Das Graue Trikot – Teil 11

Doping für die Haare

Von Guido Scholl

Foto zu dem Text "Doping für die Haare"

Levi Leipheimer (Astana)

Foto: ROTH

16.07.2009  |  (rsn) - Die Jury der Tour kann sich aber auch wirklich nicht entscheiden – wie zwei Mädchen im Schuhgeschäft. Nun werden die 15 Sekunden Zeitverlust von Levi und Co. auf der 10. Etappe also doch wieder annulliert. Lance schäumt vor Wut. Sein Vorsprung im Kampf um das Graue Trikot ist damit wieder auf lumpige 31 Sekunden geschrumpft. Und auch der Dritte, Schorse Hincapie, liegt nur noch 1:29 Minuten vor Stephane Goubert.

Noch interessanter wird der Kampf um die Graue Laterne. Paco Wrolich hat gestern eine Attacke auf den derzeit Letztplatzierten der Ü35-Kategorie, Steven de Jongh, geritten: Im Finale ließ er sich mit einigen anderen Fahrern, beispielsweise Jose-Luis Arrieta und Inigo Cuesta (Spanier unter sich, halt), abhängen und büßte 36 Sekunden ein. Der Abstand zum Träger der Grauen Laterne beträgt nun nur noch 3:40 Minuten. Ein zünftiges Gruppetto auf dem Weg nach Colmar, und die Sache wäre geritzt, Paco! De Jongh konnte auf diesen Schachzug nicht reagieren, weil er zu weit vorn war. Der Quick Step-Senior sackte gestern nämlich sogar den Etappensieg der Ü35-Fahrer ein.

Schlagzeilen generierte noch ein anderer Senior: Jens Voigt hat ein Interview gegeben. Er nutzt ja meistens recht markige Worte. So auch dieses Mal: „Ich bin der Bodyguard der Schleck-Brüder.“ Tja, Leute, das ist eben der Unterschied zwischen dem betulichen Luxemburg und den Vereinigten Staaten von Amerika. In den USA – man muss ja nur auf Armstrong schauen – sehen Bodyguards so aus: Kampfsportler, vernarbte Visage, zwei Meter groß, zweieinhalb Zentner Lebendgewicht und Schultern so breit wie das Rhône-Delta. Luxemburger, so sie denn Schleck heißen, nehmen sich einen 76 Kilogramm leichten mecklenburgischen Dampfplauderer mit Honigkuchenpferd-Grinsen zum Leibwächter. Das ist ja auch viel sympathischer.

Und dann das Auftreten des Beschützers vom Lance: Schiebt die Pressefotografien unwirsch nach links und rechts, bölkt lauthals `rum und tut so, als sei die Lanze in Lebensgefahr. Bei dieser Tour musste der Kraftmaxe ja zum Glück passen. Nicht so Jens Voigt, der seine Aufgabe mit allem Eifer ausübt. „Isst Du auch genug, Junge?“, fragt er täglich mehrmals beim jungen Andy Schleck nach. „Hast Du auch das Regenzeug eingepackt? Es könnte nachher noch `was geben“, wollte er gestern von Fränk Schleck wissen. Und abends passt Voigte auf wie ein Schießhund (als ob Hunde schießen können, da hat wohl einer die Buchstaben „e“ und „i“ in dem Wort vertauscht…), dass die beiden Bengels keine französischen Mädels mit aufs Zimmer nehmen.

Das ist luxemburgische Leibwächterei. Klasse, oder? Die Schlecks wissen das zu würdigen. Sie haben dem Jens mit Blick auf dessen auf dem Rückzug befindlichen Haarschopf neulich eine Flasche Alpecin geschenkt. Sie wissen schon: „Doping für die Haare. Nur für die Haare.“ Jens gab die Flasche an Levi Leipheimer weiter. Der fand die Geste zum Haare raufen. Dummerweise hat er keine mehr…

SN-Wertung Graues Trikot:
1. Lenz
2. Levi +0:31
3. Schorse Hincapie +5:17
4. Stephane Goubert +6:46
5. Voigte +22:54
6. Christophe Moreau +27:50
7. Jose-Luis Arrieta +32:17
8. Bingen Fernandez +44:23
9. Inigo Cuesta +50:51
10. Marzio Bruseghin +57:49
11. Stu O'Grady +59:34
12. Joan Horrach +1:03:45
13. Matteo Tosatto +1:12:06
14. Paco Wrolich +1:16:35
15. Steven de Jongh +1:20:15

Etappensiege Ü35:
Levi: 2, Hincapie: 4, Voigte 1, Moreau: 1, O’Grady: 1, de Jongh 1; Astana: 1;

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