Pogacars Attacke beim Comeback abgewehrt

Alaphilippe scheut den Wind und gewinnt in Québec

Von Kevin Kempf

Foto zu dem Text "Alaphilippe scheut den Wind und gewinnt in Québec"
Julian Alaphilippe (Tudor) feiert seinen ersten Saisonsieg. | Foto: Cor Vos

12.09.2025  |  (rsn) – Julian Alaphilippe (Tudor) hat am Freitagabend (MESZ) den Grand Prix Cycliste de Québec (1.UWT) gewonnen. Seine Gruppe löste sich sechs 12 Kilometer lange Runden vor Schluss, am letzten Anstieg ließ er seine beiden verbliebenden Begleiter hinter sich. Die belegten die weiteren Podiumsplätze; Pavel Sivakov (UAE – Emirates – XRG) wurde vor Alberto Bettiol (XDS – Astana) Zweiter.

Mit Mattias Skjelmose (Lidl - Trek), Matej Mohoric (Bahrain Victorious), Quinten Hermans (Alpecin – Deceuninck) und Anthon Charmig (XDS – Astana) überquerten vier weitere Ausreißer den Zielstrich, bevor mit dem Sieger von 2023, Arnaud De Lie (Lotto), der Beste Fahrer des Feldes als Achter vor dem Vorjahressieger Michel Matthews (Jayco – AlUla) und Corbin Strong (Israel – Premier Tech) ankam.

Alaphilippe feierte da schon seinen ersten Saisonsieg. Seinen letzten Erfolg auf WorldTour-Niveau erzielte der Franzose beim Giro 2024 und sein letzter Triumph bei einem Eintagesrennen datiert sogar aus dem Februar 2023. Dementsprechend erleichtert war der zweimalige Weltmeister im Ziel-Interview: “Ich kann es noch gar nicht richtig glauben. Auf diese Art gewonnen zu haben, ist einfach fantastisch“, sagte Alaphilippe, bevor er seiner Mannschaft für die geleistete Arbeit danke.

Mit “dieser Art“ meinte der 33-Jährige vermutlich seinen Solosieg und nicht, dass er bei seinem mehr als 60 Kilometer langen Ausreißversuch nur auf den letzten 12 Kilometern Führungsarbeit leistete. Dementsprechend frisch war er zum Schluss. “Ich fühlte ich super! Ich bin taktisch gefahren und wollte im Finale unbedingt alles richtig machen“, erzählte Alaphilippe.

Tadej Pogacar (UAE – Emirates – XRG) hatte bei seinem ersten Rennen seit der Tour de France kurz vor der vorletzten Runde angegriffen und sich mit einer starken Gruppe abgesetzt. Von den anderen Profis bekamen er und sein Helfer Brandon McNulty allerdings wenig Unterstützung, sodass der Weltmeister die Beine still hielt. Im Finale spielte er keine Rolle mehr, er kam als 29. ins Ziel.

Sein Teamkollege Nils Politt (UAE – Emirates – XRG) hatte gemeinsam mit Alaphilippe angegriffen, konnte in der Hügelzone drei Runden vor Ende aber nicht mehr folgen. Bester Deutscher wurde Marius Mayrhofer (Tudor) auf Platz 43.

So lief der GP Québec:

Als die Startfahne in Québec geschwenkt wurde, schossen Philippe Jacob und Félix Bouchard (beide Nationalmannschaft Kanada) wie von der Tarantel gestochen von der Ziellinie. Filip Maciejuk (Red Bull – Bora – hansgrohe) und Luca Vergallito (Alpecin – Deceuninck) konnten sich an die beiden Lokalmatadoren ranheften und bildeten so die Gruppe des Tages, der 6:30 Minuten Vorsprung gegönnt wurde.

Mit noch 85 zu fahrenden Kilometern ging es Jacob vorn zu schnell. Dahinter wurde nun langsam ernst gemacht. In der Hügelzone setzten sich immer wieder Fahrer ab, die wenig später allerdings stets schnell gestellt wurden. Dann tat sich auch Politt hervor. Eingangs der letzten sechs Runden löste er sich mit Laurence Pithie (Red Bull – Bora – hansgrohe), Xandro Meurisse (Alpecin – Deceuinck), Bastien Tronchon (Decathlon - AG2R) und Alaphilippe ab.

Das Streckenprofil der Runde des GP Québec | Foto: Veranstalter

Dieses Quintett fuhr dem Feld eine Minute davon. Eingangs der vier letzten Runden wurde im Peloton erneut attackiert. Sivakov, Skjelmose, Artem Shmidt (Ineos Grenadiers), Hermans, Bettiol und Charmig sprangen zu Politt und Co., auch Mohoric schaffte mit etwas Verspätung noch den Anschluss.

Politt und Pithie konnten dem Tempo an den nächsten Hügeln nicht mehr folgen. Ihre zehn Begleiter holten kurz danach Bouchard ein, der vorn hatte reißen lassen. Das Spitzenduo lag bei der nächsten Zielpassage 30 Sekunden vor den Verfolgern und 1:30 Minuten vor der Meute. Maciejuk und Vergallito wurden bei der folgenden Passage in der Hügelzone eingeholt. Sie konnten das Tempo ihrer Kollegen mitgehen und überquerten den Zielstrich, der die letzten beiden Runden bedeutete, eine Minute vor dem Feld.

Pogacar macht ernst

Shmidt bekam nun Krämpfe und ging über Bord. Im Feld machten mehrere Mannschaften Tempo, besonders aktiv war in dieser Phase aber EF Education – EasyPost. Vor der Hügelzone kontrollierte Tim Wellens (UAE – Emirates – XRG) dann für Pogacar. Während vorn Charmig die Gruppe sprengte, trat der Weltmeister hinten an. Zunächst konnte ihm niemand folgen, doch im flacheren Teil des Anstieges kam Jonas Abrahamsen (Uno-X Mobility), Paul Lapeira (Decathlon – AG2R) und Biniam Girmay (Intermarché – Wanty) heran.

Auf die letzten 12 Kilometer ging diese Gruppe 15 Sekunden nach Sivakov, Skjelmose, Hermans, Mohoric, Bettiol, Charmig und Alaphilippe, der sich nun erstmals in den Wind traute. Neilson Powless (EF Education – EasyPost), Edoardo Zambanini (Bahrain Victorious), Axel Laurance (Ineos Grenadiers) und McNulty schafften den Anschluss an Pogacar und Co.. McNulty spannte sich gleich vor seinen Kapitän und erledigte den Löwenanteil der Arbeit.

Dass der Rest die Beine hochnahm, schmeckte Pogacar nicht. Mit noch fünf zu fahrenden Kilometern ließ er eine Lücke zu McNulty aufgehen. Powless und Girmay reagierten, die anderen nicht. Sie wurden kurz danach vom Peloton geschluckt. Zwei Kilometer später setzten sich vorn auf eine ähnliche Weise Bettiol und Alaphilippe ab, nachdem Charmig den Rest in den Schlaf gewiegt hatte. Sivakov, der sich davor ausgeruht hatte, schaffte den Sprung nach vorn 1,9 Kilometer vor dem Ziel, dann ging es auch gleich in die Hügel.

Dort riss Alaphilippe im Steilstück direkt eine große Lücke; am Teufelslappen lag er 100 Meter vor Sivakov und Bettiol. Dann schliefen ihm allerdings die Beine ein und seine beiden Verfolger kamen Meter um Meter näher, wobei der Italiener die Arbeit allein verrichten musste. Sivakov übersprintete Bettiol kurz vor der Ziellinie, Alaphilippe holte er aber nicht mehr ein.

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