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12.10.2020 | (rsn) - Joao Almeida (Deceuninck - Quick-Step) trägt seit dem Ende der 3. Etappe das Rosa Trikot des Giro d’Italia. Damals reichte ihm bei der Bergankunft am Ätna ein elfter Platz, um sich im Gesamtklassement vom zweiten auf den ersten Rang zu verbessern. Und angesichts des Streckenplans der kommenden Tage zeigte sich der Grand Tour-Debütant zuversichtlich, das Maglia Rosa noch bis zum kommenden Wochenende verteidigen zu können.
"Ich glaube, ich kann es bis zur 15. Etappe in Piancavallo tragen", sagte Almeida am ersten Ruhetag der Italien-Rundfahrt. In Piancavallo steht am Sonntag die dritte Bergankunft des diesjährigen Giros an. Und hier dürfte es Almeida tatsächlich schwerfallen, die zu erwartenden Angriffe der Konkurrenten abzuwehren. “Fahrer wie Fuglsang, Kelderman oder Nibali machen einen sehr starken Eindruck. Es gibt viele Jungs, die noch in Frage kommen. Ich bin jetzt glücklich mit diesem Rosa Trikot und werde sehen, was die nächsten Wochen bringen werden“, so der 22-jährige Portugiese laut Sporza.
Ein erstes Warnsignal lieferte dabei die 9. Etappe, auf der es bis ins Finale hinein zwar nach Wunsch lief. Doch dann musste Almeida auf dem extrem steilen Schlusskilometer passen, als Wilco Kelderman (Sunweb) und Jakob Fuglsang (Astana) zur späten Attacke bliesen. Immerhin büßte er nur 18 Sekunden auf das Duo ein und verteidigte seine Spitzenposition mit 30 Sekunden Vorsprung gegenüber dem neuen Gesamtzweiten Kelderman.
Auf den nun anstehenden drei Etappen über welliges bis hügeliges Terrain dürfte es an der Spitze der Gesamtwertung zu keinen größeren Verschiebungen kommen. Das dreizehnte Teilstück werden am Freitag auf komplett flachem Terrain die Sprinter unter sich ausmachen, ehe dann am Samstag im 34 Kilometer langen Einzelzeitfahren von Conegliano nach Valdobbiadene die Favoriten gefordert sein werden.
Aber auch den Kampf gegen die Uhr muss Almeida nicht fürchten, wie er als Zweiter des Auftaktzeitfahrens in Palermo bewiesen hat. Damals war er sogar noch eine Sekunde schneller als der mittlerweile ausgeschiedene Geraint Thomas (Ineos Grenadiers), der für nicht wenige der Top-Favorit auf den Gesamtsieg war. Auf der dann folgenden 15. Etappe wird er jedoch zahlreiche Attacken auf sein Rosa Trikot abwehren müssen, sollte er es bis dahin noch tragen. "Dann werden wir sehen, ob ich die Beine habe", sagte er.
Lodewck: "Wir werden Joao sicherlich nicht unter Druck setzen"
An einen möglichen Gesamtsieg verschwendet der Jungprofi, der zu dieser Saison vom von Axel Merckx geleiteten und als Talentschmiede bekannten US-Zweitdivisionär Hagens Berman Axeon zu Deceuninck-Quick-Step wechselte, allerdings keinen Gedanken. “Ich denke nicht, dass ich den Giro gewinnen kann. Ich bin noch nie ein so langes Rennen gefahren und es gibt so viele Leute mit viel Erfahrung hier. Ein schlechter Tag und alles ist vorbei“, sagte Almeida, der bei diesem Giro seinen Teamkollegen Remco Evenepoel allerdings bisher bestens vertritt. Der noch mal zwei Jahre jüngere Belgier musste alle seine Träume vom Rosa Trikot nach seinem dramatischen Sturz bei Il Lombardia begraben und verfolgt den Giro nun vom Fernseher aus.
Auch Sportdirektor Klaas Lodewyck bemühte sich am Ruhetag, die Erwartungen zu dämpfen. "Es wäre dumm zu sagen, dass wir jetzt den Gesamtsieg anstreben", sagte der belgische Ex-Profi. “Wir werden sehen, was kommen wird und wir werden das Beste daraus machen. Wir werden Joao sicherlich nicht unter Druck setzen. Dafür sind alle realistisch genug.“ Allerdings traut Lodewyck dem Überraschungsspitzenreiter dieses Giro offenbar doch Außergewöhnliches zu. “Joao ist ein besonderer Typ. Den Giro gewinnen? Das würde mich überraschen, aber natürlich ist es erlaubt“, sagte er scherzhaft über Almeida, dessen riesiges Talent schon 2018 aufblitze, als er die U23-Ausgabe von Lüttich-Bastogne-Lüttich gewann, Zweiter des Baby Giro und Siebter der Tour de l’Avenir wurde.
Im vergangenen Jahr bestätigte er diese Ergebnisse, als bei den Portugiesischen U23-Meisterschaften sich sowohl den Titel im Zeitfahren als auch im Straßenrennen holte, ehe er dann im August die schwere Tour of the Utah auf Rang vier beendete.
Und wenn er auch noch auf seinen ersten Profisieg wartet, so schlug Almeida gleich in seiner Debütsaison bei Deceuninck - Quick-Step voll ein. Die heimische Algarve-Rundfahrt beendete er bei Evenepoels Gesamtsieg auf Platz neun, dem er nach dem Neustart der Saison Rang drei bei der Burgos-Rundfahrt und Platz sieben bei der Tour de l’Ain folgen ließ - beide Rennen waren erstklassig besetzt, die Sieger hießen Evenepoel und Primoz Roglic (Jumbo - Visma). Bei der Settimana Coppi e Bartali - wo er mit Deceuninck das Teamzeitfahren gewann - reichte es zu einem weiteren dritten Platz, dem er seinen bis dahin herausragendes Giro-Debüt folgen ließ.
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