Eine Tour-Etappe ohne Ausreißergruppe

Tony Martin: “Ich glaube, das gab´s noch nie“

Von Joachim Logisch aus Privas

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Ein Tag ohne Ausreißergruppe: Jumbo - Visma auf der 5. Tour-Etappe | Foto: Cor Vos

03.09.2020  |  (rsn) - Es gab schon Fahrerstreiks bei der Tour de France, Tage, an denen sich das Peloton geschlossen weigerte, ein Rennen zu fahren. Doch was auf dem fünften Tagesabschnitt dieser 107. Ausgabe von Gap nach Privas passierte, dürfte ziemlich einmalig sein. Die Profis legten bei vollem Betrieb einen fast kompletten Ruhetag ein.

Wie das passieren konnte, konnte sich auch Tony Martin (Jumbo - Visma) nicht wirklich erklären. “Ich glaube, es war für mich die erste Tour-de-France-Etappe, in der wir ohne Ausreißergruppe gefahren sind. Keine Ahnung, woran es lag! Niemand hatte heute Interesse. Auch von den kleineren Mannschaften wollte keiner in die Gruppe gehen. Es gab wenig Bergpunkte. Ich glaube, das ist so noch nie vorgekommen“, rätselte der viermalige Zeitfahrweltmeister nach der Zieleinfahrt im ZDF, um dann doch eine Erklärung abzugeben: “Die Strecke hat heute einfach nicht hergegeben, dass eine Ausreißergruppe ansatzweise eine Chance gehabt hätte. Es ging bergab, der Wind kam von Nord, so dass das Rennen relativ schnell war.“

Erst auf den letzten 30 Kilometern erinnerte sich das Peloton daran, dass ja ein Rennen anstand und es wurde hektisch. “Wenn man den ganzen Tag über nur die Beine bewegt und nicht auf Zug fährt, dann sind alle frisch im Finale. Da kann jeder angreifen. Das macht es dann umso gefährlicher“, schilderte Lukas Pöstlberger (Bora – hansgrohe), Helfer von Peter Sagan, das Finale. “Es waren ein paar Situationen dabei, die waren grenzwertig. Es wurde gerempelt, von der linken Seite auf die Rechte gezogen. Das waren so unnötige Sachen, wo man sagt, dass es schon fast das Niveau eines Juniorenrennens war“, berichtete der Österreicher.

Sein Team wollte Sagan gut platzieren, um dessen Grünes Trikot zu verteidigen, was allerdings nicht klappte. Dafür durfte Martin mit Jumbo – Visma feiern. “Ich war völlig überrascht, als ich hörte, dass (sein Teamkollege) Wout Van Aert gewonnen hat“, freute er sich über den Coup des Belgiers. “Sein Sieg heute gibt uns natürlich noch einen Extrapush, wir sind auf Wolke sieben, ähnlich wie im letzten Jahr, wo wir auch relativ zeitig drei Siege feiern konnten. Ich hoffe, dass wir den Lauf in die nächsten Tage mitnehmen können“, sagte Martin nach dem zweiten Jumbo-Visma-Sieg in Folge.

Für den ersten hatte am Dienstag Primoz Roglic bei der Bergankunft in Orcières-Merlette gesorgt, mit dem sich der Slowene auf Gesamtrang drei verbesserte. Nachdem die Jury in Privas Julian Alaphilippe (Deceuninck - Quick-Step) mit einer Zeitstrafe belegt hatte, die dem Franzosen das Gelbe Trikot kostete, ist Roglic jetzt nur noch drei Sekunden von der Spitzenposition entfernt, die Adam Yates (Mitchelton - Scott) einnimmt. Da heute bereits die nächste Bergankunft ansteht, ist es nicht auszuschließen, dass es einen weiteren Wechsel im Gelben Trikot gibt und Martin ab morgen mithelfen muss, dieses zu verteidigen.

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