Red-Bull-Kapitän bei Dauphiné-Gesamtvierter

Romeo holt sich die Etappe und Gelb, Lipowitz imponiert

Von Matthias Seng

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Ivan Romeo (Movistar) hat die 3. Dauphiné-Etappe gewonnen | Foto: Cor Vos

10.06.2025  |  (rsn) – Mit einer Attacke fünf Kilometer vor dem Ziel hat Ivan Romeo (Movistar) die 3. Etappe des 77. Critérium du Dauphiné für sich entschieden. Der 21-jährige Spanier setzte sich über turbulente 207,2 Kilometer von Brioude nach Charantonnay als Solist mit 14 Sekunden Vorsprung auf den Kolumbianer Harold Tejada (XDS – Astana), den Belgier Louis Barré (Intermarché – Wanty) und die deutsche Hoffnung Florian Lipowitz (Red Bull – Bora – hansgrohe) durch und übernahm mit dem bisher größten Sieg seiner Karriere auch das Gelbe Trikot des Gesamtführenden.

Aus der zweiten Verfolgergruppe heraus sicherte sich mit 27 Sekunden Rückstand der Niederländer Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) den fünften Platz vor den Franzosen Axel Laurance (Ineos Grenadiers), Brieuc Rolland (Groupama - FDJ) und Julien Bernard (Lidl – Trek). Zeitgleicher Achter wurde der Norweger Andreas Leknessund (Uno-X Mobility).

“Ich weiß nicht, was in mir gerade vorgeht. Ich kann es gar nicht glauben. Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich denke, es war einer der härtesten Tage für mich. Es war so schwer, in die Ausreißergruppe zu kommen. Ich habe mich nicht so gut gefühlt. Ich habe das Risiko genommen, nicht mehr so aktiv mitzufahren. Ich habe auf den letzten Moment gewartet. Ich habe auf meinen guten Instinkt vertraut, den ich bei solchen flachen Finals mit einer kleinen Gruppe habe. Ich wusste, wenn sie mir ein paar Sekunden geben, kann ich es schaffen. Als sie dann für eine Minute nicht reagiert hatten, wusste ich, dass ich jetzt alles raushauen muss“, kommentierte Romeo im Ziel seinen bisher größten Erfolg bei den Profis, den er sich clever erarbeite.

Mit der zweiten Attacke zum ersten WorldTour-Sieg

Der U23-Zeitfahrweltmeister von Zürich konnte sich mit seiner zweiten Attacke aus der Spitzengruppe lösen, zu der er kurz zuvor erst aufgeschlossen hatte, nachdem diese sich im letzten Anstieg des Tages nach Attacken von Bernard und Lipowitz zerteilt hatte. Im Finale spielte Romeo dann seine Stärken im Kampf gegen die Uhr aus und konnte schon frühzeitig seinen ersten Erfolg auf WorldTour-Niveau bejubeln.

“Ich hatte diese Etappe mit diesem Finish schon seit etwa einem Monat im Kopf. Wir haben ein Höhentrainingslager in der Sierra Nevada absolviert. Das Team hat dort hart gearbeitet und eine tolle Arbeit geleistet. Sie haben wir zu Beginn der Woche diese Chance gegeben. Es dann so durchzuziehen, ist unglaublich. Ich weiß gar nicht genau, was ich das heute geschafft habe“, fügte er an.

Zweiter Gewinner des Tages war der 24-jährige Lipowitz, der überraschend den Sprung in die schließlich 13-köpfige Gruppe des Tages geschafft hatte, die am Ende den Sieg unter sich ausmachte. “Am Ende wollte jeder um den Sieg mitfahren. Ich hatte gute Beine, bin aber nicht der richtigen Attacke gefolgt. Ich habe es selbst versucht, aber am Ende hat es nicht geklappt. Ich bin trotzdem ganz glücklich“, sagte er gegenüber Eurosport zu seiner beeindruckenden Vorstellung, mit der er im Klassement gleich 29 Plätze gut machte.

“Natürlich schaue ich auch auf die Gesamtwertung. Wenn man aber in so einer Ausreißergruppe ist und man die Möglichkeit auf den Sieg hat, geht man darauf. Man kann nicht genau sagen, wer am Ende auf dem Podium in der Gesamtwertung sein wird. Da muss man auch andere Chancen ergreifen“, begründete Lipowitz, weshalb er bis zum Ende Vollgas gegeben hatte.

Die Großen Drei hielten die Beine still

Das Feld mit den Top-Favoriten Tadej Pogacar (UAE – Emirates – XRG), Jonas Vingegaard (Visma – Lease a Bike) und Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step) kam mit 1:08 Minuten Rückstand ins Ziel.

Vor dem morgigen Zeitfahren liegt Romeo 17 Sekunden vor Barré, eine weitere Sekunde dahinter folgt Tejada auf dem dritten Platz. Mit 24 Sekunden Rückstand belegt Lipowitz Rang vier und ist damit bester der Klassementfavoriten. Auftaktsieger Pogacar (+1:06) fiel vom zweiten auf den neunten Platz zurück, Vingegaard (+1:12) ist Zehnter, Evenepoel ( +1:17) folgt auf Rang 13.

Van der Poel baute seine Führung in der Punktewertung aus, Paul Ourselin (Cofidis) behauptete sein Bergtrikot, Romeo übernahm auch die Führung in der Nachwuchswertung.

So lief die 3. Etappe des Critérium du Dauphiné:

Mehr als 3.000 Höhenmeter standen im Programm der längsten Etappe des diesjährigen Critérium du Dauphiné, die in Brioude, dem Heimatort von Romain Bardet (Picnic – PostNL) gestartet wurde. Nach einer rund sechs Kilometer langen Neutralisation ging es gleich in den ersten von fünf kategorisierten Anstiegen hinein. Unter zahlreichen Attacken zerfiel das Feld schnell, wobei auch der gestrige Etappensieger Jonathan Milan (Lidl – Trek) und Pascal Ackermann (Israel – Premier Tech) abgehängt wurden.

Besonders aktiv zeigten sich Maxim Van Gils (Red Bull – Bora – hansgrohe) und van der Poel, ohne dass ihre Attacken allerdings von Erfolg gekrönt gewesen wären. Ruben Guerreiro (Movistar) sicherte sich die erste Bergwertung (3. Kat.) vor Van Gils, wenige Kilometer später gewann Barré den zweiten Bergpreis (2. Kat.) vor Emanuel Buchmann (Cofidis) sowie auch den Zwischensprint. Hier holte sich Pogacar noch vier Bonussekunden vor Evenepoel, der sich zwei Sekunden gutschreiben lassen konnte.

Nach gut 30 turbulenten Kilometern formierte sich eine erstklassig besetzte 13-köpfige Spitzengruppe um Romeo, Barré, Tejada, Lipowitz und van der Poel, die sich einen Vorsprung von rund drei Minuten herausfuhr, während die abgehängten Fahrer um Milan 135 Kilometer vor dem Ziel wieder den Anschluss an das Feld schafften.

Das Streckenprofil der 3. Etappe des Critérium du Dauphiné| Foto: Veranstalter

Am Gipfel des dritten Anstiegs des Tages sammelte Barré zwei weitere Zähler ein. Im Feld hatten UAE und Soudal, im Gegensatz zu Lidl – Trek beide in der Spitzengruppe nicht vertreten, die Führungsarbeit übernommen. Dadurch schrumpfte der Rückstand und Milan wurde ein zweites Mal abgehängt. Doch das Gelbe Trikot kämpfte sich erneut zurück, woraufhin sich das Geschehen beruhigte. Pogacars, Vingegaards und Evenepoels Helfer hielten bei sommerlichen Temperaturen bis zu 30 Grad den Abstand bei rund zwei Minuten.

Auch am vorletzten Anstieg des Tages fiel Milan ein weiteres Mal aus dem Feld zurück, um dann mit Hilfe seiner Teamkollegen aber doch wieder zurückzukommen. An der Kuppe des drei Kilometer langen und vier Prozent steilen Col du Tracol (4. Kat.) schnappte sich Barré den einzigen Punkt der Wertung. Am Ende der langen Abfahrt betrug der Abstand zwischen beiden Gruppen noch immer fast zwei Minuten.

In der Anfahrt zur letzten Bergwertung des Tages engagierte sich erstmals auch EF Education – EasyPost an der Spitze des Feldes, das seinen Rückstand auf unter eine Minute reduzieren konnte. An der Cote de Château Jaune (3. Kat.), einer nur 1,2 Kilometer langen, aber mehr als neun Prozent steilen Rampe zogen Bernard und Tejada aus der Spitzengruppe davon, ehe kurz vor der Kuppe Lipowitz den Anschluss schaffte und den Konter setzte.

Lipowitz kontrolliert und attackiert

Im Peloton schlug UAE ein kontrolliertes Tempo ein, so dass sich der Rückstand nicht weiter reduzierte. Milan wurde hier zum vierten Mal abgehängt – und auch diesmal schaffte er es dank seiner Helfer wieder zurück. Leknessund schloss derweil zur Spitze auf, zu der zwölf Kilometer vor dem Ziel auch noch van der Poel und Barré vor fuhren.

Dahinter folgten Laurance Romeo, Rolland und Eddie Dunbar (Jayco -AlUla) und schlossen die Lücke kurz darauf. Neun Kilometer vor dem Ziel neutralisierte der starke Lipowitz eine Attacke von Romeo und ging seinerseits eingangs der letzten sieben Kilometer in die Offensive.

Doch es war Romeo, der fünf Kilometer vor dem Ziel die entscheidende Attacke ritt. Der Spanische Zeitfahrmeister fuhr sich auf nun flachem Terrain einen Vorsprung von knapp 20 Minuten heraus und profitierte dabei von der Uneinigkeit bei den Verfolgern, bei denen sich nach einer letzten Attacke von Lipowitz nochmals drei Fahrer lösten. Im Ziel lag Romeo 15 Sekunden vor Tejada, Barré und dem Paris-Nizza-Zweiten, der die finalen Bonussekunden verpasste.

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