Vorschau auf das EM-Zeitfahren der Frauen

Reusser auch mit nicht mehr vollem Tank die Top-Favoritin

Von Jens Claussen

Foto zu dem Text "Reusser auch mit nicht mehr vollem Tank die Top-Favoritin"
Will in der Ardeche erneut jublen - die frischgebackene Zeitfahr-Weltmeisterin Marlen Reusser | Foto: Cor Vos

30.09.2025  |  (rsn) – Mit dem Gewinn ihres ersten WM-Titels hat sich Marlen Reusser einen Lebenstraum erfüllt. Vergessen sein dürfte zudem all der Frust über die wegen Long Covid verpasste Olympia-Teilnahme und die an ihrer Heim-WM in Zürich. 

Nun geht die Schweizerin als Top-Favoritin ins Einzelzeitfahren bei den Straßen-Europameisterschaften in der Ardeche (Frankreich). Mit einem weiteren Titel könnte die mittlerweile 34-Jährige ihre bis dato erfolgreichste Profisaison krönen, in der ihr schon zehn Siege gelangen.

Und sollte Reusser nicht ein erneutes Missgeschick wie beim Mixed-Relay von Kigali heimsuchen, ist nur schwer vorstellbar, welche Gegnerin ihr den vierten EM-Titel nach 2021, 2022 und 2023 streitig machen sollte. Auch wenn sie gegenüber RSN nach dem Straßenrennen sagte, “ich gehe mit einem Weltmeistertitel nach Hause über den ich mich ultra freue. Aber ich gehe auch mit zwei Rennen nach Hause, die sich bitter anfühlen", so gibt es kaum Zweifel daran, dass Reusser, trotz Reisestrapazen und drei WM-Rennen in den Beinen, erste Kandidatin auf EM-Gold sein wird.

 

Die Frauen (Startzeit: 14:20 Uhr) sind auf dem identischen 24 Kilometer-Kurs wie später die Männer unterwegs und ähnlich wie bei Filipp Ganna & Co. haben Fahrerinnen gemeldet, die auf das WM-Zeitfahren verzichtet hatten. 

So bleibt abzuwarten, ob die Österreicherin Christina Schweinberger oder die Niederländerin Mischa Bredewold, denen der deutlich leichtere Kurs als der in Ruanda mehr liegen sollte, Reusser die Stirn bieten können. Beide sind aktuelle Zeitfahrmeisterinnen ihres Landes und Schweinberger konnte als Dritte im Vorjahr aufs EM-Podium fahren. Damals musste sie sich Lotte Kopecky und Ellen van Dijk geschlagen geben. Sowohl die Titelverteidigerin aus Belgien als auch die erfahrene Niederländerin sind in Frankreich nicht dabei. 

Aber nicht nur deshalb rechnet sich Cycling Austria viel aus. “Christina ist hochmotiviert, sie hat bei den letzten beiden Europameisterschaften jeweils Bronze geholt und will heuer mehr. Wir wollen sie bestmöglich dabei unterstützen“, sagte Sportdirektor Roland Pils in einer Pressemitteilung des Österreichischen Verbandes.

Weiterhin muss die Britin Anna Henderson zum Favoritinnenkreis gerechnet werden. Im Zeitfahren von Kigali belegte sie Rang acht, der 26-Jährigen ist durchaus ein ähnlicher Überraschungs-Coup wie bei Olympia in Paris zuzutrauen, als sie hinter der Australierin Grace Brown Silber gewann. Außenseiterchancen auf die Medaillen können sich zudem noch Cédrine Kerbaol und Juliette Labous (Frankreich), Vittoria Guazzini (Italien) sowie die Norwegerin Marie Björndal Ottestad ausrechnen.

 

Die Zeitfahrstrecke der Elite-Frauen bei der Straßen-EM 2025 | Foto: Veranstalter

 

Nachdem Bundestrainer Korff den WM-Teilnehmerinnen Antonia Niedermaier und Liane Lippert für das Straßenrennen am Samstag mehr Regeneration gönnen will, hat German Cycling für den Kampf gegen die Uhr Franziska Brauße und Lisa Klein nominiert. Für Brauße ist es der erste Einsatz bei großen Titelkämpfen auf der Bahn, Klein schrammte im Vorjahr mit Platz elf knapp an den Top Ten vorbei.

Österreich schickt mit Anna Kiesenhofer eine zweite Starterin ins Rennen, für die Schweiz startet zudem noch Jasmin Liechti.

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