RSNplusRSN-Rangliste, Platz 58: Kim Heiduk

Road Captain will auch “persönliche Freiheiten“

Von Kevin Kempf

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Sein einziges Monument dieses Jahr, Paris-Roubaix, schloss Kim Heiduk (Ineos Grenadiers) auf Platz 79 ab. | Foto: Cor Vos

17.11.2025  |  (rsn) – Von den noch aktiven Profis ist Kim Heiduk der letzte Deutsche, der aus einem einheimischen KT-Team, nämlich Lotto – Kern Haus, den Wechsel ins Lager der Berufsradfahrer geschafft hat. Einige Zeit sah es so aus, als würde Anton Schiffer ihm diese Position im Oktober abnehmen, doch der Transfer des Bike-Aid-Fahrers verschob sich bis zum 1. Januar. Heiduk hingegen ist nun bereits seit vier Jahren WorldTour-Fahrer bei den Ineos Grenadiers.

Das Vertragsjahr des Deutschen begann dabei nicht nach Wunsch. Eine Knieverletzung verhagelte ihm die Vorbereitung. Den Stellenwert, den er in seinem Team hat, zeigten aber seine ersten Rennen: Mitte Februar stieg er gleich auf dem höchsten Niveau ein; bei der UAE Tour (2.UWT). Von dort aus ging es eine Woche später nach Belgien zum Omloop Het Nieuwsblad (1.UWT) und weitere sieben Tage danach stand er in Italien bei Strade Bianche (1.UWT) am Start. Drei WorldTour-Wettkämpfe, um nach einem schlechten Winter in Fahrt zu kommen.

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Das hinderte Heiduk aber nicht. “Trotz der Knieverletzung im Winter ist die Saison sehr gut verlaufen. Am Anfang war es natürlich schon schwierig, in Schwung zu kommen“, erzählte er im Gespräch mit RSN. Nachdem er in den beiden Vorjahren jeweils bei der Vuelta a Espana eingesetzt wurde, durfte der 25-Jährige dieses Mal bei der Italien-Rundfahrt ran. Und das war ein Highlight: “Mein Höhepunkt von der Erfahrung her war definitiv der Giro. Das war richtig cool mit den Jungs. Wir waren lange im Kampf um die Gesamtwertung dabei. Das hat richtig Bock gemacht, wie wir da gefahren sind.“

Beim Giro d'Italia war Kim Heiduk (vorn) als Helfer unterwegs. | Foto: Cor Vos

Die Rundfahrt schloss Ineos-Kapitän Egan Bernal letztendlich als Siebter ab. Joshua Tarling konnte am zweiten Tag des Rennens außerdem das Zeitfahren in Tirana für sich entscheiden. Für Heiduk selbst gab es nichts zu holen, aber das war auch nicht der Plan. Der gebürtige Herrenberger hat sich bei seiner britischen Mannschaft als Helfer etabliert: Ihm kommt die Rolle des Road Captains zu.

Der Captain stürmt voraus

Doch auf die will sich Heiduk nicht festlegen – und dass er noch mehr in petto hat, zeigte er nach der ersten Grand Tour des Jahres. "Im Juni und Juli ist es nach dem Giro mit der Belgien-Rundfahrt und der Wallonie richtig gut gelaufen", blickte er zurück. Einst empfahl er sich durch gute Sprintleistungen für einen Platz bei den Profis. Doch auf der Zielgeraden sah man den Deutschen seitdem selten. Doch in Belgien änderte sich das. “Ich habe mich als Road Captain etabliert. Und wenn ich die Chance hatte, selbst ein Ergebnis zu holen, gab es zwar keinen Sieg, aber ich habe schon gezeigt, dass ich vorn mitfahren kann.“

Das bewies er erstmals auf der Abschlussetappe der Belgien-Rundfahrt (2.Pro). In Brüssel stürmte er im Massensprint völlig überraschend auf den dritten Platz und kam dabei sogar knapp vor der deutschen Sprintentdeckung Tim Torn Teutenberg (Lidl – Trek) an. Dann folgte ein kleiner Rückschlag in der Heimat. “Das Einzige, was in dieser Periode nicht gepasst hat, waren die Deutschen Meisterschaften. An dem Tag ist einfach gar nichts zusammengekommen. Da war die Tagesform nicht gut“, ärgerte sich Heiduk.

Doch der Ärger dauerte nicht lange an. Er fuhr zurück nach Belgien und auf den schlechten Tag bei der DM folgten bei der Wallonien-Rundfahrt (2.Pro) nur gute. Auf fünf mittelschweren Etappen kam er dreimal unter die besten Zehn. Im Klassement resultierte das in Platz acht. So holte er an sieben aufeinanderfolgenden Renntagen fünf Top-Ten-Ergebnisse. Bemerkenswert - nicht nur für einen Road Captain.

Die Belgien-Rundfahrt läutete die stärksten Wochen in der Karriere von Kim Heiduk ein. | Foto: Cor Vos

Doch so gut ging es nicht weiter. "Danach wurde ich leider ein bisschen krank, was sehr schade war. Aber davor war ich richtig gut in Form und habe ich mich super gefühlt", urteilte Heiduk. Dem verpassten ersten Sieg als Profi trauerte er dennoch etwas hinterher. "Man kann natürlich immer einen Lucky-Shot haben und direkt ein Ding abschießen. Das wäre mir lieber gewesen als ein paar Mal in die Top Ten zu fahren. Wenn man sieht, wie oft ich eine Chance hatte, war es gut, wie oft ich ein Ergebnis erzielt habe. Da habe ich dem Team gezeigt, dass da was geht“, betonte er auch die positiven Erkenntnisse seiner erfolgreichsten Wochen als Berufsradfahrer.

Das beste Jahr … mit Luft nach oben

So konnte der Baden-Württemberger zufrieden ein Gesamtfazit ziehen: “Ich denke, dass das generell bisher mein bestes Jahr war. Ich glaube trotzdem, dass da noch viel Luft nach oben ist und ich hoffe, dass ich dieses Jahr einen guten Winter ohne Probleme habe.“ Sollte das klappen, dann bietet sich vielleicht 2026 schon früher die eine oder andere Gelegenheit, die Doppelrolle zu erfüllen.

“Ich will nächstes Jahr Rennen gewinnen, aber auch weiter als Road Captain arbeiten und mich da ein bisschen weiterentwickeln. Das liegt mir mit meinen persönlichen Fähigkeiten. Aber ich will auch nicht die persönliche Freiheiten aus den Augen verlieren und auch auf Ergebnisse und Sieg fahren. Das ist mir ganz wichtig. Ich will eine Mischung aus beidem“, meinte Heiduk.

Offiziell hat er noch keinen neuen Vertrag bei seinem jetzigen Arbeitgeber unterschrieben, doch Heiduks Ausblick auf die neue Saison klingt diesbezüglich sehr zuversichtlich. “Ineos ist immer noch eines der besten Teams, die es gibt. Aktuell fehlt derjenige, der bei der Tour aufs Podium fährt. Aber die Grundstruktur ist da und auch der Support vom Staff und vom ganzen Team ist riesig. Wir haben einfach so viele gute Leute und so viel Unterstützung. Auch die Stimmung ist super. Ich fühle mich einfach richtig wohl dort“, sagte Heiduk abschließend und bedeutungsschwanger.

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