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26.08.2021 | (rsn) – Mit einer großen personellen Überraschung wartet Bike Aid zur am Donnerstag beginnenden Deutschland Tour (2.Pro) auf. Das saarländische Kontinental-Team nahm kurzfristig den Algerier Azzedine Lagab unter Vertrag. Lagab ist einer der beiden Fahrer, die im Zeitfahren der Olympischen Spiele von BDR-Sportdirektor Patrick Moster als “Kameltreiber“ beleidigt worden waren. Bike Aid will mit der Verpflichtung des 34-Jährigen ein deutliches Zeichen im Kampf gegen Rassismus setzen.
“Azzedine Lagab in unser Team aufzunehmen, und das während der laufenden Saison für eine so wichtige Rundfahrt, war natürlich keine einfache Entscheidung. Ich denke, wenn wir als Team dazu stehen, was wir vorgeben zu sein, dann müssen wir uns dieser Sache annehmen und uns selbst hinterfragen“, erklärte Matthias Schnapka, einer der Verantwortlichen des Teams.
Nach der rassistischen Entgleisung, nach der Moster vom Bund Deutscher Radfahrer BDR dennoch nicht von seiner Funktion als Sportdirektor entbunden wurde, habe man darüber nachgedacht, wie man darauf und auch auf die Diskussionen in den (Sozialen) Medien angemessen reagieren könne. Schließlich habe man sich entschlossen, Lagab den Start bei der Deutschland Tour anzubieten.
“Ich hätte mir vorstellen können, dass er meine Kontaktaufnahme als plump empfinden könnte“, erzählte Schnapka. Doch Lagab sagte spontan zu. “Azzedine erzählte mir seine Geschichte, wodurch ich einen Sportler aus Afrika kennenlernte, der viel erlebt hat, seinen eigenen Weg fand und viel an junge afrikanische Sportler weitergeben kann“, so Schnapka über Lagab, der in seiner Heimat elf Meistertitel holte.
“Mit der Deutschland Tour hat Azzedine nun die Chance, seine Lebensgeschichte zu erzählen, einen weiteren Schritt als Sportler zu gehen und damit auch den jungen Fahrern in seiner Heimat weiter Mut zu machen, für ihren eigenen Weg zu kämpfen“, betonte Schnapka.
Bei Rennen auf dem afrikanischen Kontinent sei man bereits früher mit Lagab in Kontakt gekommen. “Begegnet waren wir ihm schon bei vielen Rennen in Afrika. Er fiel nicht zuletzt dadurch auf, dass er zu seiner muslimischen Religion stand und so selbst bei 40 Grad mit Knielingen fuhr. Auf uns wirkte das befremdlich und ja, man amüsierte sich über das ungewöhnliche Auftreten“, hieß es in der Pressemitteilung von Bike Aid.
Das sei eine Reaktion gewesen, die das Team jetzt mit Scham erfülle. “Dabei widerspricht dieses Verhalten unserer Philosophie: Wir möchten Sportler aus Afrika fördern, ihnen Chancen ermöglichen, die sie zu selten bekommen. Wir sprechen über Themen wie Rassismus oder soziale Ungerechtigkeit. Wir bereisen Länder, die wir selbst nicht kennen, um über die dortige Begeisterung für den Radsport zu berichten, um unsere eigenen Vorurteile zu überwinden, und um mit unseren Berichten andere neugierig auf fremde Kulturen und Menschen zu machen. Wir stehen für Begegnung statt Abgrenzung“, so Bike Aid, das in seiner langjährigen Geschichte zahlreiche Sportler aus Afrika unter Vertrag genommen hat.
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