“Als Rivale ist Simon schon eine Nervensäge“

Adam Yates zwischen den Stühlen – und doch zufrieden

Von Sebastian Lindner

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Am Ende musste sich Adam Yates beim Giro doch noch geschlagen geben. Das fast schon sicher geglaubte Rosa Trikot von Isaac Del Toro ging verloren. Aber es bleibt in der Familie. | Foto: Cor Vos

01.06.2025  |  (rsn) – Allzu oft kam es noch nicht vor, dass Simon und Adam Yates in ihren Karrieren, die sich näher an der Zielgeraden als an Kilometer 0 befinden, in Grand Tours gegeneinander antreten mussten. Bis 2020 fuhren beide für Mitchelton – Scott, das heutige Jayco – AlUla, ehe sich ihre Wege trennten. Da war die Tour de France 2023, die Adam und Simon einhellig als Dritter und Vierter beendeten. Da war die Tour im Jahr darauf, bei der es gemessen am Vorjahr nicht mehr ganz so gut lief, Adam Sechster und Simon Zwölfer wurde. Und da war und ist der Giro 2025.

So seltsam wie bei diesem Giro muss sich die Situation dabei noch nie angefühlt haben. Beim ersten Mal konnten beide jubeln, beim zweiten Mal war in Anwesenheit des späteren Siegers Tadej Pogacar, Adams Kapitän bei UAE – Emirates – XRG und ohnehin Überflieger, sowie Jonas Vingegaard ohnehin klar, dass die vorderen Plätze vergeben sein würden. Doch nun war alles offen, Simon im Trikot von Visma – Lease a Bike ein direkter Konkurrent von Adams Neu-Kapitän Issac Del Toro.

Das kleinste Übel

"Als Rivale ist er eine Nervensäge. Mein Job ist es, das Trikot zu verteidigen. Ich frage ihn immer, wie ihre Taktik aussieht, aber er will es mir nicht verraten", sagte Adam über seinen nur wenige Sekunden jüngeren Zwillingsbruder nach der 18. Etappe mit einem Lachen am Sporza-Mikrofon, als UAE mit Del Toro in Rosa war. "Ich freue mich, dass es gut für ihn läuft. Aber er muss Zeit aufholen. Er ist nicht so explosiv wie die beiden Jungs vor ihm. Aber Simon ist gut an den langen Anstiegen. Vielleicht kommen ihm die kommenden Tage entgegen."

Wie sehr Adam Recht behalten sollte, zeigte sich zwei Tage später. Doch das Lächeln ist ihm nicht vergangen. "Wenn schon jemand anderes gewinnt als wir, dann muss es natürlich Simon sein. Ich freue mich sehr für ihn", sagte er dann in der Mixed-Zone vor der Schlussetappe in Rom.

“Wir sind ein gutes Rennen gefahren, aber wenn jemand so stark fährt, ob es nun Pogacar ist oder mein Bruder, dann ist es wie es ist. Jemand hatte bessere Beine. Das muss man akzeptieren.“ Was genau am entscheidenden Tag am Colle de Finestre schiefgelaufen ist, konnte – oder wollte – Adam Yates aber auch nicht sagen. “Wir sind starke drei Wochen gefahren. Isaac ist sehr jung, es war sein erster Giro. Wir dürfen nicht enttäuscht sein.“

Adam Yates: “Jetzt muss ich mich ganz schön strecken“

Viel lieber redete der UAE-Edelhelfer und Roadcaptain aber auch an dem Tag über seinen Bruder. “Dass er gerade an jenem Berg, an dem er vor ein paar Jahren so eine Niederlage eingesteckt hat, diese Leistung abrufen konnte, ist schon beeindruckend. Jetzt hat er zwei Grand Tours gewonnen. Das können nicht so viele vorweisen. Und auch ich muss mich ganz schön strecken, wenn ich das noch ausgleichen will. Dafür müsste ich erstmal irgendwo einen Sieg auftreiben.“

Vor diesem Giro ließ sich noch mutmaßen, dass genau dieser Giro jener erste Sieg hätte werden können. Zumindest ging Adam Yates noch als Co-Kapitän von Juan Ayuso ins Rennen. Drei Wochen später sieht alles ganz anders aus. Rang zwölf ist es für ihn am Ende geworden. Und eine Kapitänsrolle bei einer Grand Tour scheint in unendliche Ferne gerückt zu sein. Zumindest dann, wenn er bei UAE bleibt, wo hinter Pogacar nun neben Joao Almeida und Ayuso eben auch Del Toro ein Konkurrent um die Stellung als Nr. 2 der Rundfahrer geworden ist.

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