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Kiesenhofer: Alles wird am Olympiagold gemessen

Von Peter Maurer

Foto zu dem Text "Kiesenhofer: Alles wird am Olympiagold gemessen"
Anna Kiesenhofer (Israel Premier Tech Roland) | Foto: Cor Vos

28.12.2023  |  (rsn) - Mit ihrem überraschenden Olympiasieg in Tokio fuhr sich Anna Kiesenhofer in die Geschichtsbücher. Dabei hatte die Österreicherin schon 2017 mit dem Profiradsport abgeschlossen. Doch mit der Olympiateilnahme und der Goldmedaille im Straßenrennen öffnete Kiesenhofer ein neues Kapitel ihrer Karriere und setzte diese schließlich mit einem Vertrag bei dem Schweizer Team Israel Premier Tech Roland fort.

"Natürlich hat der Olympiasieg die Erwartungen verändert. Sowohl meine eigenen als auch jene von außen. Ich weiß zwar, dass ich mich seit Tokio genetisch nicht verändert habe, aber die Leute denken vielleicht, ich könne meine Wattzahlen jetzt auf magische Weise steigern", erklärte die Niederösterreicherin, die in Tokio schon auf dem ersten Kilometer attackierte und die Weltelite düpieren konnte.

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Leicht gestaltete sich der Schritt in die WorldTour nicht. Denn nach dem Olympiasieg erhielt sie Unterstützung privater Sponsoren, die allerdings nicht auf dem Trikot eines Teams erlaubt waren. Deshalb konnte der Wechsel zu Israel Premier Tech Roland erst im Januar perfekt gemacht werden. Zunächst richtete Kiesenhofer ihren Fokus auf schwere Straßenrennen, zudem zeigte sie sich auch in Helferrollen - was sie mit Stolz erfüllte, aber auch Kritik hervorrief.

Viele neue Rennerfahrungen wie in den Ardennen warteten 2023 auf die Niederösterreicherin. | Foto: Cor Vos

"Es klingt fast immer wie ein Vorwurf, wenn es heißt, ich wäre nur 15. geworden. Das sind aber die Erwartungen, die an eine Olympiasiegerin gerichtet werden. Du musst gewinnen, auch wenn es überhaupt keinen Sinn macht. Aber es wird halt alles an Gold gemessen", analysierte sie. Siege gelangen der 32-Jährigen schließlich in jener Disziplin, in der ihr Straßencomeback begann – im Einzelzeitfahren.

Straßen-Coup in Tokio, Zeitfahr-Überraschung in Paris?

Denn 2019 sicherte sie sich überraschend den Zeitfahrtitel ihres Landes. Es folgte ein fünfter Rang bei den Europameisterschaften und Rang 20 bei den Weltmeisterschaften. Doch jener Tag in Yorkshire sollte ihr Leben verändern. Denn das angepeilte Olympiaticket im Zeitfahren verpasste Kiesenhofer knapp. Doch die Enttäuschung weilte nur kurz, schon am Abend war der Entschluss getroffen, es im Straßenrennen zu versuchen.

Die Verwandlung in eine Kletterin gelang auch dank der Verschiebung der Spiele um ein Jahr wegen der Corona-Krise. Am Ende spielte Kiesenhofer ihre Karten im Straßenrennen früh aus und landete den Überraschungscoup. Dass sich dieser wohl kaum wiederholen lassen würde, war ihr aber auch klar.

Der Wechsel zu Israel Premier Tech Roland war wie ein Sprung ins kalte Wasser. | Foto: Cor Vos

"Es sei denn, alle hätten verdrängt, was damals passiert wäre und sie lassen mich wieder fahren", schmunzelte sie, angesprochen auf ihre Olympiachancen 2024. Auch wenn eine Titelverteidigung in Paris nicht sehr realistisch erscheint, Chancen auf eine Top-Platzierung hat Kiesenhofer allemal. Denn im Oktober entschied sie das Chrono des Nations für sich und ihr Tokio-Coup zeigte, dass sie sich auf den Tag X perfekt vorbereiten kann.

"Diesmal haben wir zwei Plätze im Straßenrennen und zwei im Zeitfahren. Und mit Christina Schweinberger eine weitere sehr starke Österreicherin. Ihr kommt das Straßenrennen sehr entgegen und wie stark sie im Zeitfahren ist, hat sie bei den Welt- und Europameisterschaften bewiesen", erzählte Kiesenhofer, die in Emmen Sechste wurde und in Glasgow Platz 15 belegte. In Paris auf die beiden Zeitfahrerinnen zu setzen, ist wohl die beste Herangehensweise für das rot-weiß-rote Team, wobei die Titelverteidigerin im Straßenrennen sich auch bereit erklärte, Schweinberger im Straßenrennen zu unterstützen.

Das Zeitfahren ist die Lieblingsdisziplin der Olympiasiegerin | Foto: Cor Vos

Für Kiesenhofer war 2023 ein lehrreiches Jahr. "Abseits der Olympischen Spiele war ich ja niemals im selben Rennen wie die Weltbesten. Und ich muss echt gestehen, die Dynamik hat sich sehr verändert. Es war eine völlig neue Erfahrung, gegen die ganz großen Teams zu kämpfen und zu bestehen", sagte die Österreicherin, die die Vuelta und den Giro bestritt, aber auch Debüts bei den Klassikern im Baskenland und in den Ardennen gab.

"Die erste Saisonhälfte war ziemlich hart für mich, im zweiten Teil lag der Fokus sehr auf dem Zeitfahren. Vor allem der Beginn war ein ziemlicher Systemschock", gestand Kiesenhofer, die aber mit ihrem Durchsetzungswillen wieder einmal überraschte und sich durch die anstrengenden Rennen kämpfte. 

Deshalb und angesichts ihrer diesjährigen Zeitfahrerfolge sollte man Kiesenhofer in acht Monaten bei den Olympischen Spielen auf dem Schirm haben. Denn für eine Sensation ist sie immer gut.

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