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04.07.2019 | (rsn) – Vom härtesten Kurs aller Zeiten sprach Titelverteidigerin Annemiek van Vleuten (Mitchelton – Scott) im Hinblick auf die 30. Austragung des Giro d'Italia Femminilee, kurz Giro Rosa, der am Freitag mit einem Teamzeitfahren im Piemont beginnt.
Mit van Vleuten (2018), Anna van der Breggen (Boels – Dolmans / 2015, 2017) und Marianne Vos (CCC – Liv / 2011, 2012, 2014) finden sich drei ehemalige Siegerinnen in der aktuellen Startliste. Die Dominanz der Niederländerinnen konnte in den vergangenen zehn Jahren nur durch die mittlerweile zurückgetretenen US-Amerikanerinnen Mara Abbott und Megan Guarnier durchbrochen werden.
Und so wird auch in diesem Jahr das große Duell der Weltmeisterinnen erwartet - konkret zwischen der Straßen-Championesse van der Breggen und van Vleuten, der Regenbogentrikotträgerin im Einzelzeitfahren. Während sich van Vleuten in den letzten Wochen explizit im Höhentrainingslager die Pässe ansah, verzichtete van der Breggen völlig auf eine Kursinspektion. "Ich war nicht in Italien und kenne die Strecke bislang nur aus den Medien. Der Start mit dem Teamzeitfahren gefällt mir und mit Ausnahme des ersten und letzten Tages geht es viel bergauf. Das wird eine harte Tour", war sich die 29-Jährige sicher.
Ihre Landsfrau ist für den in Zwolle geborene Topstar von Boels – Dolmans die große Favoritin. "Annemiek ist extrem stark im Moment. Ich denke aber, dass das Favoritenfeld ausgeglichener ist als in den letzten Jahren. Man muss perfekt vorbereitet in diese Rundfahrt reingehen, nicht nur als Kapitän selbst, sondern auch die gesamte Mannschaft. Wer das geschafft hat, wird man nun in den nächsten Tagen sehen", erklärte van der Breggen, die aber auch ihre Ambitionen betonte: "Wenn man den Giro Rosa zweimal schon gewinnen konnte, dann kann man das auch ein drittes Mal."
Auch van Vleuten unterstrich die Schwere des Kurses und markierte als Highlight des Giro Rosa 2019 die Bergankunft am Gavia-Pass auf 2.652 Metern Höhe: "Das wird episch. Dort wird es zu großen Zeitabständen kommen", blickte sie voraus und betonte, sich über diesen Anstieg besonders zu freuen: "200 Tage in meiner Karriere verbrachte ich bereits in dieser Region zum Höhentraining. Ich fühle mich im Valtellina Tal richtig heimisch." Vor einem Jahr bereitete sie sich hier auf die Weltmeisterschaften in Innsbruck vor und auch für den Giro Rosa reiste sie wieder drei Wochen ins Trainingslager dorthin. Doch auf den epischen Anstieg muss sie verzichten, denn kürzlich sorgten Erdrutsche dafür, dass sich die Behörden dazu gezwungen sahen, den Pass zu sperren. Eine Ersatzroute für den fünften Tagesabschnitt haben die Veranstalter noch nicht bekannt gegeben.
"Ich bin optimal vorbereitet und extrem aufgeregt vor dem Start. Ich liebe den Giro Rosa, es ist das größte Rennen und ein wunderbares Teamerlebnis", freute sich die 36-Jährige. Mit Amanda Spratt, im Vorjahr Gesamtdritte und Lucy Kennedy verfügt sie über starke Unterstützung im Kampf um die Titelverteidigung.
Die Hoffnungen der heimischen Fans trägt Tatiana Guderzo auf ihren Schultern. Die Bronzemedaillengewinnerin von Innsbruck wurde vor sechs Jahren schon Gesamtzweite beim Giro Rosa. "Ich will gut sein. Das Rennen ist in Italien, ich bin Italienerin und werde mein Bestes geben. Vielleicht kann ich eine Etappe gewinnen und sogar das Rosa Trikot tragen", hoffte die 34-Jährige, die wohl nach den Olympischen Spielen in Tokyo ihr Rad an den Nagel hängen wird.
Neben Elisa Longo Borghini (Trek - Segafredo) und der Vorjahreszweiten Ashleigh Moolman-Pasio (CCC Liv) rückte auch die Dänin Cecille Uttrup Ludwig (Bigla) in den erweiterten Favoritinnenkreis. "Ich freue mich, als Leaderin an den Start zu gehen. Ich habe keine Zweifel, dass ich die volle Unterstützung meiner Teamkolleginnen habe. Unser Team besteht aus mehreren jungen Fahrerinnen, die erstmals am Giro Rosa teilnehmen. Das bringt zwar einige Herausforderungen mit sich, aber ich freue mich auch, meine Erfahrung mit ihnen zu teilen", so die 23-Jährige in der Aussendung ihrer Mannschaft.
Auch ein deutsches Quartett wird in die größte Rundfahrt im Frauenradsport starten. Allerdings werden Romy Kasper (Alé – Cipollini), Charlotte Becker (FDJ Nouvelle Aquintaine), Trixi Worrack (Trek – Segafredo) und Kathrin Hammes (WNT Rotor Pro Cycling) mit Teamaufgaben beschäftigt sein. Hammes, die vor kurzem die Thüringen-Rundfahrt gewann, wird vor allem auf die Sprintankünfte am ersten und letzten Tag konzentriert sein, denn mit Kirsten Wild hat die deutsche Mannschaft wohl die schnellste Sprinterin im Feld, die in ihrer Karriere schon vier Etappensiege einfahren konnte.
Die Strecke:
Mit einem 18 Kilometer langen Einzelzeitfahren nördlich von Genua beginnt die 30. Austragung. Von Cassano Spinola im Piemont geht es hinauf nach Castellania, einem kleinen Ort, der in der Radsportwelt als Geburtsort von Fausto und Serse Coppi bekannt ist. Anlässlich des 100. Geburtstags der italienischen Radsportlegende endet der Auftakt in seiner Heimat. Die zweite Etappe wird rund um Viù ausgetragen und könnte einer der wenigen Abschnitte für die Sprinterinnen sein. Gleich zu Beginn wartet mit dem Colle des Lis eine schwierige Bergwertung.
Am dritten Tag geht es von Sagliano Micca nach Piedicavallo. 104,1 Kilometer warten auf die Fahrerinnen auf einem flacheren Abschnitt, der aber am Ende bergauf führt in das verschlafene Bergdorf im Piemont. Die 4. Etappe führt dann in die Lombardei, von Lissone nach Carate Brianza, welches nur unweit vom Autodromo Nazionale di Monza, Italiens bekanntester Autorennstrecke, liegt.
Der Ersatz für die 100 Kilometer lange Königsetappe muss noch bekannt gegeben werden, da der Gaviapass nicht befahren werden kann. Ursprünglich führte die Route über den Aprica nach Bormio und von dort via Santa Caterina hinauf auf über 2.500 Meter. Am Tag darauf folgen 500 Höhenmeter auf 12,1 Kilometer im Bergzeitfahren von Chiuro nach Teglio.
Wenig Ruhepause gibt es auch an den folgenden Etappen. Der sechste Abschnitt führt von Cornedo Vicentino nach San Giorgio di Perlena wo ein hügeliges Finale nach 128,3 Kilometer wartet in der für den hochprozentigen Grappa bekannten Gegend. Die letzten Abschnitte werden dann im Nordosten Italiens ausgetragen, genauer gesagt im Friaul.
Von Vittorio Veneto geht es am vorletzten Tag nach Managio auf der längsten der zehn Etappen. 133 Kilometer entlang am Tagliamento, einem der letzten Wildflüsse der europäischen Alpen. Auf dem neunten Abschnitt wartet noch einmal eine schwere Bergankunft am Malga Montasio. 12,4 Kilometer lang ist der Schlussanstieg auf den Montasch, der eine Steigung von 7,3 Prozent im Durchschnitt aufweist. Der Schlusstag führt von San Vito al Tagliamento über 120 Kilometer nach Udine.
Die Streckenbesichtigung von WNT Rotor Pro Cycling im Video:
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