Vlasov Edelhelfer in der Dauphiné

Boras Team-Buildung führt Roglic ins Gelbe Trikot

Von Joachim Logisch

Foto zu dem Text "Boras Team-Buildung führt Roglic ins Gelbe Trikot"
Vlasov (rechts) bolzt Tempo für Roglic (Mitte) mit Ciccone am Hinterrad, um die Verfolger abzuschütteln. | Foto: Cor Vos

07.06.2024  |  (rsn) - Die 76. Ausgabe Critérium du Dauphiné (2.UWT) ist so etwas wie ein Team-Building für Bora – hansgrohe. Die WorldTour-Mannschaft versucht eine Einheit zu werden, um Neuzugang Primoz Roglic zum ersehnten Sieg bei der in drei Wochen in Florenz startenden Tour de France zu führen. Das Unterfangen ist auf einem guten Weg, nachdem der Slowene am Ende der 6. Etappe das Gelbe Trikot der Tour-Generalprobe übernehmen konnte.

"Endlich gewinne ich ein Rennen! Es hat eine Weile gedauert! Das Team hat hier von Tag 1 an Unterstützung gezeigt. Schon auf der 2. Etappe sind sie stark nachgefahren, es hat aber leider nicht geklappt mit dem Sieg. Gestern (5. Etappe) hat es uns alle recht hart getroffen, aber heute haben sie alle wieder eine großartige Leistung gezeigt. Deshalb mein großer Dank an sie! Das können wir heute jetzt genießen", freute sich Roglic über die nun auch erfolgreiche Unterstützung seiner Leute, aus der am Ende Aleksandr Vlasov, einer seiner Vorgänger als Bora-Kapitän, herausragte.

Während der Anfahrt zum letzten Berg des Tages, dem Collet d'Allevard, setzten sich die Raublinger mit allen sieben Teammitgliedern hinter Soudal – Quick-Step sowie anschließend den Ineos Grenadiers an die Spitze, bis das Peloton auf rund 20 Fahrer reduziert war. In der Schlusssteigung bewies dann Vlasov, dass er seine Rolle als Edelhelfer angenommen hat und glänzend erfüllen kann.

Zunächst ging er 4,5 Kilometer vor Schluss im Schlussanstieg mit, als Laurens De Plus (Ineos Grenadiers) angriff. Vlasov übernahm sogar immer wieder auch die Tempoarbeit des Flucht-Duos, um sich einerseits die Chance auf den Etappensieg zu erhalten und anderseits als Relaisstation zu dienen, falls sein Chef wieder aufschließen kann. Niemand wusste, wie gut Roglic den Massensturz am Tag zuvor bei der danach abgebrochenen 5. Etappe verkraftet hatte.

Roglic's Schulter macht Probleme, die Beine aber überhaupt nicht

"Es hat etwas gedauert, bis ich mich gut fühlte. Ich bin in der linken Schulter ehrlich gesagt ziemlich eingeschränkt. Ich konnte nicht mal in die Trikottasche greifen und habe die Schulter den ganzen Tag angezogen", bestätigte er, dass es Fragezeichen gegeben habe. Weil aber "die Beine funktioniert haben. Über die kann ich mich nicht beschweren", wie Roglic anmerkte, ging er mit, als Giulio Ciccone (Lidl - Trek) einen Kilometer später seine Attacke startete. Die letzten Meter zum Spitzenduo De Plus/Vlasov schloss er dann selbst und sein Teamkollege spannte sich sofort als Zugmaschine vor, um dem bereits distanzierten Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step), dem Mann in Gelb, weitere Sekunden abzunehmen.

Am Ende waren es 42 und mit den 10 Sekunden Zeitgutschrift für den Etappensieg setzte sich Roglic nun mit 19 Sekunden Vorsprung vor Evenepoel, der vorher noch mit 33 Sekunden geführt hatte, an die Spitze der Gesamtwertung. "Wir haben am Morgen entschieden, dass wir am Schlussanstieg einfach schauen, wie sich jeder fühlt. Denn nach dem Sturz gestern weiß man nie, wie die Beine sind. Als dann De Plus losgefahren ist, hat Primoz mich gefragt, ob ich hinterherfahren kann. Also habe ich das getan", verriet Vlasov im Ziel-Interview von Rennveranstalter ASO nach der Etappe die Bora-Taktik.

Vlasov: "Wissen sie, er ist in der Lage, die Tour de France zu gewinnen"

Dass er weiter mit De Plus Tempo bolzte, war also keine eigenmächtige Aktion, sondern abgesprochen. Roglic hätte seinem Edelhelfer sicher auch den Etappensieg gegönnt.

"Dann ging es darum, etwas zu zocken", sagte der Russe. "Ich war vorne und Primoz kam von hinten. Als ich sah, dass er vorgesprungen ist, habe ich einfach alles gegeben, um ihn zum Ziel zu bringen. Wir wussten auch, dass das Gelbe Trikot abgehängt war, also haben wir alles getan, um so viel Zeit wie möglich herauszuholen. Es ist ein schönes Gefühl, einen wichtigen Job für Primoz getan zu haben. Denn, wissen sie, er ist in der Lage, die Tour de France zu gewinnen. Und wenn ich dazu beitragen kann, ist das fantastisch."

Das Team-Building schlägt also an. Vlasov: "Er (Roglic) ist erst zwei Etappenrennen gefahren – Paris-Nizza und die Baskenland-Rundfahrt. Da ist es wichtig für uns, jetzt als Team gemeinsam ein gutes Gefühl zu bekommen. Ich denke - auch wenn es nicht sein Ziel ist, die Gesamtwertung zu gewinnen – wenn wir hier gewinnen können, warum nicht? Es ist einfach auch ein gutes Training für unsere Zusammenarbeit."

Das Gelbe Trikot am Sonntag wäre die Kirsche auf der Team-Building-Torte.

Mehr Informationen zu diesem Thema

12.06.2023Bora-Kapitän Hindley auf dem richtigen Weg zur Tour

(rsn) – Mit dem vierten Gesamtrang von Jai Hindley ist für das deutsche WorldTeam Bora – hansgrohe am Sonntag das Critérium du Dauphiné (2.UWT) in Grenoble zu Ende gegangen. Ein Ergebnis, mit d

12.06.2023Vingegaard überrascht vom Vorsprung, aber nicht von der Form

(rsn) – Während Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) wegen den Folgen seines Sturzes bei Lüttich-Bastogne-Lüttich wohl nur bei den Slowenischen Meisterschaften einen Renneinsatz vor der am 1. Juli i

11.06.2023Ciccone macht seiner Frau vorgezogenes Hochzeitsgeschenk

(rsn) – Die Beine wurden immer besser. Und am Ende waren sie so gut, dass es für Giulio Ciccone (Trek-Segafredo) auf der 8. und letzten Etappe des 75. Critérium du Dauphiné (2.UWT) über 153 Kilo

11.06.2023Highlight-Video der Schlussetappe des Critérium du Dauphiné

(rsn) – Jonas Vingegaard (Jumbo - Visma) hat die 75. Critérium du Dauphiné (2.UWT) souverän für sich entschieden. Dem Vorjahreszweiten reichte auf der abschließenden 8. Etappe über 152,8 Kilom

10.06.2023Highlight-Video der 7. Dauphiné-Etappe

(rsn) – Jonas Vingegaard (Jumbo - Visma) ist beim Critérium du Dauphiné weiterhin das Maß aller Dinge. Auch auf dem 7. Teilstück konnte die Konkurrenz kein Mittel gegen den Dänen finden. Im Sch

10.06.2023Vingegaard untermauert seine Dominanz mit zehntem Saisonsieg

(rsn) – Er hat das gemacht, was alle erwartet haben, und die 7. Etappe des Critérium du Dauphiné mit einem weiteren Solo für sich entschieden. 5,3 Kilometer vor dem Ende attackierte Jonas Vingega

09.06.2023Highlight-Video der 6. Dauphiné-Etappe

(rsn) – Einen Tag nach seinem gescheiterten Versuch holte Georg Zimmermann (Intermarché – Circus – Wanty) auf der 6. Etappe des Critérium du Dauphiné seinen ersten WorldTour-Sieg. Im Zweiersp

09.06.2023Hindley: “Insgesamt ein guter Tag für uns“

(rsn) – Im zweiten Versuch beim Critérium du Dauphiné hat es für Georg Zimmermann (Intermarché – Circus – Wanty) gereicht. Nach 170,2 Kilometern der 6. Etappe rang der Augsburger im Sprintdu

09.06.2023Kein Déjà-vu: Im zweiten Versuch reicht es für Zimmermann

(rsn) – Am Donnerstag noch wurde die Gruppe des Tages mit Georg Zimmermann (Intermarché – Circus – Wanty) eingeholt, 24 Stunden später dann kam der Deutsche durch und holte sich auf der 6. Eta

09.06.2023Chancenlos gegen Vingegaard: Carapaz muss sich noch steigern

(rsn) – Bei der Mercan´Tour Classic Alpes-Maritimes (1.1) holte sich Richard Carapaz (EF Education – EasyPost) mit einer entschlossenen Attacke am letzten Berg den Sieg. Ganz ähnlich sah der Pla

09.06.2023Hindley: “Vingegaard war in einer anderen Liga“

(rsn) – Noch vor den entscheidenden drei Bergetappen des 75. Critérium du Dauphiné hat Jai Hindley im Gesamtklassement weiter Positionen gut gemacht. Nach 191,1 Kilometern der 5. Etappe von Cormor

09.06.2023Vorschau auf die Rennen des Tages / 9. Juni

(rsn) – Welche Rennen gilt es heute zu beachten? Wie sehen die Streckenprofile und Startlisten jeweils aus und wer ist der Favorit oder die Favoritin? radsport-news.com stellt jeden Morgen die wi

Weitere Radsportnachrichten

11.09.2025Sprinterfest in der Schinkenstadt

(rsn) - Bevor die Vuelta für die Entscheidung im Gesamtklassement nochmal ins Hochgebirge abbiegt, steht ein letzter Tag für die Sprinter im Programm. Auf den 161,9 Kilometern von Salamanca nach Gu

11.09.2025Vine: “Für ein wirklich schweres Rennen ist nun alles angerichtet“

(rsn) – Nach bislang sieben Etappenerfolgen bei der Vuelta a Espana brannte das Team von UAE – Emirates – XRG auf der 18. Etappe das nächste Feuerwerk ab. Auch wenn nur neun Zehntel zum Tagess

11.09.2025Carboni von UCI vorläufig gesperrt

(rsn) – Giovanni Carboni (Unibet – Tietema Rockets) wurde vom Weltradsportverband UCI wegen auffälliger Werte im sogenannten Blutpass vorläufig gesperrt. Die ermittelten Daten stammen aus der le

11.09.2025Almeida: “Das Leben basiert auf ‘Was-Wäre-Wenns‘“

(rsn) – Im verkürzten Zeitfahren der Vuelta a Espana hat sich Filippo Ganna (Ineos Grenadiers) seinen zweiten internationalen Sieg dieser Saison gesichert. Auf der 18. Etappe war er nach 12,2 Kilom

11.09.2025Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 18. Etappe

(rsn) - 184 Profis aus 23 Teams sind am 23. August in Turin in Norditalien zur 80. Vuelta a Espana (2.UWT) angetreten. 3151 Kilometer ist die Spanien-Rundfahrt in diesem Jahr lang, nicht weniger als

11.09.2025Ganna bejubelt nach Geduldsprobe Zeitfahrsieg vor Vine

(rsn) – Eigentlich war es eine schnelle Angelegenheit für Filippo Ganna. Nach genau 13 Minuten auf der Strecke der 18. Etappe der Vuelta a Espana war sein Arbeitstag auch schon wieder beendet. Doch

11.09.2025Bredewold springt für gestürzte Kopecky in die Bresche

(rsn) – Nach ihrem Auftaktsieg bei der Tour de l´Ardèche (2.1) hat Weltmeisterin Lotte Kopecky (SD Worx – Protime) nach einem Sturz auf der 3. Etappe die Rundfahrt vorzeitig verlassen müssen. D

11.09.2025Del Toro clever und stark: Mexikaner gewinnt Coppa Sabatini

(rsn) – Isaac Del Toro (UAE – Emirates – XRG) hat bei den italienischen Herbstklassikern weiterhin alles unter Kontrolle. Der 21-jährige Mexikaner sicherte sich in der Toskana auch die 73. Copp

11.09.2025Coquard bleibt bei Cofidis, Juul-Jensen verlängert mit Jayco

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

11.09.2025Nach Giro-Sturz: Brenner wollte Karriere beenden

(rsn) – Auch wenn er beim Giro della Toscana nicht ins Ziel kam, so ist die Tatsache, dass Marco Brenner (Tudor) erstmals nach seinem Sturz auf der 19. Etappe des Giro d’Italia wieder ein Radrenne

11.09.2025Gall hofft für die letzten Vuelta-Tage auf bessere Beine

(rsn) – Felix Gall (Decathlon – AG2R La Mondiale) gehört zu denjenigen Fahrern, die über die Verkürzung des heutigen Einzelzeitfahrens der Vuelta a Espana nicht traurig sein dürften. Auf den j

11.09.2025Pogacar äußert Verständnis für Ayusos vorzeitigen Abschied

(rsn) – Tadej Pogacar hat Verständnis für den vorzeitigen Abschied von Juan Ayuso UAE – Emirates – XRG, will sich aber offensichtlich nicht in den Disput zwischen dem Spanier und dem Team einm

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • La Vuelta Ciclista a Espana (2.UWT, ESP)
  • Radrennen Männer

  • Turul Romaniei (2.2, ROU)