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12.02.2023 | (rsn) – Während für den Gesamtsieg von Elisa Longo Borghini (Trek – Segafredo) auf der letzten Etappe der ersten UAE Tour Women (2.WWT) nichts mehr anbrannte, kam es in Abu Dhabi zum dritten Mal in dieser Woche zum Sprint-Duell zwischen Lorena Wiebes (SD Worx) und Charlotte Kool (DSM) – und zum zweiten Mal hatte dabei die einstige Anfahrerin das bessere Ende auf ihrer Seite.
Kool setzte sich an der Marina Mall nach 119 Kilometern mit einem unfreiwillig perfekt getimeten Sprint im Gegenwind souverän vor der Italienerin Chiara Consonni (UAE Team ADQ) und Wiebes durch.
"Es war ziemlich chaotisch. Wir wussten, dass wir recht lange würden warten müssen, aber trotzdem ist es nicht wirklich nach Plan gelaufen. Ich war etwas eingebaut und habe mir nur gesagt: Okay, warte, warte, warte, bis sich eine Lücke auftut. Das ist passiert und dann habe ich meinen Sprint gestartet. Glücklicherweise hat es zum Sieg gereicht", freute sich die 23-Jährige, die auch zu Rundfahrtbeginn in Dubai bereits gegen Wiebes gewonnen hatte.
Kool zum Auftakt, Kool zum Abschluss
Damals wurde der Eindruck noch dadurch getrübt, dass ihre Kontrahentin 3,8 Kilometer vor Schluss in einen Sturz verwickelt und im Endspurt daher nicht im Vollbesitz ihrer Kraft gewesen war. In Abu Dhabi nun aber gab es keine Ausreden mehr: Kool hatte es einfach besser und stärker gemacht.
"Wir haben die Woche gut begonnen und gut abgeschlossen. Ich bin wirklich sehr glücklich, dass wir es so zu Ende gebracht haben. Wir hatten als Team eine tolle Woche und das ist wie ein Traum – auch das Grüne Trikot mit nach Hause zu nehmen, ist wirklich etwas Besonderes", so Kool, die aber auch betonte, dass der Sprint eigentlich gar nicht so gelaufen war, wie im Vorfeld angedacht.
Am Start nämlich hatten sie und ihre Teamkolleginnen um Franziska Koch noch Video-Aufnahmen der letzten Ankünfte der Männer auf derselben Zielgeraden studiert. "Der Plan war eigentlich, früher zu starten", gab Kool zu. "Das konnte ich dann nicht, weil ich eben eingebaut war. Aber ich denke, mit dem Wind war es am Ende sowieso das perfekte Timing."
Longo Borghini feiert Gesamtsieg vor Realini und Persico
Während Kool über den Etappensieg und den Gewinn der Punktewertung jubelte, durften sich in der Gesamtwertung die Italienerinnen feiern lassen. Das gesamte Podium wurde durch sie besetzt: Elisa Longo Borghini gewann die Rundfahrt vor ihrer Trek-Teamkollegin Gaia Realini und Landsfrau Silvia Persico (UAE Team ADQ). Longo Borghini und Realini hatten bei der Bergankunft am Jebel Hafeet am Samstag der gesamten Konkurrenz mehr als eine Minute abgenommen.
"Das war ein Teamerfolg, wie der gestrige Tag gezeigt hat. Alle haben genau das getan, was sie tun mussten", freute sich Longo Borghini. "Das gibt mir einen großen Selbstvertrauensschub für die nächsten Rennen und es ist auch eine Ehre, die erste Auflage dieses Rennens gewonnen zu haben. Ich hoffe wirklich, dass das hier eine klassische Auftaktwoche im Februar werden kann, denn es ist eine sehr gute Vorbereitung für die Klassiker und auch ein sehr schönes und gut organisiertes Rennen."
Lippert Neunte, Ludwig 14. und Gill 20.
Liane Lippert (Movistar) beendete die UAE Tour als beste Deutsche auf Gesamtrang neun mit 2:35 Minuten Rückstand auf Longo Borghini. Die 25-Jährige hatte auf der Schlussetappe im Finale noch einmal gemeinsam mit Teamkollegin Emma Norsgaard attackiert und für Unruhe gesorgt, wurde aber nach wenigen Kilometern wieder zurückgeholt. Länger vor dem Peloton fuhr auf der Schlussetappe Aileen Schweikart (Laboral Kutxa Fundacion Euskadi), die zum Ausreißerinnen-Trio des Tages gehörte. Neben Lippert beendeten auch Hannah Ludwig (Uno-X / +4:26) und Nadine Gill (Ceratizit – WNT / +5:38) die Rundfahrt in den Top 20 der Gesamtwertung auf den Plätzen 14 und 20.
Während Longo Borghini das Rote Trikot der Gesamtsiegerin und Kool das Grüne Trikot der Punktbesten mit nach Hause nehmen durften, gewann Realini das Weiße Trikot der Nachwuchswertung und Canyon-SRAM-Neuzugang Agnieszka Skalniak-Sojka holte die Sonderwertung der Zwischensprints und damit das Schwarze Trikot. Die Teamwertung ging mit 3:07 Minuten Vorsprung vor Canyon-SRAM souverän an die Gastgeberinnen vom UAE Team ADQ.
So lief das Rennen:
Nach etwas mehr als fünf Kilometern bildete sich die dreiköpfige Gruppe des Tages mit der Deutschen Aileen Schweikart (Laboral Kutxa Fundacion Euskadi), der Schweizerin Petra Stiasny (Israel Premier Tech – Roland) und der Italienerin Iris Monticolo (Top Girls Fassa Bortolo). Das Trio fuhr auf den ersten 45 Kilometern des Rennens sechs Minuten Vorsprung heraus, bevor Monticolo den ersten Zwischensprint gewann.
Dann aber begann das Hauptfeld langsam, den Trend zu wenden und den Abstand Sekunde um Sekunde zu verringern. Schon 40 Kilometer vor dem Ziel waren am zweiten Zwischensprint, der erneut an Monticolo ging, nur noch 1:35 Minuten übrig. Kurz darauf sank der Abstand bereits auf eine halbe Minute. Doch dann nahm das Hauptfeld nochmal Tempo raus und ließ das Loch an der 25-Kilometer-Marke auf 1:30 Minuten anwachsen.
Lippert und Norsgaard attackieren im Finale
Als es 14 Kilometer vor dem Ziel nach einer Passage des Louvre Abu Dhabi über eine große Brücke in Richtung Innenstadt ging, lancierten im Anstieg hinauf auf die Brücke Lippert und ihre Movistar-Teamkollegin Emma Norsgaard eine Attacke zu zweit und sorgten dafür, dass Hektik aufkam. Das Peloton zog sich weit in die Länge und das Duo hatte schnell eine Lücke von fünf Sekunden. Doch ein Quartett mit Longo Borghini setzte nach und auf der anderen Seite der Brücke lief das Feld wieder zusammen. Durch die Beschleunigung aber endete auf der Brücke auch der Ausreißversuch der Schweikart-Gruppe.
Auf den letzten zehn Kilometern ging es geschlossen dem Ziel und dem erwarteten Massensprint entgegen. Den bereiteten SD Worx und DSM schließlich parallel vor: Wiebes-Anfahrerin Guarischi führte das Feld auf die letzten 400 Meter – mit Kool-Anfahrerin Pfeiffer Georgi an ihrem Hinterrad. Dahinter folgte Wiebes, doch Kool hatte etwas den Anschluss verloren.
Wiebes zu früh im Wind
Als Guarischi 300 Meter vor der Ziellinie ausscherte, drehte sich auch Georgi um und sah ihre Sprinterin nicht mehr – nur Wiebes direkt an ihrem Hinterrad. Anstatt der Konkurrentin den Spurt anzuziehen, scherte die Britin auch sofort aus und zwang Wiebes so, im Gegenwind schon knapp 250 Meter vor dem Zielstrich loszusprinten.
Kool war zu diesem Zeitpunkt noch einige Positionen dahinter eingebaut, fand gut 100 Meter vor Schluss aber neben Norsgaard eine Lücke und saugte sich dann an Wiebes heran, um auf den letzten 50 Metern an der langsamer werdenden SD-Worx-Sprinterin vorbeizuziehen und souverän mit mehr als einer Radlänge Vorsprung zu gewinnen. Auf den letzten Metern schlüpfte auch Consonni noch an Wiebes vorbei.
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