UCI-erklärt nachträgliche Disqualifikation

Eekhoff war nur 15 Minuten lang U23-Weltmeister

Foto zu dem Text "Eekhoff war nur 15 Minuten lang U23-Weltmeister"
Tränen der Enttäuschung: Nils Eekhoff wurde nachträglich der WM-Sieg im U23-Straßenrennen aberkannt | Foto: Cor Vos

28.09.2019  |  (rsn) – Nach der Disqualifikation des ursprünglichen Siegers im WM-Straßenrennen der U23, Nils Eekhoff, wegen Windschattenfahrens kochten zunächst im Lager der Niederländer die Emotionen hoch, bei der Siegerehrung – die ohne Eekhoff stattfand – drückten die Niederländer ihre Wut mit lauten Piffen aus. “Eine Runde Applaus für den Jury-Entscheid“, twitterte Eekhoffs Teamkollege Pascal Eenkhoorn nach dem Rennen, das er selbst auf Rang sieben beendete, sarkastisch.

Dabei hätten die Niederländer gewarnt sein müssen, denn nach Informationen von radsport-news.com war der Sportliche Leiter des Oranje-Teams während der Aktion dreimal wegen des Windschattengebens verwarnt worden.

Eekhoff selbst, der erst himmelhochjauchzend seinen Sieg mit seinen Teamkollegen feierte und dann nach dem Jury-Entscheid wenige Minute später zu Tode betrübt und ohne ein Wort davonzog, äußerte sich mit etwas Abstand – gefasst wirkend – auf Twitter. “Weltmeister. Dieses Gefühl…aber es hielt nur für 15 Minuten. Von der Disqualifikation zu hören, war ein großer Schock für mich. Ich verstehe das Regelwerk, aber ich denke, die Entscheidung war nicht angemessen“, erklärte der Niederländer.

Ebenso äußerte sich am Samstag früh der Motorradfahrer, von dessen Gefährt aus die Bilder geliefert wurden, die Eekhoff überführten. Keine 20 Meter sei er vom Niederländer entfernt gefahren, es habe nur mal das Festhalten an einer Trinkflasche und ein Fahren hinter den Begleitwagen gegeben, wie er es in seinen 41 Jahren als Teil des Pelotons in Rennen von 1000 Aufholjagden nach Sturz und Defekt gesehen habe, schrieb Marnik Vansevenant auf Facebook.

Ganz anders argumentierte die UCI. “Der Fahrer wurde disqualifiziert, weil er vom Windschatten eines Fahrzeuges profitiert hat“, erklärte UCI-Pressesprecher Louis Chenaille, der präzisierte. “Das Fehlverhalten wurde über einen längeren Zeitraum, mehr als zehn bis 15 Sekunden durchgeführt. Das war letztlich so lange, dass wir die härtest mögliche Strafe aussprechen mussten“, fuhr der Pressesprecher fort.

Chenaille: "Das Fehlverhalten war offensichtlich"

Kritik war auch aufgekommen, warum man Eekhoff für ein Fehlverhalten mehr als 100 Kilometer vor dem Ziel – er war gestürzt, hatte sich dabei auch die Schulter ausgekugelt und danach seine Aufholjagd gestartet, mit der Hilfe des Windschattens bei Teamfahrzeugen, vor allem bei seinem eigenen – nicht schon während des Rennens disqualifiziert hatte. Auch dies versuchte Chenaille zu erklären. “Die Bilder standen uns während des Rennens noch nicht zur Verfügung, es waren keine Livebilder. Es war darüber hinaus auch eine harte Entscheidung, weshalb wir Zeit brauchten, um die Entscheidung zu fällen. Wir wollten keine falsche Entscheidung treffen, schließlich ging es um den Weltmeistertitel“, so Chenaille, der allerdings auch anfügte. “Das Fehlverhalten war offensichtlich.“

Der UCI-Sprecher sagte darüber hinaus, dass die Niederlande auf einen Einspruch verzichtet habe. Man habe sich die Bilder mit dem niederländischen Verband gemeinsam angeschaut und „sie haben die Strafe nachvollziehen können“, meinte er.

Das sah Eekhoff zwar – wie eingangs erwähnt – anders. Aber auch der Niederländer wollte sich letztlich auf den positiven Aspekt konzentrieren. Dass er als erstes über den Zielstrich gefahren war. “Diese besten 15 Minuten meines Lebens werde ich niemals vergessen…Und ich komme zurück!, kündigte er an.

 

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