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16.08.2024 | (rsn) – Bei der Tour de France Femmes (2.WWT) hat erstmals eine heimische Fahrerin am Ende einer Etappe jubeln können. Es dauerte zwei komplette Ausgaben und sechs Etappen der 3. Auflage, bis sich mit der 23-Jährigen Cédrine Kerbaol aus dem deutschen Team Ceratizit – WNT erstmals eine Französin den Tagessieg sichern konnte.
Ein paar Kilometer vor dem Ziel lag Kerbaol sogar auf Kurs Gelbes Trikot. Virtuell hatte sie die Gesamtführung inne, nachdem sie sich mit einer Attacke auf den letzten Metern des finalen Anstiegs des Tages der 159 Kilometer langen Etappe zwischen Remiremont und Morteau im französischen Jura unweit der Schweizer Grenze absetzen konnte.
In der folgenden Abfahrt dem anschließenden Flachstück fuhr sie sich als Solistin zwischenzeitlich 40 Sekunden Vorsprung heraus, die für Gelb gereicht hätten. Auf den letzten 800 ansteigenden Metern fuhr die große Verfolgergruppe mit allen Favoritinnen aber zumindest wieder so weit heran, um das zu verhindern. Marianne Vos (Visma - Lease a Bike) sprintete 21 Sekunden hinter Kerbaol auf Rang zwei und damit ins Grüne Trikot, das sie Charlotte Kool (dsm-firmenich – PostNL) abnahm. Dritte wurde wie am Vortag die Friedrichshafenerin Liane Lippert (Movistar).
Kasia Niewiadoma (Canyon – SRAM) wurde im Gelben Trikot zeitgleich Sechste und behauptete 16 Sekunden Vorsprung auf Kerbaol, die neue Gesamtzweite. Kristen Faulkner (EF – Oatly – Cannondale / +0:19) und Puck Pieterse (Fenix – Deceuninck / +0:22) rutschten dadurch um jeweils einen Platz nach hinten, Kerbaol war vor der Etappe Gesamtvierte. Pieterse verlor zudem ihr Bergtrikot an Justine Ghekiere (AG Insurance – Soudal), die über eine prominent besetzte Ausreißergruppe zahleiche Bergpunkte sammelte.
“Ich hätte schon vor einigen Tagen gerne gewonnen“, sagte Kerbaol zunächst im Flash-Interview und spielte damit auf ihren vierten Platz im Zeitfahren von Rotterdam an. “Da haben mich dann meine Teamkolleginnen noch getröstet und gesagt, das wird schon noch. Heute habe ich dann meine Chance oben am letzten Berg gesehen und attackiert und wusste, dass ich in der Abfahrt noch etwas rausholen kann. Ich habe überlegt, ob die von hinten vielleicht nochmal rankommen, bin dann aber einfach in Zeitfahrmanier gefahren mit dem Fokus auf den Etappensieg.“
Für Kerbaol ist es der sechste Sieg ihrer Karriere, der erste auf der Women’s WorldTour. “Ich bin hier in der besten Form und so nah dran an den Top-Fahrerinnen wie noch nie. Ich hatte schon Weiß (2023), dachte, dass das das Maximale ist, was ich erreichen kann. Aber vielleicht geht jetzt ja sogar noch mehr. Wir müssen einfach dran glauben“, so die Frau aus der Bretagne.
Dafür müsste sie an den beiden letzten Tagen, an denen es ins Hochgebirge geht, aber noch an Niewiadoma vorbei. Und vor allem auch Demi Vollering (SD Worx – Protime), die trotz einiger Blessuren nach dem Sturz vom Vortag keine Schwäche zeigte, auf Distanz halten. Die Titelverteidigerin kam mit der Verfolgerinnengruppe ins Ziel, tauschte aber durch die Bonussekunden im Ziel für Lippert den Platz mit der Deutschen und ist nun Zehnte der Gesamtwertung.
Auch auf der 6. Etappe war von Beginn an Bewegung im Rennen. Dafür zumindest mitverantwortlich war die frühe Bergwertung (3. Kategorie) nach knapp zwölf Kilometern. Eine prominent besetzte Gruppe um Mischa Bredewold (SD Worx – Protime), Neve Bradbury (Canyon – SRAM), Amanda Spratt (Lidl – Trek), Silvia Persico (UAE Team ADQ), Cecilie Uttrup, Grace Brown (beide FDJ - Suez), Ghekiere sowie die Österreicherin Valentina Cavallar (Arkéa – B&B Hotels) versuchte sich dauerhaft zu lösen, wurde aber nicht weggelassen.
Zahlreiche Attacken und einige Kilometer später hatte sich dann aber doch die Gruppe des Tages formiert. Bei Kilometer 60 hatte das Feld aufgegeben, der nicht weniger namhaft besetzten Gruppe mit insgesamt 18 Fahrerinnen um Niamh Fisher-Black, Christine Majerus (beide SD Worx - Protime), Franziska Koch (dsm-firmenich - PostNL), Vos, Fem van Empel (beide Visma - Lease a Bike), Ellen van Dijk (Lidl – Trek), Soraya Paladin (Canyon – SRAM) sowie erneut Ghekiere und Brown hinterherzufahren. Ihr Vorsprung wuchs auf bis fast drei Minuten an.
Kurz vor der 30-Kilometer-Marke ging es in den schwierigsten Anstieg des Tages nach La Roche du Pretre (2. Kategorie). Während die Gruppe vorne in ihre Bestandteile zerfiel und Fisher-Black Tempo machte, attackierte aus dem Feld heraus Mavi Garcia (Liv – Jayco – AlUla). Am anderen Ende des Pelotons verabschiedete sich Kool wieder, nachdem sie sich nach einem ersten Rückstand nochmal zurückgekämpft hatte.
Das Streckenprofil der 6. Etappe der Tour de France Femmes | Foto: Veranstalter
Nachdem sich an der Spitze zunächst Fisher-Black, Ghekiere, Brown und Paladin behauptet hatten, stellte die Neuseeländerin alle ihre Begleiterinnen nacheinander im mit zwölf Prozent steilsten Teil des Anstiegs ab. Bis zur Kuppe konnten sich Ghekiere und Brown wieder zurückkämpfen. Doch die Belgierin hatte ihre letzten Kräfte für die Bergpunkte geopfert und fiel danach zurück.
Aber nur zwischenzeitlich, denn bis zum Bonussprint 21 Kilometer vor dem Ziel hatte sie sich wieder nach vorne gekämpft, so dass ein Trio in den letzten Anstieg (3. Kategorie) ging. Doch bis zur Bergwertung schafften es die Ausreißerinnen nicht mehr. Juliette Labous (dsm-firmenich – PostNL) beendete mit ihrem Antritt, dem aber alle folgen konnten, den Ausflug. 500 Meter vor dem Gipfel ging dann auch nochmal Pieterse, die das aber nur für die Bergpunkte tat.
Um Zeit für die Gesamtwertung und um den Etappensieg ging es hingegen Kerbaol, die über die Kuppe zog und auf der Abfahrt die Lücke aufgehen ließ. Pauliena Rooijakkers (Fenix – Deceuninck) konnte zwar kurz aufschließen, dann aber doch nicht dranbleiben. Neun Kilometer vor dem Ziel hatte die Französin fast eine halbe Minute Vorsprung auf die Verfolgerinnen.
Den behauptete Kerbaol auf dem Flachstück, das sechs Kilometer vor dem Ziel begann. Auch bis zum 800 Meter langen Schlussanstieg änderte sich daran nichts, obwohl hinten Zeitfahr-Olympiasiegerin Brown Tempo machte. Kerbaol brachte den Sieg souverän nach Hause, bevor aus der Verfolgergruppe heraus Vos und Lippert auf die Plätze sprinteten.
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