Chaos bei Vuelta a Espana

Proteste in Bilbao: 11. Etappe verkürzt, kein Tagessieger

Von Kevin Kempf

Foto zu dem Text "Proteste in Bilbao: 11. Etappe verkürzt, kein Tagessieger"
Proteste im Ziel der 11. Vuelta-Etappe | Foto: Tom Mustroph

03.09.2025  |  (rsn) - Offensichtlich in Folge der Proteste gegen das Team Israel – Premier Tech haben die Organisatoren der 80. Vuelta a Espana das Finale der 11. Etappe über 157,4 Kilometer rund um Bilbao verkürzt.

Die Gesamtzeit wurde bereits drei Kilometer vor dem Zielstrich genommen, um den Tagessieg wurde nicht mehr gekämpft, da Demonstranten im Zielbereich Absperrgitter in die Strecke hinein geschoben hatten, obwohl die Polizei mit einem großen Aufgebot vor Ort war.

Davon ließ sich Tom Pidcock (Q36.5) nicht beirren. Der Brite attackierte am letzten der sieben Anstiege des Tages und schüttelte dabei auch Jonas Vingegaard (Visma – Lease a Bike) ab, dem in der Abfahrt allerdings wieder der Anschluss gelang. Auf den letzten Metern der Etappe fuhr sich das Duo einen Vorsprung von einigen Sekunden auf die Verfolgergruppe um Joao Almeida (UAE – Emirates – XRG) heraus, zu der auch Jai Hindley (Red Bull – Bora – hansgrohe), Matteo Jorgenson (Visma – Lease a Bike) und Felix Gall )Decathlon – AG2R) gehörten.

Schon am vorletzten Anstieg, dem Alto del Vivero, gab es 25 Kilometer vor dem Ziel einen Zwischenfall, als Demonstranten ein Plakat quer über die Straße spannten. Die Favoritengruppe wurde kurz aufgehalten, zu Schaden kam aber niemand.

Visma – Lease a Bike sich im Rennen sehr aktiv und kontrollierte alle Ausreißergruppen. Um den erhofften Tagessieg konnte Vingegaard dann aber nicht mehr sprinten. “Die Stimmung ist gemischt, wir wollten diese Etappe wirklich gewinnen. Ich glaube, das konnte jeder im Fernsehen sehen. Es ist natürlich schade, dass wir nicht um den Sieg fahren konnten, wir haben aber auch gesehen, was auf der Straße los war, wir haben die Fotos gesehen“, sagte Vismas Sportlicher Leiter Jesper Morkov gegenüber Eurosport.

“Die Kommunikation der Rennorganisation war ganz klar, wir haben es dann den Fahrern weitergegeben. Es ist nicht unsere Aufgabe zu sagen, ob das richtig oder falsch ist. Im Flachstück vor dem Alto di Pike haben wir die Info bekommen und sie an die Fahrer weitergegeben“, fügte der Däne an.

Sein Kapitän hatte anschließend im steilen Anstieg aber große Mühe mit Pidcock, der Vingegaard zweimal davongezogen war, als es richtig schwer wurde. Alle anderen Athleten hatte der Brite allerdings abgeschüttelt. Er bog als wohl einziger Fahrer auf der Zielgerade nicht rechts ab, sondern fuhr – vielleicht aus Protest gegen die Jury-Entscheidung – über den Zielstrich.

“Die Polizei hat heute einen guten Job gemacht. Als wir das erste Mal über die Ziellinie gefahren sind, sahen wir schon, dass sie (Demonstranten) auf die Straße wollten, die Polizei hat das aber verhindert. Sie wollten uns auch auf dem vorletzten Anstieg den Weg versperren, abgesehen davon habe ich mich aber heute sicher gefühlt“, sagte Vingegaard zu Eurosport.

So lief die 11. Etappe der Vuelta a Espana:

Es ging hoch her zu Beginn einer Etappe, auf der sich Ausreißer etwas ausrechnen konnten. Joel Nicolau (Caja Rural – Seguros RGA) sicherte sich nach sieben Kilometern die ersten Bergpunkte des Tages am Alto de Laukiz (3.Kat.), wo Pedersen schon als Zweiter auf sich aufmerksam machte. Der Däne war besonders aktiv und setzte sich nach 23 Kilometern nochmals ab, diesmal gemeinsam mit Orluis Aular (Movistar) und Marc Soler (UAE – Emirates – XRG). Drei Kilometer später erreichte er auch als Erster die Spitze des Alto de Sollube (3.Kat.).

Am Fuße des Balcón de Bizkaia (3.Kat.) erhöhte Soler die Schlagzahl, so dass sich der Vorsprung oben um 20 Sekunden auf 1:20 Minuten vergrößerte. Visma ließ in der Verfolgung aber nicht locker und fuhr bis zum nächsten Anstieg bis auf 45 Sekunden an das Trio heran. Dort schüttelte Soler der seine Begleiter ab. Die sahen Nutzloslosigkeit ihres Unterfangens ein und ließen sich vom Feld einholen. Der Spitzenreiter erreichte den Alto de Morga (3.Kat.) mit noch 71 zu fahrenden Kilometern 50 Sekunden vor den Verfolgern.

Das Streckenprofil der 11. Etappe der Vuelta a Espana | Foto: Veranstalter

Am Fuße des Alto del Vivero (2.Kat.) beendete das Peloton den Ausreißversuch 58 Kilometer vor dem Ziel. Bergauf sprang Mikel Landa (Soudal – Quick-Step) seinen Kollegen davon. Mit kurzer Verspätung stiefelte Santiago Buitrago (Bahrain Victorious) hinterher. Er erreichte den Spanier kurz nach der Bergwertung. Dahinter formierte sich eine Gruppe um Victor Campenaerts (Visma – Lease a Bike) und erneut Pedersen, die allerdings den Anschluss nicht schaffte und kurz nach dem Zwischensprint, wo der Däne Dritter wurde, in Bilbao eingeholt wurde.

Auch für Landa war kurz danach Schluss. Der Spanier hatte offenbar körperliche Probleme, streckte seinen Rücken intensiv und hielt die Beine still. Buitrago fuhr eingangs der letzten 30 Kilometer 45 Sekunden vor dem Feld in die zweite Passage über den Alto del Vivero (2.Kat.) hinein. Dort attackierte Almeida zwei Mal, was dazu führte, dass die Favoritengruppe auf rund 20 Fahrer zusammenschrumpfte und Buitrago 26 Kilometer vor dem Ziel eingeholt wurde. Campenaerts sicherte sich die Bergpunkte, während aus dem Top Ten der Gesamtwertung Felix Gall (Decathlon – AG2R) und der Gesamtzweite Torstein Traeen (Bahrain Victorious) abgehängt waren.

Eingangs der letzten 15 Kilometer teilten die Rennorganisatoren mit, dass wegen der Proteste in Bilbao es keinen Etappensieger geben und die Zeit drei Kilometer vor dem Ziel genommen werde. Trotzdem wurde der Alto do Pike (3.Kat.) voll gefahren. Pidcock attackierte zwei Mal, als es richtig steil wurde. Vingegaard konnte nicht folgen, wodurch der Brite am Gipfel sechs Bonussekunden gewann. In der Abfahrt kam der Dane aber wieder an Pidcock heran und fuhr sich mit ihm bis zum Drei-Kilometer Banner einen Vorsprung von rund zehn Sekunden auf die Verfolger heraus. Obwohl das Rennen hier zu Ende war, rollte Pidcock noch bis ins Ziel.

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