RSNplusRSN-Rangliste, Platz 26

Mühlberger: Lieblingssieg mit der Frau als Sportlicher Leiterin

Von Peter Maurer

Foto zu dem Text "Mühlberger: Lieblingssieg mit der Frau als Sportlicher Leiterin "
Gregor Mühlberger (Movistar) | Foto: Cor Vos

16.12.2023  |  (rsn) – Am 20. April beendete Gregor Mühlberger (Movistar) eine fast 1.000-tägige Durststrecke. Der Österreicher gewann im italienischen Wintersportort Predazzo die 4. Etappe der Tour of the Alps und feierte damit zugleich den Premierensieg für seinen spanischen Arbeitgeber, bei dem er seit 2021 unter Vertrag steht.

"Ich bin sehr zufrieden, auch wenn wir eine sehr strikte Planung mit den Höhepunkten auf Juni und Juli hatten", erklärte der in Salzburg lebende Niederösterreicher gegenüber radsport-news.com. Schon relativ früh bekam er von Movistar mitgeteilt, dass er bei der Tour de France als Helfer gebraucht werde und er sich gezielt auf das Rennen vorbereiten sollte. "Es hätte mir schon mehr getaugt, früher was zeigen zu können", so Mühlberger, der ordentlich in das Jahr 2023 startete.

___STEADY_PAYWALL___

Im Februar belegte er an der kurzen Bergankunft der Saudi Tour beim Sieg seines Teamkollegen Ruben Guerreiro den sechsten Platz. Bei Paris-Nizza lag der Fokus auf Matteo Jorgensen, der, unterstützt von Mühlberger, schließlich Achter in der Gesamtwertung wurde. Eher zufällig kam Mühlberger dann zur Tour of the Alps, die ursprünglich nicht in seinem Rennprogramm stand. "Ich bin für einen Teamkollegen eingesprungen, das war gar nicht geplant, dort am Start zu stehen“, erklärte er.

Gregor Mühlberger (Movistar) bejubelte in Predazzo auf der 3. Etappe der Tour of the Alps seinen ersten Sieg seit fast drei Jahren. | Foto: Tour of the Alps

Zwar hatte er an den ersten Tagen der Rundfahrt Heimvorteile, war aber körperlich noch nicht bei 100 Prozent. "Ich wollte nach den ersten Etappen eigentlich schon heimfahren, fühlte mich nicht gut. Aber dann habe ich mich überreden lassen, noch für unsere GC-Ambitionen die 3. Etappe zu bestreiten", erinnerte sich der 29-Jährige.

Doch Kapitän Ivan Sosa erwischte keinen guten Tag und verlor hinauf nach Brentonico San Valentino viel Zeit, so dass Movistar den Plan änderte. Mit zwei Teamkollegen schaffte Mühlberger den Sprung in die Gruppe des Tages, ehe er sich in Predazzo im Dreiersprint gegen den Norweger Torstein Traen (Uno-X Pro Cycling) und Giulio Pellizzari (Green Project Bardiani) durchsetzte. "Die Erleichterung war riesengroß, denn du bekommst nicht oft solche Chancen und wenn du sie nützt, dann ist es natürlich sehr emotional", kommentierte er seinen ersten Sieg seit dem Juli 2020.

Mühlberger setzte sich in dem italienischen Wintersportort im Dreiersprint durch. | Foto: Tour of the Alps

Nach der Romandie-Rundfahrt folgte ein langes Höhentrainingslager, beim Critérium du Dauphiné holte sich Mühlberger dann den letzten Feinschliff für die Tour de France. Vor dem Grand Départ setzte der Movistar-Profi in Österreich ein weiteres großes Ausrufezeichen. "Die nationalen Straßenmeisterschaften waren ein großes Ziel. Ich kannte den Kurs mit Ausnahme des kurzen Schlussanstiegs, wusste, dass es ein superharter Tag sein wird", erklärte Mühlberger, der sich für diesen Tag eine spezielle Unterstützung sicherte.

Der Solostarter setzte nämlich auf ein eigenes Betreuerauto, gesteuert von seiner Ehefrau Astrid, die selbst einige Jahre Radsportlerin war. Der Plan ging voll auf, denn Mühlberger holte noch den ausgebüxten Patrick Gamper (Bora – hansgrohe) ein und gewann in Hollenstein als Solist seinen zweiten Meistertitel nach 2017. "Es war perfektes Teamwork, meine Frau als Sportliche Leitung und ich auf dem Rad", grinste der 29-Jährige und fügte an: "Ich glaube, das war mein Lieblingssieg."

Eine Woche vor dem Start der Tour de France holte sich Gregor Mühlberger (Mi.) seinen zweiten Österreichischen Meistertitel auf der Straße. | Foto: Reinhard Eisenbauer

Im Trikot des Österreichischen Meisters begann für Mühlberger eine Woche später die Tour de France dann aber denkbar schlecht. Kapitän Enric Mas schied schon am ersten Tag nach einem Sturz in Bilbao aus und auch Mühlberger hatte schwer zu kämpfen: "Ich hatte echt einen Scheißtag erwischt, war richtig verzweifelt. Doch das Team hat mich aufgerichtet, auch wenn die Stimmung nach dem ersten Tag so la la war", berichtete er.

Um noch etwas aus der Tour rauszuholen, versuchten die verbliebenen sieben Fahrer sich in Spitzengruppen. "Es ist eh schon richtig schwer, bei der Tour dann da reinzukommen. Und als ich es schaffte, waren so dermaßen starke Gesamtwertungsfahrer mit dabei, die sich dann auch noch voll die Kante gegeben haben", schilderte Mühlberger, der in den Pyrenäen und in den Alpen jeweils in den Spitzengruppen mitmischte. Die Tagessiege dort gingen aber an Jai Hindley (Bora – hansgrohe) und Felix Gall (AG2R Citroen Team), die am Ende die Ränge sieben und acht in der Gesamtwertung belegen sollten.

Nach einer längeren Pause warteten im August die Hamburger Cyclassics und die Deutschland Tour auf Mühlberger, der dort sein drittes Ausrufezeichen der Saison setzen konnte. Die 3. Etappe, die in Winterberg endete, holte er sich im strömenden Regen ebenfalls vor seinem Teamkollegen Alex Aranburu. Zuvor hatte er sich Mühlberger am finalen Anstieg gemeinsam mit Florian Stork (DSM - firmenich) aus dem Feld gelöst, ehe er als Solist über mehrere Kilometer seinen knappen Vorsprung verteidigte.

In Winterberg feierte Mühlberger auf der 2. Etappe der Deutschland Tour seinen dritten Saisonsieg und den ersten im nationalen Meistertrikot. | Foto: Cor Vos

"Ich dachte mir, ich muss es probieren, aber ich kann mich an kein Rennen erinnern, wo ich so tief gegangen bin. Ich war fetzenblau vor dem Ziel, habe auf die Wattzahlen geschaut und mir gedacht, die Aktion bereust du jetzt gleich wieder, aber scheinbar haben die hinten genauso gelitten wie ich", blickte Mühlberger auf den neunten Sieg seiner Profikarriere zurück.Dem ließ er im September noch eine starke Vorstellung bei der Tour of Britain folgen, die er nach einem starken Finale auf dem siebten Rang beendete – es war zugleich sein bestes Rundfahrtergebnis der Saison 2023.

Nach einem schwierigen ersten Jahr, in dem er durch eine Meningitis weit zurückgeworfen wurde, zeigte er in seiner dritten Saison bei Movistar endlich wieder konstante und erfolgreiche Vorstellungen, weshalb er auch für zwei weitere Jahre in Spanien unterschrieb: "Ich bin sehr stabil und das Team glaubt stark an mich. Außerdem möchte ich im Trikot von Movistar noch größere Rennen gewinnen“, kündigte Mühlberger an.

Data powered by FirstCycling.com

 

Mehr Informationen zu diesem Thema

06.01.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste 2023 im Überblick

(rsn) – Auch in diesem Jahr haben wir wieder mit Hilfe eines eigens dafür erstellten Punkteschlüssels den besten Fahrer des deutschsprachigen Raums ermittelt. In unserer Rangliste finden Sie die P

06.01.2024Hirschi: Trotz Handgelenksbruch reihenweise Top-Ergebnisse

(rsn) – Ein Etappensieg bei einer Grand Tour oder ein Erfolg bei einem großen Klassiker ist Marc Hirschi (UAE Team Emirates) in der vergangenen Saison verwehrt geblieben. In der gesamten WorldTour-

05.01.2024Küng: Achterbahnfahrt knapp unter den eigenen Ansprüchen

(rsn) – Auf Gran Canaria ist Stefan Küng ins neue Jahr gestartet. Der 30-Jährige verbringt, bevor in der kommenden Woche die Teampräsentation von Groupama – FDJ für die neue Saison ansteht, no

04.01.2024Gall: “Spätzünder“ mit steiler Entwicklungskurve

(rsn) – Als erst vierter Straßenradfahrer wurde Felix Gall (AG2R - Citroën) in Österreich als Sportler des Jahres ausgezeichnet. Maßgeblich dafür war seine herausragende Leistung bei der Tour d

03.01.2024Großschartner: Begeistert von erster Saison an Pogacars Seite

(rsn) – Im vergangenen Winter zog es Felix Großschartner in die Vereinigten Arabischen Emirate. Nach dem Wechsel von Bora – hansgrohe zu UAE Team Emirates wurde “Edelhelfer mit Freiheiten“ zu

02.01.2024Schmid: Die starken Leistungen des Vorjahrs bestätigt

(rsn) – Als Fünfter der Rangliste 2023 hat Mauro Schmid (Soudal – Quick-Step) sein starkes Ergebnis aus dem Vorjahr, als er sogar den dritten Platz belegt hatte, eindrucksvoll bestätigt. Der Sch

01.01.2024Kämna: Richtig guten Sport geboten

(rsn) - Lennard Kämna (Bora - hansgrohe) kann auf eine starke Saison zurückblicken und wurde im rsn-Ranking folgerichtig bester Deutscher. Der Schlüssel zum Erfolg für den 27-Jährigen war, dass

31.12.2023Politt: Mit langem Anlauf zum ersten Zeitfahrtitel

(rsn) - Seit 2016 landete Nils Politt (Bora - hansgrohe) bei den Deutschen Zeitfahrmeisterschaften immer unter den besten Fünf. Nur ein Sieg war ihm bisher nicht vergönnt gewesen. Dies änderte sic

30.12.2023Engelhardt: Riesenschritte in der ersten Profisaison

(rsn) – Sein großes Talent zeigte Felix Engelhardt bereits 2022, als er in Portugal Straßen-Europameister wurde. Noch besser lief es in seiner ersten Saison bei den Profis: Mit zwei UCI-Siegen un

29.12.2023Zwiehoff: Aus dem Experiment wurde ein voller Erfolg

(rsn) – Die Geschichte von Ben Zwiehoff ist inzwischen hinlänglich bekannt. Der gehobene Mittelklassemountainbiker – sein bestes Ergebnis im Weltcup war Platz 23 in Nove Mesto – und Gelegenheit

28.12.2023Zimmermann: Perfekter Dauphiné-Tag macht Lust auf mehr

(rsn) – Georg Zimmermann (Intermarché - Circus - Wanty) hat auch 2023 bewiesen, dass er zu Deutschlands besten Radprofis zählt. Der Augsburger feierte einen Etappensieg beim Critérium du DauphinÃ

28.12.2023Konrad: Viele Helferaufgaben im finalen Bora-Jahr

(rsn) – Es war für Patrick Konrad (Bora – hansgrohe) eine lange Saison, die vor allem eine große Veränderung mit sich brachte. Denn nach zehn Jahren verlässt der Niederösterreicher die Raubli

Weitere Radsportnachrichten

28.11.2025Auch Flanders Classics gegen ein allgemeines Eintrittsgeld

(rsn) – In der Diskussion um einen mögliches Eintrittsgeld bei Radrennen hat sich nun auch Flanders Classics zu Wort gemeldet. Wie bereits der Radsportweltverband UCI und die ASO reagiert der Veran

28.11.2025Intermarché verabschiedet Girmay mit emotionalem Video

(rsn) – Alle Zeichen deuteten schon seit einiger Zeit daraufhin, dass Biniam Girmay nach der Fusion von Intermarché – Wanty und Lotto nicht zum neuen Aufgebot gehören wird. Der Eritreer selbst h

28.11.2025Äthiopische WM-Siebte Kahsay Kiros zum Canyon-Nachwuchsteam

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

28.11.2025Einer geschmeidigen Saison folgt nun die Masterarbeit

(rsn) - Neues Jahr, neues Team – das war in der Vergangenheit bei Miguel Heidemann nur allzu oft der Fall. Ungewollt, freilich. Und so auch im letzten Winter. Erst im Februar war er bei Rembe – ra

28.11.2025Die Radsport-News-Jahresrangliste der Männer 2025

(rsn) – Es ist inzwischen RSN-Tradition. Und auch wenn sich mit Christoph Adamietz der Vater der Idee vor einem Jahr aus unserem Autoren-Team verabschiedet hat, so soll diese Tradition fortgesetzt w

27.11.2025Mit guten Beinen in Kigali zu WM-Silber

(rsn) – Auf der Liste mit den großen Überraschungen des Jahres 2025 muss Jan Huber (Remax Racingteam) unbedingt vermerkt sein. Denn der 20-jährige Schweizer war vor der Saison ein unbeschriebenes

27.11.2025In Abu Dhabi künstlicher Anstieg zu Pogacars Gunsten?

(rsn) – Wer gedacht hat, dass die Straßen-WM in Abu Dhabi 2028 zu einer Angelegenheit für die Sprinter werden würde, könnte sich getäuscht haben. Wie die spanische Sportzeitung Marca in Erfahru

27.11.2025Hat Lipowitz bereits Langzeitvertrag bei Red Bull unterschrieben?

(rsn) – Wie die belgische Zeitung Het Laatste Nieuws berichtete, bemühe sich das ab 2026 mit deutscher Lizenz ausgestattete Team Lidl – Trek um eine Verpflichtung von Florian Lipowitz zur Saison

27.11.2025Del Toro Mexikos Sportler des Jahres

(rsn) – Isaac Del Toro ist in Mexiko zum Sportler des Jahres gewählt worden. Der Profi von UAE – Team Emirates – XRG feierte in der abgelaufenen Saison nicht weniger als 18 Siege, nur sein Team

27.11.2025“Schwer erkrankt“: Lefevere mehr als drei Wochen in der Klinik

(rsn) – Der langjährige Soudal-Quick-Step-Teammanager Patrick Lefevere war nach eigenen Worten “schwer erkrankt“ und musste 24 Tage im AZ Delta Krankenhaus in Roeselare verbringen. Wie der Belg

27.11.2025Thomas soll als Renndirektor Ineos zu Grand-Tour-Siegen führen

(rsn) – Geraint Thomas hat nach der Tour of Britain seine lange eund erfolgreiche Karriere beendet. Allerdings wird der 39-jährige Waliser auch künftig in Diensten von Ineos Grenadiers stehen. Wie

27.11.2025Gaviria mit 2,36 Promille am Steuer: Zwei Jahre Fahrverbot

(rsn) – Fernando Gaviria ist wegen Trunkenheit am Steuer von einem Gericht in Monaco zu einer zweimonatigen Bewährungsstrafe und einem zweijährigen Fahrverbot verurteilt worden. Der 31-jährige Ko

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Tour de Gyeongnam (2.2, KOR)