RSNplusRSN Rangliste, Platz 73: Michael Gogl

Nach Horrorsturz bei der Tour nun wieder voller Zuversicht

Von Christoph Adamietz

Foto zu dem Text "Nach Horrorsturz bei der Tour nun wieder voller Zuversicht"
Michael Gogl (Alpecin - Deceuninck) | Foto: Cor Vos

04.11.2022  |  (rsn) – Michael Gogl (Alpecin – Deceuninck) muss auf ein "schwieriges Radsportjahr" zurückblicken, wie er es gegenüber radsport-news.com bezeichnete. Außer seinem Sturz-Aus bei der Strade Bianche lief es im ersten Halbjahr beim Österreicher noch nach Plan. Die weiteren Ziele wurden dann aber durch einen folgeschweren Sturz bei der Tour de France durchkreuzt, weshalb der Klassikerspezialist 2022 keine Rennen mehr bestreiten konnte.

Die Klassikersaison bezeichnete Gogl aus Teamsicht als "sehr erfolgreich". So gewann Mathieu van der Poel die Flandern-Rundfahrt sowie Dwars door Vlaanderen und wurde Dritter bei Mailand-Sanremo. Gogl selbst stand bei allen drei Rennen am Start und machte nicht nur dort "einen super Job", wie er sagte. "Ich bin auf einem sehr hohen Level gewesen", ergänzte er.

___STEADY_PAYWALL___ Ein kleines eigenes Ergebnis erzielte der Helfer bei der schweren E3 Saxo Bank Classic (1.UWT), die er auf Rang 14 abschloss. Freie Fahrt hätte der 28-Jährige auch bei Strade Bianche gehabt, das er im Vorjahr noch auf Rang sechs beendet hatte. Doch bei der Fahrt über die Schotterpisten der Toskana wurde Gogl von einer Windböe erfasst und musste daraufhin das Rennen aufgeben. "Das war schon sehr enttäuschend“, gestand er.

Platz 14 beim E3 Saxo Bank Classic im März war Michael Gogls bestes persönliches Ergebnis 2022. | Foto: Cor Vos

Noch viel größer war die Enttäuschung nach seinem Sturz-Aus bei der Tour de France, als er auf der Kopfsteinpflasteretappe auf dem Weg nach Wallers-Arenberg nicht mehr ausweichen konnte, als Daniel Oss mit einem Zuschauer kollidierte. So ging Gogl heftig zu Boden und brach sich dabei das Becken, das Schlüsselbein und einen Rückenwirbel. "Ich habe den Sturz sehr bewusst erlebt, keine Erinnerungslücken und habe sofort gewusst, dass da der Hut brennt, wie man so schön sagt", blickte Gogl zurück.

"Unterm Trikot sah es nicht aus, wie es sollte"

Er habe zwar versucht, "die Realität zu verweigern" und probiert, sich trotz "höllischer Schmerzen" wieder in den Rennsattel zu schwingen. "Aber das waren nur drei Sekunden Optimismus. Ich habe probiert aufzustehen, aber das hat überhaupt nicht funktioniert. Die Ärztin vor Ort hat unter mein Trikot geschaut und da hat es nicht mehr so ausgesehen, wie es hätte ausschauen sollen. So war gleich klar, dass etwas Schlimmes passiert ist", so Gogl, der mittlerweile aber die Reha abgeschlossen hat.

Gemeinsam mit Kapitän Mathieu van der Poel feierte Michael Gogl in diesem Jahr viele Erfolge als Team. | Foto: Cor Vos

"Die Reha verlief sehr gut. Ich bin super betreut worden am Olympiastützpunkt in Linz bei mir zu Hause. Ich habe den Rest der Saison alles investiert was ging, jeden Tag habe ich Programm gemacht und bin auch mit dem Wissen in meine kurze Saisonpause gegangen, dass ich soweit wieder hergestellt bin. Und auf das Fundament des Gesundseins kann ich aufbauen. Ich bin zuversichtlich, dass ich wieder der Alte werde", erklärte Gogl nun am Saisonende.

Die Frage, ob er nun rückblickend dafür plädiere, keine Kopfsteinpflasteretappen mehr bei der Tour im Programm zu haben, fand Gogl "schwierig zu beantworten". Bis zum Moment seines Sturze habe er die Etappe "ziemlich cool gefunden". Er habe gut im Rennen gelegen und sei mit Jasper Philipsen vorne in der ersten Gruppe gefahren. 

Der Sturz sei letztlich passiert, weil "falsche Entscheidungen" getroffen worden seien. So sei etwa der eigentlich sehr klassikererfahrene Daniel Oss viel zu weit auf der rechten Seite gefahren. "Da kann man einfach nicht fahren", so Gogl, der aber auch die Zuschauer nicht von Schuld freisprechen wollte. "Die Zuschauer waren in dem Moment auch nicht konzentriert und sprangen nicht zur Seite", sagte er. So kam es schließlich zur Kollision, die auch Gogl zu Boden brachte.

Kritik am Kopfsteinpflaster bei der Tour

Aber schon zuvor sei es auf der Etappe chaotisch gewesen, "Meiner Meinung nach ist es für einen Klassementfahrer echt mühsam, durch so eine Etappe durchzukommen. Wir sind aber eben moderne Gladiatoren und ich glaube, die Schlagzeilen und die Bilder der diversen Stürze, die gingen durch die Medien und das ist auch der Grund, warum sie im Programm sind. Es lässt sich einfach blendend verkaufen. Das wird auch immer wieder passieren", meinte er und fügte an: 

"Wenn ich beim richtigen Paris-Roubaix am Start bin, dann weiß ich, was auf mich zukommt. Bei der Tour hast du aber keine andere Wahl, auch wenn du das eigentlich gar nicht fahren möchtest. Es gehört zum Radsport, aber es herrscht auf diesen Etappen Chaos, da ist die Sensationslust schon sehr groß", fand Gogl klare Worte.

Seinen Blick möchte er aber nun vor allem in die Zukunft richten. "Ich möchte auf das alte Level zurückkehren, beziehungsweise noch besser zu werden", sagte er. Als erste Ziele für 2023 rief er wieder die Frühjahrsklassiker aus. "Strade Bianche habe ich mir dick angestrichen", so Gogl, der sich insgesamt freut "wieder zur Arbeit zurückkehren und auf meine Ziele hinarbeiten" zu können.

Mehr Informationen zu diesem Thema

27.12.2022Fahrer des Jahres 2022: Küng freut sich über Strassacker-Trophäe

(rsn) – Eine Woche hatte Stefan Küng zuhause, bevor sich der Schweizer von Frauenfeld wieder verabschieden musste, um am heutigen Dienstag die nächste Trainingslager-Reise in Angriff zu nehmen.

19.12.2022Die Radsport-News-Jahresrangliste 2022 im Überblick

(rsn) – Auch in diesem Jahr hat Radsport News wieder mit Hilfe eines eigens dafür erstellten Punkteschlüssels den besten Fahrer des deutschsprachigen Raumes ermittelt. In unserer Rangliste 2022 fi

19.12.2022Ein Super-Jahr trotz zwei schmerzhafter Niederlagen

(rsn) – 2022 war das Jahr des Stefan Küng (Groupama - FDJ). Im Juni feierte der Schweizer die Geburt seines ersten Sohnes Noé und sportlich lief es über die gesamte Saison hinweg glänzend. Küng

18.12.2022Eine Hüft-OP ebnete den Weg zurück auf die Siegerstraße

(rsn) – Ein ganz großer Sieg wie beim Flèche Wallonne oder der Tour-Etappe in Sarran im Jahr 2020 sprang in dieser Saison zwar nicht für ihn heraus, doch mit insgesamt vier ersten Plätzen bei kl

17.12.2022Vom ersten bis zum letzten Rennen Leistung abgerufen

(rsn) – In seinem zweiten Profijahr gelang Mauro Schmid zwar kein Coup wie 2021, als er eine Etappe des Giro d‘Italia gewann. Doch bei seinem neuen Team Quick-Step Alpha Vinyl machte der Schweizer

16.12.2022Bester Deutscher trotz zwei Mal Corona und Nahtoderlebnis

(rsn) – Trotz zweier Coronaerkrankungen und eines schweren Trainingssturzes, der ihn mehrere Wochen außer Gefecht setzte, konnte Max Walscheid (Cofidis) 2022 so viele Punkte für die Jahresranglist

15.12.2022In der Romandie geglänzt, bei der Tour tragischer Held

(rsn) – Er war der tragische Held der Tour de France – nicht nur aus deutscher Sicht, sondern auch für die internationalen Fans: Simon Geschke (Cofidis) kämpfte bis zur letzten Bergetappe wacker

14.12.2022Zunächst konstant stark, dann von Corona ausgeknockt

(rsn) - Auch wenn ihm in der Saison 2022 deutlich weniger Siege gelangen als noch im vergangenen Jahr, so wusste Phil Bauhaus (Bahrain Victorious) mit einer deutlichen Leistungssteigerung zu beeindru

13.12.2022Nach den Klassikern aus dem Loch herausgearbeitet

(rsn) – Auch wenn er im Frühjahr wegen Krankheiten nicht die gewünschten Ergebnisse einfahren konnte und im Sommer bei der Tour de France leer ausging, fällt Nils Politts Saisonbilanz positiv aus

12.12.2022Nach langem Leidensweg Befreiungsschlag in der Schweiz

(rsn) – Es war eine der beeindruckendsten Triumphfahrten der gesamten Saison 2022: Als Bob Jungels (AG2R Citroën) am 10. Juli durch die Schweiz rauschte und in Chatel am Rande des Skigebiets Les Po

11.12.2022Immer wenn er fit war, kam etwas dazwischen

(rsn) – Nach fünf Jahren bei Bora – hansgrohe und der großen Enttäuschung über die verpasste Tour de France 2021 entschied sich Pascal Ackermann für einen Tapetenwechsel und heuerte bei UAE

10.12.2022Die Beständigkeit in Person

(rsn) – Der Wechsel von DSM zu Movistar hat sich für Max Kanter gelohnt. Der 25-Jährige muss zwar weiter auf seinen ersten Sieg warten, doch mit 29 Top-Ten-Resultaten war er der beständigste Erge

Weitere Radsportnachrichten

28.11.2025Sixdays-Legende kehrt zurück: Levy startet in Berlin

(rsn) – Rund drei Jahre nach seinem Abschied vom Berliner Sechstagerennen kehrt Maximilian Levy nochmals auf die Bahn zurück. Der gebürtige Berliner wird bei der nunmehr unter dem Namen Sixdays We

28.11.2025Intermarché-Lotto-Fusion: Trotz Verzögerungen auf gutem Weg

(rsn) – Am 15. Dezember wird der Radsportweltverband UCI die Namen derjenigen Teams veröffentlichen, die für die den nächsten Dreijahreszyklus (2026 – 2028) mit WorldTour-Lizenzen ausgestattet

28.11.2025Auch Flanders Classics gegen ein allgemeines Eintrittsgeld

(rsn) – In der Diskussion um einen mögliches Eintrittsgeld bei Radrennen hat sich nun auch Flanders Classics zu Wort gemeldet. Wie bereits der Radsportweltverband UCI und die ASO reagiert der Veran

28.11.2025Intermarché verabschiedet Girmay mit emotionalem Video

(rsn) – Alle Zeichen deuteten schon seit einiger Zeit daraufhin, dass Biniam Girmay nach der Fusion von Intermarché – Wanty und Lotto nicht zum neuen Aufgebot gehören wird. Der Eritreer selbst h

28.11.2025Äthiopische WM-Siebte Kahsay Kiros zum Canyon-Nachwuchsteam

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

28.11.2025Einer geschmeidigen Saison folgt nun die Masterarbeit

(rsn) - Neues Jahr, neues Team – das war in der Vergangenheit bei Miguel Heidemann nur allzu oft der Fall. Ungewollt, freilich. Und so auch im letzten Winter. Erst im Februar war er bei Rembe – ra

28.11.2025Die Radsport-News-Jahresrangliste der Männer 2025

(rsn) – Es ist inzwischen RSN-Tradition. Und auch wenn sich mit Christoph Adamietz der Vater der Idee vor einem Jahr aus unserem Autoren-Team verabschiedet hat, so soll diese Tradition fortgesetzt w

27.11.2025Mit guten Beinen in Kigali zu WM-Silber

(rsn) – Auf der Liste mit den großen Überraschungen des Jahres 2025 muss Jan Huber (Remax Racingteam) unbedingt vermerkt sein. Denn der 20-jährige Schweizer war vor der Saison ein unbeschriebenes

27.11.2025In Abu Dhabi künstlicher Anstieg zu Pogacars Gunsten?

(rsn) – Wer gedacht hat, dass die Straßen-WM in Abu Dhabi 2028 zu einer Angelegenheit für die Sprinter werden würde, könnte sich getäuscht haben. Wie die spanische Sportzeitung Marca in Erfahru

27.11.2025Hat Lipowitz bereits Langzeitvertrag bei Red Bull unterschrieben?

(rsn) – Wie die belgische Zeitung Het Laatste Nieuws berichtete, bemühe sich das ab 2026 mit deutscher Lizenz ausgestattete Team Lidl – Trek um eine Verpflichtung von Florian Lipowitz zur Saison

27.11.2025Del Toro Mexikos Sportler des Jahres

(rsn) – Isaac Del Toro ist in Mexiko zum Sportler des Jahres gewählt worden. Der Profi von UAE – Team Emirates – XRG feierte in der abgelaufenen Saison nicht weniger als 18 Siege, nur sein Team

27.11.2025“Schwer erkrankt“: Lefevere mehr als drei Wochen in der Klinik

(rsn) – Der langjährige Soudal-Quick-Step-Teammanager Patrick Lefevere war nach eigenen Worten “schwer erkrankt“ und musste 24 Tage im AZ Delta Krankenhaus in Roeselare verbringen. Wie der Belg

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Tour de Gyeongnam (2.2, KOR)