RSNplusTirreno-Leiden vor Sanremo-Triumph

Van der Poels Traum-Szenario: Solo-Sieg wie einst der Opa

Von Peter Maurer

Foto zu dem Text "Van der Poels Traum-Szenario: Solo-Sieg wie einst der Opa"
Mathieu van der Poel (Alpecin - Deceuninck) feiert seinen Triumph beim 114. Mailand-Sanremo | Foto: Cor Vos

19.03.2023  |  (rsn) – Nach einer erfolgreichen Cross-Saison mit sieben Siegen und dem fünften Elite-Weltmeistertitel verlief der Auftakt der Straßensaison nach einem Monat Rennpause für Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) zunächst holprig. Doch spätestens mit seinem eindrucksvollen Solosieg bei der 114. Ausgabe von Mailand-Sanremo (1.UWT), zugleich der dritte Triumph bei einem Monument des Radsports ist klar: Der Niederländer ist rechtzeitig zu den wichtigsten Frühjahrsklassikern in Top-Form.

"Panik gab es bei uns im Team nie. Die Saison ist jung und nun haben wir ja das erste Monument geholt", erklärte der 28-Jährige nach seinem Erfolg in der Pressekonferenz bei Mailand-Sanremo. 5,5 Kilometer vor dem Ziel löste er sich von seinen Kontrahenten und sicherte sich seinen ersten Saisonerfolg. Erst eine Woche zuvor, bei Tirreno-Adriatico (2.UWT), hatte seine Mannschaft mit zwei Sprintsiegen von Jasper Philipsen die ersten Siege eingefahren.

___STEADY_PAYWALL___ Dort gehörte van der Poel zum Sprintzug, für einen eigenen Erfolg passte es aber bei der Fernfahrt zwischen den zwei Meeren nicht. "Tirreno war nicht so gut, aber ich brauchte diese Renntage, um auf mein bestes Level zu kommen. Ich musste dort leiden um vor Sanremo in Form zu sein", berichtete der Niederländer, dessen Team sich, erst seit diesem Jahr mit einer WorldTour-Lizenz ausgestattet, auf den 300 Kilometern von Abbiategrasso vor den Toren Mailands in den Kurort an der Ligurischen Küste bärenstark präsentierte.

"An diesen Sieg wird man sich erinnern"

Bis zum Poggio sah es so aus, als würde man sogar mit Philipsen auch die Sprintkarte noch ausspielen können. Doch schon an der Cipressa war van der Poel ganz vorne zu finden. Dort war er sich seiner starken Beine sicher. In den finalen Anstieg wurde er von Quinten Hermans perfekt positioniert und fast bis zur Kuppe hatte er mit Sören Kragh Andersen, der selbst noch Fünfter wurde, noch einen Helfer zur Seite - als einziger der großen Favoriten.

Am Ende war es aber van der Poel selbst, der die anderen Kontrahenten kurz vor der Abfahrt vom Poggio überraschte, mit einer Vollgas-Attacke über die Kuppe eine Lücke riss und diese bis zum Zielstrich auf 15 Sekunden ausbauen konnte: "Jeder wusste, dass ich hier unbedingt gewinnen wollte. Ich bin glücklich, dass mir das gelungen ist, speziell auch in dieser Art und Weise. An diesen Sieg wird man sich erinnern."

Schon auf der Kuppe des Poggio war van der Poel allein. | Foto: Cor Vos

 

Wie einst sein Großvater Raymond Poulidor erreichte auch er, 62 Jahre nach dessen einzigem Sieg bei einem Monument, die Via Roma als Solist. "Es ist fast das schwerste Monument, weil so viele Fahrer hier gewinnen können. Das war eines meiner größten Ziele in dieser Saison", strahlte der 28-Jährige, der auch die Art und Weise, wie er seinen Sieg einfuhr, hervorhob: "Ich konnte mir kein besseres Szenario vorstellen. Ich wollte eigentlich schon früher attackieren, es gab aber keine Möglichkeit."

Van der Poel hätte sich auch im Sprint vorne gesehen

Als er als Solist dem Ziel entgegenfuhr, verfolgt von Dauergegner Wout van Aert (Jumbo – Visma), Filippo Ganna (Ineos Grenadiers) und Tadej Pogacar (UAE Team Emirates), wuchs von Meter zu Meter das Selbstvertrauen des Niederländers. "Selbst wenn sie mich eingeholt hätten, war ich mir sicher, dass die Beine für den Sprint noch richtig gut sind. Deswegen musste ich bergab auch nicht alles riskieren", erklärte er.

Das Podium beim 114. Mailand-Sanremo: Mathieu van der Poel (Alpecin - Deceuninck, Mitte) gewinnt vor Filippo Ganna (links, Ineos Grenadiers) und Wout van Aert (Jumbo - Visma) | Foto: Cor Vos

 

Vor allem auch die Straßenerfahrung, die er in den letzten Jahre sammelte, half ihm sein drittes Monument zu holen. "Viermal stand ich hier schon am Start. Im ersten Jahr hätte ich am Ende des Poggio sicher nicht attackiert", schilderte der 28-Jährige abschließend. 

Am Poggio so schnell wie niemand zuvor

Übrigens: Sein Angriff bescherte van der Poel an der berühmten letzten Steigung von Mailand-Sanremo auch noch einen Rekord. In 5:38 Minuten war er an der 3,7 Kilometer langen Steigung des Poggio ganze acht Sekunden schneller als der bisherige Rekordhalter Giorgio Furlan im Jahr 1994. 

Bärenstark: Mathieu van der Poel war am Poggio der Stärkste und am Ende der verdiente Sieger bei Mailand-Sanremo. | Foto: Cor Vos

Mit 39,18 km/h im Schnitt ist van der Poel den Poggio am Samstag hochgeflogen. Allerdings half der Wind in der zweiten Hälfte des Anstiegs ordentlich mit - wie ohnehin den ganzen Tag, so dass der Niederländer auch als zweitschnellster Mailand-Sanremo-Sieger aller Zeiten in die Annalen eingeht, mit einem Schnitt von 45,773 km/h über die 294 Kilometer. Schneller war nur Gianni Bugno 1990 in 45,806 km/h. 

Mehr Informationen zu diesem Thema

16.03.2024Sobrero durfte kurz vom Sieg auf der Via Roma träumen

(rsn) - Wie ein Lausbub freute sich Matteo Sobrero am Ende dieser Primavera. Gut, das Ergebnis mit Platz zwölf beim 115. Mailand-Sanremo war keine Eilmeldung wert. Aber der italienische Neuzugang bei

16.03.2024Van der Poel lotst Philipsen auf den Primavera-Thron

(rsn) – Jasper Philipsen (Alpecin – Deceuninck) hat die 115. Ausgabe von Mailand-San Remo (1.UWT) gewonnen und seinen ersten Sieg in einem Monument gefeiert. Dabei profitierte der Belgier von der

14.11.2023Mohoric: Gravel-WM-Titel mehr wert als Sanremo-Sieg

(rsn) – Matej Mohoric (Bahrain Victorious) hat mit einer Aussage gegenüber dem britischen Magazin Rouleur den Straßenradsport-Romantikern mitten ins Herz gestochen. Der Slowene erklärte, dass er

21.03.2023Van der Poel klopfte vor seiner Attacke freundlich an

(rsn) – Mathieu van der Poels Angriff kurz vor dem Ortsschild von Poggio am gleichnamigen Anstieg war unwiderstehlich und bärenstark. Der Niederländer von Alpecin – Deceuninck ließ kurz vor der

19.03.2023An der Cipressa gingen bei den DSM-Rookies die Lichter aus

(rsn) – John Degenkolb (DSM) führte beim 114. Mailand-Sanremo (1.UWT) eine Rookie-Bande um Marius Mayrhofer ins Rennen – und erwies sich schließlich als der stärkste Fahrer eines Teams, das in

19.03.2023Sagans Abschiedstournee wird wohl keine Erfolgstour

(rsn) – Mailand-Sanremo (1.UWT) ist kein Sprinterklassiker mehr. Das Fazit, das sich nach dem ersten Monument der Saison bereits in den vergangenen Jahren ziehen ließ, hat sich auch bei der 114. Au

18.03.2023Starker Politt frustriert: “Zur falschen Zeit am falschen Ort“

(rsn) – Marco Haller und Nils Politt sind ein starkes Mailand-Sanremo (1.UWT) gefahren, am Ende aber stand für den deutschen WorldTour-Rennstall Bora – hansgrohe beim ersten Monument der Saison t

18.03.2023Ganna die neue Hoffnung der Tifosi auf Primavera-Sieg?

(rsn) – Erstmals seit fünf Jahren konnte sich wieder ein Fahrer aus Italien auf dem Podium von Mailand-Sanremo präsentieren. 2018 siegte Vinzenzo Nibali, nun fand der Hai von Messina mit dem Stun

18.03.2023Van der Poel nutzt am Poggio den richtigen Augenblick zum Sieg

(rsn) – Etwas ungläubig schlug sich Mathieu van der Poel auf den Helm, als er die Ziellinie von Mailand-Sanremo überquerte, nachdem er die letzten Meter zuvor schon jubelnd genießen konnte. Der 2

18.03.2023Van Aert: “Ich bedaure nicht, wie das Rennen gelaufen ist“

(rsn) - Die 114. Ausgabe von Mailand-Sanremo hat die Erwartungen erfüllt. Nach einem spannenden Finale entschied Mathieu von der Poel (Alpecin – Deceuninck) das erste Monument des Jahres in beeindr

17.03.2023Mohoric: “Ich habe noch ein paar Asse im Ärmel“

(rsn) - Mit Mailand-Sanremo steht am Samstag das erste Monument der Straßensaison auf dem Programm. radsport-news.com hat vor dem Start die Stimmen der Protagonisten zusammen getragen. Hier können

17.03.2023Degenkolb führt Rookie-Bande um Mayrhofer nach San Remo

(rsn) – Acht Jahre ist es her, dass John Degenkolb auf der Via Roma beide Arme in die Höhe riss und vor Titelverteidiger Alexander Kristoff mit Mailand-Sanremo (1.UWT) sein erstes Monument gewann.

Weitere Radsportnachrichten

15.12.2025Schlauer Roubaix-Plan und am Saisonende Radsport-Detox

(rsn) - Jonas Rutsch (Intermarché – Wanty) hat eine recht gute Saison hingelegt, das meinte der Profi aus dem hessischen Erbach selbst. “Ich habe stark angefangen im Frühjahr, war da wirklich au

15.12.2025Pogacar mit bewährten Kräften zur Mission fünfter Toursieg?

(rsn) - Tadej Pogacar befindet sich in einer komfortablen Situation: Neben seiner überragenden Klasse kann der zweimalige Weltmeister auch auf ein herausragend stark besetztes Team UAE – Emirates â

15.12.2025Die Radsport-News-Jahresrangliste der Männer 2025

(rsn) – Es ist inzwischen RSN-Tradition. Und auch wenn sich mit Christoph Adamietz der Vater der Idee vor einem Jahr aus unserem Autoren-Team verabschiedet hat, so soll diese Tradition fortgesetzt w

15.12.2025Welsford von Red Bull zu Ineos

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

15.12.2025Evenepoel zum fünften Mal Belgiens Sportler des Jahres

(rsn) – Red-Bull-Neuzugang Remco Evenepoel ist in seiner belgischen Heimat bereits zum fünften Mal als Sportler des Jahres ausgezeichnet worden. Der Doppel-Olympiasieger, der in einem Jahr mit Höh

15.12.2025Ferguson: Zwischen Übertraining, RED-S und Spitzenergebnissen

(rsn) – Besser als Cat Ferguson (Movistar) ist noch kaum eine Junioren-Weltmeisterin im Elite-Peloton angekommen. Die 19-jährige Britin gilt als riesiges Talent, fuhr gleich bei ihrem ersten WorldT

15.12.2025Auch nach Team-Aus: Reise auf der Straße wird weitergehen

(rsn) – Auch in ihrer siebten Saison beim Team Ceratizit fuhr Franziska Brauße zweigleisig auf Straße und Bahn - mit 41 Renntagen auf der Straße jedoch so intensiv wie nie zuvor in ihrer Karrier

15.12.2025Die Radsport-News-Jahresrangliste der Frauen 2025

(rsn) – Seit dem Jahr 2013 blicken wir am Ende der Straßenradsaison neben der Jahresrangliste der Männer auch auf das Jahr der Frauen mit entsprechendem RSN-Ranking zurück. Berücksichtigt werden

15.12.2025Hansen: “Die Fahrer werden gehört – ein gutes Zeichen“

(rsn) - Beim alljährlichen WorldTour-Seminar des Radsportweltverbandes UCI nahm das Thema Fahrersicherheit wieder größeren Raum ein. Adam Hansen, Chef der Fahrergewerkschaft CPA, zeigte sich im Ges

14.12.2025Del Toros Tour-Ziel 2026: “So viel und schnell wie möglich lernen“

(rsn) – Nach der schmerzhaften Niederlage gegen Simon Yates (Visma – Lease a Bike) im Finale des Giro d´Italia 2025 und einem fulminanten Herbst, in dem er bei den italienischen Klassikern von Si

14.12.2025Highlight-Video des Cross-Weltcups von Namur

(rsn) – Er kam, kämpfte und siegte: In einem packenden Duell hat Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) zu seinem Saisoneinstieg den Weltcup von Namur gewonnen. An der berühmten Zitadelle v

14.12.2025Von Krämpfen geplagt: Überrundeter Fahrer sorgt für Durcheinander

(rsn) – Ein Krampf fühlt sich nie sehr angenehm an. Kaum besser dürfte es für Vilmar Aastrup gemacht haben, dass sein Malheur beim Weltcup in Namur vom belgischen Fernsehen live und in aller Ausf

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Tour de Gyeongnam (2.2, KOR)