Ludewig legt los - Etappe 1

Überraschungssieger war kein Turnschuh

Von Jörg Ludewig

16.05.2007  |  Jörg Ludewig fährt seit diesem Jahr beim deutschen ProContinental Team Wiesenhof-Felt. Im Frühjahr lieferte der Allrounder wertvolle Helferdienste für seine Kapitäne. Jetzt möchte der Steinhagener selbst in Erscheinung treten. Bei der Rheinland-Pfalz Rundfahrt (16. bis 20. Mai) führt der 31-Jährige für Radsport aktiv Tagebuch.

Auf der ersten Etappe der Rheinland-Pfalz-Rundfahrt hatte Petrus es mit uns Radprofis wirklich nicht gut gemeint. Es hat den ganzen Tag geregnet und zum Teil heftig gestürmt. Der Gegen- und Seitenwind war nicht wirklich angenehm. Wir waren den ganzen Tag naß, dreckig und haben gefroren. Dieses Wetter mag eigentlich kein Radprofi, auch ich nicht. Ich hasse es sogar. Der Regen und die Kälte sind absolut nicht mein Ding. Mit Brille sieht man nix, ohne Brille auch nix. Es ist einfach eklig zu fahren. Ich will mich aber nicht weiter beschweren, schließlich hatten wir wettertechnisch bisher ein super Jahr.

Trotz der widrigen Bedingungen war heute auf der ganzen ersten Etappe richtig Zug drin. T-Mobile musste als einziges ProTour Team natürlich richtig arbeiten. Zwischenzeitlich gingen drei Fahrer, die über vier Minuten Vorsprung hatten. Da hat jeder zu T-Mobile geschaut. Meine ehemaligen Teamkollegen durften das Loch dann wieder zufahren. Die mussten heute schon richtig buckeln.

Knapp 20 Kilometer vor dem Ziel ist dann der Usbeke Lagutin mit ein paar Fahrern davongefahren. T-Mobile schien eigentlich alles unter Kontrolle zu haben und holte nach und nach die Ausreißer ein. Zehn Kilometer vor dem Ziel hieß es dann auf einmal über Funk, dass Lagutin noch vorne sei und fast eine Minute Vorsprung hätte. Da haben wir aber mal richtig blöd aus der Wäsche geschaut. Hatten wir doch tatsächlich da vorne einen vergessen.

Wir im Feld haben auf den letzten Metern alles gegeben, doch Lagutin konnte einen kleinen Vorsprung ins Ziel retten. Die letzten Kilometer waren einfach zu verwinkelt, das kam dem Ausreißer entgegen. Uns wäre natürliche eine vierspurige Autobahn mit Gegenwind in dieser Situation lieber gewesen.

Für mein Team nahm das Rennen auch ein gutes Ende. Steffen Radochla gewann den Sprint des Hauptfeldes vor Gerald Ciolek. Ärgerlich, dass wir den Usbeken aber nicht einholen konnten, sonst hätte Steffen wohl die Etappe gewonnen. Auf der anderen Seite freut es mich aber auch, dass ein Ausreißer mal Erfolg hatte. Ich gönne es ihm von Herzen. Der hat heute auch gezeigt, dass er kein Turnschuh ist - der kann richtig treten. Ich traue ihm zu, dass er das Trikot noch zwei oder drei Tage verteidigen kann.

Ich hatte auf den letzten Metern Pech: Drei Kilometer vor dem Ziel hatte ich Defekt. Ich schaffte es im Feld noch bis zur 1000-Meter-Marke und dürfte eigentlich keine Zeit verloren haben.

Nach dem Rennen ging es dann gleich unter die Dusche. Das war allerdings mehr oder weniger Katzenwäsche. Wenn 50 Rennfahrer gleichfzeitig unter die Dusche stürmen, dann kommen aus dem Hahn ein paar heiße Spritzer -mehr nicht.

Wir sind hier in einer wirklich schönen Ecke von Deutschland unterwegs. Allerdings geht es nur hoch und runter. Beim Blick auf die Höhenprofile habe ich gemerkt, dass es auch an den nächsten Tagen so sein wird. Ich habe mich heute aber sehr gut gefühlt und war oft in Gruppen vertreten. Zudem ist das Rennen hier gut, aber nicht übermenschlich besetzt. Das lässt mich für die nächsten Tage hoffen -jetzt muss nur noch das Wetter besser werden.

Für morgen ist aber keine Besserung in Sicht und die Etappe wird trotz ihrer Kürze sehr schwer. Da werden wohl nicht mehr als 40 zeitgleich ankommen - ich hoffe, dass ich dabei sein werde.

Bis Morgen

Euer Jörg

Weitere Radsportnachrichten

25.12.2024Kräftezehrendes Jahr mit zwei Grand Tours

(rsn) – Die Ambitionen von Felix Gall (Decathlon – AG2R La Mondiale) waren vor dem Jahr 2024 berechtigter Weise groß. Denn der Österreicher konnte auf eine erfolgreichste Saison zurückblicken,

25.12.2024Alles offen nach einer erfolgreichen Saison

(rsn) - Das Resümee ihrer ersten vollständigen Profi-Saison dürfte durchweg positiv für die Schweizerin Elena Hartmann vom Team Roland ausgefallen sein. Erst vor zwei Jahren gelang der inzwischen

25.12.2024Traum erfüllt und doch unzufrieden

(rsn) – Es gibt durchaus einfachere Aufgaben als die Saison 2024 von Pascal Ackermann zu bewerten. Auch er selbst ist da ein wenig zwiegespalten. Schließlich hat er es mit dreißigeinhalb Jahren en

25.12.2024Meistertitel das Highlight im insgesamt bislang besten Jahr

(rsn) - Die abgelaufene Saison wird Franziska Koch vom Team dsm-firmenich - PostNL wohl noch länger in Erinnerung bleiben - war es doch mit Abstand ihre erfolgreichste, seit sie im Jahr 2019 beim Tea

25.12.2024Auch Colombo und vier Kollegen verlassen Q36.5

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

25.12.2024Im Überblick: Die Transfers der Männer-Profiteams für 2025

(rsn) – Nachdem zahlreiche Transfergerüchte seit Monaten in der Radsportwelt zirkulieren, dürfen die Profimannschaften seit dem 1. August ihre Zu- und Abgänge offiziell bekanntgeben. Radsport

25.12.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste der Frauen 2024

(rsn) - Wie bei den Männern so blicken wir traditionell am Jahresende auch auf die Saison der Frauen zurück und stellen die besten 15 Fahrerinnen unserer Jahresrangliste vor. Wir haben alle UCI-Ren

25.12.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste der Männer 2024

(rsn) - Auch diesmal starten wir am 1. November mit unserer Jahresrangliste. Wir haben alle UCI-Rennen der vergangenen zwölf Monate (1. November 2023 bis 31. Oktober 2024) ausgewertet - nach unserem

24.12.2024Der größte Sieg war jener über Long-Covid

(rsn) – Es war eine Saison voller Höhen und Tiefen für Marlen Reusser (SD Worx – Protime), wobei vor allem in der zweiten Saisonhälfte die Tiefe übernahm – und zwar komplett. Denn die Schwe

24.12.2024Top-Sprinter mit starkem Sinn für Realismus

(rsn) - Mit zwei Siegen und insgesamt 21 Top-Ten-Resultaten bei UCI-Rennen zeigte Phil Bauhaus (Bahrain Victorious) auch 2024, dass er zu den schnellsten Männern im Feld zählt. Mit seiner Saison w

24.12.2024Mit 36 Jahren noch immer einer der Besten

(rsn) – Seit vielen Jahren gehört Riccardo Zoidl (Felt – Felbermayr) zu den absolut besten Fahrern Österreichs. 2013 erlebte er seinen absoluten Durchbruch, wo er sich mit zahlreichen Rundfahrts

24.12.2024Hamilton bricht sich das Schlüsselbein bei Trainings-Crash

(rsn) – Chris Hamilton, Tim Naberman und Oscar Onley sind am letzten Tag des Dezember-Trainingslagers des Teams dsm-firmenich – PostNL, das ab Januar Picnic – PostNL heißen wird, gestürzt. Wä

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine