Giro: Del Toro verteidigt Rosa Trikot knapp

Scaroni und Fortunato Hand in Hand zum Astana-Coup

Von Marc Zeiringer

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Christian Scaroni (XDS - Astana, re.) hat die 16. Giro-Etappe gewonnen. Teamkollege Lorenzo Fortunato freut sich mit seinem Landsmann. | Foto: Cor Vos

27.05.2025  |  (rsn) – Das kasachische Astana-Team hat die 16. Etappe des 108. Giro d’Italia (2.UWT) dominiert und über 203 Kilometer von Piazzola sul Brenta zur Bergankunft in San Valentino einen Doppelerfolg feiern können. Hand in Hand erreichten die beiden Italiener Christian Scaroni und Lorenzo Fortunato das Ziel, wo der Bergkönig seinem Landsmann Scaroni den Sieg überließ.

Das italienische Tagespodium komplettierte mit 55 Sekunden Rückstand Giulio Pellizzari (Red Bull – Bora – hansgrohe), der auf den letzten Metern den Ecuadorianer Richard Carapaz (EF Education – EasyPost / +1:10) abschüttelte, um sich den dritten Platz zu sichern.

“Ich bin so glücklich. Ich und Fortunato haben uns heute schon am Start der Etappe im Regen richtig gut gefühlt. Am Ende haben wir darüber gesprochen, wer die Etappe gewinnen soll. Er hat die Punkte für das Bergtrikot mitgenommen und mir den Etappensieg überlassen“, erklärte der 27-jährige Scaroni im Ziel nach dem größten Sieg seiner Karriere. “Wir waren zusammen heute richtig stark und dieser Sieg geht natürlich ans Team. Jetzt habe ich Probleme zu sprechen, aber ich bin überglücklich.“

“Es ist unglaublich. Sie haben sich den Sieg und den zweiten Platz heute so sehr verdient. Das Team schlägt sich großartig. Sie arbeiten so hart und alle zusammen unterstützen sich gegenseitig. Dieser Sieg ist eine so großartige Sache und er entschädigt für die harte Arbeit, die sie gemacht haben“, kommentierte Astana-Sportdirektor Stefano Zanini gegenüber Eurosport den ersten Etappensieg seines Teams beim diesjährigen Giro, der zugleich der erste eines italienischen Fahrers war.

Tagesfünfter 1:23 Minuten hinter Scaroni wurde der Kanadier Derek Gee (Israel – Premier Tech) vor dem Ecuadorianer Jefferson Alveiro Cepeda (Movistar / +1:43), dem Australier Michael Storer (Tudor / +1:52) und dem zeitgleichen Briten Simon Yates (Visma – Lease a Bike).

Der Mexikaner Isaac Del Toro (UAE Team Emirates - XRG) konnte im Schlussanstieg einer Attacke von Carapaz nicht folgen, verteidigte aber sein Rosa Trikot des Gesamtführenden. Allerdings liegt er jetzt nur noch 26 Sekunden vor Simon Yates, Carapaz rückte auf Rang drei vor und verkürzte seinen Rückstand auf 31 Sekunden. Gee liegt als neuer Vierter 1:31 Minuten hinter Del Toro, der auch weiter die Nachwuchswertung anführt.“Wir wussten, dass diese Etappe eine Schlüsseletappe bei diesem Giro sein wird“, sagte Carapaz, der nun beste Aussichten auf einen zweiten Triumph nach 2019 hat. Und weiter: “Wir haben alles versucht, was möglich war und insgesamt eine so starke Arbeit geleistet. Das hat mich auch einiges gekostet, hier so weit vorne dabei zu sein."

Fortunato baute seine Führung in der Bergwertung aus, Mads Pedersen (LIdl - Trek) behauptete das Maglia Ciclamino).

Primoz Roglic (Red Bull – Bora – hansgrohe) konnte zwar zur 16. Etappe antreten, musste aber nach einem weiteren Sturz, seinem insgesamt vierten bei diesem Giro, 95 Kilometer vor dem Ziel das Rennen aufgeben. Auch Juan Ayuso (UAE Team Emirates – XRG) erlebte einen Schwarzen Tag. Der Spanier konnte im vorletzten Berg des Tages dem Tempo der Favoritengruppe um seinen Teamkollegen Del Toro nicht folgen und fiel im Gesamtklassement vom dritten auf den 17. Platz zurück. Dagegen rückte Pellizzari (+4:36) auf Rang neun vor.

So lief die 16. Etappe des Giro d`Italia

An einem großteils verregneten Tag in den Bergen östlich des Gardasees setzte sich zunächst eine siebenköpfige Spitzengruppe um Wout van Aert (Visma - Lease a Bike) ab, aus der sich nach rund 25 Kilometern allerdings Joshua Tarling (Ineos Grenadiers) verabschieden musste. Der Gewinner des Zeitfahrens von Tirana rutschte in einem Kreisverkehr weg, krachte in die Leitplanke und musste das Rennen aufgeben.

Das verbliebene Sextett erreichte nach rund 60 Kilometern mit nur rund 1:30 Minuten Vorsprung den ersten Anstieg des Tages. Dort bildete sich dahinter aber eine 18-köpfige Verfolgergruppe um die beiden Deutschen Felix Engelhardt (Jayco - AlUla) und Kim Heiduk (Ineos Grenadiers) sowie David Gaudu (Groupama - FDJ) und Bergkönig Fortunato, die am Berg nach vorne aufschloss.

Gleichzeitig nahm das Hauptfeld Tempo heraus und kam mit knapp sieben Minuten Rückstand über den Bergpreis der 2. Kategorie, den sich Fortunato sicherte. In der Abfahrt kam es zum schlimmen Sturz des Italieners Alessio Martinelli (VF Group - Bardiani CSF - Faizanè), der in einer Kurve wegrutschte und eine Böschung hinunterfiel. Sein Sportlicher Leiter Roberto Reverberi gab nach einigen Minuten aber Entwarnung, der Italiener sei ansprechbar. Martinelli wurde ins Krankenhaus gebracht, später schrieb sein Team, er sei in einem stabilen Zustand

Nach der Abfahrt hatten die Spitzenreiter bereits neun Minuten Vorsprung. Im Hauptfeld kam es zur nächsten Aufgabe: Roglic stieg vom Rad, nachdem er einige Minuten zuvor zum vierten Mal bei dieser Italien-Rundfahrt gestürzt war. Auch Carapaz landete auf dem Asphalt, allerdings blieb sein Sturz folgenlos.

Das Streckenprofil der 16. Etappe des Giro d‘Italia | Foto: Veranstalter

Zur zweiten Bergwertung des Tages am Candriai (1. Kat.) verkürzte das von Ineos angeführte Peloton den Rückstand auf unter sechs Minuten. Fortunato gewann an der Spitze auch diesen Bergpreis und sicherte sich so weitere 40 Punkte. Dahinter fuhren seine Teamkollegen Christian Scaroni und Fausto Masnada über die Kuppe und sammelten noch 18 und zwölf Zähler ein.

Am Ende der Abfahrt ereignete sich ein weiterer Sturz. Egan Bernal (Ineos Grenadiers) landete nach einer kleinen Unaufmerksamkeit auf dem Asphalt, konnte aber weiterfahren und kämpfte sich wieder zurück in die Favoritengruppe. Nachdem Del Toro sich noch die Zeit nahm seine Überschuhe auszuziehen, wuchs der Rückstand des Pelotons auf die Spitze wieder auf rund neun Minuten an. Dries De Bondt (Decathlon – AG2R – La Mondiale) holte sich an der Spitze den nächsten Zwischensprint vor van Aert, der sich in Cavedine mit acht Zählern zufriedengeben musste.

Dann schlug das Wetter um und die Sonne begleitete die Fahrer in den Anstieg nach Santa Barbara. Dort schrumpfte die Spitzengruppe auf nur noch sieben Fahrer zusammen. Fortunato und Christian Scaroni sorgten für ein durchgehend hohes Tempo. Der Gesamtführende im Blauen Trikot sicherte sich an der Bergwertung am Gipfel weitere 40 Zähler vor Scaroni. Gemeinsam mit dem Astana-Duo rollten Pello Bilbao (Bahrain Victorious), Sylvain Moniquet (Cofidis), Yannis Voisard (Tudor), Gijs Leemreize (Picnic - PostNL) und Cepeda über die Kuppe. Mit vier Minuten Rückstand erreichte die Favoritengruppe die Bergwertung. Nicht mehr dabei waren der Gesamtdritte Ayuso und der neuntplatzierte Thymen Arensman (Ineos Grenadiers), die dem Tempo nicht mehr folgen konnten.

Voisard eröffnet Finale mit Attacke in der Abfahrt

Mit einer Attacke von Voisard in der folgenden Abfahrt begann der Kampf um den Etappensieg. Der Schweizer konnte sich bis zum Beginn des 18 Kilometer langen Schlussanstiegs nach San Valentino (1. Kat.) 30 Sekunden von den Verfolgern absetzen, wurde aber von Scaroni, Fortunato und Cepeda wieder eingefangen. Scaroni ging elf Kilometer vor dem Ende in die Offensive und erhielt kurz darauf Begleitung von Fortunato, der Cepeda mühelos abschüttelte. Gemeinsam jagten die Italiener dem Ziel entgegen, wo se Hand in Hand den Zielstrich überquerten, wobei der Bergkönig Fortunato seinem Landsmann den Sieg überließ.

In der Favoritengruppe ging es drunter und drüber. Zunächst machte van Aert Tempo für seinen Kapitän Yates, der dann acht Kilometer vor dem Ende antrat. Seiner Tempoverschärfung konnten nur Del Toro, Carapaz und Gee folgen. Kurz zuvor hatte sich bereits Pellizarri abgesetzt und fuhr einen Abstand von fast einer Minute auf die Gruppe heraus.

Nur einen Kilometer später lancierte Carapaz eine explosive Attacke und konnte sich so von seinen Mitstreitern lösen. Er schaffte vier Kilometer vor dem Ende den Anschluss zu Pellizzari musste sich am Ende aber hinter dem Italiener auf Platz vier einreihen. Dahinter waren Gee, Yates und Storer besser als Del Toro, der gerade noch so Rosa verteidigen konnte.

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