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03.01.2024 | (rsn) – Im vergangenen Winter zog es Felix Großschartner in die Vereinigten Arabischen Emirate. Nach dem Wechsel von Bora – hansgrohe zu UAE Team Emirates wurde “Edelhelfer mit Freiheiten“ zu seiner neuen Rollenbeschreibung. So erlebte der Österreicher die vielen Siege, aber auch die Niederlagen und Krisen, die sein Kapitän Tadej Pogacar im letzten Jahr verbuchte, hautnah in der ersten Reihe mit.
"Ich selbst habe mich heuer richtig gut gefühlt und auch leistungstechnisch einen weiteren Sprung gemacht. Der Wechsel hat mir gutgetan. Ich habe neue Inputs bekommen, einen neuen Trainer und viel neue Motivation", erzählte der 30-Jährige im Gespräch mit radsport-news.com. Großschartners erste Saisonhälfte war mit Rennen wie Paris-Nizza, Critérium du Dauphiné oder der Tour de France stark auf Pogacar ausgerichtet: "Bis dorthin hatte ich meinen Helferjob zu tun, dann gab es eigene Chancen."
___STEADY_PAYWALL___Der Formaufbau für die Tour klappte perfekt – und auch bei der Frankreich-Rundfahrt lief für Großschartner alles nach Plan. "Ich war echt gut drauf, zählte sicher zu den besten Kletterern des Rennens", erklärte der Neuzugang, der sich vor allem bergauf immer wieder vor das Feld der Favoriten spannte und für seinen slowenischen Teamkollegen die Tempoarbeit erledigte. Als Großschartner dann ausscherte, waren meist nur noch wenige Fahrer an seinem Hinterrad.
Zum Saisoneinstand durfte Felix Großschartner (UAE Team Emirates) auf eigene Rechnung fahren. Im ersten Rennen für sein neues Team reichte es bei der Saudi Tour zu Platz vier. | Foto: Cor Vos
"Es war echt ‘ne coole Tour, denn du machst dort deinen Job, fährst am Berg mit den Besten der Welt. Und dann war da noch ein Österreicher mit dabei", spielte Großschartner auf seinen Landsmann Felix Gall (AG2R Citroen) an, der am Ende Gesamtachter wurde.
"In Frankreich, da war richtig Druck", so Großschartner, der erstmals in seiner Karriere einen Teamkollegen im Kampf um das Gelbe Trikot unterstützte: "Wir hatten das Ziel zu gewinnen, leider kam dann bei Tadej der Einbruch. Aber du musst solche Niederlagen akzeptieren, Jonas war der Stärkere, aber wir haben zumindest Platz zwei und drei in der Gesamtwertung geholt“, sagte er mit Blick auf das Klassement, in dem Jonas Vingegaard (Jumbo – Visma) wie bereits 2022 vor Pogacar landete.
Trotzdem musste das Team, das mit Pogacar den dritten Toursieg einfahren wollte, Platz zwei als Niederlage werten. "Wir haben die Tour nicht wegen einem Fehler verloren, und das macht es leichter zu akzeptieren, als wäre es ein Sturz, ein Defekt oder ein Hungerast gewesen", sagte Großschartner, der von seiner ersten Saison an Pogacars Seite begeistert war.
"Er ist ein sauguter Radfahrer und dann gibt es eben noch jene menschliche Komponente, dass er sich den Erfolg nicht anmerken lässt, aber auch nicht, wie überlegen er uns ist. Er geht mit viel Spaß in die Rennen", beschrieb er den zweimaligen Toursieger, der scheinbar mühelos zu seinen Erfolgen fährt: "Es sieht bei ihm leicht und spielerisch aus, aber die Rennen selbst sind ja nicht einfach zu gewonnen."
Kurz darauf bestritt Großschartner (li.) bei Paris-Nizza sein erstes gemeinsames Rennen mit Tadej Pogacar, das der Slowene für sich entschied. | Foto: Cor Vos
Noch ehe er seinen gemeinsamen ersten Einsatz mit Pogacar hatte, bekam Großschartner bei der Saudi Tour seine eigene Chance und beendete die Rundfahrt über die Arabischen Halbinsel auf dem vierten Rang. "Am Ende haben wenige Sekunden gefehlt, aber ich habe auch am entscheidenden Tag nicht abliefern können. Ein Sieg wäre schon ein richtig guter Einstand beim neuen Team gewesen", so der Österreichische Meister von 2022.
Bei Paris-Nizza zeigte sich der 30-Jährige stark und bereitete auf der Schlussetappe am Col d'Eze über den Dächern von Nizza Pogacars entscheidende Attacke perfekt vor. "Das war dann echt ein feines Gefühl, als Tadej den Gesamtsieg fixierte", erinnerte sich Großschartner, für den es dann bei der Baskenland-Rundfahrt wenig später nicht so gut lief. Bei einem Sturz auf der 6. Etappe brach er sich eine Rippe: "Und dann liefen die Ardennen bescheiden."
Zwar endete das Amstel Gold Race und der Flèche Wallonne für Pogacar jeweils mit Siegen. Dafür entwickelte sich ausgerechnet Lüttich-Bastogne-Lüttich zum Desaster. Denn schon früh im Rennen verletzte sich Pogacar bei einem Sturz und der Österreicher fürchtete schon Schlimmes: "Es war keine leichte Situation, weil du halt überhaupt nicht wusstest, wie es weiter geht. Die Sorgen um die Tour war groß und auch die Ungewissheit, wie schwer die Verletzung wirklich ist."
Bei der Tour de France imponierte Großschartner (vorn) als Pogacars Helfer und spannte sich in den Bergen immer wieder vor die Favoritengruppe. | Foto: Cor Vos
Pogacar war durch seine schwere Handverletzung bis zur Tour außer Gefecht gesetzt, Großschartner dagegen absolvierte seine Vorbereitung wie geplant im Höhentrainingslager, ehe es zum Critérium du Dauphiné ging und dann wieder in die Höhe. Bei der Tour lag er bis zum sechsten Tag auf dem fünften Rang in der Gesamtwertung, leistete dann aber wie geplant seine Helferarbeiten für Pogacar und fiel schließlich bis auf Rang 21 zurück.
Nach der Tour de France folgten die Premiere der Berg-Europameisterschaften in der Schweiz, wo sich Großschartner am Gotthard-Pass in einem nicht topbesetzten Feld mit einer starken Zeit auf der Tremola-Straße den EM-Titel holte. "Ich glaube, ich war schneller als Bernal damals bei der Tour de Suisse“, sagte er dazu.
Gut einen Monat später wartete mit der Deutschland Tour das erste größere Rennen nach der Tour. "Dann hat es das Rennen schon auf der 1. Etappe entschieden. Ich hatte eigentlich wenige Erwartungen vor dem Start, war noch im Aufbau, aber der zweite Platz hat mich gefreut", sagte Großschartner, der sich letztlich dem Belgier Ilan Van Wilder (Soudal – Quick-Step) um elf Sekunden geschlagen geben musste. Rund eine Woche später überraschte er dann bei der Bretagne Classic in Plouay als starker Dritter.
Sein letztes Rennen bestritt Großschartner im Oktober in China bei der Tour Of Guangxi, die er auf Rang neun beendete. | Foto: Cor Vos
"Ich mag das Rennen sehr gern, aber es ist halt zu einem Zeitpunkt, wo du noch richtig müde bist von der Tour. Und dann warten fast 4.000 Höhenmeter auf 260 Kilometern", sagte er über den französischen Klassiker und fügte an: "Ich hatte mich zu Beginn nicht so richtig gut gefühlt und Kapitän bei uns war an dem Tag Marc Hirschi. Wir wollten früh attackieren, was wir dann auch getan haben und am Ende waren die beiden Franzosen leider im Sprint schneller als ich." Hinter Valentin Madouas (Groupama – FDJ) und Mathieu Burgaudeau (TotalEnergies) wurde er schließlich Dritter. "Zuvor hatte ich nur zwei Ausfälle bei diesem Rennen stehen", grinste Großschartner, der als erster österreichischer Radprofi in Plouay auf dem Podium stand.
Auch beim Giro della Toscana stand Großschartner noch einmal als Dritter auf dem Podest, danach folgte noch ein siebter Gesamtrang bei der Luxemburg-Rundfahrt. Zum Jahresende ging es nach China, wo er die Tour of Guangxi auf dem neunten Platz beendete. "Das ist ein Rennen, wo du an der entscheidenden Etappe pokern musst. Ich wusste, dass ich stark bin, habe aber die Nerven zu früh weggeschmissen", erinnerte er sich an das letzte WorldTour-Rennen der Saison, bei dem er Neunter wurde.
In der Saison 2024 will Großschartner – dann in seinem Vertragsjahr – einen weiteren Leistungssprung machen. "Auch wenn ich schon 30 bin, so motiviert war ich noch nie", ließ der Oberösterreicher wissen. Zur Tour de France wird ihn sein Weg wohl nicht führen, aber mit Tadej Pogacar als Kapitän warten der Giro d'Italia und dann wohl einige Rennen, bei denen er auf eigene Rechnung fahren kann. Mit seinem ersten UAE-Jahr war er aber mehr als zufrieden. "Das war die beste Saison, die ich in meiner Karriere hatte“, fügte er an.
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