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13.07.2025 | (rsn) – Was mit einer zunächst nur schwer nachvollziehbaren Aktion begann, wäre 174 Kilometer später fast zu einem der spektakulärsten Ausreißersiege der jüngeren Vergangenheit der Tour de France geworden. Aber eben nur fast. Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) war bereits auf der Zielgeraden der 9. Etappe in Chateauroux, doch kurz nach dem Teufelslappen endete seine Flucht, die er rund dreieinhalb Stunden zuvor bei Kilometer 0 in Chinon gemeinsam mit seinem Teamkollegen Jonas Rickaert begonnen hatte. Letztlich gab es dann doch den erwarteten Massensprint, den Europameister Tim Merlier (Soudal – Quick-Step) für sich entscheiden konnte.
Auf dem tellerflachen Parcours ohne Bergwertung feierte der Belgier seinen zweiten Sieg bei dieser Frankreich-Rundfahrt, nachdem er bereits das dritte Teilstück in Dünkirchen für sich entschieden hatte. Zweiter wurde der gestrige Tagessieger Jonathan Milan (Lidl – Trek), auf Rang drei sprintete der Belgier Arnaud De Lie (Lotto). Als bester Deutscher schaffte es Phil Bauhaus (Bahrain Victorious) auf Rang sieben, Pascal Ackermann (Israel – Premier Tech) verpasste als Zwölfter eine weitere Chance auf ein Spitzenergebnis.
“Es war wegen der Hitze heute sehr schwer“, sagte Merlier im Siegerinterview zu den Bedingungen. 34 Grad wurden im Ziel gemessen. Dennoch lag die Durchschnittsgeschwindigkeit der Etappe bei über 50 km/h, was den Tag zum zweitschnellsten in der Tour-Geschichte nach einem von Mario Cipollini 1999 gewonnen Flachstück machte. Der Rückenwind spielte dabei eine entscheidende Rolle.
In einigen Passen blies es aber auch von der Seite. “Ein paar Mal wurde versucht, das Feld auf die Kante zu nehmen. Auf den letzten 30 Kilometern haben wir darum keine Getränke mehr bekommen, deswegen war ich ein wenig überhitzt. Außer der Hitze war es okay, obwohl es sehr hektisch war“, schilderte Merlier den Verlauf des denkwürdigen Rennens. Auswirkungen auf die Gesamtwertung hatte die Kantensituation, die am Ende doch dazu führte, dass einige Fahrer nicht mit dem Hauptfeld ins Ziel kamen, allerdings nicht. Tadej Pogacar (UAE -Emirates – XRG) behauptete problemlos sein Gelbes Trikot. Auf den ersten Positionen der Gesamtwertung gab es keine Änderungen.
Weil Lidl – Trek, das vom Rest des Feldes aufgrund der vermeintlichen Überlegenheit Milans zur alleinigen Tempoarbeit verdonnert wurde, aber wenig Interesse daran zeigte, allein zu arbeiten, wuchs der Vorsprung des Alpecin-Duos zwischenzeitlich auf mehr als fünfeinhalb Minuten an. “5:30 Minuten ist eine Menge, deswegen haben wir probiert zu helfen. Auch andere Mannschaften haben bei der Verfolgung mitgemacht“, so Merlier. Allerdings passierte das erst im letzten Drittel des Rennens.
Für den Europameister spannte sich auch Remco Evenepoel mit ein. “Remco war wirklich stark. Normalerweise helfe ich ihm. Trotz des Windes fühlt er seine Beine einfach nicht. Er kann dann leicht in Position fahren“, freute sich Merlier, der ansonsten vor allem auf die Hilfe seines Anfahrers Bert Van Lerberghe bauen konnte. “Endlich konnten Bert und ich hier bei der Tour zum ersten Mal im Finale zusammenarbeiten. Ich bin sehr glücklich, dass er vor mir war. Er hat einen guten Job gemacht. Einmal war ich kurz eingebaut, aber ich konnte 200 Meter vor dem Ziel wieder rauskommen. Zum Glück konnte ich so meine zweite Etappe gewinnen."
Dass Chateauroux künftig den Beinamen wechselt, ist dennoch unwahrscheinlich. “Cavendish City“ nennt sich die 43.000-Einwohner-Stadt in Zentralfrankreich. Der britische Rekord-Etappensieger mit 35 Tagessiegen gewann hier 2008, 2011 und 2021. Sein Nachfolger bei Soudal – Quick-Step steht nun bei insgesamt drei Tour-Erfolgen, Legendenstatus ist aktuell nicht in Sicht, “Merlier Metropole“ entsprechend auch nicht.
Ein wenig näher gerückt ist für Merlier das Grüne Trikot. Allerdings hat er 77 Zähler Rückstand auf Milan, der auch am französischen Nationalfeiertag im Sondertrikot unterwegs sein wird. Evenepoel verteidigte sein Weißes Trikot. Tim Wellens (UAE – Emirates – XRG) Bergtrikot.
Bei Kilometer 0 löste sich das Alpecin-Deceuninck-Duo van der Poel und Rickaert. Im Feld reagierte niemand, Lidl – Trek an der Spitze des Feldes ließ es ruhig angehen und den Vorsprung auf maximal 5:45 Minuten aufgehen. Van der Poel gewann den Zwischensprint nach 24 Kilometern, Milan ließ hinten im Feld nichts anbrennen und wurde so als Dritter am Sprint gewertet. Allerdings nahm das Duo, dass zu diesem Zeitpunkt rund vier Minuten Vorsprung hatte, nicht raus. Erst als Uno-X Mobility mit in die Nachführarbeit einstieg, gut 100 Kilometer waren da noch zu fahren, schrumpfte der Vorsprung wieder.
Bis dahin gab es bereits den einen oder anderen Sturz, auch Georg Zimmermann (Intermarché – Wanty) ließ nach einem Zwischenfall viel Haut und hatte Mühe, den Kontakt zum Feld zu halten. Für Joao Almeida (UAE – Emirates – XRG) war 80 Kilometer vor dem Ziel sogar Schluss, die gebrochene Rippe bereitete ihm zu viele Probleme.
70 Kilometer vor dem Ziel ging es für einen Moment auf die Windkante. Zu den zwischenzeitlichen abgehängten Fahrern zählte unter anderem auch Oscar Onley (Picnic – PostNL). Lange dauerte die Situation aber nicht an, bewusst herbeigeführt wurde die Trennung im Feld aber auch nicht. Danach zeigte sich an der Spitze des Feldes ein anderes Bild. Israel – Premier Tech und Jayco – AlUla übernahmen die Arbeit, Lidl – Trek konnte rausnehmen. Rund um die 50-Kilometer-Marke mischten sich weitere Mannschaften ein, der Abstand tendierte wieder Richtung zwei Minuten.
Das Streckenprofil der 9. Etappe der Tour de France | Foto: Veranstalter
25 Kilometer vor dem Ende versuchte Visma – Lease a , das Feld nochmal auf die Windkante zu nehmen. Das klappte auch, zahlreiche Fahrer fielen zurück und bildeten ein zweites Hauptfeld. Auch diese Aktion, die aber keinen Favoriten Zeit kostete, ließ den Vorsprung der Ausreißer aber erstmals unter eine Minute schrumpfen. Nachdem Visma sich aber wieder zurückzog und zwischenzeitlich eine Fünferreihe das Feld anführte, wuchs der Vorsprung nochmal an.
Und so wurde es ein Sekundenspiel. Als sechs Kilometer vor dem Ziel noch 35 Sekunden Differenz zu verzeichnen waren, ging van der Poel ins Solo, Rickaert hatte sich zuvor nochmal aufgerieben. Dennoch sollte es nicht reichen. Rund 800 Meter vor dem Ziel wurde der Etappengewinner von Boulogne-sur-Mer vom heranrasenden Feld doch noch gestellt.
Echte Sprintzüge gab es kaum noch, trotzdem blieb das Chaos aus. Milan hatte die Linie direkt neben der Bande gewählt. Neben ihn setzten sich Merlier und De Lie, allesamt jagten sie Kopf an Kopf dem Ziel entgegen. Der 32-jährige Merlier hatte dabei noch die meisten Kraftreserven und konnte sich gegen den Italiener und seinen Landsmann durchsetzen.
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