Vingegaard schenkt Vuelta-Führung an Gaudu

Alpecin baut Philipsen ein – Ersatzmann Turner profitiert

Von Kevin Kempf und Marc Zeiringer

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Ben Turner (Ineos Grenadiers) feiert seinen Vuelta-Etappensieg. | Foto: Cor Vos

26.08.2025  |  (rsn) – Ben Turner (Ineos Grenadiers) die 4. Etappe der Vuelta a Espana 2025 gewonnen. Im Massensprint im französischen Voiron war er schneller als Jasper Philipsen (Alpecin – Deceuninck) und dessen Teamkollege Edward Planckaert. Dabei profitierte der Brite von einem Missverständnis der Belgier, denn Planckaert baute seinen Kapitän knapp 200 Meter vor dem Ziel bei einem kleinen Knick in der Straße an der Bande ein.

Tagesvierter wurde Ethan Vernon (Israel – Premier Tech) vor Jenthe Biermans (Arkea – B&B Hotels). Die Gesamtführung hat David Gaudu (Groupama – FDJ) übernommen. Er lag zeitgleich und in der Summe der Tagesplatzierungen acht Ränge hinter Jonas Vingegaard (Visma – Lease a Bike), der sich im Finale nie in den vordersten Positionen aufhielt und so das Rote Trikot wegschenkte.

“Wer will Lucas Hamilton bei der Vuelta ersetzen?“, lautete der Überlieferung nach die Frage, die den Ineos-Fahrern im Teambus bei der Renewi Tour in Aalter gestellt wurde. Der Australier war krank geworden und musste auf seine Teilnahme verzichten. Ein Ersatz musste kurzfristig aus Belgien eingeflogen werden. Turner hob die Hand – und fuhr anschließend nicht zum Start, sondern zum Flughafen. Vier Tage später schlug er einen der besten Sprinter der Welt im Massenspurt auf einer leicht ansteigenden Zielgerade.

Das quittierte er im Zielraum mit lautem Schluchzen. Er konnte sein Glück nicht fassen und weinte hemmungslos vor dem TV-Kameras. Vor denen wurde er einige später, als er sich wieder gefasst hatte, zum Gespräch gebeten. “Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Es war eine verrückte Woche. Ich wollte zur Vuelta kommen, hatte aber seit dem Giro Probleme mit den Beinen“, erzählte der 26-Jährige.

Auch bei der Vuelta lief es zunächst nicht nach Wunsch. Auf der 1. Etappe verfehlte er die Top Ten um zwei Positionen. “Ich war niedergeschlagen nach dem ersten Sprint, als meine Kette runtergefallen war. Ich habe an mich geglaubt, habe mich den ganzen Tag schon gut gefühlt. Ich muss ein Dankeschön an das Team aussprechen. Die letzten Wochen waren schon unglaublich, aber was sie heute gemacht haben, ist nochmals unglaublich“, freute sich der Sieger.

Die Deutschen konnten sich nicht in Szene setzen. Maximilian Schachmann (Soudal – Quick-Step) belegte Rang 35 und war damit bester Deutscher vor Ben Zwiehoff (Red Bull – Bora – hansgrohe), der ebenfalls das erste Feld 115-köpfige Feld halten konnte. Die anderen Deutschen verloren mehr als zwei Minuten.

Gaudu führt das Rennen vor dem zeitgleichen Vingegaard an. Ausreißer Joel Nicolau (Caja Rural – Seguros RGA) übernahm das Bergtrikot Alessandro Verre (Arkéa – B&B Hotels). Neuer Spitzenreiter im Punkteklassement ist Mads Pedersen (Lidl – Trek), der in der Sprintvorbereitung behindert wurde und mit Platz sechs zufrieden sein musste. Bester Nachwuchsfahrer ist weiterhin Juan Ayuso (UAE – Emirates – XRG).

So lief die 4. Etappe der Vuelta a Espana:

Das Rennen begann sehr knackig, denn auf den ersten zehn Kilometern stand mit dem Puerto Exilles (3. Kat.) die erste Bergwertung des Tages an. Kurz vor diesem Bergpreis konnte sich mit Louis Vervaeke (Soudal – Quick-Step), Sean Quinn (EF Education – EasyPost), Nicolau, Kamiel Bonneu (Intermarché – Wanty) und Mario Aparicio (Burgos – Burpellet BH) die Spitzengruppe des Tages absetzen. Nicolau gewann hier drei Punkte vor Vervaeke und Aparicio.

Auf dem Weg zur zweiten Bergwertung am Col de Montgenévre (2. Kat.) wurde die Grenze zu Frankreich passiert. Vervaeke sicherte sich hier fünf Punkte vor Nicolau und Quinn, die drei beziehungsweise einen Zähler sammelten. Der maximale Abstand der Fluchtgruppe wurde nach diesem Pass mit rund 3:50 Minuten erreicht. Hinauf zum höchsten Punkt der heutigen Etappe am Col du Lautaret (2. Kat.) verringerte sich der Vorsprung auf unter 2:30 Minuten. Kurz vor der Bergwertung lancierte der US-Amerikaner Quinn eine Attacke und gewann damit diesen Bergpreis. Neuer Führender in der Bergwertung wurde, durch seinen zweiten Platz aber Nicolau, der vor Vervaeke drei Punkte sammelte. Der Spanier lag mit elf Zählern derer zwei vor Quinn.

Das Streckenprofil der 4. Etappe der Vuelta a Espana | Foto: Veranstalter

Angeführt von Lidl - Trek verkürzte das Peloton nach der letzten Bergwertung des Tages weiterhin den Abstand. Nach der Abfahrt mit noch 100 zu fahrenden Kilometern wurden 1:10 Minuten Rückstand gemeldet. Das Peloton raste in hohem Tempo heran. Deshalb war nur zehn Kilometer später der Ausreißversuch des Quintetts beendet.

Daraufhin hatte sich das Rennen beruhigt. Für die einzig nennenswerte Aktion sorgte Sinuhé Fernández (Burgos – Burpellet – BH), der die Ruhe nutzte und 82 Kilometer vor dem Ende attackierte und sich mit wenigen Sekunden Vorsprung rund 35 Kilometer vor dem Feld behaupten konnte.

Spannung baute sich dann erst wieder kurz vor dem Zwischensprint auf, der 32 Kilometer vor dem Ende in Noyarey ausgetragen wurde. Lidl – Trek kämpfte mit Pedersen und Ciccone gegen Israel Premier – Tech mit Ethan Vernon und Jake Stewart und auch Gaudu fuhr mit. Pedersen behielt die Oberhand vor den beiden Profis der israelischen Mannschaft und holte damit 20 Punkte. Ciccone übernahm mit Platz vier und 13 Zählern die virtuelle Führung in dieser Sonderwertung. Gaudu nahm als Fünfter noch zehn Punkte mit.

Das Finale beginnt mit einem Sturz

Danach versuchte Bruno Armirail (Decathlon – AG2R) eine Überraschungsattacke zu starten. Er fuhr zwar kurzzeitig 45 Sekunden Vorsprung heraus, wurde aber 15 Kilometer vor dem Ziel wieder eingeholt. Damit wurde das Finale eingeläutet, das es richtig in sich hatte. Am 10-Kilometer-Banner kam es an einer Engstelle zu einem harmlosen Sturz führte. Luca Van Boven (Intermarché – Wanty), Fernando Barceló (Caja Rural - Seguros RGA), George Bennett (Israel - Premier Tech) und Jay Vine (UAE - Emirates - XRG) lagen kurzzeitig am Boden, konnten aber weiterfahren.

Viele Kreisverkehre und enge Kurven prägten die letzten Kilometer dieser Etappe. Viele Mannschaften hatten Schwierigkeiten ihre Leader in einer guten Position auf die Zielgerade zu bringen. Alpecin – Deceuninck hatte es allerdings perfekt gelöst. Planckaert führte Philipsen an seinem Hinterrad an der zweiten Position durch die letzte Kurve und alles war angerichtet für einen weiteren Sieg des Belgiers. Doch ein kleines Missverständnis verhinderte dies. Philipsen wollte an der linken Seite an Planckaert vorbeifahren, um den Sprint zu eröffnen. Genau in diesem Moment machte der aber die Lücke zu. Turner nutzte dies perfekt, sprintete rechts an beiden vorbei und gewann damit vor Philipsen, der einfach zu spät kam.

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