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06.01.2020 | (rsn) -Wie lief die vergangene Saison, wie lauten die Ziele für das neue Jahr und welche Themen beschäftigen derzeit noch die deutschen Kontinental-Teams? radsport-news.com sprach mit den Verantwortlichen der heimischen Drittdivisionäre.
Teil 3: Lars Wackernagel (P&S Metalltechnik)
Herr Wackernagel, Ihr Team fährt seit dem vergangenen Jahr auf Kontinental-Niveau. Ein Schritt, der sich gelohnt hat?
Lars Wackernagel: Wir und die Sponsoren sind sehr zufrieden mit der Saison 2019. Das gab uns allen sehr viel Selbstvertrauen und lässt uns auch mit der nötigen Ruhe weiter arbeiten.
Was waren die sportlichen Highlights?
Wackernagel: Ich persönlich hatte ein paar wirklich schöne Tage bei der Deutschland Tour. Wir konnten mit Dominik Röber auch zeigen, dass wieder ein deutsches Talent auf dem Weg zu Höherem sein wird. Das hat mich sehr gefreut. Sportlich war auch das Auftreten des ganzen Teams neben den "dicken Jungs" bei der D-Tour sehr wichtig und schön zu sehen. Die guten Ergebnisse in der Bundesliga und das mediale Auftreten beim 2.1 Cro Race in Kroatien waren absolute Highlights.
Welcher Fahrer im Team hat die beste Entwicklung genommen?
Wackernagel: Besonders wertvoll, für ihn selber und für das Team, war die sportliche Entwicklung von Robert Jägeler in den Sprints und von John Mandrysch auf allen Terrains. John hat sein Talent wirklich mal zeigen können und seinen ersten UCI-Sieg eingefahren. Das lässt hoffen für die Zukunft. Fahrer wie Dominik Röber und Michel Aschenbrenner konnten immer wieder ihr Talent aufblitzen lassen und trotz immer mal wieder krankheitsbedingter Ausfälle weiter an sich und ihrer Entwicklung arbeiten. Das war dann auch in Ergebnissen sichtbar.
Tiefpunkt war sicherlich der schlimme Sturz von Fabian Käßmann beim Fleche du Sud, nach dem er einige Zeit im Koma lag. Wie geht es ihm heute?
Wackernagel: Das war für uns alle eine völlig neue Situation. Für mich persönlich die schwierigste Zeit, die ich bis jetzt als Sportlicher Leiter erlebt habe. Um so schöner zu sehen, wie schnell sein Heilungsprozess verlief und wie schnell er wieder auf der Höhe ist. Wir werden ihn weiter unterstützen und mit ihm zusammen einen Weg finden, vielleicht doch wieder in den Radsport zurück zu kommen. Ihm selber mangelt es jedenfalls nicht an der nötigen Motivation. Es war auch gut zu beobachten, wie schnell er die Situation akzeptiert hat und das Beste daraus macht.
Die Leistungsträger haben ihre Verträge verlängert. Welche personellen Veränderungen wird es geben?
Wackernagel: Wir haben drei Abgänge und vier Neuzugänge. Und einen Platz halte ich für Fabian Käßmann frei. Das Team wird sich etwas verjüngen. Allein drei Fahrer aus der U19 werden zu uns stoßen, darunter mit Tim Oelke und Tom Lindner zwei wirklich vielversprechende Fahrer. Im Bereich Erfahrung werden wir einen niederländischen Fahrer begrüßen dürfen: Rene Hooghiemster wird zu uns stoßen. Wir haben schon in der Zeit bei NSP Ghost gut zusammen gearbeitet und kennen uns sehr gut. Für ihn wird die Philosophie des Teams nichts Neues sein und ich habe noch einen Mann mehr neben Robert Retschke, der die Verantwortung im Rennen übernehmen wird.
Worauf haben Sie bei der Auswahl der Neuzugänge besonders geachtet?
Wackernagel: Ich wollte weiterhin jungen Talenten die Chance geben, den Radsport in Deutschland weiter voran zu bringen. Hier gibt es die Chance dazu, sich auf größere Aufgaben behutsam vorzubereiten. Aber Talent hin oder her, sie müssen reinpassen und sich zurecht finden. Der Vorteil unseres Erfolgs der vergangenen Saison ist auch, dass sich die Fahrer schon im Vorfeld mehr mit dem Team P&S Metalltechnik beschäftigt haben. Dem folgte ein langes Kennenlernen und Herausfinden, ob es menschlich passt.
Ist der Kader 2020 auf dem Papier stärker als der der vom letzten Jahr?
Wackernagel: Der Stamm bleibt und wir haben eine gute Alternative zu den Abgängen finden können. Jetzt fangen wir aber von vorne an und die Stärke auf dem Papier ist das eine. Es gilt, diese auf ein Neues wieder auf die Straße zu bringen und mit guten Ergebnissen zu untermauern. Der Anspruch ist natürlich gestiegen und man wird dem nur mit der nötigen Ruhe und richtigen Herangehensweise weiter gerecht werden und erfolgreich sein. Das Motto bleibt also dasselbe: Mit Ruhe und Spaß zum Erfolg.
Wie lauten die Ziele für 2020?
Wackernagel: Das hängt auch etwas davon ab, wie die Organisatoren der Deutschland Tour die Nominierungskriterien für die Kontinentak-Teams festlegen werden. In der Saison 2019 waren sie klar formuliert. Es ging unter anderem um Leistung, die man in der Bundesligaserie bringen musste, um sich rein sportlich zu nominieren. Wir wollen uns auf jedenfalls international weiter entwickeln. Das ist absolut notwendig, um den jungen Fahrern den Sprung in eine höhere Lizenzklasse zu ebnen.
Wann und wo wird das Team in die Saison einsteigen?
Wackernagel: Wir werden wieder nach Kroatien gehen und dort den letzten Schliff und ddie Zusammenführung des ganzen Teams vornehmen. Das geht sehr gut in Trainingsausfahrten und den zusätzlichen ersten UCI-Rennen. Insofern ist die Zeit für mich schon sehr wichtig und das erste Highlight.
Welchem Fahrer trauen Sie perspektivisch den Sprung in ein höherklassiges Team zu?
Wackernagel: Wir haben mit Tobias Nolde einen Fahrer, der in sein letztes U23-Jahr gehen wird. Er hat jetzt im Winter schon zeigen können, dass die Saison 2019 für seine weitere Entwicklung gut war und einen Riesensprung folgen lassen. Jetzt benötigt er auch mal das nötige Glück und den richtigen Instinkt, um es in Ergebnisse umzuwandeln. Auch die etwas älteren Fahrer wie Robert Jägeler und John Mandrysch haben die Fähigkeit, noch mal einen Sprung folgen zu lassen und dann werden wir sehen, wo die Reise hingeht. Dominik Röber ist ein Kandidat, der es schaffen kann. Den ganz jungen Fahrern traue ich eine gute Entwicklung zu, so dass sie sich schnell in der neuen Klasse zurecht finden werden.
Für die ProSeries der UCI wird eine Startgebühr fällig. Was halten Sie davon?
Wackernagel: So weit ich das verstanden habe, sollen jetzt die kleinen Teams die großen Teams dabei unterstützen, ihre Dinge noch besser zu regeln. Ob das im Sinne der kleinen Teams ist und zu was es führen soll, geschweige denn was es für einen Vorteil für die kleinen Teams bringt, dies erschließt sich mir nicht. Aber sicher werden wir darüber noch in Kenntnis gesetzt. Vom Bauchgefühl her gehen wir ganz klar in eine Zweiklassengesellschaft. Damit habe ich, wenn man die Unterschiede sieht zwischen Worldtour- und KT-Teams, keine Probleme. Das ist so, jedes kleine Team hat ja die Chance, da oben an zu kommen und mitzuspielen. Aber wenn man jetzt eine Gebühr veranschlagt, deren Vorteile sich mir nicht erschließen, dann bilden sich große Fragezeichen in meinem Kopf. Die kleinen Teams haben nichts davon. Jedes der kleinen Teams versucht, sich wirtschaftlich zu organisieren. Da ist es nicht von Vorteil, das die wirtschaftlich sehr gut organisierte UCI die kleinen Teams mit einer unnötigen zusätzlichen Gebühr in die knie zwingt.
2019 konnten Sie Markus Fothen als Unterstützung der Sportlichen Leitung gewinnen, wie wird die Zusammenarbeit 2020 aussehen?
Wackernagel: Markus Fothen hat wieder Spaß am Radsport gefunden und wird auch in der Saison 2020 das Team mit seiner Erfahrung unterstützen. Zudem werde ich auch versuchen noch ein, zwei Personen für die Sportliche Leitung zu gewinnen.
Wohin soll die Entwicklung von P&S Metalltechnik in den nächsten Jahren gehen?
Wackernagel: Wir wollen ein Anlaufpunkt für junge Talente bleiben und uns weiter entwickeln. Dazu ist die Unterstützung der Sponsoren elementar. Der Hauptsponsor P&S Metalltechnik hat mir einer weitere Zusammenarbeit über 2020 hinaus zugesichert und somit ist das Team wirtschaftlich weiter gut aufgestellt. Im KT-Bereich ist noch viel zu tun und auch zu verbessern. Eine gewisse Konstanz an Leistung soll mit das Ziel in den nächsten Jahren sein.
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