RSNplusDie Sprinter beim Giro d`Italia

Kooij wohl der Schnellste, doch Ciclamino geht nur über Pedersen

Von Sebastian Lindner

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Kann Olav Kooij (Visma - Lease a Bike) auch beim diesjährigen Giro d´Italia jubeln? | Foto: Cor Vos

08.05.2025  |  (rsn) – Als besonders sprinterfreundliche Rundfahrt war der Giro d`Italia noch nie bekannt. Auch die am 9. Mai in Albanien beginnende 108. Ausgabe dürfte wenig an diesem Ruf ändern. Mit ein wenig Glück könnten acht Etappen an die schnellen Männer gehen. Zumindest an die bergfesteren ihrer Zunft.

Zu denen zählt Olav Kooij nicht. Der 23-Jährige vom Team Visma . Lease a Bike ist auf dem Papier der Mann mit der höchsten Endgeschwindigkeit und auf den Flachetappen derjenige, den es zu schlagen gilt. Drei Siege hat der Niederländer im Saisonverlauf eingefahren. Doch seit seinem Schlüsselbeinbruch bei Gent-Wevelgem Ende März hat Kooij kein Rennen mehr bestritten.

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Dennoch kehrt er selbstbewusst nach Italien zurück. In Neapel feierte Kooij im vergangenen Jahr seinen ersten Sieg bei einer Grand Tour. Auf der 6. Etappe der diesjährigen Ausgabe bekommt er die Chance, seinen Sieg dort zu wiederholen. “Dorthin zurückzukehren ist etwas ganz Besonderes für mich. Ich will dort wieder gewinnen. Aber es gibt weitere Möglichkeiten für Massensprints und ich will bei allen mit um den Sieg kämpfen“, sagte Kooij auf der Homepage seines Teams.

Van Aert als Helfer und Siegfahrer

Neapel dürfte die zweite Massensprint-Ankunft nach der 4. Etappe werden. Auch die 12. Etappe, die 18. und der Schlusstag in Rom sind dafür ausgelegt. Die Giro-Organisatoren haben auch das fünfte Teilstück als Flachetappe bewertet. Doch bevor in Matera gesprintet werden kann, muss zwei Kilometer vor dem Ziel eine 750 Meter lange Rampe mit mehr als sechs Prozent im Schnitt und zehn in der Spitze bewältigt werden, dazu bringt es auch der letzte Kilometer auf drei Prozent.

Beim diesjährigen Giro d’Italia ist Mads Pedersen (Lidl – Trek) erster Kandidat auf das Maglia Ciclamino, das Trikot des besten Sprinters der Rundfahrt. | Foto: Cor Vos

Was für Kooij mutmaßlich zu viel ist, dürfte für seinen Teamkollegen Wout Van Aert bei der Giro-Premiere genau das richtige sein. “In den flachen Sprints ist Olav unsere beste Chance auf einen Etappensieg. Es ist nur logisch, dass wir ihn da unterstützen. Ich werde mein Bestes geben, um ihn gut zu positionieren“, so der Belgier, der damit im Flachen seine eigenen Chancen opfert. “Für mich habe ich die anspruchsvolleren Etappen ins Visier genommen. Das könnte einen Sprint aus einer reduzierten Gruppe oder nach einer langen Flucht bedeuten.“

Ob das allerdings reicht, um im Kampf um das Maglia Ciclamino in Konkurrenz zu Mads Pedersen (Lidl – Trek) zu treten, darf angezweifelt werden. Wenn der für die Tour de France aussortierte Däne seine immens starke Frühjahrsform, der nur die Überflieger Tadej Pogacar und Mathieu van der Poel Paroli bieten konnten, auch nur annähernd in den Giro retten kann, dürfte es für alle anderen schwierig werden. “Ich komme nach Italien, um so viele Etappen wie möglich zu gewinnen – und vielleicht das Punktetrikot“, sagte Pedersen den Giro-Medien. In seinen bisherigen drei Teilnahmen ist ihm das noch nicht geglückt. Fast schon überraschend: Er war noch nicht mal nah dran. Eine Etappe hat Pedersen bisher gewinnen können, das war 2023 in – klar – Neapel.

Groves ist Pedersens härtester Konkurrent in der Punktewertung

Pedersen und Van Aert dürften auch die Gravel-Etappe ins Visier nehmen. Für die klassischen Sprinter eher ausgeschlossen, für die Beiden aber nicht, dürfte auch ein Erfolg auf der 13. Etappe in Vicenza sein. Der Tag endet mit einem Berg der 4. Kategorie, die letzten 750 Meter sind bis zu zehn Prozent steil. Davor ist das Terrain kaum herausfordernd, weshalb das Duo durchaus in Konkurrenz zu den spritzigen Bergfahrern um Primoz Roglic (Red Bull – Bora – hansgrohe) treten könnte, für die das Teilstück in Summe vielleicht zu leicht sein könnte.

Auf dem Papier ist Olav Kooij (Visma – Lease a Bike) der schnellste Mann im Feld. Der Niederländer feierte bereits bei seinem Giro-Debüt einen Etappensieg. | Foto: Cor Vos

Das gilt auch für den Tag darauf, der in Roglics slowenische Heimat führt. Auf einem Rundkurs muss eine kurze, scharfe Steigung bewältigt werden, die für die Sprinter vielleicht schon zu schwierig ist. Für Kooij vielleicht, aber gewiss nicht für Kaden Groves (Alpecin – Deceuninck), der neben Pedersen der heißeste Anwärter auf das Punktetrikot ist. Die Vorleistungen lassen das zwar nicht erwarten, doch das schiebt Alpecins Sportlicher Leiter Gianni Meersman auf andere Gründe.

“Kaden Groves ist unser Leader. Nachdem er Anfang des Jahres mit Knieproblemen zu kämpfen hatte, hat er sich voll und ganz auf den Giro konzentriert. Er ist jetzt schmerzfrei und wir glauben, dass er bereit ist, seine Form zu zeigen“, heißt es da auf der Homepage des Teams – und weiter: “Hoffentlich gleich bei der ersten Sprintchance in Tirana."

Kanter im erweiterten Favoritenkreis der Sprinter

Dass Alpecin den Auftakt mit einem Anstieg der 2. Kategorie und zwei Dreiern im Finale als Sprintchance definiert, darf durchaus als selbstbewusstes Zeichen und Kampfansage an Pedersen & Co. gewertet werden. Denn der Auftakt ist sicher vieles, aber kein Finale für eine Massenankunft. Dafür sind allein die letzten Kilometer mit vielen rechtwinkligen Kurven und sogar U-Turns viel zu technisch.

Doch weder Groves noch Pedersen, Van Aert oder Kooij sind nach Tagessiegen gemessen die erfolgreichsten Sprinter des Jahres, die beim Giro starten. Sam Bennett (Decathlon – AG2R La Mondiale) und Matteo Moschetti (Q36.5 Pro Cycling) stehen beide bei vier Sprintsiegen, Milan Fretin (Cofidis) bringt es auf drei. Alle Drei haben ihre Siege allerdings abseits der WorldTour bei kleineren Events eingefahren.

In prächtiger Verfassung präsentierte sich zuletzt Max Kanter (XDS – Astana)? Kann der Gewinner der Famenne Ardenne Classic erstmals in seiner Karriere einen Grand-Tour-Etappensieg einfahren? | Foto: Cor Vos

Da sich aber von den ganz großen Namen der Szene wie Tim Merlier, Jasper Philipsen oder Jonathan Milan keiner bei der diesjährigen Italien-Rundfahrt einfinden wird, ist hier oder da ein Überraschungssieger nicht auszuschließen. Stammgäste auf den vorderen Platzierungen von Flachetappen werden die Sprinter mit den nicht ganz so großen Namen allemal sein.

Dazu gehört auch Max Kanter (XDS – Astana), der nach seinem Sieg bei der Famenne Ardenne Classic (1.1) die größte Hoffnung auf deutsche Erfolge verkörpert. Ebenso wie Kanter zählen Gerben Thijssen (Intermarché – Wanty), Giovanni Lonardi (Polti – VisitMalta), Casper van Uden (Picnic – PostNL) sowie die Youngster Paul Magnier und Luke Lamperti (beide Soudal – Quick-Step) zum erweiterten Kreis für Top-5-Resulate. Für die schwereren Etappen wird die Liste durch Corbin Strong (Israel – Premier Tech) ergänzt.

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