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11.02.2009 | (rsn) - So bald werden wir wohl nicht mehr dazu kommen, mit silbernem Besteck zu essen… Mein einziges Mitbringsel aus der Wüste ist eine Plastikflasche mit Wüstensand. Halt! Nein, das stimmt nicht ganz. Während ich am Frühstückstisch sitze, stellt jemand eine Holzfigur vor mich auf Tisch und ich höre JoDo’s (Jochen Dornbusch, d. Red.) Stimme: „Ich hab Dir für den Sieg nen Kamel versprochen – hier ist es.“ Durch die ganze Stadt ist er gestern Abend noch gefahren, und das nur um ein Kamel zu finden!
Mehr Kamele bekommen wir kurz darauf zu Gesicht. In Scharen trotten sie, mit und ohne Reiter, und in verschiedenen Größen über die Rennbahn. Überall müssen die Wüstentiere vor den Kameras posieren. Dazu dröhnt eindringlich arabische Musik über den Platz. Allerdings hätte der ein oder andere Betreuer mehr Aufmerksamkeit verdient als die Kamele. Bei der Musik kann kaum einer die Füße still halten, und so bekommen wir an jedem Auto einen lustig tanzenden Betreuer zu Gesicht.
Um den Toilettenwagen ist heute ein Sichtschutz aufgebaut. Nicht weil die Türen nicht funktionieren würden - aber nachdem die Rennerinnen gestern in der Warteschlange nur mit Unterhemd und Radhose bekleidet waren, wollte man heute nicht mehr den Unmut der arabischen Bevölkerung auf sich ziehen. Ist wohl doch noch einiges anders hier, wenn man eine Rundfahrt für Frauen veranstaltet …
Simone kommt zu mir und erzählt mit ihrem typischen Strahlen im Gesicht, dass ich sie gestern wohl etwas in Bedrängnis gebracht habe. Als ich übers Ziel gefahren bin, ist sie jubelnd in die Luft gesprungen und hat die Arme hochgerissen. Nun gut, sie hat sich halt für mich gefreut. Nur arbeitet sie als Physio für das Schweizer Team Bigla – und dem gehört auch meine Fluchtkollegin an, die ich im Sprint geschlagen habe. Für einen zweiten Platz war die Freude dann wohl doch etwas überschwänglich …
Uff, ich glaub es geht schon wieder los … Ich liebe es, Radlerin zu sein. Im Fahrerfeld durch die Landschaft zu düsen, Sonnencreme auf den Armen während daheim der Schneesturm tobt, das Surren der Laufräder im Ohr. Wenn nur meine Blase sich nicht schon am Start wieder melden würde. Jetzt habe ich ein Problem: Wenn wir langsam fahren, drückt die Blase und wenn’s schnell wird, schreien die Beine! Doch viel Zeit habe ich sowieso nicht, über ein Päuschen nachzudenken. Die ersten Attacken lassen nicht lange auf sich warten – genauso wenig wie der erste Plattfuß: Lisa. Die Arme darf alleine zusehen wie sie wieder den Weg ins Feld findet. Kurz später haben unsere beiden Sprinterinnen Regina und Suus die Reifen an der Fahrbahnbegrenzung zerstört. Und die beiden brauchen wir heute noch! Das heißt für Nina, Lisa und mich warten! Und der arme Wysie darf jetzt erstmal neue Reifen kleben …
Dabei leidet er noch unter Kopfschmerzen. JoDo wollte ihn im Rennen mal wachrütteln und ist etwas schneller über die schönen Speedbumps gefahren – mit der Folge, dass unser Mechaniker mit dem Kopf gegen das Autodach katapultiert wurde.
Müde trotte ich später durch das Doha Shopping Center und bewundere die Eisbahn. Das einzige, was ich kaufe, ist ein Kaffee bei Starbucks. Heute Nacht im Flieger werde ich wohl keine Probleme mit dem schlafen haben.
Ich muss sagen, dass ich hier sehr viel Spaß hatte. Hoffentlich gibt’s das Rennen nächstes Jahr wieder für uns – dann werde ich JoDo gleich sagen, dass er mich dafür einplanen darf!
Ein letztes Mal schicke ich
Grüße aus der Wüste!
Die Eva
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