Giro-Tagebuch von Johannes Fröhlinger/17. Etappe

Ich hatte richtig zu kämpfen

Von Johannes Fröhlinger

Johannes Fröhlinger (Gerolsteiner) Foto: Christoph Adamietz

28.05.2008 | Ausgerechnet heute, wo wir mal hätten richtig lange schlafen können, wurden wir von der UCI geweckt: Blutkontrolle. So hat sich die Zeit bis zum Start extrem lange hingezogen. Zu zweit in unserem riesigen Bus am Start zu sein ist ein total komisches Gefühl. Wir haben uns dort auch nicht lange aufgehalten und sind direkt ins Villagio gefahren.

Heute war mein bisher schlechtester Tag beim Giro. Und das, obwohl der Etappenverlauf ja perfekt war - nur drei Ausreißer und ein kontrolliertes Tempo im Feld. Trotzdem hatte ich richtig zu kämpfen. Die Erkältung habe ich deutlich gespürt und schlecht Luft bekommen. Wahrscheinlich hat mich der Ruhetag auch aus dem Rhythmus geworfen. Auf der morgigen Etappe geht es bestimmt wieder besser.

Man merkt im Feld auch richtig, dass viele Fahrer müde und verschnupft sind. An einem kleinen Anstieg aus Lugano heraus sind schon einige in Probleme geraten. Der Ruhetag war wohl für andere Teams noch weniger erholsam als für uns. Heute Morgen im Villagio hat mir Paul Martens zum Beispiel von einer siebenstündigen Busfahrt erzählt.

Wir sind jetzt zwei Nächte in der Schweiz untergebracht, bevor es wieder zurück nach Italien geht. Nach der heutigen Etappe weiß ich nicht, ob ich noch einmal offensiv fahren kann, oder nur noch ums Überleben kämpfen werde.

Euer Johannes

Johannes Fröhlinger bestreitet seinen ersten Giro d`Italia. Der 22-jährige Gerolsteiner-Profi, der im letzten Jahr bei der Vuelta bester deutscher Fahrer in der Gesamtwertung wurde, führt in den nächsten drei Wochen auf Radsport News Tagebuch von der Italien-Rundfahrt und berichtet von seinen Erlebnissen auf und neben der Strecke.

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