Denk: “Beide bekommen ihre Chance“

Schachmann und Kämna bald Kapitäne in einer Grand Tour

Von Joachim Logisch aus Kopenhagen

Foto zu dem Text "Schachmann und Kämna bald Kapitäne in einer Grand Tour"
Ralph Denk ist der Teamchef bei Bora - hansgrohe. | Foto: Cor Vos

02.07.2022  |  (rsn) - In kurzer Zeit hat sich Bora – hansgrohe zu einem Team entwickelt, das Rundfahrten gewinnen kann. Davon zeugen die Siege in diesem Jahr beim Giro d’Italia (Jai Hindley), der Romandie- (Sergio Higuita) und der Katalonien-Rundfahrt (Aleksandr Vlasov) und Platz zwei bei der Tour de Suisse (Higuita). Nun schickt sich der deutsche Rennstall an, bei der Tour de France nach den Sternen zu greifen.

Denn spätestens nach dem Triumph in Italien sind die Raublinger interessant für große deutsche Sponsoren geworden. "Nach dem Giro-Sieg haben zumindest ein paar Firmen angerufen und nachgefragt, wie Profiradsport funktioniert und in welchen Regionen man sich bewegt. Bei unseren Sponsoren Bora, hansgrohe und Specialized denkt man auch über die langfristige Zukunft nach. Das hat uns schon sehr gefreut“, gestand Denk den Medien gutgelaunt während des Auftaktzeitfahrens in Kopenhagen.

"Ich hoffe, wir können irgendwann mal die eine oder andere positive Nachricht raushauen. Zuvor bin ich aus vielen Sponsorengesprächen mit der Geschwindigkeit und Euphorie rausgeflogen, mit der ich rein bin“, schilderte er die harten Zeiten während des Aufbaus seines Rennstalls, der 2010 unter dem Namen NetApp begann. Denk: "Das hat sich in den letzten Wochen schon ein bisschen gedreht. Das gibt Extramotivation und deshalb wollen wir hier auch gut fahren."

Ziel ist es, Kapitän Vlasov in die Nähe des Podiums oder sogar darauf zu bringen. Sozusagen als erster Schritt, um dann auch den großen Triumph in Paris zu landen. Denk träumt davon, das mit einem deutschen Profi zu schaffen. Doch ein geeigneter Kandidat ist nicht in Sicht. Emanuel Buchmann traut der Raublinger das nicht zu. Denk: "Emu fährt stark. Wir sind froh, ihn zu haben. Das Podium könnte er schaffen. Als potenziellen Grand Tour-Gewinner sehe ich ihn aber nicht."

Zwei deutsche Kandidaten mit Potenzial

Mit Maximilian Schachmann und Lennard Kämna hat er die beiden im Moment wohl größten Rundfahrt-Talente unter Vertrag. Doch Denk schränkt ein: "Max hat noch nicht bewiesen, dass er drei Wochen auf dem höchsten Niveau fahren kann, Lenny auch noch nicht. Bei beiden schlummert vielleicht ein Stück weit das Potenzial, das wir vielleicht demnächst mal ausprobieren werden. Beide haben sich diese Chance verdient“, machte er beiden Hoffnung, irgendwann als Kapitäne in eine Grand Tour starten zu dürfen.

Andere Anwärter sieht Denk aber im Moment nicht. "Ich sehe keinen um die Ecke kommen, der sich da mega aufdrängt. Marco Brenner kennen wir sehr gut, aber er hat auch nicht so eingeschlagen, wie er es sich selbst erhofft hatte."

Der Manager glaubt auch zu wissen, warum es an deutschen Sieganwärtern mangelt. Denk: "Uns fehlt enorm in der Breite. Es gibt zu wenig Radrennen, zu kleine Teilnehmerfelder. Es sind im Becken nicht allzu viele Fische drin. Das ist in anderen Ländern anders. Der Verband (BDR, d. Red.) muss mit der Politik Lösungen finden, damit man auch wieder relativ einfach Straßenrennen veranstalten kann, etwa vereinfachte Genehmigungsprozesse. Der BDR hat es schon erkannt, aber ein Stück weit fehlt ihnen vielleicht auch das Gehör der Politik."

Von Ineos abgekupfert

Denks Ziel ist, dass "die besten deutschen Radsportler für Bora – hansgrohe fahren." Doch er betonte: "Ich möchte keine Nationalmannschaft haben. Unsere Sponsoren verkaufen international, da ist es schön, wenn man auch internationale Fahrer hat." Auf dem Weg zu Rundfahrt-Team hat sich Bora – hansgrohe einiges bei Ineos Grenadiers, dem erfolgreichsten Rennstall der letzten Jahre, abgeschaut. Weil das auch die Konkurrenten wie Jumbo – Visma und UAE gemacht haben sind die Briten längst nicht mehr so dominant wie früher.

Denk: "Wir haben alle von Ineos gelernt und beschäftigen uns mehr mit Details. Wir können Ineos aber ein Stück weit dankbar sein, dass sie so ein Wettrüsten losgetreten haben. Es gibt doch noch ein paar andere Parameter als trainieren, essen und schlafen. Wir sind stolz, dass wir oben dabei sind. Wir müssen schauen, dass wir die wirtschaftliche Lücke schließen. Wir haben bei weitem nicht so viel Geld wie Ineos oder UAE."

Er glaubt, dass die beiden Spitzenmannschaften bis zu 50 Millionen im Jahr zur Verfügung haben. Denk: "Davon sind wir noch weit, weit entfernt." Bora konnte trotzdem aufschließen, weil Denk den eigenen Angaben nach, die finanziellen Mittel intelligent einsetzt. Sein Motto: "Wir gönnen uns keinen Luxus. Lieber keine Alu-Felgen an den Autos, dafür ein Tag mehr im Höhentrainingslager."

Mehr Informationen zu diesem Thema

07.07.2023Pech mit der Kette bringt Cavendish um den Rekordsieg

(rsn) – Es hat nicht viel gefehlt, um das Märchen perfekt zu machen. Am 7. Juli 2007 gab Mark Cavendish, damals noch im Trikot von T-Mobile, sein Debüt der Tour de France. Den Prolog in London bee

12.06.2023Van Aert kritisiert Netflix-Serie: “Zielt auf Aufreger ab“

(rsn) – Am vergangenen Donnerstag ist die von vielen Fans lange erwartete Netflix-Serie ´Tour de France: Unchained´ veröffentlicht worden, die hinter die Kulissen der Frankreich-Rundfahrt 2022 bl

02.03.2023Trailer zur Netflix-Serie über die Tour de France veröffentlicht

(rsn) – Den Titel, “Tour de France: Unchained“, hatte Netflix bereits vor einigen Tagen veröffentlicht. Jetzt folgte auch der erste Trailer zu der Doku-Serie, die aus acht Teilen bestehen und v

16.12.2022Sagan hat van Aert noch nicht vergeben

(rsn) – In einem Gespräch mit der italienischen Sportzeitung Gazzetto dello Sport hat Peter Sagan (TotalEnergies) deutlich gemacht, dass er Wout van Aert (Jumbo – Visma) noch nicht für dessen ve

23.11.2022Aktivisten der “Letzten Generation“ bekommen 500-Euro-Strafe

(rsn) – Dreimal kam das Peloton bei der Tour de France 2022 aufgrund von Protesten durch Klima-Aktivisten und Klima-Aktivistinnen kurz zum Stillstand: Zunächst auf der 10. Etappe auf dem Weg nach M

17.11.2022Pogacar: “Evenepoel ist vielleicht sogar stärker als ich“

(rsn) – Mit nicht weniger als 16 Siegen war Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) auch im Jahr 2022 eine der dominierenden Figuren des Radsports. Der 24-jährige Slowene gewann bedeutende Eintagesrennen

03.11.2022CAS bestätigt Quintanas Tour-Disqualifikation

(rsn) - Der Internationale Sportgerichtshof CAS hat die Entscheidung des  Radsportweltverbands UCI bestätigt, der Nairo Quintana (Arkea – Samsic) nachträglich von der Tour de France 2022 disquali

29.08.2022Geschke: “Jedes Bergtrikot am Straßenrand motivierte mich“

(rsn) - Ganz allein erreichte Simon Geschke, der Kapitän der Deutschen Nationalmannschaft, das Ziel der finalen 4. Etappe in Stuttgart. Der Freiburger kam 7:07 Minuten nach Tagessieger Pello Bilbao (

13.08.2022Von Corona genesen: Froome und Woods starten bei Vuelta

(rsn) – Sowohl Chris Froome als auch Teamkollege Michael Woods haben sich von ihrer Corona-Infektion erholt, die sie sich bei der Tour de France zugezogen hatten. Die beiden Fahrer von Israel - Prem

05.08.2022Zwei Wochen vor Vuelta-Start: Roglic trainiert wieder

(rsn) – Zwei Wochen vor dem Start der Vuelta a Espana hat Primoz Roglic wieder das Straßentraining aufgenommen. Der dreimalige Gesamtsieger der Spanien-Rundfahrt war auf der 5. Etappe der Tour de

31.07.2022Van Vleuten auf völlig anderem Level - wie geht das?

(rsn) – Der Solo-Coup von Annemiek van Vleuten (Movistar) auf der Königsetappe der Tour de France der Frauen hat bei den Beobachtern einmal mehr für große Augen und offene Münder gesorgt. Die 3

31.07.2022Von einem “toten Fisch“ und völlig leergefahrenen Körpern

(rsn) – Die Königsetappe der Tour de France der Frauen hat für riesige Abstände unter den Protagonistinnen gesorgt. Annemiek van Vleuten (Movistar) scheint ihren Gesamtsieg schon vorzeitig perfek

Weitere Radsportnachrichten

01.04.2025Red Bull verzichtet bei Dwars door Vlaanderen auf Lazkano

(rsn) – Die im Winter runderneuerte Klassikerfraktion von Red Bull – Bora – hansgrohe kommt einfach nicht in Schwung. Stellvertretend dafür steht der mit vielen Vorschlusslorbeeren zu den Raubl

01.04.2025Pedersen auch bei der Ronde-Generalprobe nicht zu stoppen?

(rsn) – Als es beim letztjährigen Dwars door Vlaanderen knapp 70 Kilometer vor dem Ziel zu einem Massensturz kam, verletzten sich mit Wout van Aert (Visma-Lease a Bike), Mads Pedersen, Jasper Stuyv

01.04.2025CIC-Mont Ventoux muss wie bereits im Vorjahr abgesagt werden

(rsn) – Zum zweiten Mal in Folge wird die CIC-Mont Ventoux (1.1) nicht stattfinden können. Bereits im Januar hatten die Organisatoren des französischen Eintagesrennens mit Ziel am legendären Mont

01.04.2025Buchmann liegt im Plan, aber zur Topform fehlt noch ein Stück

(rsn) – Auf Platz 22 beendete Emanuel Buchmann seine Premiere bei der Katalonien-Rundfahrt. Damit befand sich der Cofidis-Neuzugang in guter Gesellschaft zwischen den beiden Visma-Routiniers Wilco K

31.03.2025Tudor auch zum Giro, Q36.5 gibt sein Grand-Tour-Debüt

(rsn) – Kurz nach der Entscheidung des Radsportweltverbands UCI, dass die Veranstalter in der großen Landesrundfahrten in diesem Jahr jeweils drei statt zwei Wildcards verteilen dürfen, hat am Mon

31.03.2025“Großvater“ Kristoff landete fast nochmal auf dem Podium

(rsn) – Zwei Monumente konnte Alexander Kristoff (Uno-X Mobility) in seiner Karriere schon gewinnen, aber auch bei Gent-Wevelgem in Flanders Fields war der mittlerweile 37-jährige Norweger schon e

31.03.2025Jakobsen muss unters Messer und steht vor langer Zwangspause

(rsn) – Spätestens nach der Saison 2022 schien der Horror-Sturz von Fabio Jakobsen (Picnic - PoostNL) aus der Polen-Rundfahrt aus dem Jahr 2020 endgültig vergessen, der heute 28-Jährige fuhr mit

31.03.2025Tudor, TotalEnergies und Uno-X bekommen die Tour-Wildcards 2025

(rsn) – Kaum hat die UCI die Bestätigung einer möglichen dritten Wildcard für die Grand Tours im Jahr 2025 bekanntgegeben, ist auch die ASO als Veranstalterin der Tour de France nun bereits vorge

31.03.2025Wiebes‘ unglaubliche Statistiken: Die Zahlen hinter der “100“

(rsn) – Ihren ersten UCI-Sieg feierte Lorena Wiebes im Jahr 2018. Das war damals im Mai beim Dorpenomloop in Aalburg, einem Rennen, das heute nicht mehr ausgetragen wird. Damals war sie 19 Jahre alt

31.03.2025UCI bestätigt Erweiterung der Grand-Tour-Pelotons auf 23 Teams

(rsn) – Nachdem sich das Professional Cycling Council (PCC) bereits für ein zusätzliches 23. Team bei den Grand Tours ausgesprochen hatte, hat nun auch das UCI Management Komitee die Entscheidung

31.03.2025Kool schafft bei Gent-Wevelgem den Befreiungsschlag

(rsn) – Auch wenn die Weltklasse-Sprinterin Charlotte Kool (Picnic – PostNL) beim überlegenen Sieg von Lorena Wiebes (SD Worx – Protime) bei Gent-Wevelgem (1.UWT) chancenlos aussah, war die 25-

31.03.2025Keßler holt dritten Platz auf Schlussetappe der Olympia´s Tour

(rsn) - Für die Teams Lotto – Kern Haus – PSD Bank und Rembe – rad-net ist mit unterschiedlichen Gefühlen eine insgesamt erfolgreiche Olympia´s Tour zu Ende gegangen und Run & Race - Wibatech

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine