Denk und Poitschke im Video Call

Schachmann fährt die Tour und bis zu vier Monumente

Von Joachim Logisch

Foto zu dem Text "Schachmann fährt die Tour und bis zu vier Monumente"
Die Höhentruppe von Bora - hansgrohe im Ötztaler Trainingslager | Foto: Bora - hansgrohe

16.06.2020  |  (rsn) - Im Ötztal hat Bora - hansgrohe seine WorldTour-Truppe in einem Höhentrainingslager zusammengezogen. Dort wird nicht nur die Basis für den Neustart der Saison 2020 gelegt, sondern es wurden auch wichtige Entscheidungen über die Einteilung der Rennen getroffen. In einem Video Call gaben Teamchef Ralph Denk und Sportdirektor Enrico Poitschke internationalen Journalisten Auskunft.

Das Team befindet sich gerade im Trainingslager im Ötztal. Wie ist die Lage?
Ralph Denk: Wir haben die Mannschaft in Gruppen aufgeteilt. 17 Fahrer befinden sich im Tal auf 1400 Metern Höhe, zehn oben im Höhencamp auf 2100 m. Wir finden hier perfekte Bedingungen vor. Das Wetter war noch nicht so gut in den letzten drei Tagen. Aber wir konnten unser Programm durchziehen.

Wie ist die Form der Fahrer?
Denk: Wir nutzen dieses Camp auch zum Teambuilding, wir haben uns ja die letzten drei Monate nicht gesehen. Über die Form kann Enrico mehr sagen.

Enrico Poitschke: Die Fahrer sind in einer sehr guten Verfassung. Sie haben in den letzten Wochen und Monaten hart gearbeitet. Und wenn wir auf das Camp auf Mallorca zurückblicken, war dort der Level viel niedriger. Nun sind alle in sehr gutem Zustand. Sie sind alle motiviert.

Und niemand hat Corona, wirft Denk ein und lacht.

Wie ist die finanzielle Situation des Teams?
Denk: Ich bin sehr froh, dass alle Partner ihre Abmachungen bis jetzt eingehalten haben. Wir haben alle Gehälter vertraglich ausbezahlt. Natürlich vermissen wir die Einnahmen aus den Rennen. Wir haben ein Abkommen mit jedem Veranstalter, bei dem wir an der Startlinie stehen. Da fehlen zu diesem Zeitpunkt ein paar hunderttausend Euro. Aber wir können das Budget stemmen. Wir haben ein paar Reserven aus den letzten Jahren. Unsere finanzielle Lage ist nicht perfekt, aber wir können zuversichtlich in Richtung der zweiten Saisonhälfte schauen.

Wie groß wird der Einfluss dieser Krise auf den Sport sein?
Denk: Im Moment geht es, aber wenn wir in die zweite oder dritte Periode der Sponsorenverträge schauen, glaube ich, dass er viel schwerer wird, Vertragsverlängerungen in gleicher Höhe zu bekommen, wie wir sie jetzt haben. Alle Sportarten werden mit einem niedrigeren Budget auskommen müssen.

Wenn wir in Richtung Tour schauen, welche Maßnahmen treffen Sie, um das Team sicher und ohne Risiken durch die Rennen zu bringen?
Denk: Wir haben hier im Trainingscamp begonnen. Wir haben alle getestet, nicht nur die Fahrer auch den Betreuerstab. Im Moment haben wir kleinere Gruppen gebildet und folgen den Anweisungen unserer Mannschaftsärzte. Wenn wir in den Rennen starten, hoffe ich, dass wir nicht so viele spezielle Coronavirus-Regeln haben werden. Wir müssen den Anweisungen der Behörden folgen, weil wir in verschiedenen Ländern starten. Und jedes Land hat eigene Maßnahmen gegen die Pandemie getroffen. Wir als Team müssen warten, welche Situation wir vorfinden werden. Es sind noch ein paar Wochen. Wir werden sehen.

Haben sie spezielle Teams für die Länder und die Rennen zusammengestellt?
Denk: Wir müssen mischen. Schauen Sie auf den Kalender. Es ist ein umfangreicher Kalender mit vielen Events. Das ist nicht mit drei oder vier Gruppen zu bewältigen. Wir müssen das Risiko (eventuell das Virus zu verbreiten) eingehen.

Gibt es eine Tour-de-France-Mannschaft, die Situation hat sich ja seit Saisonbeginn komplett geändert?
Poitschke: Wir haben vor Saisonbeginn schon beschlossen, was wir mit unseren Kapitänen erreichen wollen. Da hat sich nicht viel geändert. Wir werden mit Emanuel (Buchmann) als Kapitän in die Tour gehen. Das Ziel ist das Podium, oder nah ans Podium zu kommen. Wir starten auch mit Peter (Sagan) in die Tour und werden versuchen, um das Grüne Trikot zu kämpfen. Wir wollen versuchen, ein Monument zu gewinnen. Der einzige Unterschied liegt bei den Klassikern. Das ist kompliziert, weil sie zur gleichen Zeit wie das Giro durchgeführt werden. Wir haben entschieden, dass Peter beim Giro startet, er ist aber einer unserer besten Fahrer für die Klassiker. Deshalb sind unsere Ziele dort geändert und nicht mehr so hoch.

War der Druck der Renn-Organisatoren so groß, dass Sie Sagan zum Giro schicken und nicht zu den Kopfstein-Klassikern nach Belgien und Frankreich?
Denk: Nein, da war kein Druck. Wir haben ein gutes Verhältnis zu den meisten von ihnen. Ich gab mein Wort, dass er beim Giro starten wird. Und Peter tat das auch. Das gehört zu unserem Stil, wie wir arbeiten. Es war eine Handschlagvereinbarung. Dazu stehen wir.

Glauben Sie, dass auch ein anderer Kalender möglich wäre mit den Klassikern zu einem anderen Zeitpunkt, im August oder nach dem Giro?
Denk: Es ist nicht so fair für den Giro, alle Klassiker zu seinem Zeitpunkt zu platzieren. Ich hätte mehr Respekt für den Giro erwartet, aber das muss man organisieren. Es wäre besser gewesen, wenn wir länger in Richtung Winter Rennen fahren würden. Zum Beispiel hätte man meiner Ansicht nach die Vuelta drei Wochen später austragen können. Dann hätten wir mehr Zeit für die Klassiker gehabt.

Wie ist die Lage von Maximilian Schachmann? Zuerst hieß, er fährt den Giro und die Olympischen Spiele und nun, nach der neuen Situation, wird er in den Klassikern gebraucht und bei der Tour auch?
Poitschke: Ja, wir haben mit ihm gesprochen und zugestimmt, dass er in den Klassikern wie Il Lombardia und Strade Bianche startet. Danach geht es zur Tour. Hinterher wird er Lüttich-Bastogne-Lüttich und die Flandern-Rundfahrt bestreiten. Wir werden mit ihm auch Paris-Roubaix versuchen. Das sind neue Rennen für ihn. Aber Max ist ein sehr starker Fahrer und sehr motiviert und wir werden ihn in allen Rennen unterstützen.

Wie weit ist Emanuel Buchmann. Sie sagten, das Podium oder nah ans Podium sei das Ziel. Können Sie etwas in dieser Phase der Saison schon sagen?
Poitschke: Seine Vorbereitung war in den letzten Monaten sehr gut. Er konnte die ganze Zeit über im Freien trainieren. Er war sehr motiviert. Wir fanden in hier in guter Form vor und starteten direkt die Vorbereitung für die Tour. Wir sind sehr optimistisch, dass er in sehr guter Form für die Tour ist.

Mehr Informationen zu diesem Thema

16.06.2021Madiot: “Wir hätten Pinot früher aus der Tour nehmen sollen“

(rsn) - Sein bisher letztes Rennen bestritt Thibaut Pinot (Groupama - FDJ) vor mittlerweile zwei Monaten, als er die Tour of the Alps unter ferner liefen auf Rang 60 beendete. Danach entschied der Fra

23.12.2020Bernal wieder schmerzfrei auf dem Rad

(rsn) - Egan Bernals Genesung macht offensichtlich deutliche Fortschritte. Wie der Tour-de-France-Sieger von 2019 gegenüber dem Internetportal primertiempo.co sagte, könne er wieder schmerzfrei trai

11.12.2020Dumoulin zuversichtlich: “Mir fehlt nur noch ein Prozent“

(rsn) - 2020 war für Tom Dumoulin ein Jahr mit vielen Tiefen und nur wenigen Hochs. Nach dem mit großen Hoffnungen verbundenen Wechsel von Sunweb zu Jumbo - Visma warf zunächst ein bakterieller Dar

15.11.2020Pogacar lobt Roglic als slowenischen Vorreiter

(rsn) - Tadej Pogacar (UAE - Team Emirates) hätte seinem Landsmann Primoz Roglic (Jumbo - Visma) den Tour-de-France-Sieg gegönnt. Das sagte der 22-jährige Slowene im Gespräch mit der spanischen Sp

27.10.2020Bernals Genesung dauert länger als gedacht

(rsn) - Egan Bernals Rückenprobleme, die ihn zum Ausstieg bei der Tour de France und zum vorzeitigen Saisonende zwangen, sind offensichtlich ernsthafter als bisher angenommen. Wie der Kolumbianer geg

10.10.2020Bernal: “Ich hatte eine schwierige Zeit“

(rsn) - Der bei der Tour de France vorzeitig ausgestiegene Egan Bernal (Ineos Grenadiers) wird in diesem Jahr keine Rennen mehr bestreiten. Das kündigte der Kolumbianer auf Instagram an und bestätig

03.10.2020War der Toursieg für Roglic im Zeitfahren unmöglich?

(rsn) - Radsportjournalist Thijs Zonneveld von der niederländischen Zeitung AD hat nach eigenen Angaben Einblick in die Leistungswerte des Tour-Zeitfahrens von Primoz Roglic (Jumbo – Visma) erhalte

24.09.2020Pogacar: “Die Saison ist noch lange nicht vorbei“

(rsn) - Nach seinem Tour-de-France-Triumph hat Tadej Pogacar (UEA - Team Emirates) schon die nächsten großen Ziel im Blick. "Ich muss konzentriert und fit bleiben für die Weltmeisterschaft und die

23.09.2020Viviani: Beim Giro zurück in die Erfolgsspur?

(rsn) - Im letzten Jahr gewann Elia Viviani im Trikot von Deceuninck - Quick-Step  bei der Tour de France eine Etappe und fuhr auf drei weiteren Teilstücken aufs Podium. Die 107. Austragung lief fÃ

22.09.2020UAE Emirates streicht das mit Abstand meiste Preisgeld ein

(rsn) - Kein Wunder: Durch den Gesamtsieg von Tadej Pogacar, der auch das Weiße Trikot als bester Jungprofi sowie die Bergwertung und drei Etappen gewann, sowie den Etappensieg von Alexander Kristoff

21.09.2020Phänomen Pogacar - zu schnell, um wahr zu sein?

(rsn) - Tadej Pogacar hat mit seinem Toursieg nicht nur Rekorde gebrochen, sondern damit auch Fragen aufgeworfen. Ist der Slowene einfach ein Jahrhunderttalent, für den die üblichen Maßstäbe nicht

21.09.2020Die Tour-Bubbles werden aufgelöst

(rsn) - Die Tour de France ist beendet. Die Bubbles werden aufgelöst. Neue werden errichtet, für die WM, die BinckBank Tour, den Giro d´Italia und die großen Klassiker. Primoz Roglic kann jetzt Tr

Weitere Radsportnachrichten

21.04.2025Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über die wic

21.04.2025Red-Bull-Nachwuchs trumpft auf: Finn gewinnt Giro del Belvedere

(rsn) – Während Erfolge im WorldTeam von Red Bull – Bora - hansgrohe in den letzten Wochen eher Mangelware waren, verkaufen sich die Nachwuchsteams des deutschen Rennstalls aktuell ziemlich gut.

21.04.2025Evenepoel: “Ohne den Sturz hätte ich gewonnen“

(rsn) – Einer Sache war sich Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step) nach dem ersten Amstel Gold Race seiner Karriere ziemlich sicher. “Wenn dieser Sturz nicht gewesen wäre, dann hätte ich das R

21.04.2025Gall schrammt nur knapp am ersten TotA-Etappensieg vorbei

(rsn) – Am Ende der 1. Etappe der 48. Tour of the Alps war lediglich der Italiener Giulio Ciccone (Lidl – Trek) der Partycrasher für die französische Equipe Decathlon - AG2R La Mondiale um Loka

21.04.2025Ciccone gewinnt Auftakt der Tour of the Alps vor Gall

(rsn) – Und wieder war die Brille weg. Fast zwei Jahre musste Giulio Ciccone (Lidl – Trek) warten, bis er endlich mal wieder seine Sonnenbrille auf dem Zielstrich ins Publikum werfen konnte. Es is

21.04.2025Jury bestraft Ciccones Brillenwurf

(rsn) - Die Tour of the Alps (2.Pro) hat mit einer Schweigeminute für den am Morgen des Ostermontags verstorbenen Papst Franziskus begonnen. Nutzer des Kurznachrichtendienstes X berichteten von "Trä

21.04.2025Alaphilippe ohne Reue nach Attacke

Am Ende steht ein unscheinbarer 20. Platz für Julian Alaphilippe (Tudor), 3:36 Minuten hinter dem Sieger Mattias Skjelmose(Lidl – Trek) beim Amstel Gold Race (1.UWT) 2025. Das Ergebnis wird dem Re

21.04.2025Siegermentalität verloren? Van Aerts neue Frühjahrs-Realität

(rsn) – 2, 4, 4, 2, 4. Das sind die Ergebnisse von Wout van Aert (Visma – Lease a Bike) in diesem April. Es ist eine bittere Liste für den Siegfahrer, beide zweite Plätze belegte er in einem Sp

21.04.2025Lokalmatador Gall fordert Lidl - Trek um Lopez und Kämna heraus

(rsn) – Parallel zu den drei Ardennenklassikern in den Niederlanden und Belgien steigt in der Euregio Tirol-Südtirol-Trentino die Tour of the Alps (21. – 25. April / 2.Pro). Die 48. Ausgabe der R

21.04.202514.700 Höhenmeter: Jeder Tag zählt fürs Klassement

(rsn) – Fünf Etappen, 739 Kilometer und 14.700 Höhenmeter – das sind die Eckdaten der Tour of the Alps 2025. Das als Pro-Event eingestufte Etappenrennen geht ab dem 21. April, den Vorgänger Gir

21.04.2025Koech Gesamtdritter und Nachwuchssieger bei Loir et Cher

(rsn) - Da die letzte Etappe aufgrund gefährlicher Bedingungen noch während der Neutralisation gestoppt und abgebrochen wurde, blieb die Gesamtwertung auf dem Stand des Vortages. Silas Koech (Lott

20.04.2025Für Pogacar kam beim Amstel die Ziellinie “fünf Meter zu spät“

(rsn) – Tadej Pogacar (UAE – Emirates – XRG) hat nicht gewonnen. An seinen zwölf Renntagen dieser Saison kam er zwar schon achtmal nicht als Erster ins Ziel, bei fünf Saisonsiegen und vier Mas

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Tour du Maroc (2.2, MAR)
  • GP Palio del Recioto (1.2u, ITA)
  • Tour of the Alps (2.Pro, ITA)