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21.09.2022 | (rsn) – Drei Tage, nachdem er in Wollongong den WM-Titel im Einzelzeitfahren um drei Sekunden verpasst hatte, wurde Stefan Küng mit der Schweiz Weltmeister in der Mixed-Steffel. Zusammen mit Stefan Bissegger, Mauro Schmid, Elise Chabbey, Marlen Reusser und Nicole Koller verwies der 28-Jährige nach 28,2 Kilometern Italien mit Filippo Ganna, Matteo Sobrero, Edoardo Affini, Vittoria Guazzini, Elena Checchini und Elisa Longo Borghini mit drei Sekunden Vorsprung auf den zweiten Rang.
Bronze ging mit 38 Sekunden Rückstand an Australien mit Luke Durbridge, Michael Matthews, Luke Plapp, Alexandra Manly, Georgia Baker und Sarah Roy. Titelverteidiger Deutschland verpasste das Podium um acht Sekunden und belegte Rang vier. Ein Drama spielte sich um die Niederlande ab, die nach einem Radwechsel bei Bauke Mollema und einem Sturz von Annemiek van Vleuten ins Hintertreffen gerieten und dennoch den fünften Platz belegten.
“Wir sind ein kleines Land, aber eine große Radsportnation, vor allem im Zeitfahren. Wir haben das heute gerockt, wir haben einen tollen Teamgeist“, kommentierte Küng im Ziel-Interview den Triumph. “Mit Stefan Bissegger bin ich auch schon viel auf der Bahn gefahren. Ich weiß, wie ich an seinem Hinterrad fahren muss. Mein Job war es, vor allem dran zu bleiben“, erzählte Schmid. “Zum Glück hatten wir das Motorrad Küng dabei, er war wirklich sehr stark“, lobte Bissegger den Vize-Weltmeister.
Schweizer Taktik: "Schnell losfahren und schnell ankommen"
Nachdem die Männer Bestzeit auf ihrem Teilstück erzielt hatten, büßten die Frauen im Ziel noch sieben von ursprünglich zehn Sekunden Vorsprung auf Italien ein. “Unsere Strategie war es, schnell loszufahren und schnell anzukommen, das ist immer ein guter Plan“, lachte Reusser. “Es war nicht witzig, hinter Marlen fahren zu müssen“, sagte Chabbey zur Leistung ihrer Teamkollegin, die den Großteil der Arbeit verrichtete und im Finale den Anschluss einbüßte. “Es ist fantastisch, dass ich die Chance habe, hier zu sein, denn ich komme nicht echt von der Straße“, meinte Koller, die wie schon 2021 bei der WM in Flandern erneut eine beeindruckende Leistung zeigte. “Wir sind alle sehr dankbar und werden weiter an uns arbeiten“, fügte die Mountainbikerin an.
Das deutsche Team ging zwar als Titelverteidiger ins Rennen, ohne Tony Martin, Max Walscheid sowie Lisa Brennauer und Lisa Klein fehlten aber die Erfolgsgaranten des vergangenen Jahres. So gehörten Jannik Steimle, Nikias Arndt, Miguel Heidemann, Mieke Kröger, Liane Lippert und Romy Kasper nicht zu den Favoriten, konnten mit dem vierten Platz dennoch überzeugen.
 “Wir waren drei wirklich starke Fahrerinnen und hatte Beine, die für das Podium hätten reichen können. Aber einige Sachen sind schief gegangen“, meinte die Lippert dann aber durchaus selbstkritisch im Ziel. “Unser Zeitfahren war nicht sehr gleichmäßig. Wir müssen uns das nochmal ansehen. Wir haben sicherlich auch Zeit verloren, weil unser zwischen uns immer mal wieder Lücken entstanden sind. Wir waren nicht gut genug aufeinander abgestimmt“, fügte die Deutsche Meisterin an.
Mit Brennauer und Klein hatte Kröger im vergangenen Jahr ein überragendes Trio gebildet, diesmal war die Zusammenstellung weniger harmonisch. “Wir sind verschiedene Fahrertypen. Mieke ist eine echte Zeitfahrerin und sehr gleichmäßig. Ich bin eher eine Puncheurin, das ist eine gefährliche Kombination. Für mich ging es dann manchmal etwas zu schnell und deswegen entstanden manchmal Lücken“, erklärte Lippert.
Oranje erlebt ein Desaster
Desaströs lief es für die Niederländer. Bauke Mollema hatte kurz nach dem Start Kettenprobleme und musste sein Rad wechseln, so dass Mathieu van der Poel und Daan Hoole fast die gesamte Strecke zu zweit absolvieren mussten. “Ich fahre immer SRAM. Heute war das erste Mal, dass so was dieses Jahr passiert ist. Das ist Pech im schlechtesten Moment“, sagte Mollema dem niederländischen Journalisten Thijs Zonneveld.
Doch es kam noch schlimmer für Oranje. Nachdem das Männerduo die drei Frauen noch in Schlagdistanz ins Rennen geschickt hatten, verlor Annemiek van Vleuten kurz nach Verlassen der Startrampe offensichtlich ebenfalls in Folge eines Defekts die Kontrolle über ihre Zeitfahrmaschine und kam heftig zu Fall.
“Als wir zum Start kamen, hörten wir schon, dass die Männer sehr früh im Rennen Pech hatten. Wir wollten das Beste draus machen, denn die Jungs sind gut gefahren Dann ist Annemiek gleich gestürzt. Ich hoffe, es geht ihr gut“, so Riejanne Markus, die mit Ellen van Dijk die Strecke ebenfalls zu zweit zurücklegen musste. Mit 52 Sekunden Rückstand wurden die Niederlande noch Fünfter, Bronze verpasste das Quartett um 14 Sekunden.
So lief das Rennen:
Insgesamt 16, aus je drei Männern und Frauen bestehende Teams hatten zum Zeitfahren auf den beiden 14,1 Kilometer langen und mit einem Anstieg versehenen Runden um Wollongong gemeldet. Zwischenzeiten wurden nach 7,1km, 14,1 km und 21,1km genommen.
Die aus dem zweiten der vier Blocks gestartete australische Auswahl um Michael Matthews und Georgia Baker erzielten mit 34:25 Minuten eine Bestzeit, die bis zum letzten Block - bestehend aus Schweiz, Italien, Niederlande und Titelverteidiger Deutschland - nicht unterboten wurde. Am nächsten an das heimische Team heran kamen noch die überraschende dänische Mannschaft und Frankreich um Remi Cavagna und Juliette Labous mit jeweils 20 Sekunden Rückstand.
Die niederländischen Männer büßten kurz nach dem Start Bauke Mollema ein, der wegen eines technischen Problems an der Kette das Rad wechseln musste. Besser lief es bei den Schweizern, deren Männer-Trio nach 14,1 Kilometern eine neue Bestzeit erzielte, die auch Italien um elf Sekunden verpasste. Für die Niederlande kam es nach der “Staffelübergabe“ aber noch viel schlimmer, als van Vleuten nach nur wenigen Metern die Kette absprang, wodurch die Zeitfahr-Olympiasiegerin das Gleichgewicht verlor und heftig stürzte.
Die hinter ihr positionierte Zeitfahr-Weltmeisterin van Dijk konnte nur sich nur mit Mühe auf dem Rad halten und ihr Rennen fortsetzen. Mit Riejanne Markus hatte sie auf den folgenden 14,1 Kilometern nur eine Begleiterin an ihrer Seite. Van Vleuten dagegen wurde mit einer offensichtlichen Knieverletzung humpelnd aus dem Startbereich geführt.
Italien verpasst nach starkem Finale Gold nur knapp
Die als letztes Team gestarteten deutschen Männer übergaben nach ihrer Runde auf Position sechs und mit 23 Sekunden Rückstand auf die Bestzeit an die Frauen. Am dritten Zwischenmesspunkt nach 21,1 Kilometern hatten die Italienerinnen acht Sekunden auf die Schweiz aufgeholt. Bei den Eidgenossinnen kamen mit Koller und Chabbey auch nur noch zwei Fahrerinnen zusammen zum Ziel, wogegen die WM-Dritte Reusser den Anschluss verloren hatte.
Die Schweiz verbesserte die australische Zeit um gleich 38 Sekunden und setzte sich an die Spitze. Das italienische Frauenduo konnte die Aufholjagd im letzten Sektor nicht fortsetzen und beendete das Rennen drei Sekunden hinter der Schweiz, die damit als Weltmeister feststand.
Spannend wurde es noch im Kampf um Bronze, denn die deutschen Frauen hatten sich bei der Zwischenzeit an Dänemark und Frankreich vorbeigeschoben und lagen quasi zeitgleich hinter Australien auf Position vier. Nachdem Kasper im Finale die Segel streichen musste, wurde auch die Aufholjagd der deutschen Frauen gebremst. Im Finale hatte Kröger, die zuvor am meisten gearbeitet hatte, große Probleme, der starken Lippert zu folgen. Australien verteidigte schließlich den Bronzerang mit acht Sekunden Vorsprung auf die entthronten Vorjahressieger.
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