Italiener mit Paukenschlag zum Tirreno-Start

Nur Ganna im Auftaktzeitfahren schneller als Kämna

Von Sebastian Lindner

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Filippo Ganna (Ineos Grenadiers) hat das Auftaktzeitfahren von Tirreno-Adriatico gewonnen. | Foto: Cor Vos

06.03.2023  |  (rsn) - Mit einem Heimsieg für die Tifosi ist die 58. Austragung von Tirreno-Adriatico gestartet. Filippo Ganna (Ineos Grenadiers) entschied überlegen das 11,5 Kilometer lange Zeitfahren in Lido di Camaiore für sich und wiederholte damit seinen Sieg aus dem Vorjahr. Der zweimalige Weltmeister im Kampf gegen die Uhr profitierte dabei als einer der letzten Starter von einer abtrocknenden Strecke, nachdem teils starker Regen zuvor für schwierige Verhältnisse gesorgt hatte. Ganna war nach 12:28 Minuten im Ziel und legte dabei einen Schnitt von 55,3 km/h auf den Asphalt.

Platz zwei hinter dem 26-jährigen Italiener, der zur 2. Etappe im Blauen Trikot des Gesamtführenden antreten wird, sicherte sich mit 28 Sekunden Rückstand Lennard Kämna (Bora - hansgrohe). Drei weitere Sekunden hinter dem Deutschen Zeitfahrmeister landete Gannas Teamkollege Magnus Sheffield, der allerdings im Regen unterwegs war.

"Ich habe nur versucht, so schnell wie möglich zu fahren“, so der Tagesschnellste im Siegerinterview. “Vor zwei Tagen wusste ich noch nicht, was heute drin ist. Aber ich wollte das Maximum rausholen – auch für die italienischen Zuschauer." Es war der erste Saisonsieg für Ganna, der sowohl bei der Algarve-Rundfahrt als auch bei der Vuelta San Juan mehrmals auf dem Podium gelandet war und beide Rundfahrten auf Rang zwei beendet hatte. "Nach vielen Podestplätzen ist der Sieg sehr wichtig für mich und gibt auch für die Klassiker mir viel Selbstbewusstsein.“

Auch Kämna gab das unerwartet gute Ergebnis einen Schub. “Ich bin mehr als zufrieden, ich hätte vor dem Rennen niemals mit einem zweiten Platz gerechnet“, sagte der 26-Jährige am Teambus zu radsport-news.com. “Das ist eine super Ausgangsposition für das GC und ich werde jetzt alles daran setzen, so weit wie möglich vorne zu landen.“ Das teaminterne Ranking gegen Jai Hindley und Aleksandr Vlasov hat er jedenfalls zunächst für sich entschieden, beiden nahm er eine knappe halbe Minute ab. “Ich muss mal schauen, wo ich am Berg stehe, ich bin schon mal sehr zufrieden damit, dass es im Zeitfahren so gut läuft und ich freue mich jetzt einfach auf die Woche. Mal schauen, was dabei rauskommt“, fügte er an.

Während Kämna auf der 2. Etappe stellvertretend für Ganna im Trikot des Punktbesten an den Start geht, wird Sheffield das Leibchen für den besten Jungprofi auch als Führender in dieser Wertung tragen. Der US-Amerikaner war drei Sekunden schneller als sein Landsmann Brandon McNulty (UAE Team Emirates) und weitere fünf als sein niederländischer Teamkollege Thymen Arensman, die in der Tageswertung Fünfter und Sechster wurden.

So lief das Rennen:

11 Grad und Regen hielt das Wetter zum Start des Einzelzeitfahrens für die 174 Profis bereit. Als erster rollte Dylan Groenewegen (Jayco AlUla) von der Rampe, doch seine Bestzeit hatte keine Minute Bestand, der Niederländer wurde schließlich Etappenletzter. Dagegen durfte es sich Bruno Armirail (Groupama – FDJ) lange auf dem Hot Seat gemütlich machen. Auch Wout Van Aert (Jumbo – Visma), einer der nominell besten Zeitfahrer am Start, konnte da nicht mithalten. Der Belgier ließ es bei seinem Saisondebüt allerdings ruhig angehen.

Das galt nicht für Sheffield, der mit 12:59 Minuten als erster Fahrer unter der 13-Minuten-Marke blieb, die für fast alle Konkurrenten bis zum Ende nicht zu knacken war. Das schafften bei deutlich besseren Bedingungen – der Regen verzog sich und auch der Gegenwind im zweiten Teil des Rennens ließ etwas nach – nur noch Kämna und Ganna.

Das Profil des Auftaktzeitfahrens von Tirreno-Adriatico | Foto: RCS Sport

Zunächst toppte der Deutsche Zeitfahrmeister den Bestwert des jungen US-Amerikaners. Später setzte Ganna, der als viertletzter Starter nahezu auf trockenem Untergrund unterwegs war, noch einen drauf und pulverisierte Kämnas Zeit regelrecht.

Das Gros der Favoriten um den Gesamtsieg hingegen lieferte sich letztlich einen Kampf um Sekunden. Zwischen Primoz Roglic (Jumbo – Visma), Aleksandr Vlasov und Jai Hindley lagen lediglich zwei Sekunden. Lediglich Mikel Landa (Bahrain Victorious) und Adam Yates (UAE Team Emirates) kassierten mit bis zu 20 Sekunden auf die weiteren Favoriten deutlich mehr Rückstand.

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