Kopecky stürmt solo ins Gelbe Trikot

Zum Tour-Auftakt gehen alle Pläne von SD Worx auf

Von Peter Maurer

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Lotte Kopecky (SD Worx) hat den Auftakt der 2. Tour de France Femmes gewonnen. | Foto: Cor Vos

23.07.2023  |  (rsn) - “Ich liebe es, wenn ein Plan funktioniert“ lautet das berühmte TV-Zitat aus der US-amerikanischen Serie “Das A-Team“, und umgewandelt auf den Radsport ist das unerschrockene Einsatzkommando wohl das Team von SD Worx. Die niederländische Equipe dominiert die Saison fast nach Belieben und eröffnete die Tour de France Femmes nun mit einem Doppelsieg, dem bereits 17. in dieser Saison. Die Belgierin Lotte Kopecky gewann als Solistin in Clermont-Ferrand, ihre Teamkollegin Lorena Wiebes wurde nach 124 Kilometern im Sprint der Verfolgerinnen Zweite vor Charlotte Kool (DSM – firmenich) und Marianne Vos (Jumbo – Visma).

“Wir haben viel Spaß gemeinsam, scherzen oft darüber und wissen, wie viele Rennen wir schon als Doppelsieg beendet haben. Es ist supernett, dass wir es nun auf dieser Bühne geschafft haben“, erklärte Kopecky, die mit ihrem Angriff an der einzigen Bergwertung des Tages 9,7 Kilometer vor dem Ziel für die Vorentscheidung sorgte. Das Feld zerriss hier in viele Teile und niemand wollte oder konnte der Belgischen Meisterin nachfahren, die schlussendlich 41 Sekunden auf ihre Verfolgerinnen herausfuhr und die erste Trägerin des Maillot Jaune bei der 2. Ausgabe der Frankreich-Rundfahrt der Frauen ist.

“Das war schon seit langer Zeit in meinem Kopf. Ich habe mit einem Freund in den letzten Wochen immer herumgeschrieben, dass ich mir das Trikot holen will. Unglaublich, dass ich es geschafft habe“, strahlte die 27-Jährige, die zum ersten Mal in ihrer Karriere eine Touretappe gewinnen konnte, im Ziel-Interview. Nicht nur Gelb, sondern auch das Sprint- und das Bergtrikot gingen an Kopecky.

Als einzige Fahrerin konnte sie das hohe Tempo ihrer Teamkollegin Marlen Reusser am letzten Anstieg, der Cote de Durtol, noch toppen. “Ich fühlte, dass noch etwas Kraft in mir ist, habe angegriffen und niemand konnte mir mehr folgen. Danach ging es eigentlich fast nur noch bergab“, erinnerte sie sich und fügte an, dass SD Worx mit gleich zwei Plänen ins Finale gegangen war.

“Unsere erste Strategie war, dass, wenn Lorena vorne mit über den Berg kommt, dass wir es mit ihr im Sprint probieren. Aber auch ich hatte meine Chance anzugreifen und war froh darüber“, erklärte Kopecky weiter. Am Ende hätten beide Pläne problemlos funktioniert, wie das Ergebnis der 1. Etappe bewies.

Lippert zum Auftakt auf Platz elf

“Wir hatten unterschiedliche Pläne und am Ende ging alles auf. Wir kennen Lotte von den Klassikern, wissen, welchen Punch sie hat. Hoffentlich kann sie jetzt Gelb verteidigen, bis es dann Demi (Vollering) übernimmt“, sagte Wiebes, die den Feldsprint souverän vor Kool und Vos gewinnen konnte. Fünfte wurde die Südafrikanerin Ashleigh Moolman (AG Insurance - Soudal Quick-Step), die sich verärgert zeigte ob der schlechten Zusammenarbeit in der kleinen Gruppe der Verfolgerinnen.

“Es waren Teams mit mehreren Fahrerinnen mit dabei und dann beginnen sie lieber mit Attacken und Gegenattacken als zusammenzuarbeiten. Hätten wir das getan, hätten wir sie vielleicht noch geholt. Das hat genervt, ist aber wohl auch ein Vorgeschmack, was noch auf uns wartet“, erklärte die Südafrikanerin.

Beste Deutsche wurde als Elfte Liane Lippert (Movistar), die mit 43 Sekunden denselben Rückstand wie Moolman aufwies. Auch die beiden Schweizerinnen Reusser (22.) und Elise Chabbey (Canyon – SRAM / 16.) erreichten mit der Gruppe der Favoritinnen um Titelverteidigerin Annemiek van Vleuten (Movistar / 13.) und Demi Vollering (6.) den Zielstrich. Ricarda Bauernfeind (Canyon – SRAM) dagegen büßte als zweitbeste deutsche Fahrerin auf Platz 24 zehn Sekunden auf die Favoritinnen ein.

Das Weiße Trikot der besten Nachwuchsfahrerin holte sich die für das deutsche Team Ceratizit - WNT fahrende Französin Cedrine Kerbaol, die an der Seite der Österreicherin Christina Schweinberger (Fenix – Deceuninck) 1:26 Minuten hinter der Siegerin die Ziellinie überquerte.

So lief die 1. Etappe der Tour de France Femmes:

124 Kilometer rund um Clermont-Ferrand in der Auvergne am Fuß des Puy de Dome standen beim Auftakt der Tour de France Femmes auf dem Programm. Früh stürzte die Spanierin Mireia Benito (AG Insurance – Soudal Quick-Step). Die Tourärzte waren gleich bei ihr, doch für die Teamkollegin von Moolman und Romy Kasper war das Rennen nach nur wenigen Kilometern vorbei. Sie wurde mit einer Halskrause abtransportiert und trug eine Gehirnerschütterung davon.

Immer wieder erfolgten Attacken, aber wirklich absetzen konnte sich lange Zeit keine Fahrerin. Erst die Polin Marta Lach (Ceratizit – WNT), die 45 Kilometer vor dem Ziel angriff, erarbeitete sich einen Vorsprung von mehr als einer halben Minute, wurde aber 31 Kilometer vor dem Ziel wieder eingeholt. Danach war sie in einen größeren Sturz verwickelt, der aber ohne größere Folgen blieb.

Auf den letzten 20 Kilometern stieg das Tempo immer weiter an. Die drei großen Teams SD Worx, Lidl – Trek und Movistar wollten vor dem Anstieg zur Cote de Durtol keine Angriffe mehr zulassen und sorgten dafür, dass Fahrerin um Fahrerin den Kontakt zum Peloton verlor. Knapp 500 Meter vor der Bergwertung der 3. Kategorie fuhr dann Kopecky allen auf und davon.

Das Profil der 1. Etappe der Tour de France Femmes | Foto: ASO

Sie erarbeitete sich fünf Sekunden an der Kuppe, während dahinter neun Fahrerinnen, darunter auch Lippert, die erste Verfolgerinnengruppe bildeten. Doch diese fand keinen gemeinsamen Nenner, weil auch die anderen Fahrerinnen wohl fürchteten, dass daraufhin die nächste SD-Worx-Athletin attackieren würde. So wurde die Lücke zu Kopecky immer größer, während mehr und mehr Fahrerinnen wieder zu den Verfolgerinnen aufschlossen.

Am Ende gewann die Belgierin mit einem Vorsprung von 41 Sekunden auf Wiebes, welche von der Gesamtwertungsfavoritin Demi Vollering den Sprint perfekt angefahren bekam. Hinter Kool und Vos ging eine kleine Lücke auf, womit die folgenden Fahrerinnen zwei zusätzliche Sekunden auf das Trio und auf Kopecky verloren.

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