RSNplusIn Pogacars Abwesenheit Freiheiten genutzt

Hirschi glänzt beim Amstel Gold Race offensiv und wird Zweiter

Von Felix Mattis aus Berg en Terblijt

Foto zu dem Text "Hirschi glänzt beim Amstel Gold Race offensiv und wird Zweiter"
Das Podium des Amstel Gold Race 2024 (von links): Marc Hirsch (Zweiter), Tom Pidcock (Sieger) und Tiesj Benoot (Dritter). | Foto: Cor Vos

14.04.2024  |  (rsn) – Marc Hirschi (UAE Team Emirates) hat seinen Freifahrtschein beim ersten der drei großen Ardennenklassiker in Abwesenheit von Kapitän Tadej Pogacar eindrucksvoll genutzt und wurde am Ende des 58. Amstel Gold Race in Berg en Terblijt nur vom Briten Tom Pidcock (Ineos Grenadiers) geschlagen – vielleicht, mit etwas freierer Fahrt im Sprint, hätte er sogar gewinnen und sein sehr offensivfreudiges und starkes Rennen damit sogar noch krönen können.

Deshalb, das gab Hirschi gegenüber radsport-news.com nach dem Rennen zu, war er zunächst sogar etwas enttäuscht. "Im ersten Moment, ja. Ich war so nah am Sieg", sagte der 25-jährige Schweizer, erklärte dann aber auch: "Im Großen und Ganzen bin ich zufrieden und sehr happy, denn ich habe nicht wirklich gedacht, dass ich heute Zweiter werde."

Vor dem Start am Morgen in Maastricht hatte er bereits erzählt, dass er nach der Flandern-Rundfahrt etwas krank gewesen sei. Beim Brabantse Pijl am Mittwoch lief es dann nicht wirklich gut, Hirschi wurde nur 29. und fühlte sich auch nicht ganz auf der Höhe. "Jetzt hoffe ich, dass es besser wird. Das Amstel ist mein Lieblingsrennen (der Ardennenwoche), von der Atmosphäre und der Strecke her. Deswegen hoffe ich, dass heute etwas drin liegt. Aber mal sehen, wie die Form ist", so Hirschi am Morgen. ___STEADY_PAYWALL___

Der Stärkste in einem auch ohne Pogacar sehr starken Team

Später dann wurde klar: Die Form ist richtig gut. Hirschi war im mit Joao Almeida, Brandon McNulty, Juan Ayuso, Finn Fisher-Black, Jan Christen und Sjoerd Bax sehr breit aufgestellten Amstel-Line-Up von UAE der Aktivposten an diesem Sonntag. Er war es, der das Rennen der Favoriten um den Sieg 35 Kilometer vor Schluss an der Kombination aus Eyserbosweg und Fromberg noch vor dem Keutenberg eröffnete. Und er war es auch, der gemeinsam mit Tiesj Benoot (Visma – Lease a Bike) und Pidcock anschließend bergauf stets den stärksten Eindruck machte – alle drei fuhren ein offensives Rennen, attackierten jeweils mehrmals und standen schließlich zurecht gemeinsam auf dem Podium.

"Ich bin taktisch immer vorne gefahren, habe antizipiert. Von daher musste ich in den Anstiegen nicht immer ganz so tief gehen. Das hat am Schluss vielleicht den Unterschied gemacht, dass ich noch ein paar Reserven hatte", meinte er. Konkret war Hirschi beispielsweise bei der letzten Cauberg-Passage als Erster des dezimierten Feldes in den Anstieg eingebogen und hatte sich dann in der Gruppe etwas sacken lassen.

Nur am Keutenberg brachte Benoot Hirschi kurz in Schwierigkeiten

Hirschi lobte aber auch die Zusammenarbeit in der vierköpfigen Spitzengruppe, die sich bereits am Keutenberg, dem wohl schwersten Anstieg des Tages, 29 Kilometer vor Schluss ein erstes Mal von allen anderen Begleitern gelöst hatte, als Benoot Vollgas gab und auch Hirschi zum einzigen Mal im Rennen überm Limit zu sein schien. "Zum Glück konnte ich die Lücke knapp noch schließen. Da war es superhart", gab er nach dem Rennen zu.

Marc Hirschi bei einer seiner zahlreichen Tempoverschärfungen im Verlauf des Amstel Gold Race. | Foto: Cor Vos

Über die Kuppe des Keutenberg waren er, Benoot, Pidcock und Vansevenant also erstmals nur noch zu viert, wurden dann aber auf dem Weg hinunter nach Valkenburg und zur bereits angesprochenen letzten Cauberg-Passage nochmal zurückgeholt. Eingangs der Schlussrunde aber fuhr das Quartett wieder weg, als Hirschi am Geulhemmerberg ein weiteres Mal attackierte. "Zum Glück kamen wir vier Fahrer weg. Wir haben gut harmoniert und dann haben wir auf den Sprint gesetzt", so Hirschi, der sich dann im Finale in erster Linie an Pidcock orientierte.

"Ich glaube, er war davon überzeugt, dass er im Sprint die besten Beine hat", erklärte er seine Herangehensweise, vor allem dem Briten zu folgen und Benoot sowie den ohnehin schon etwas schwächelnden Vansevenant etwas weniger zu beäugen. "Deshalb habe ich gepokert, dass er die Lücke zufährt, wenn Tiesj (Benoot) angreift. Ich wusste, dass ich ihn (Pidcock) im Sprint schlagen muss und darum habe ich auf sein Hinterrad geschaut."

Lüttich für Pogacar, Fleche und Frankfurt wieder mit Freiheiten

Im Sprint selbst aber wurde Hirschi vielleicht genau das schließlich zum Verhängnis und kostete einen augenscheinlich sogar möglichen Sieg. Er wurde zu Beginn des Sprints an der linken Bande etwas eingebaut, weil Benoot neben ihm fuhr und konnte seine Geschwindigkeit daher erst später entwickeln als Pidcock vor ihm. "Ich hatte keinen Platz mehr, um nach vorne zu kommen – habe einfach zu lange gewartet", so der Schweizer. "Tom hat dann links nochmal eine Lücke aufgemacht, aber es war zu spät."

Sprint-Finale der vier Leader: Pidcock (2. von rechts) gewinnt vor Hirschi (rechts) und Benoot (links). | Foto: Cor Vos

Mit dem zweiten Platz in der Tasche reist Hirschi nun am Mittwoch zum Fleche Wallonne, den er vor vier Jahren bereits gewonnen hat. So wie seine Formkurve vom Pfeil von Brabant am Mittwoch bis zum Amstel Gold Race am Sonntag angestiegen ist, darf man womöglich auch dort an der Mur de Huy wieder einiges erwarten.

Am kommenden Sonntag bei Lüttich-Bastogne-Lüttich dann will er sich dagegen wieder voll in den Dienst von Pogacar stellen, der dort dann Top-Favorit ist – und danach? Dann sollte man Hirschi auch bei Eschborn-Frankfurt im Auge behalten. "Auf das Rennen freue ich mich schon mega", meinte er.

Mehr Informationen zu diesem Thema

10.01.2025Evenepoel: Saisonstart in Brabant, Premiere beim Amstel

(rsn) – Sollte der Genesungsprozess wie erhofft verlaufen, wird Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step) erstmals in seiner Karriere nicht nur alle drei Ardennenklassiker bestreiten, sondern zuvor au

15.04.2024Onley beklagt dritten Schlüsselbeinbruch in acht Monaten

(rsn) - Oscar Onley (dsm-firmenich – PostNL) hat sich bei einem Sturz im Verlauf des 58. Amstel Gold Race das Schlüsselbein gebrochen. Es ist das bereits dritte Mal in nur acht Monaten, dass sich d

15.04.2024Zimmermann freut sich nach dem Amstel schon auf Frankfurt

(rsn) – Georg Zimmermann und sein Team Intermarché – Wanty haben mit den Top Ten beim Amstel Gold Race nichts zu tun gehabt. Dass die belgische Equipe von Sportdirektor Aike Visbeek am Sonntag di

15.04.2024Bora - hansgrohe mit durchwachsener Bilanz beim Amstel

(rsn) – Einen durchwachsenen Einstand in die Ardennenwoche hat das deutsche WorldTeam Bora – hansgrohe am Sonntag beim Amstel Gold Race gegeben: Einerseits fuhr der 20-jährige Neo-Profi Alexander

15.04.2024Hajek erlebt beim Amstel Gold Race einen verrückten Tag

(rsn) – Das Amstel Gold Race war das erste WorldTour-Rennen für Alexander Hajek (Bora – hansgrohe) und sicherlich eines, das ihm in Erinnerung bleiben wird. Denn der junge Niederösterreicher mis

15.04.2024Van der Poel: “Ich hatte nicht die Beine, um offensiv zu fahren“

(rsn) - Nach seinen überlegenen Solo-Siegen bei der Flandern-Rundfahrt und Paris-Roubaix hatte man sich schon fast daran gewöhnt: Es ist Rennen und Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) fäh

14.04.2024Fast wie bei der Tour? Bauernfeind prägt Amstel als Ausreißerin

(rsn) – Lediglich drei Deutsche standen am Sonntag beim Amstel Gold Race der Frauen am Start. Eine davon aber prägte das um 56 auf 101,4 Kilometer verkürzte und zweigeteilte Rennen durch die Hüge

14.04.2024Schachmann: “Schnell gemerkt, dass ich nicht bei 100% bin“

(rsn) – Nach einem zweiten und einem dritten Platz stand Tom Pidcock (Ineos Grenadiers) beim Amstel Gold Race erstmals in seiner Karriere auf dem obersten Treppchen. Der Brite rang nach 253,6 Kilome

14.04.2024Pidcock nimmt beim Amstel Revanche für umstrittene Niederlage

(rsn) – Vor drei Jahren wurde Tom Pidcock (Ineos Grenadiers) wegen einer falsch ausgerichteten Zielkamera um den Sieg beim Amstel Gold Race gebracht, am Sonntag aber gewann er nach 253,6 Kilometern

14.04.2024Motorrad-Polizist bricht sich bei schwerem Amstel-Unfall fünf Rippen

(rsn) – Der Polizist, der im Rahmen des Amstel Gold Race der Frauen beim Vorausfahren vor dem Peloton zur Streckensicherung mit einem wendenden Auto kollidiert ist und dabei schwer stürzte, ist ver

14.04.2024Highlight-Video des 58. Amstel Gold Race

(rsn) – Tom Pidcock (Ineos Grenadiers) hat erstmals in seiner Karriere das Amstel Gold Race (1.UWT) gewonnen. Der 24-jährige Brite entschied die 58. Ausgabe des einzigen niederländischen Eintagesr

14.04.2024Highlight-Video des 10. Amstel Gold Race Ladies Edition

rsn) – Aus dem vorzeitigen Jubel wurden bittere Tränen: Weil sie sich einige Meter zu früh aufrichtete, hat Lorena Wiebes (SD Worx – Protime) den schon sicher geglaubten Sieg beim 10. Amstel Gol

Weitere Radsportnachrichten

11.05.2025Van Aert hat beim Giro nicht “die gewünschten Beine“

(rsn) – Vor dem 108. Giro d’Italia wurde gemeldet, dass Wout van Aert (Visma – Lease a Bike) krank geworden sei. Nachdem er auf der 1. Etappe nur knapp an Mads Pedersen (Lidl – Trek) scheitert

11.05.2025Roglic konnte sich auf Pedersen und Lidl - Trek verlassen

(rsn) - Für Red Bull – Bora - hansgrohe läuft zu Beginn des 108. Giro d’Italia viel nach Plan. Auch für sich selbst etwas überraschend hatte Primoz Roglic schon am zweiten Tag das Rosa Trikot

11.05.2025Highlight-Video der 3. Etappe des Giro d´Italia

(rsn) – Viel besser hätte der Grande Partenza in Albanien für Mads Pedersen und sein Team Lidl – Trek nicht laufen können. Nachdem der Däne bereits die 1. Etappe des 108. Giro d’Italia für

11.05.2025Begleitmotorrad entscheidet Lüttich-Bastogne-Lüttich der Junioren

(rsn) – Der Brite Harry Hudson (Fensham Howes – MAS Design) und der Belgier Leander de Gendt (Cannibal Victorious) stürmten am Samstag bei der 4. Ausgabe von Lüttich-Bastogne-Lüttich der Junior

11.05.2025Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 3. Etappe

(rsn) - 184 Profis aus 23 Teams sind am 9. Mai im albanischen Durres zum 108. Giro d‘Italia (2.UWT) angetreten, darunter zehn Deutsche, zwei Luxemburger sowie je ein Österreicher und Schweizer.

11.05.2025Strong: “Ich wollte mit einem großen Sieg zurückschlagen“

(rsn) – Während Mads Pedersen (Lidl – Trek) sich beim 108. Giro d’Italia quasi mit Ansage den Etappensieg holte und damit das Rosa Trikot wieder in seinen Besitz brachte, konnte der Neuseeländ

11.05.2025Tronchon amüsiert sich bei seinem ersten Profisieg prächtig

(rsn) – Die Trikots waren mit Matsch bedeckt, trotzdem wird das Siegerfoto von Bastien Tronchon bei der 42. Tro-Bro Leon (1.Pro) am Sitz seiner Mannschaft Decathlon – AG2R sicher einen Ehrenplatz

11.05.2025Nach Plan: Pedersen tauscht in Vlore Ciclamino gegen Rosa

(rsn) – Mit seinem zweiten Tagessieg hat sich Mads Pedersen (Lidl – Trek) beim 108. Giro d’Italia das Rosa Trikot zurückgeholt. Der 29-jährige Däne setzte sich auf der 3. Etappe über 160 Kil

11.05.2025TotalEnergies angeblich kurz vor Einigung mit Ineos Grenadiers

(rsn) – Bereits im März wurde über einen möglichen Einstieg des französischen Energiekonzerns TotalEnergies beim britischen Ineos-Team berichtet. Wie die Londoner “Times“ nun schreibt, sei e

11.05.2025Brenner: “Habe schon höhere Ansprüche in Sachen Ergebnisse“

(rsn) - An den ersten beiden Tagen des 108. Giro d’Italia ließ es Marco Brenner (Tudor) nach eigenen Worten etwas ruhiger angehen. Aber schon die 3. Etappe mit einem Berg der 2. Kategorie könnte e

11.05.20253,2,1 los: Evenepoels Tour-Vorbereitung hat begonnen

(rsn) – Während in Albanien die ersten Tage des 108. Giro d’Italia absolviert werden, ist Remco Evenepoel (Soudal - Quick-Step) in seine Vorbereitung auf die am 5. Juli in Lille beginnende Tour d

11.05.2025Konrad: “Ziel ist, das Rosa Trikot zurückzuholen“

(rsn) – Trotz einer starken Leistung im ersten Zeitfahren musste Mads Pedersen (Lidl – Trek) auf der 2. Etappe des 108. Giro d’Italia sein Rosa Trikot an Primoz Roglic (Red Bull – Bora – han

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d`Italia (2.UWT, ITA)