geraer, der schon seit Jahren mit seiner Familie im belgischen Kelmis lebt, was er von seinem Team in der Saison 2012 erwartet, warum er NetApp ein gutes Abschneiden auch bei einer dreiwöchigen Rundfahrt zutrauen würde und welche Erinnerungen er an den Giro 2002 hat, als er zehn Tage lang das Rosa Trikot trug.
Teamchef Ralph Denk spricht vom bisher stärksten Team NetApp. Haben Sie nach dem ersten Trainingslager auf Fuerteventura diesen Eindruck auch gewonnen?
Heppner: Auf jeden Fall. Wir sind dank der Neuzugänge sowohl für die Rundfahrten und die Klassiker als auch für die Sprints deutlich besser aufgestellt als letztes Jahr. Speziell für die Sprints hatten wir noch einigen Nachholbedarf.
Welche Erwartungen haben Sie an das Team?
Heppner: Wir wollen vor allem im Frühjahr bessere Ergebnisse einfahren, da war letztes Jahr der Wurm drin. Vor allem von Jerome Baugnies versprechen wir uns gute Platzierungen. Markus Eichler bringt viel Erfahrung mit und kann auch vorne mitfahren. Ebenso André Schulze, von dem wir uns wie auch von Grischa Janorschke in den Sprints einiges versprechen. André hat zudem reichlich Erfahrung, die er an die jüngeren Sprinter weitergeben kann. In den Rundfahrten kann 2012 auch mal ein Gesamtsieg herausspringen. Leopold König war letztes Jahr Zweiter bei der Österreich-Rundfahrt, da hat er bewiesen, dass er auch ganz vorne landen kann.
NetApp hat sich für den Giro d’Italia beworben. Wie wichtig wäre denn eine Teilnahme in Ihren Augen?
Heppner: Enorm wichtig. Wir waren im vergangenen Jahr schon bei einigen hochkarätigen Rundfahrten dabei und der Giro wäre jetzt der nächste Schritt. Für die Entwicklung der Fahrer wäre es wichtig, erstmals bei einer dreiwöchigen Rundfahrt dabei zu sein.
Wie sehen Sie denn die Chancen, dass NetApp eine Wildcard bekommt?
Heppner: Ganz sicher wird es schwierig angesichts von 14 Teams, die sich um vier Wildcards bewerben. Aber ich hoffe natürlich, dass wir dabei sein werden.
Wäre NetApp denn wettbewerbsfähig?
Heppner: Eindeutig ja. Wir haben im vergangenen Jahr mit unseren Leistungen in den Rundfahrten beweisen, dass wir gut mithalten könnten. Bei Leopold König würde ich nicht ausschließen, dass auch in der Gesamtwertung was möglich wäre. Matthias Brändle hat bei der Vuelta als Wasserträger für den Sieger Juan José Cobo überzeugt und sein Potenzial bewiesen. Und ein Jan Barta hat einen 5-Liter-Motor, wie man von einem Auto sagen würde. Also wir haben schon die Leute, die da ganz gut mitfahren und die drei Wochen auch durchstehen können.
Vor rund zehn Jahren trugen Sie beim Giro zehn Tage lang das Rosa Trikot – welche Erinnerungen verbinden Sie denn damit?
Heppner: Sehr schöne Erinnerungen. Das waren mit die schönsten Momente in meiner Karriere als Radprofi. Einmalig war die Begeisterung der Italiener, die auch mich als Deutschen gefeiert haben. Damals im maglia rosa zu fahren, hat riesigen Spaß gemacht.
Sie haben in Ihrer aktiven Zeit sowohl beim Giro als auch bei der Tour reichlich Erfahrungen gesammelt. Was macht den Giro aus?
Heppner: Ich würde sagen, dass der Giro schon damals topografisch schwerer als die Tour war. Zu meiner Zeit war es aber so, dass das Tempo nicht gleich von Anfang an so heftig war wie bei der Tour. Beim Giro hat es meist bis zum Intergiro, der ersten Zwischenwertung gedauert – dann aber ging es richtig zur Sache. Zudem waren selbst die im Profil als flach bezeichneten Etappen recht bergig. Das war bei der Tour anders, da gab es in der ersten Woche viele Etappen, die auf die Sprinter zugeschnitten waren.
Wegen der vielen extrem schweren Etappen wurden die Giro-Organisatoren zuletzt kritisiert. War der Giro in den vergangenen Jahren Ihrer Meinung nach zu schwer?
Heppner: Man sollte schon einen Mittelweg finden. Es wäre vernünftig, wenn nicht nur die Top-Bergfahrer zum Zug kommen würden. Aber der Trend geht ja allgemein dahin, die Etappen zu verkürzen und zu entschärfen.
Ihr Team geht mit 17 Fahrern in die Saison, das ist im Vergleich zu anderen Zweitdivisionären ein recht kleiner Kader. Ist das nicht ein großer Nachteil?
Heppner: Natürlich hätte ich auch lieber 25 als 17 Fahrer, aber wir haben ein Budget, an das wir uns halten müssen. Wir müssen hoffen, dass wir vor allem im Frühjahr keine Ausfälle haben, sonst müssten wir teilweise eingleisig fahren. Aber anderen Teams geht es ja ähnlich.
Von welchen Ihrer Fahrer versprechen Sie sich besonders viel?
Heppner: Besonders von Baugnies und König erwarten wir Siege, aber auch von den Sprintern wie Schulze und Janorschke – dafür haben wir sie geholt. Beide haben bewiesen, dass sie stark sind.
NetApp hat das erste Trainingslager auf Fuerteventura hinter sich gebracht. Wie fällt Ihr Fazit aus?
Heppner: Positiv. Ich denke, dass die Mannschaft schneller als im letzten Jahr zusammenfinden wird. Deshalb haben wir auch das Trainingslager auf Fuerteventura absolviert. Wir haben dort nicht nur zehn Tage lang trainiert, sondern hatten auch andere Aktivitäten im Programm wie Beachvolleyball oder Tennis, weil wir wollten, dass sich die Fahrer auch abseits vom Rad besser kennenlernen. Ich denke, das ist uns gelungen. Die Chemie im Team stimmt jedenfalls.
Mit Jens Heppner sprach Matthias Seng.
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