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02.09.2020 | (rsn) – Nach der Bummelfahrt des Pelotons auf der 5. Etappe der Tour de France 2020 kam es am Ende zum Massensprint und selbst die kleinen Hügel am Ende brachten keinen der schnellen Männer in Bedrängnis. Sicher dick angestrichen hatte sich Peter Sagan (Bora – hansgrohe) den Tagesabschnitt, der fast perfekt für ihn zugeschnitten schien. Am Ende wurde es in Privas aber nichts mit dem Etappensieg und der Dauerabonnent auf Grün wurde sogar die Führung in der Punktewertung los. Aus der Ruhe bringen lassen wollte sich Sagan davon aber nicht.
"Der Tag war ganz okay. Wir sind erst am Anfang der Tour und es war wieder ein Sprint des gesamten Feldes. Ich habe einige Punkte verloren, aber auf der anderen Seite auch welche gesammelt. Es ist noch lange bis Paris und jetzt kommen mal die Berge. Ich muss einfach entspannt bleiben", erklärte der siebenmalige Gewinner des Grünen Trikots im Interview in der Mixed-Zone.
Wirklich relaxt zu bleiben, das wird für den erfolgsverwöhnten Sprintkapitän der deutschen Mannschaft aber schwierig werden. Denn immerhin legte er den Grundstein für seine Erfolge in der Sonderwertung fünfmal schon zu Tourbeginn. 2012, 2013, 2014, 2018 und 2019 musste Sagan sein Lieblingstrikot, wenn er es einmal übergestreift hatte, nicht mehr abgeben. Und das maillot vert hatte er in diesen fünf Jahren immer schon zur 2. oder 3. Etappe erobert.
Trotzdem kennt Sagan das Gefühl auch, sich länger gegen einen der klassischen Sprinter behaupten zu müssen. So ärgerte ihn André Greipel 2015 bis zur 10. Etappe und im Jahr darauf übernahm das Mark Cavendish, ebenfalls bis zum ersten Tagesabschnitt nach dem ersten Ruhetag. Aber jede Serie findet einmal ihr Ende nehmen und mit Sam Bennett (Deceuninck – Quick Step) ist Sagan nun einen starker Gegner erwachsen, den bestens kennt.
Denn von 2017 bis 2019 waren die beiden Teamkollegen bei Bora – hansgrohe und da Sagan als Nummer eins für die Tour gesetzt war, musste Bennett auf andere dreiwöchige Landesrundfahrten ausweichen. Im Schatten des dreimaligen Weltmeisters entwickelte sich der Ire selber zu einem Weltklassesprinter. So wurde Bennett in der Punktewertung des Giro einmal Dritter und einmal Zweiter, im vergangenen Jahr bei der Vuelta landete er ebenfalls auf Rang drei. Insgesamt fünf Etappensiege gelangen dem 29-Jährigen bei der Italien- und der Spanien-Rundfahrt.
Tapetenwechsel bringt Tourticket
Im Winter folgte dann der nicht ganz reibungsfreie Wechsel zu Deceuninck – Quick Step, obwohl der Irische Meister noch einen Vertrag für 2021 bei Bora -hansgrohe hatte. Doch der Drang zur Tour, die er 2015 und 2016 schon bestritten hatte, war zu groß und wie auch Pascal Ackermann feststellen musste, ist der Sprinterplatz in Frankreich immer noch für Sagan reserviert.
Nachdem die beiden ehemaligen Teamkollegen punktegleich in die 5. Etappe gingen, legte Bennett beim ersten Zwischensprint vor. Er gewann diesen und übernahm da schon virtuell das Grüne Trikot. Einen großen Anteil an dem kleinen Erfolg hatte vor allem sein Anfahrer Michael Morkov. Nicht nur zog der Däne den Spurt mustergültig an, der Bahnspezialist blieb auch noch an Bennetts Hinterrad und sicherte dessen Punktegewinn mit dem zweiten Platz noch ab. Nicht einmal Caleb Ewan (Lotto Soudal) kam am Madison-Weltmeister mehr vorbei, Sagan wurde hinter dem Australier Vierter.
Im Finale der Etappe war Bennett wieder schneller, landete auf dem dritten Rang vor Sagan. Aus dem Gleichstand vor dem heutigen Tag ergab sich dadurch ein Plus von neun Punkten für den Iren, der das Sprintertrikot als erster Fahrer der Grünen Insel seit Sean Kelly übernahm. Dieser gewann 1989 in Paris zum vierten Mal die Sonderwertung - und in diese Fußstapfen könnte Bennett treten.
Grün gewonnen, Gelb verloren
"Es ist eine große Ehre das Trikot zumindest jetzt einmal zu tragen. Heute war ich so auf das Trikot fokussiert, dass ich am Ende fast schon vergessen hätte, auf Etappensieg zu fahren", sagte Bennett, der wieder kein gutes Timing im Schlussspurt bewies. Zwar war er der endschnellste Fahrer im Feld, allerdings jubelte da Wout Van Aert (Jumbo – Visma) über seinen Etappensieg.
Als dann Deceuninck - Quick-Step noch den Verlust des Gelben Trikots hinnehmen musste, wurde der Abend zum Wechselbad der Emotionen. "Ich hatte noch nie so gemischte Gefühle in meiner Karriere. Ich bin glücklich über Grün, aber traurig, die Etappe verloren zu haben. Und nach der Zieldurchfahrt haben wir erfahren, dass Julian sein Leadertrikot abgeben musste", so Bennett.
17 Kilometer vor dem Ziel hatte sein französischer Teamkollege unerlaubterweise eine Getränkeflasche angenommen. Das kostete nach Juryentscheid 20 Sekunden und auch das Maillot Jaune. "Wir dachten Gelb und Grün zu haben, aber leider ist das nicht der Fall", fügte Bennett an.
Schon morgen geht nicht nur der Kampf um Gelb, sondern auch der um Grün in die nächste Runde. Denn der Zwischensprint auf der 6. Etappe wartet nach 125,5 Kilometern und erst dann geht es in die Berge. Beim Finale am Mont Aigoual werden Bennett und Sagan sicher keine Zähler mehr holen, davor könnte es zwischen beiden aber wieder spannend werden.
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